Journey To The East

Journey to the West – Eine Reise in Reimen

Wenn man 73 Stunden auf dem Hintern sitzt

Und sich im Hardseater-Abteil fast zu Tode schwitzt

Könnte man schon mal die Gedanken schweifen lassen

Und eine ganze Reise als Gedicht verfassen.

 

Reisen gefällt mir natürlich immer sehr

Doch vor einigen Tagen fiel mir der Abschied schwer

Viele Freunde musste ich in Wuhan zurücklassen

Und auch einige Helens-Specials würde ich verpassen.

 

Doch kaum hatte ich meinen vollgepackten Rucksack zugemacht

Wurde das Reisefieber entfacht.

(natürlich hatte ich die Hälfte in Wuhan vergessen

Doch davon ließ ich mich nun auch nicht mehr stressen)

 

Der Glockenturm von Xi’an

Mit Flo brach ich schließlich in Richtung Westen auf

Und sah bei einem Zwischenstopp Xi’an im Schnelldurchlauf

Ein Ticket zu den Tonkriegern konnte ich dabei leider nicht kaufen

Aber die werden mir sicherlich eh nicht davonlaufen.

 

Wir freuten uns, als wir in Lanzhou auf die Freiwilligen Maurice und Sonja trafen

Um gleich zu viert in einem Bett zu schlafen

So dachten wir, wir wären ganz schlaue Sparfüchse

Und fühlten uns leider wie in einer Sardinenbüchse.

 

Vor dem Minarett mit einem uighurischen Kumpel

Am Morgen gingen wir unser erstes chinesisches Minarett

Und erkannten: Uighuren sind eigentlich ganz nett

Zum Gebet traten wir natürlich nicht hinein

Wir wollten schließlich nicht respektlos sein!

 

Man verbeuge sich vor den besten Nudeln Chinas!

Zum Frühstück haben wir ein paar gute Lanzhou Lamian verdrückt

Und unsere Kameras vor der Lamian-Statue gezückt

Lamian-Nudeln sind übrigens die Spezialität der Region

Und an jeder Ecke gibt es dutzende Restaurants davon

 

Die Helden der Reise nach Westen (und ihre Bewunderer)

Beim Spazieren kamen uns dann plötzlich ein paar andere Statuen in die Quere

Die entpuppten sich als vier wohlbekannte Charaktere

Son Wukong, Tripitaka, Pigsy und Sandy wählten einst tatsächlich unsere Reiseroute

Und kamen uns nun als Foto-Vorbilder zugute.

 

Ob das wirklich schwimmen kann?

Am Ufer des Gelben Flusses gab es Flöße aus Ziegenhaut

Aber bei den Ticketpreisen hätte es uns fast umgehaut

Also haben wir lieber ein Speedboat genommen

Und frischen Wind auf der eigenen Haut bekommen.

 

Auf dem Nachtmarkt brodelten allerlei Leckereien in Pfannen und Töpfen

Von Grillspießen über fette Seidenraupen bis hin zu Schafsköpfen

Dummerweise wurden die Raupen nur pfundweise angerichtet

Deshalb habe ich darauf lieber verzichtet.

 

Die ganze Klosteranlage auf einen Blick

Die Busfahrt zu unserem zweiten Ziel war Nervenkitzel pur

Denn meistens rasten wir hupend auf der Überholspur

Mit Mopsgeschwindigkeit bretterten wir auf abschüssigen Wegen entlang

Und erreichten schließlich die Stadt Xiahe mit dem tibetischen Kloster Labrang.

 

Ein kleiner Mönch beim Studieren

Dieses Kloster bietet 1200 Mönchen ein Zuhaus

Und die riesige Anlage sieht ziemlich beeindruckend aus

Hier leben die Mönche in Selbstdisziplin und Bescheidenheit

Und finden zwischen Beten und Lernen zum I-Phone-Spielen Zeit.

 

Mönche beim Morgengebet

Tags darauf mussten wir in aller Frühe aufstehen

Um den Mönchen beim Morgengebet zuzusehen

Es lohnte sich jedoch, dabei zu sein

Denn der Kehlgesang ging uns förmlich durch Mark und Bein!

