Journey To The East

Quer durch China Finale: Chinas Grand Canyon und ein Hauch von Tibet

Mit letzter Kraft bewältigten Simon und ich den Weg vom Bahnhof zum Hostel, in dem wir Theresa und Julian trafen. Die Wiedersehenspläne, die wir schon vor einer gefühlten Ewigkeit auf dem Zwischenseminar geschmiedet hatten, waren tatsächlich Realität geworden. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Bereit zum Feiern fühlte sich allerdings keiner von uns wirklich. Simon und ich hatten alle verfügbaren Energiereserven aufgebracht und dennoch galt es noch eine wichtige Frage zu klären: wie ging es denn nun weiter? Eine genaue Vorstellung davon schien nämlich noch keiner von uns zu haben. Zu allem Überfluss mussten wir am Nachmittag bestürzt feststellen, dass es keinerlei verfügbare Zugtickets mehr zurück in die Heimat gab. Das Frühlingsfest forderte seinen Tribut – hunderte Chinesen, die am Ende der Ferien ebenfalls nachhause wollten, waren uns zuvorgekommen. Das bedeutete, dass wir einen Tag vor Ende unserer Reise darum pokern durften, kurzfristig freigeschaltete Fahrscheine zu ergattern. Bis kurz vor knapp nicht zu wissen, wie und ob wir überhaupt rechtzeitig nach Wuhan kamen – eine nicht gerade verlockende Vorstellung.

Trotz aller Wiedersehensfreude waren wir am Tiefpunkt der Reise angelangt. Hatten wir uns vielleicht ein bisschen übernommen? Warum hatten wir uns nur nicht früher um die Planung gekümmert? Wären drei Wochen quer durch China nicht vielleicht genug gewesen? Diese Fragen drückten mir ähnlich unangenehm wie drei Pott chinesische Tütensuppe auf den Magen, als ich von den Strapazen der langen Zugfahrt ausgelaugt ins Bett fiel.

Als die Sonne jedoch nach einer unbeschreiblich erholsamen Nacht auf mein Gesicht fiel, schienen alle Probleme gleich ein bisschen in den Hintergrund zu rücken. Uns blieb noch eine Woche Zeit, China zu entdecken, und die würden wir nun auch nutzen! Also ignorierten wir fürs Erste gekonnt die Tatsache, dass das erfolgreiche Ende unserer Reise nach wie vor in den Sternen stand und machten uns auf zu unserem nächsten Abenteuer in Chinas öffentlichen Verkehrsmitteln. Schon wieder eine Zugfahrt? Nicht ganz. Wer braucht schon einen Zug, wenn man auch einen Nachtbus nehmen kann! Nachtzüge gab es nämlich keine und wir wollten ja keinen Tag verlieren. Ob das eine so tolle Idee war, bezweifelte ich in dem Moment, als ich in den Bus stieg und den ersten Atemzug Bus-Luft einsog. Da hätte ich am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht und mir schnellstmöglich eine der in China heißgeliebten Atemmasken besorgt.

Noch frohen Mutes im Nachtbus

Logischerweise zogen sich die Passagiere ihre Schuhe aus, als sie sich in ihr zugeteiltes Bett legten, und anscheinend hatte so mancher Passagier entweder vergessen, sich die Füße zu waschen oder vor seiner Ankunft einen Marathon-Lauf bewältigt. Mit leicht verzerrter Miene tauchte ich zwischen den eng aneinandergestellten Bett-Reihen unter löchrigen, lustig verfärbten Socken hindurch und quetschte mich in meine eigene Schlaf-Koje. 1,70 Meter für einen 1,90-Meter-Laowai. Die Maße kamen mir irgendwie bekannt vor.