 

Wer auf einem Wasserbüffel reiten kann, wird wohl auch hoch zu Ross zurechtkommen (denkste)

Am Nachmittag standen die San Ke Grasslands auf dem Plan

Dort waren wir von den Pferden sehr angetan

Zwar hatte uns niemand je zu reiten gelehrt

Und trotzdem saßen wir wenig später auf einem Pferd!

 

Fast so grün wie der Windows-Desktop-Hintergrund!

So trabten wir über tiefgrüne Hügel und Wiesen

Und hofften, dass unsere Reittiere uns nicht vom Rücken stießen

Wir haben sogar einige grasende Yaks gesehen

Und konnten vor Gesäßschmerzen kaum noch gerade stehen.

 

Wir waren nicht die einzigen mit Stehticket…

Danach setzen wir unsere Reise fort

Und erfanden eine neue Art von Sport

Dauerstehen im Zug hieß die neue Disziplin

– die Garantie für eine Fahrt voller Spaß und Adrenalin!

 

So viel Leistungssport sollte sich lohnen

Denn in Zhangye durften wir einem faszinierenden Naturschauspiel beiwohnen

Im Internet hatten wir bereits die Regenbogenberge abgecheckt

Und vermuteten, dass dort Photoshop in den Bildern steckt.

 

Doch kaum hatte Touribus gestoppt

Erkannten wir  – da war nichts gephotoshoppt!

Die Berge haben nämlich wirklich in allen Farben gestrahlt

Als hätte sie jemand bunt angemalt!

 

Wie waren diese Hügel wohl entstanden?

Es dauerte nicht lange, bis wir es herausfanden:

Schleimspuren von urzeitlichen Riesenschnecken

Die sich bis heute unter den Hügeln verstecken!

 

Man merkt – die Hitze schlug uns ein wenig auf die Gehirne

Aber wir gönnten uns wenig Entspannung trotz Matschbirne

Im Biergarten schlemmten wir regionalen Joghurt, Fisch und Bier

Doch dann hieß es wieder: raus aus den Federn morgens um halb vier!

 

Das Ende der Zivilisation

Nach ein paar Stunden kamen wir in der schönsten Stadt Chinas an

– dem versmoggten Industrieloch Jiayuguan!

Als wunderschön erwies sich auch unser Hotel

Und an den Geruch von Scheiße gewöhnten wir uns auch recht schnell.

 

Erste Schritte auf der Großen Mauer

Zum Glück war unser Aufenthalt dort nur von kurzer Dauer

Aber immerhin stand ich hier zum ersten Mal auf der großen Mauer

Um genau zu sein handelte es sich sogar um ihr Ende

– dahinter gab es früher nur noch wildes und barbarisches Gelände.

 

…und auf der rechten Seite präsentierien wir Ihnen – nichts!

Die Fahrt nach Dunhuang prägte eine nachdenkliche Atmosphäre

Denn vor dem Fenster gab es nur meilenweit Sand, Staub und Leere

Im Zugabteil lernten wir ein paar nette Chinesen kennen

Die konnten uns einige fundierte Details über Minderheiten nennen:

 

„Leider ist deren Gehirn nicht so gut

Dafür haben sie Singen und Tanzen im Blut!“

An dieser Stelle sei das Urteil erlaubt

– so einen Kladderadatsch haben wir nicht geglaubt!

 

Die Aufregung stieg bei unserer Ankunft in Dunhuang

Denn diese Stadt erstreckt sich direkt an der Wüste entlang

Zuerst aber waren wir über unser Hostel recht froh

Hier fanden wir nämlich eine Waschmaschine und ein sauberes Klo!

 

Der perfekte Ort für ein gutes Feierabend-Bier?

Am Abend sind wir mal wieder auf einem Nachtmarkt gewesen

Und trafen uns mit Jason, einem deutschen Hongkong-Chinesen

Mit ihm kam uns für das Abendmahl eine tolle Idee:

Grillspieße und Bier vor den Türmen einer Moschee!

 

Frisch getrocknete Leckereien auf dem Markt

Frisch gestärkt stellten wir unter Beweis:

Auch Laowais kaufen Souvenirs nicht zu jedem Preis!

Handeln in China ist wirklich eine Kunst für sich

Und eigentlich überhaupt nichts für mich.