Wenigstens veranstalteten unsere Mitfahrer nach der Abfahrt nicht so viel Radau wie im Hardseater nach Kunming. Kaum verwunderlich angesichts der Tatsache, dass sich in der Liege-Batterie sowieso niemand bewegen konnte. Diese Bewegungsunfähigkeit nutzte der Busfahrer jedoch eiskalt aus, um uns mit dem Begrüßungsvideo zu traktieren. Wieder. Und wieder. Und wieder. Irgendwann gab ich es auf, zu zählen, wie oft ich nun schon die äußerst beruhigende Animation von zwei grundlos explodierenden Bussen gesehen hatte. Da half eben nur eins: Augen (und Nase und Ohren) zu und durch. Leichter gesagt als getan, aber immerhin beschloss der Busfahrer irgendwann, dass sich die Sicherheitshinweise nun eindringlich genug in unsere Gehörgänge gebrannt hatten.

So brauste bald ein Bus voller unsäglich schnarchender Chinesen und vier Freiwilligen durch die Dunkelheit, allein auf entlegenen Straßen, wo weit und breit kein anderes Auto, geschweige dem die Lichter einer Stadt erkennbar war. Eine gute Sache hatte meine Schlaflosigkeit aber definitiv: auf diese Weise verpasste ich immerhin nicht den großartigen Sternenhimmel draußen vor der angeschlagenen Scheibe. An den Abermillionen winzigen Leuchtpunkten und entfernten Galaxien konnte ich mich trotz meiner hoffnungslosen Übermüdung kaum sattsehen.

Wie nach einem verrückten Traum erwacht standen wir auf einmal mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken im Morgengrauen an einer Straßenbiegung mitten in unserem ersten Zielort: Lijiang mit seiner zum Weltkulturerbe gekürten Altstadt. Mitten in jener Altstadt versteckte sich irgendwo unser Hostel – aber das zu finden, gestaltete sich um einiges komplizierter, als wir uns vorgestellt hatten. Wie groß konnte so eine Altstadt schon sein! Nun ja, diese hier gehörte nun mal zu den am besten erhaltenen in ganz China. Dementsprechend kämpften wir uns durch ein verschachteltes Labyrinth von engen Gassen und Kanälen ohne jegliche Anhaltspunkte. Ein Hostel reihte sich an das andere und nach einiger Zeit überlegten wir, einfach auf gut Glück eines davon auszuprobieren. Doch plötzlich schien das Ende unseres Umherirrens in Sicht: vor uns lag das „Mama Naxi“. Dummerweise das falsche. Hätten die mit der Wahl ihrer Namen nicht kreativ genug sein können, damit es nicht zu derartigen Verwechslungen kommt?

Eine hilfsbereite Mitarbeiterin begleitete uns allerdings den gesamten Weg bis zum richtigen Hostel. Nach einer Stunde Orientierungslosigkeit sollten wir unsere Wahl nicht bereuen. Wie die meisten anderen Gebäude der Altstadt war auch das Mama Naxi Nr. 2 um zwei Innenhöfe herum gebaut und großzügig mit hölzernen Ornamenten und mythologischen Figuren ausgestattet. Zwei Hollywoodschaukeln luden außerdem dazu ein, den Rest des Tages faul den Bauch in die Sonne zu strecken. Nichts da! Nach dem Tief in Kunming wollten wir jetzt wieder etwas vor die die Kamera bekommen – und dazu bot die Altstadt zahlreiche Möglichkeiten. Eine Flasche frischen Yak-Milch-Joghurt schlürfend schlenderten wir an malerischen, aus dunklem Holz gezimmerten Häusern vorbei und überquerten zahlreiche Brücken, die über kleine, klare Wasserläufe führten. Venedig-Feeling in China. Mal abgesehen davon, dass anstatt dem Geruch von Tümpel und Taubenscheiße ein leichter Frühlingsduft in der Luft lag, denn überall hatten Blumen und Ranken begonnen, zu blühen und die grauen Mauern zu überdecken. Dazu gesellten sich die Aromen von allerhand Gewürzen und Früchten, die auf einem alten Markt feilgeboten wurden.