 

Der Nachtmarkt

Zu oft hatte man mich schon über den Tisch gezogen

– doch nochmal wurde ich nicht betrogen

Egal ob für Ohrringe, Sonnenbrillen oder eine traditionelle Kette

Im Teamwork handelten wir erfolgreich um die Wette!

 

Für den nächsten Tag planten wir, eine Nacht in die Wüste zu gehen

Doch scheinbar hatte Allah uns beim Trinken vor der Moschee gesehen

Als Strafe für unsere Unachtsamkeit

Begann morgens mitten in der Wüste die Regenzeit!

 

Da konnten wir nur leise hoffen

Dass wir später nicht auf unseren Wüstenschiffen ersoffen

Wenigstens blieb uns bis zum Abend noch ein wenig Zeit

Und so machten wir uns für die Mo Gao Caves bereit.

 

Beim Ticketschalter fand eine wahre Ungerechtigkeit statt:

Hier erhielten nur chinesische Studenten Studentenrabatt!

Zwar haben wir uns zuvor beim Handeln nicht verarschen lassen

Und mussten jetzt trotzdem unser Geld sinnlos verprassen.

 

Kurz nach dem Betreten bezweifelten wir schon

Den Wert dieser kostspieligen Investition

Die Hälfte der uralten Steinwälle

Entpuppten sich wie so oft als einzige Baustelle.

 

Dahinter hatte man hunderte Höhlen gegraben

Damit die Besucher des ehemaligen Klosters Orte zum Beten haben

Deren Wände waren durchaus reich verziert

Und mit Gemälden und Statuen aus verschiedenen Kunststilen dekoriert.

 

Die Mo Gaos liegen nämlich direkt an der Seidenstraße

Und Reisende aus aller Welt rasteten an dieser Oase

Ob Tibet, Indien, Persien oder ein anderes Ziel

– jeder hinterließ Kunstwerke in seinem eigenen Stil.

 

Viele Buddhas hatten interessanterweise ein schwarzes Gesicht

Wegen der Oxidation der Farbe bei Kontakt mit dem Tageslicht

Doch immerhin versicherte uns unsere leicht rassistische Touristenführerin:

Früher war ihre Haut „beautiful like our skin“!

 

Freiwillige resignieren vor Geldverschwendung

Als Highlight des Ganzen hat man uns noch einen Riesenbuddha präsentiert

Dessen Kopf sich auf 26 Metern Höhe im Dunkeln verliert

Vor dem Baugerüst haben wir zum Schluss für ein Foto posiert

Titel: „Freiwillige haben vor Geldverschwendung resigniert“.

 

Beim Verlassen der Höhlen nahm allerdings ein Wunder seinen Lauf

– plötzlich brach die Wolkendecke auf!

Und als wieder die sengende Sonne schien

Waren wir sicher: Allah hatte uns unsere Dummheit verziehn!

 

Da wurde in unserer Gruppe wieder die Vorfreude rege

– unserem Wüstenabenteuer stand nichts mehr im Wege!

Schnell rüsteten wir uns mit Proviant für eine ganze Wüstendurchquerung aus

Und fuhren mit unserem Guide aus der Stadt hinaus.

 

Eine deutsche Karawane

Nicht zu Fuß würden wir den Trip bestreiten

Sondern wieder einmal wollten wir auf edlen Tieren reiten

Breite Hufe, zwei Höcker und eine treuherzige Seele

– unsere Träger waren diesmal Kamele!

 

Mein treuer Träger und ich

Jeder durfte auf seinen persönlichen Partner zeigen

Und dann etwas unsicher in den Sattel steigen

Ich brauchte nicht lange, bis ich meine Entscheidung machte

– mein Kamel war das, das immer nur ans Essen dachte!

 

Erster Blick auf die Sanddünen

Endlich versetzte der Führer dem Leittier einen Stoß

Und unsere kleine Karawane trabte in Richtung Sanddünen los

Obwohl ich meinem Partner zwar fürs Tragen sehr dankte

Musste ich doch zugeben, dass er beim Gehen ziemlich schwankte.

 

Wüstengräber

Über eine Einöde voller Wüstengräber ritten wir voran

Und hielten am Fuße der größten Sanddüne an

Hier bauten unsere Guides unsere Zelte auf

Und wir kletterten in flirrender Hitze die Düne hinauf.

 

Sandverwehungen beim Aufstieg auf die Düne

Im Handumdrehen war unser ganzer Proviant sandig

Und vom Schwitzen fühlten wir uns recht schmandig

Doch oben angekommen musste ich mir eingestehen

– so einen Ausblick hatte ich noch nie zuvor gesehen!

 

Endlich oben angekommen!

Bis zum Horizont nur glitzernder Sand

Wie ein bergiger unendlicher Strand

Und über dem weite entfernten Dunhuang

Erstrahlte ein wahrhaft atemberaubender Sonnenuntergang.

 

Den Ausblick auf der höchsten Düne genießen bis zum letzen Sonnenstrahl

Dieses epische Panorama erschien uns derart genial

Dass selbst Tomaten, Zwieback und Aprikosen schmeckten wie das reinste Festmahl

Still genießend lagen wir im warmen Sand

Bis die Sonne vollends vom Himmel verschwand.

 

Sonnenuntergang in der Wüste – ein beeindruckendes Schauspiel

Der kühle Wind der Nacht machte uns wieder munter

Und wir rannten mit ausgebreiteten Armen die Düne hinunter

Da man glücklicherweise im Sand immer weich fällt

Erreichte jeder einigermaßen unbeschadet sein Zelt.

Such den Drachen im Bild!

Unten haben wir uns ein authentisches Plastikflaschen-Lagerfeuer gebaut

Und gespannt in den leider bedeckten Himmel geschaut

So verpassten wir nicht, wie die Wolken für einen Moment auseinanderzogen

Und ein paar Sternschnuppen freigaben, die durch die Finsternis flogen.

 

Der erste Sonnenstreifen am Himmel

Die Nacht im Zelt dauerte nicht lang

In aller Frühe warteten wir auf den Sonnenaufgang

Bald glühte am Horizont der erste Feuerstreifen schon

Und entwickelte sich zu einer gewaltigen Farbexplosion.

 

Unsere Kamele warten schon geduldig

Auf unseren Kamelen ritten wir zurück zur Stadt

Und waren nach dem Abenteuer erst einmal platt

Trotzdem mussten wir die Investition nicht bereuen

Sondern durften uns über eine Erfahrung freuen.

 

Ein bisschen Kulturprogramm sollte aber auch heute drin sein

Also stiegen wir in ein Taxi Richtung Altstadt ein

Bei unserer Ankunft haben wir allerdings unseren Augen nicht getraut

– die komplette „Altstadt“ war vollkommen neu gebaut!

 

Das war wohl nichts!

Dafür zahlten wir nicht auch noch den vollen Eintrittsbetrag

Und so dachte der arme Taxifahrer wohl, die Laowais hätten einen Hitzeschlag

– die haben nämlich vor dem Eingang nur missgelaunt für ein Foto posiert

Titel: „Freiwillige hätten sich besser im Voraus informiert“!

 

Nach dem Abschied von Jason setzten wir unsere Reise fort

Und hielten zwischendurch in Shulehe, einem verschlafenen Ort

Dort wurden wir beinahe von Fliegenschwärmen gefressen

Immerhin haben wir selbst ebenfalls gut gegessen.

 

Anschließend freuten wir uns auf eine bequeme Nacht im Hardsleeper-Abteil

Doch hier erwartete mich ein kleines Unheil

In meinem Bett hatte sich bereits eine Schreckschraube breit gemacht

Und die zu verscheuchen war nicht so leicht wie gedacht.

 

Die beste Art, die Mittagshitze in Tulufan zu überstehen

Trotzdem verließen wir am Ende gut entspannt die Eisenbahn

In der heißesten Stadt Chinas – Tulufan!

Das Areal liegt 154 Meter unter dem Meeresspiegel

Und ist als zweittiefst gelegener Ort der Welt ein richtiger Schmelztiegel.

 

Die Hitze wurde zusätzlich durch einen Minderheitenaufstand angeschürt

Der hatte zum Tod von über dreißig Menschen geführt

Für große Bedenken blieb uns jedoch keine Zeit

Man begegnete uns nämlich mit viel Interesse und Freundlichkeit.