Ein fahrbarer Obststand – immer wieder verlockend

Überall rote Lampions

Venedig in China

Ob der wohl auch auf dem Markt versteigert wurde? Ich hätte ihn gleich gekauft!

Die Straßen waren erfüllt von einem bunten Getümmel und wir genossen es, uns entspannt von der Menge treiben zu lassen, bis wir am Nachmittag einige Stufen an einem Hügel hinauf quälten, um einmal einen Blick von oben auf die Altstadt zu werfen. Ein Meer von geschwungenen Ziegeldächern breitete sich erhaben unter den entfernten schneebedeckten Bergen in der Ferne aus und führte meine kindische Hälfte beinahe in Versuchung, wie ein Ninja über die Dachfirste zu rennen und von Haus zu Haus zu springen. Was uns in den nächsten beiden Tagen erwartete, würde sich jedoch halsbrecherisch genug gestalten, um diese Idee schnell wieder zu verwerfen.

Über den Dächern der Altstadt von Lijiang

Früh am folgenden Morgen stiegen wir in einen kleinen Tourbus und zuckelten zum Einstieg der Tigersprungschlucht. Der gestaltete sich weniger atemberaubend, als ich mir das vorher ausgemalt hatte. Immerhin gilt die Schlucht als eine der tiefsten Schluchten der Welt und wird auch als „Grand Canyon Chinas“ angepriesen. Für eine solch vielversprechende Beschreibung begann die Klettertour allerdings einigermaßen gemäßigt. Unter bewölktem Himmel verließen wir das Dorf, in dem wir angekommen waren und spazierten durch leicht ansteigende Reisterrassen. Bei einem derart angenehmen Auftakt bot sich immerhin genug Gelegenheit, unsere neuen Weggefährten näher kennenzulernen. Im Bus hatten wir Bekanntschaft mit Konstanze, einer aufgeweckten deutschen Praktikantin und Trigg, einem Amerikaner, der aus einer Hippie-Familie entstammte und normalerweise seinen Alltag in einer chinesischen Kleinstadt vollkommen ohne Englisch bewältigen musste, geschlossen. Ach ja, und dann gab es da noch den Einheimischen, der uns unschuldig grinsend auf seinem Esel verfolgte und geduldig darauf wartete, dass unsere Füße zu qualmen begannen.

Unser treuer Esel-Reiter

Grüne Reisterrassen am Eingang der Schlucht

Wenn das so weiterging, konnte er lange warten. Dachten wir uns sahen uns auf einmal mit den 28 Serpentinen konfrontiert. Die hatten es tatsächlich durchaus in sich, insbesondere wenn man einen Rucksack mit sich zu schleppen hat. Immer wieder trafen wir auf andere fröhliche Wandergruppen, die ihren persönlichen Eselreiter wie einen freundlich kreisenden Geier nach sich zogen. Konstanze entschloss sich schließlich dafür, das Esel-Taxi zu testen – dem Rest von uns brannten auf dem höchsten Punkt der Tour ordentlich die Schenkel. Von da an jagte ein heißerwartetes Panorama das andere. Im Angesicht der gigantischen, beinahe senkrecht abfallenden Felswände kam ich mir so klein vor wie selten zuvor und fühlte eine urtümliche Ehrfurcht vor der hier allgegenwärtigen Kraft der Natur.

Weit unten glitzerte weiß und blau der reißende Fluss, der sich über viele Jahrtausende in den Fels gefressen hatte und über uns wälzten sich dramatisch düstere Wolkentürme über die schneebedeckten Berggipfel. Es hätte kein epischeres Wetter für eine Exkursion über steile Steinpfade und entlegene Wanderwege geben können! Mal passierten wir verschlafene Dörfer, mal stolperten wir durch im Wind rauschende Bambuswälder und Nadelbaum-Gruppen oder marschierten durch karge, unberührte Felslandschaften.

Das Flusstal weit unter uns

Wolkenverhangene Berggipfel

Kurz bevor das letzte schwache Sonnenlicht hinter den Bergen erlosch, erreichten wir schließlich eine kleine Siedlung und mieteten uns für die Nacht im Halfway-Hostel ein. Mit zittrigen Beinen schafften wir es gerade noch, uns um einen der Tische im Esszimmer zu versammeln und unser wohlverdientes Abendessen zu bestellen. Ich kann nur versichern – nach einer derart herausfordernden Klettertour in einer warmen Stube ein üppiges, fantastisch zubereitetes Menü mit seinen Freunden und treuen Wanderkumpanen zu genießen, gehört wohl zu den besten und lohnendsten Erlebnissen überhaupt! Dicht gefolgt von einem Besuch der Panorama-Toilette des Hostels, gegen deren Aussicht selbst mein BBB einpacken muss.

Wolken zum Greifen nahe

Die zweite Hälfte unserer Wanderung durch die Tigersprungschlucht sollte die Erfahrungen des vergangenen Tages jedoch abermals übertrumpfen. Am Morgen beobachtete ich von der „Inspiration Terrace“ des Hostels aus fasziniert, wie weiße Wolkenfetzen direkt unter mir durch die Schlucht glitten. Der Anblick inspirierte mich beinahe dazu, wie Son Wukong auf eine der Wolken zu springen und sie zu bändigen. Da die ausgefranzten Dinger allerdings einen recht eigenwilligen Eindruck machten und nebenbei noch ein Mords-Tempo vorlegten, schloss ich mich doch lieber wieder meiner Wander-Gemeinde an. Sicher ist sicher.

Ein Wasserfall direkt auf unserem Weg

Obwohl von sicher eigentlich nicht die Rede sein konnte. Leichter Nieselregen verwandelte die Steinplatten, auf denen wir entlang balancierten, teilweise in gefährliche Rutschpartien und ein gewaltiger Wasserfall stürzte schäumend direkt auf den engen Pfad. Während ich von Stein zu Stein hüpfte und Wassertropfen mein Gesicht benetzten, versuchte ich nicht daran zu denken, dass mich ein falscher Tritt dem Grund der Schlucht schneller näherbrachte, als mir lieb war. Hatte Lonely Planet uns nicht sogar erzählt, dass bereits einige unvorsichtige Wanderer hier in die Tiefe gestürzt waren? Immer schön weiterlaufen. Unser riskantes Jump’n‘Run-Spielchen fand seinen Höhepunkt, als wir auf eine weitere Hügelkuppe stiegen und auf einen Felsvorsprung hinaustraten. Ich breitete die Arme aus, lehnte mich nach vorne dem Abgrund entgegen und – wurde von einer heftigen Böe getragen, die mir entgegenwehte und mich nicht fallen ließ. Unablässig peitschte mir der Wind ins Gesicht, heulte übermütig um den Felsvorsprung und hob mich beinahe vom sicheren Boden. So fühlte sich also Freiheit an.

Steile Klippen – eine Einbahnstraße ins Flusstal

Mutprobe des Tages: die Sky Ladder

Klopfenden Herzens setzten wir unseren Trip fort, von nun an immer tiefer in das Flusstal hinab. Nächster Stopp: die Stromschnellen im Flusstal. Doch um die zu erreichen, mussten wir erst einmal (Eintritt zahlen und) einen gewohnt risikoreichen Abstieg direkt an der Felswand entlang wagen. Mutprobe des Tages: eine 25 Meter lange Leiter, die senkrecht nach unten führte. Nach dem Sky Drop nun also die Sky Ladder. Dieses Mal allerdings komplett ohne Sicherheitsbügel und Wirbelstrombremsen, die den Fall aufhalten konnten. Immer nur schön einen Fuß unter den anderen auf die nächste metallene Querstrebe setzen und möglichst nicht nach unten schauen – oder nach oben, es sei denn, man möchte einen Blick auf den Hintern des Nachfolgers werfen.