 

Auf dem Basar in Tulufan

Lediglich unser Hotel war ein bisschen mies

Unser Zimmer glänzte mit dem Charme von einem Gefängnisverließ

Der Putz bröckelte schon seit Jahren von den Wänden

Und zum Putzen schien man wenig Energie zu verschwenden

 

Handgefertigte Teppiche

Dass wir hier schnell raus wollten war klar

Darum verschlug es uns bald auf den großen Basar

Da konnte man meinen, man hätte die letzte Haltestelle verpennt

Und befand sich auf einmal mitten im Orient!

 

Man hätte uns sicher fast für Einheimische halten können!

In einer ausgebrannten Halle wurden Teppiche, Karaffen und Stoffe für die angepriesen

Die sich nicht von Nüssen und Trockenobst verführen ließen

Auch wir jagten natürlich nach dem einen oder anderen Schnäppchen

Und ersteigerten uns ein paar traditionelle Uighurenkäppchen.

 

Ein warmes Mittagessen erhielten wir leider nicht

Weil für Uiguren im Juli der Ramadan anbricht

Tagsüber muss man sich als Muslim in Enthaltsamkeit messen

Und darf erst ab halb neun wieder trinken und essen.

 

Familienfoto vor dem Minarett

Das nahm mein Magen zwar nur ungern in Kauf

Trotzdem brachen wir ohne ihn zu füllen zum Emin-Minarett auf

Dessen idyllischer Garten eignete sich ausgesprochen gut

Für einen fragwürdigen Photoshoot mit Burka und Uighurenhut.

 

Auf dem Heimweg passierten wir vollbehängte Weinreben

Und konnten im alten uighurischen Viertel traditionelle Kultur erleben

In den Gassen waren viele spielende Kinder zu sehen

Und zwischen den flachen Lehmhäusern standen immer wieder kleine Moscheen.

 

Die Straße säumten schattenspendende Bäume und ein Wasserlauf

Auf den stellten die Anwohner ihre Betten und Sofas drauf

Die Frische des Wassers diente während der heißen Tage

Als eine Art natürliche Klimaanlage.

 

Auch sonst wurde der Kanal fleißig genutzt

Es wurde gewaschen und Teppiche geputzt

Während andere träge die Füße ins kühle Nass hingen

Oder eine Runde planschen gingen.

 

Neue Freunde auf dem Weg zum Abendessen

Nach Dämmerung stimmten alle zu, dass wir etwas zu essen brauchten

Und gingen zum Basar, wo jetzt überall Grillfeuer rauchten

Lamian und Grillspieße hatte man wie immer vorzüglich gemacht

Aber eines hätte ich nie gedacht:

 

Lammspieße frisch vom Grill

Es mag ein bisschen paradox klingen – ich weiß:

Doch ich war in China und vermisste Reis!

Wegen der Trockenheit kann man dessen Anbau im Westen vergessen

Und muss stattdessen tonnenweise Nudeln essen.

 

Die stärkten uns dennoch für den nächsten Tag

An dem ein Hardcore-Touri-Programm vor uns lag

Gleich vier Ziele hatten wir uns ausgesucht

Und uns dafür unseren eigenen Chauffeur gebucht.

 

Zuerst brachte er uns nach Jiaohe, eine riesige Ruinenstadt

Die man mitten auf einem ungeschützten Plateau gebaut hat

In der Mittagssonne wurde uns der Grund für den Untergang der Bevölkerung klar

– nämlich, dass sie bei lebendigem Leibe gekocht worden war!

 

Weil die Gebäude mehr und mehr an Gestalt verlieren

Fiel es schwer, ihre ursprüngliche Funktion zu interpretieren

Trotz allem gefiel uns der Besuch sehr

Denn wann ist ein Haufen Geröll schon mal so spektakulär!

 

Nr. 2 auf der Liste – das „Karez Paradise“

Entpuppte sich leider als ziemlicher Scheiß

Wir hofften, man würde uns hier das unterirdische Bewässerungssystem der Region zeigen

Und die Chance bieten, selbst einmal hinunterzusteigen

 

Traubendiebe im Karez-Paradise!

Da hatten wir allerdings falsch gedacht

– man hatte aus dem ganzen nur ein überteuertes Museum gemacht

Wenigstens wurden im Garten Trauben angebaut

Von denen haben wir ohne schlechtes Gewissen geklaut.