Mit ordentlich Adrenalin im Blut gelangten wir endlich am Tigersprung-Felsen an, dem Stein, an dem einst ein Tiger über den Fluss gesprungen war und mit seinen kraftvollen Hinterläufen die Schlucht auseinandergedrückt hatte. Von dem Tiger mit den Superkräften fehlte zwar jede Spur, doch seine Macht schien sich immer noch in der Naturgewalt der Wasserströme wieder zu spiegeln. Reinweiße Wassermassen erbrachen sich in nie enden wollenden Kaskaden, explodierten in wütenden Schaumkronen und schienen die Schlucht noch weiter auseinander drängen zu wollen. So viel unbändige Energie in Kontrast zu den statischen Bergmassiven – eine überwältigende Kombination.Ein wenig überwältigte uns leider auch die Tatsache, dass wir hier in einer Sackgasse steckten. Den ganzen Weg bis zur geteerte  Straße mussten wir auch wieder hinaufkraxeln, und zwar ziemlich zügig, weil oben der nächste Bus nicht ewig auf uns warten würde. Dummerweise konnte ich weit und breit kein Eseltaxi finden (und fand erst später heraus, dass es sogar so etwas wie eine Esel-Taxi-Hotline gab), sodass wir noch einen letzten, schweißtreibenden Gewaltmarsch zurücklegten und schließlich völlig hinüber, aber zufrieden in den Bus krochen. Von Konstanze und Trigg verabschiedeten wir uns zwar vor der Abfahrt, doch die nächsten tollen Wegbegleiter waren schnell gefunden.

Kulturweit in der Tigersprungschlucht

Blick aus dem Fenster des Busses

Auf der Fahrt weiter in die Berge kamen wir mit dem schlichtweg liebenswürdigen Koreaner Jason und den Zwillingen Colleen und Molly aus Minnesota ins Gespräch und die  forschungsbegeisterten Amerikanerinnen zogen mich mit ihren umwerfenden Lebensgeschichten bald in den Bann. Gerade einmal 22 Jahre alt, untersucht Colleen Minderheiten in China, während Molly durch ganz Asien tourt und hin und wieder an verschiedenen biologischen Projekten teilnimmt. Dadurch erfuhr ich beispielsweise, dass in der Kultur der lokalen Naxi-Minderheit die Frauen das Sagen haben und wie man in einem bestimmten Gebiet eine Bestandsaufnahme der ansässigen Krabbeltiere durchführt. Man lernt eben nie aus. Ganz nebenbei stellte sich heraus, dass die zwei Schwestern trotz (oder vielleicht gerade wegen) aller Intelligenz die Meisterwerke des japanischen Filmmachers Hayao Miyazaki mindestens genauso verehrten, wie ich selbst, sodass wir schnell eine unsichtbare Bande geschlossen hatten. Ganz hatte Molly die exakt gleiche Idee für die Betitelung ihres Blogs wie ich – nur das dieser in ihrem Fall tatsächlich „Journey To The West“ heißt, weil sie ja über den Pazifik nach Asien gereist war.

Unsere Gruppe blieb deshalb weiterhin bestehen, als wir die Schwelle zum Paradies übertraten. Zum zweiten Mal auf meiner Reise gelangte ich nach Shangri-La, ein beschauliches Städtchen mitten auf einer Art Hochplateau im Gebirge. Den vielversprechenden Namen trägt die Stadt übrigens erst seit 2001. Er bezieht sich auf das fiktive Shangri-La aus dem Roman „Lost Horizon“ von James Hilton und sollte das Tourismus-Geschäft ankurbeln. Ungefähr so, wie als würde man irgendein altes Schloss in Schottland plötzlich Hogwarts nennen, nur dass Shangri-La tatsächlich eine Art Magie auszustrahlen schien.

Tanz auf der Straße

Als unsere kleine Abenteurer-Gesellschaft auf der nicht gerade einfachen Suche nach einem Ort zum Abendessen durch die Gassen der Altstadt spazierte, wehte uns ein Hauch von Tibet entgegen. An einem erleuchteten tibetischen Gebets-Türmchen flatterten bunte Gebets-Flaggen im winterlichen Wind und versprachen der Umgebung Glück und Wohlstand. Etwas weiter entfernt auf einem großen Platz erschallte laute tibetische Musik und ein Haufen Menschen in allen Altersklassen hatte sich zu einem großen Kreis zusammengefunden, um gemeinsam einen Tanz zu veranstalten. Trotz knurrender Mägen und schmerzender Füße ließen auch Molly, Jason, Theresa und ich uns vom Rhythmus mitreißen und mischten uns unter das tanzende Volk. Bei so viel Hin- und Herspringen war die klirrende Kälte schnell vergessen, aber alsbald mussten wir weiterziehen, um endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Schließlich lag ein weiterer anstrengender Tag hinter uns konnten ein wenig Energie gut gebrauchen.

Während wir in den dunklen Straßen umherirrten, loderte eines der letzten Frühlingsfest-Feuerwerke über uns, gefolgt von friedlicher Stille und einem völlig zauberhaften Augenblick.  Ein wenig orientierungslos gelangten wir auf eine gepflasterte Kreuzung zwischen den Holzhäusern und überlegten, welche Abzweigung wir wohl nehmen sollten, da bemerkten wir, dass wir direkt vor den Mauern eines leicht erhöht gelegenen Klosters gelandet waren. Die gesamte Anlage erstrahlte golden unter dem blass leuchtenden Mond, der gerade durch die Wolken brach. Ein leichtes, feines Schneegestöber hatte eingesetzt und plötzlich begannen die Mönche irgendwo aus den Tiefen des Klosters mit ihren kehligen, markerschütternden Stimmen zu singen. Nicht nur über meinen Rücken jagte in diesem Moment ein Gänsehaut-Schauer. Ein perfekter, für immer unvergesslicher Moment.

Fürsorglicherweise hatte sich Colleen in der Zwischenzeit erfolgreich darum bemüht, ein geöffnetes Restaurant zu finden. Ein wahrer Glückstreffer, wie sich bald herausstellte. Zur Einstimmung goss man uns dampfenden Yak-Butter-Tee ein, der uns von innen wärmte und mit seinem recht süßlichen, ausfüllenden Aroma ziemlich ein ziemlich außergewöhnliches Geschmackserlebnis darstellte. Noch außergewöhnlicher gestaltete sich aber für uns das darauf folgende Festmahl. Zu den üblichen Beilagen (bestehend aus Tomaten-Rührei, Kartoffelstreifen, Kohl und gebratener Aubergine) probierte ich zum ersten Mal in meinem Leben Yak-Fleisch in verschiedenen Variationen. Nun ja, zugegebenermaßen hatte mir Sandra zuvor bereits ein Stück getrocknetes Yak-Fleisch als Proviant mit auf die Reise gegeben, aber das ließ sich kaum vergleichen mit der intensiven Note der frisch gebratenen und luftgetrockneten, geschmorten Äquivalente, die in etwa so schmeckten, wie als hätte man eine Kuh mit einem Wildschwein gekreuzt.

Jedenfalls gab uns dieses deftige Abendmahl ordentlich Kraft, sodass wir noch einige Zeit in unserer netten Runde zusammensaßen und dabei unter anderem einen Crash-Kurs in Minnesota-Dialekt erhielten (was lustigerweise ungefähr so klingt wie ein Deutscher, der versucht, amerikanischen Slang zu imitieren). Am Ende hatte mir der Laoban (zur Erinnerung: Chef) sogar erlaubt, beim Yak-Butter-Stampfen zu helfen. Angesichts der danach überall an den Wänden verteilten Buttermasse hätte er sich das vielleicht lieber zweimal überlegen sollen. Doch auch wenn wir viel zu lachen hatten, waren wir am Ende froh, mit gut gefüllten Bäuchen unter unsere Heizdecken zu schlüpfen.