 

Beim Entlangbalancieren auf den Ruinen

Die darauf folgenden Gaochang-Ruinen, die sich kaum von Jiaohe unterschieden

Wurden offenbar von Besuchern gemieden

Denn anstelle von lärmenden Touristenscharen

Ließen wir uns als einzige Knallköpfe in der Hitze garen.

 

Die Flammenden Berge…

Danach haben wir unser Programm ein wenig gestrafft

– bei den flammenden Bergen haben wir es nur bis zum Eingang geschafft

Im Internet hatte ich zuvor gelesen

Hier waren auch die Helden der Reise nach dem Westen einmal gewesen.

 

…und wieder einmal die Helden aus der Reise nach Westen

Irgendwann wurde hier ein ewiges Feuer entfacht

Und Son Wukong hat es mit seinem magischen Fächer wieder ausgemacht

Doch trotz des Affenkönigs gemeinnütziger Mühen

Schien das Gebirge noch heute zu glühen.

 

Geglüht haben nach dem Ausflug auch unsere Schuhe

Deshalb gönnten wir uns erst einmal ein wenig Ruhe

Im Café unter Weinreben kehrten wir abends ein

Und gönnten uns ein Gläschen von Chinas bestem Wein.

 

Schneebedeckte Berge auf der Fahrt nach Urumqi

So endete unser Aufenthalt mit einem Genuss

Und weiter ging es nach Urumqi mit dem Bus

Die Fahrt führte uns vorbei an grünen Wiesen und Feldern

Vorüber an Wüsten, schneebedeckten Bergen und Wäldern.

 

Auch in Urumqi wurden die Laowais herzlich willkommen gehießen

Angesichts des Verkehrs beschreibt man Urumqi wie folgt am besten:

Das gleiche Chaos wie Wuhan, nur weiter im Westen

Da fühlte ich mich natürlich gleich wie zuhause

Trotzdem machten wir hier nur eine kurze Pause.

 

Wir nahmen einen der Busse, die die Leute in die Berge brachten

Um einmal in einer kasachischen Jurte zu übernachten

An der Endstation galt es nur ein Problem zu überwinden

– wie zum Geier sollten wir eine solche Jurte finden?

 

Zum Glück hat sich gleich bei den ersten Befragten herausgestellt:

Die besaßen selbst so ein traditionelles Zelt!

Scheinbar hatten wir sofort die Richtigen entdeckt

Und wurden mit Kind und Kegel in ein Auto gesteckt.

 

Als wir am Fuße eines Berges in einer Jurtensiedlung eintrafen

Wollten wir selbstverständlich nicht gleich in unserer Jurte schlafen

Stattdessen gingen wir wandern an der frischen Luft

Und genossen die Stille und den Tannenduft.

 

In einer Klamm folgten wir einem kristallklaren Bachlauf

Und kletterten die Felsen an reißenden Wasserfällen hinauf

Irgendwann schickten wir uns jedoch schleunigst zum Nachhauseweg an

Weil es plötzlich zu regnen begann.

 

Tropfnass und frierend beendeten wir unser kleines Abenteuer

Und wärmten uns in der Jurte am heimeligen Feuer

Doch bevor wir uns in eine der vielen Decken hüllten

Mussten wir überlegen, wie wir unsere hungrigen Mägen füllten.

 

Da Pan Ji – das war einmal ein ganzes Huhn

Im Jurten-Shop nebenan hatten wir Pferde- und Kamelmilch entdeckt

Beides hat nur dummerweise furchtbar sauer geschmeckt

Also gaben wir unseren Gastgebern etwas zu tun

Und bestellten „Da Pan Ji“, ein ganzes Huhn.

 

Beim Festmahl in der Jurte

Das unglückliche Tier wurde direkt vor der Jurte gefangen

Und dann ist man ihm stilecht an die Gurgel gegangen

Auch wenn man auf dem Teller dann einige Überraschungen gefunden hat

Fühlten wir uns nach dem Festmahl mehr als nur satt.