Yak-Butter-Tee für alle!

Frisch geröstetes Yak-Fleisch

Gestärkt vom Abendessen

Als großes Finale unserer Reise wollten wir an unserem letzten Tag gemeinsam ein tibetisches Kloster besuchen. Colleen hatte sich am Vorabend von einem lokalen Forscher-Kollegen die beste Route dorthin beschreiben lassen und übernahm für uns den Job als Exkursionsleiterin. Bald erreichten wir die äußeren, verlassenen Straßen der Stadt, wo wir kaum noch Menschen begegneten. Nur eine verwilderte Schweinefamilie stolzierte uns über den Weg und einige zottelige Yaks sahen argwöhnisch von ihrem Frühstücks-Grasbüschel auf, als die bunt gemischte Truppe an ihnen vorbeimarschierte. Schließlich ließen wir die letzten, weiß getünchten Häuser hinter uns und fanden uns plötzlich mitten auf einer weiten Ebene wieder, die sich bis zu den Bergen erstreckte.

Unter strahlend blauem Himmel wanderten wir über die karge, trockene Fläche, die einzigen Menschen weit und breit, nur begleitet von einer stetigen, frischen Brise kristallklarer Luft und den hin und wieder vorüberziehenden Schatten der Wattebausch-förmigen Wolken. Zugegebenermaßen, ganz alleine waren wir auch wieder nicht, denn irgendwoher mussten die in rauen Mengen herumliegenden Pferdeäpfel ja kommen. An und in einer Ansammlung von kleinen, flachen Seen grasten friedlich dutzende Ponys, die sich von uns überhaupt nicht stören ließen. Nachdem wir ein paar riesige, an Klappstühle erinnernde Holzkonstruktionen (vermutlich zum Trocknen von Stroh) passiert hatten, überquerten wir einen Hügel und standen unverhofft in einem hauptsächlich von Mitgliedern der tibetischen Minderheit besiedelten Dorf.

Das Grasland von Shangri-La

Ein Pony im Tümpel

Und noch unverhoffter saßen wir ein paar Minuten später um einen niedrigen Tisch im sonnenbeschienen Innenhof eines Hauses versammelt und bekamen frischen Yak-Butter-Tee eingeschenkt. Wie es dazu gekommen war? Molly und Julian hatten sich beim Fotos schießen hinter ein Eingangstor gewagt und waren prompt auf eine lokale Geburtstagsparty eingeladen worden. Da man eine solch gastfreundliche Einladung kaum abschlagen will, befanden wir uns nun inmitten der Feierlichkeiten und konnten gar nicht so ganz fassen, wie uns geschah. Um uns herum wuselten Frauen in traditionellen, weinroten Gewändern und tischten uns selbst zubereitete Leckereien auf, die Männer spielten lärmend Majiang und man schien sich köstlich zu amüsieren. Vom Geburtstagskind fehlte zwar jede Spur, dafür stieß Jason auf die dreijährige Prinzessin des Hauses, die (verständlicherweise) innerhalb kürzester Zeit einen Narren an dem liebenswerten Koreaner gefressen hatte und gar nicht mehr von seiner Seite weichen wollte.

Auf der tibetischen Geburtstagspary

Jason und seine Prinzessin

Später durften wir sogar das Innere des Gebäudes betreten und uns zu dem in eine prachtvolle Uniform gekleideten Ältesten setzen. Welch Ehre für uns dahergelaufene Ausländer! Da die meisten Mitglieder der tibetischen Minderheit im Gegensatz zu den Han-Chinesen nicht nur zum Frühlingsfest fromme Buddhisten sind, hingen in der Stube einige religiöse Artefakte, darunter auch ein Portrait des Dalai Lama. Das würde man selbst bei einem gläubigen Han-Chinesen nicht finden, denn der Dalai Lama ist lediglich der spirituelle Anführer der tibetischen Volksgruppe und nicht aller Buddhisten. Einfach gesprochen verkörpert er einen Erleuchteten, der (anstatt ins Nirvana überzugehen und damit den Zyklus der Wiedergeburten zu durchbrechen) unter uns verweilt, um den Menschen an seiner Weisheit teilhaben zu lassen und ihnen damit zu einem glücklichen, harmonischen Leben verhelfen soll. Der jetzige Dalai Lama, Friedensnobelpreisträger Tendzin Gyatsho (richtig, Dalai Lama ist kein Name, sondern ein Titel), entstammt angeblich einer langen Reihe an freiwilligen Wiedergeburten, ließ aber bereits verlauten, dass er als Nummer 14 der letzte sein könnte, weil er die Institution als ausgedient ansieht.