 

Ein fürstliches Nachtlager

Unsere Kraft reichte gerade noch für eine Kissenschlacht

Dann haben wir uns ein fürstliches Nachtlager zurechtgemacht

Bei Kasachen-Pop und dem knisternden Feuer konnte uns nicht wohler sein

Und bald schliefen wir bei leisem Trommeln der Regentropfen ein.

 

Morgens wurden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt

Und schon war die Abenteuerlust wieder angesteckt

Hinter der Jurte taten wir unser Tagewerk:

Steig vor dem Frühstück auf einen Berg!

 

Etwas außer Atem schaffte ich es bis zum Gipfel

Und blickte hinab auf steile Täler und Tannenwipfel

Für einen Moment setzte ich mich mitten in die blühende Wiese

Und atmete durch in der belebenden Sommerbrise.

 

Hier oben war es endlich mal weder zu kalt noch zu heiß

Und zu meinen Füßen wuchsen sogar ein paar seltene Edelweiß

Im Hintergrund erschallte gelegentlich Ziegengezeter

– jetzt fehlten eigentlich nur noch Heidi und Peter!

 

Zur Belohnung für so viel Morgensport

Bekamen wir eine unerwartete Spezialität vom Ort

Endlich mal ein richtig guter, kalter Salat

– in einem salathassenden Land eine kleine Wohltat!

 

Vor dem Internationalen Basar

Guter Dinge konnten wir nach Urumqi zurückreisen

Und unseren Neuankömmling Simon willkommen heißen

Mit ihm erkundeten wir den internationalen Basar

Der leider nicht mehr als eine langweilige Touri-Shopping Mall war.

 

Eine junge Verkäuferin

Die Nacht-Basare erwiesen sich da als weit bessere Adressen

Durch die sich jeden Abend Massen von Menschen pressen

Hier brüllten sich gegenseitig die Marktschreier an

Dass man bei ihnen die beste Ware kaufen kann.

 

„Natürliche“ Medizin: aufgerollte Schlangenhäute, Igelfelle und Schafsschädel für die Hausapotheke

Die Düfte aus allerlei bunt gefüllten Säcken

Luden ein, die Nase in die verführerischen Gewürze zu stecken

Mit getrockneten Eidechsen, Schlangenhaut und Hirschgeweihen

Vermochte man sich von jeglichem Leiden zu befreien.

 

Endlich wieder die Ohren frei!

Hin und wieder haben selbst wir Chinageprüfte gestutzt

An der Ecke wurden einem sogar die Ohren geputzt!

Und als Beweis, dass die Behandlung funktioniert

Wird dem Kunden stolz eine Sammlung Ohrenschmalz präsentiert.

 

Unsere vorletzte Zugfahrt in unser westlichstes Ziel Kashgar

Stellte schließlich noch ein ganz besonderes Erlebnis dar

Zuerst dachten wir aber, das wird nicht so toll

Denn das Hardseater-Abteil war mal wieder gerammelt voll.

 

Abwechslungsreiche Landschaften auf der Zugfahrt

Platzangst durfte man hier offenbar nicht besitzen

Man schlief sogar ohne Probleme unter den Sitzen

Auch die Lunge sollte nicht allzu empfindlich sein

Denn durch die geöffneten Fenster wehte unablässig Wüstensand herein.

 

Wer ans Ende des Zugs kommen will, braucht starke Nerven!

Beim Wasserholen musste man die Ellenbogen einzusetzen wissen

Da sich die Leute sich wie am Wasserloch in der Savanne um das kostbare Gut rissen

Das ging so weit, dass manche das Wasser einfach vergaßen

Und ihre Instant-Nudeln im Notfall trocken aßen.

 

Etwas eingeschüchtert von all diesen ungewöhnlichen Dingen

Fragte ich mich: musste ich hier wirklich 26 Stunden verbringen?

Letztendlich verbrachten wir aber doch eine gute Zeit

Denn plötzlich standen wir im Zentrum der Aufmerksamkeit.

 

Viele nette Bekanntschaften auf der Reise

Fernab von unseren Einsatzstellen übten wir uns im Freiwilligendasein

Und setzten uns für den Austausch zwischen den Kulturen ein

Der neugierigen Menge zeigten wir europäisches Geld

Und erklärten, wie sich das mit dem Wechselkurs verhält.

 

Im Gegenzug hat man uns uighurisch beigebracht

Das sich von Chinesisch unterscheidet wie der Tag von der Nacht

Vor allem die Älteren haben oft nie Chinesisch studiert

Zeigten sich aber am Englischlernen hochinteressiert.

 

Da hat wohl jemand meinen Zeichenblock gefunden…

Irgendwann hat ein Junge meinen Zeichenblock gefunden

Und begann, meine Skizzen zu erkunden

Bald hatte ich all meine Werke an die Kinder im Zug verteil

Und wurde daraufhin von einer neuen Aufgabe ereilt:

 

…stolzer Besitzer eines 5-Minuten-Gekritzels

Auf einmal bekam ich Zeichenaufträge bis spät in die Nacht

Und um ein Haar hätte ich kein Auge zugemacht

Dennoch haben wir mit diesen Menschen viel gelacht

Und sie haben uns eine außergewöhnliche Zugfahrt eingebracht.

 

Nicht für alle endete die Reise in Kashgar

Wenig später folgte dann schon

Die Ankunft in Kashgar, unserer finalen Destination.

In unserem Hostel erholten wir uns bestens

Und erlebten noch einmal in vollen Zügen die Kultur des chinesischen Nordwestens.

 

Frisches Schafsfleisch – garantiert „halal“ (nach muslimischer Art) geschlachtet

In den Straßen haben wir interessiert betrachtet

Wie man ein Schaf nach muslimischer Art schlachtet

Ob es danach in der prallen Sonne hängt, scheint wohl egal

– Hauptsache, das Fleisch ist „halal“!

 

Fast wie deutsches Brot!

Köstlich schmeckte dafür das allzeit frische „Naan“

Dem muslimischen Brot wird ein besonderer Stellenwert zugetan

Ich hätte besser nicht versehentlich einen Krümel auf den Boden geschmissen

Denn wer so etwas Wertvolles fallen lässt, wird ordentlich zusammengeschissen!

 

Ein Meer von Mützen

Die meisten Menschen waren übrigens in traditionelle Mode gekleidet

Die sich deutlich von dem für uns gewohnten Bild unterscheidet

Und meistens aus farbenfrohen Kleidern, Kopftüchern und Käppchen bestand

– hier hatten nur die dummen Touris auf dem Kopf einen Sonnenbrand!

 

Freitagsgebet vor der größten Moschee Chinas

Als Höhepunkt sind wir freitags für die größte Moschee Chinas getreten

In der zu dieser Zeit über zehntausend Muslime beten

Wer seinen Teppich vergisst, muss nebenbei nicht nachhause laufen

Sondern kann sich mal eben einen Einmal-Gebetsteppich kaufen.

 

Abendstimmung in Kashgar

Schließlich genossen wir ein letztes Mal das bunte Treiben der Nacht

Und traten dann unsere letzte große Reise an – so war’s zumindest gedacht

Gemeinsam wollten wir unser Kulturweit-Projekt anstreben

Und 73 Stunden quer durch China im Hardseater überleben.

 

Doch das Schicksal versetzte uns einen Schlag

– Flo war krank am Abreisetag!

Darum sind die anderen mit ihm vorerst in Kashgar geblieben

Doch ich konnte meine Abreise nicht verschieben.

 

Am Bahnhof vor der letzten großen Reise

Ich wollte noch ein paar andere Freunde in China sehen

Und muss meinen Trip nun alleine durchstehen

Darüber folgen noch ausführliche Berichte

Aber das ist eine ganz andere Geschichte!

 

Jedenfalls habe ich trotz ewiger Zugfahrten und Hitzeschlag-Gefahren

Eine ganz neue Seite von China erfahren

Regenbogenberge, Wüsten, Moscheen und wildes Unterholz

– Son Wukong wäre jetzt sicher auf uns stolz!

 

Angesichts meiner tollen Begleiter und vielen aufregenden Tagen

Kann ich mich wirklich nicht beklagen

Nun fallen mir langsam keine Reime mehr ein

Deshalb lasse ich es mit folgendem Fazit sein:

 

Unsere persönliche Reise nach dem Westen

Gehört bisher ungeschlagen zu meinen allerbesten!

Danke an meine tollen Mitreisenden in den Westen – es war ein legendäres Erlebnis!

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