Das Portrait vom Dalai Lama in der Wohnung

Als das auf großen Empörung unter den Gläubigen stieß, verkündete er, dass die tibetischen Buddhisten selbst abstimmen sollten, ob es eine weitere Wiedergeburt geben wird oder nicht. Außerdem deutete er an, dass sein Nachfolger vielleicht ein Mädchen sein wird und in einem freien Land zur Welt kommen wird. Wie gemeinhin bekannt, kontrolliert derzeit die Volksrepublik die Region Tibet, weswegen Seine Heiligkeit ins Exil flüchten musste. Die damit verbundenen Aufstände und Unruhen schienen im beschwingten Treiben der Geburtstagsfeierlichkeiten allerdings nur wie ein entfernter böser Traum. Schließlich bekam die Gesellschaft sogar Besuch von einem ehrwürdigen Mönch in purpurroter Robe und feschen Nikes, was uns daran erinnerte, dass wir ja eigentlich ein Kloster besichtigen wollten.

Also bedankten wir uns tausend Mal bei unseren lieben Gastgebern und zogen weiter – begleitet von der glücklich umher hüpfenden Prinzessin des Hauses. Nur die starken Hände des Vaters vermochten das bitter weinende Mädchen von ihrem heißgeliebten Jason zu trennen. Ein herzerweichendes Spektakel. Vor den Mauern des riesigen Klosterkomplexes angelangt, bogen wir wieder einmal hübsch neben dem Haupteingang ab und umrundeten die Hälfte der Anlage. Immer wieder kamen uns Gruppen von fröhlich winkenden und singenden Menschen entgegen und steckten uns mit ihrer guten Laune an. Einige schwangen mitunter Gebetsketten und direkt vor der Hintertür warfen sich zwei Gläubige demütig immer wieder zu Boden. Immerhin hatten sie ihre Knie mit Jute-Säcken gepolstert. Durch die Wohnhütten der Mönche arbeiteten wir uns zu dem hohen, festungsartigen Haupt-Tempel vor. Im Schatten der weißen Rückwand hieß uns ein kleiner Mönch willkommen, der regungslos in seine Kutte gehüllt im Schnee stand und uns aus listig blitzenden Augen beobachtete. Ob er wohl ahnte, woher wir gekommen waren?

Ein kleiner tibetischer Mönch (danke an Theresa für dieses fantastische Bild)

Als wir um die Ecke bogen, stellten wir fest, dass wir vor dem prächtigsten Kloster standen, das ich je gesehen hatte (zugegebenermaßen ist die Liste allerdings auch nicht besonders lang). Ich konnte einfach nicht anders, als ehrfürchtig zu den golden glänzenden Stuckdächern mit den im Sonnenlicht reflektierenden Spitzen und Tierstatuen hinaufzuschauen und dabei dank vor Staunen weit geöffnetem Mund sicher einen wahnsinnig lächerlichen Eindruck zu machen. Kaum hatte ich das große Haupttor durch einen wallenden Vorhang betreten, klappte mir die Kinnlade noch weiter herunter. Eine Explosion von farbenprächtigen, filigranen Ornamenten, aufwändigen Mustern, und knallbunten Malereien von sagenhaften Wesen und Heiligen schwappte mir entgegen. Im zweiten Stockwerk wanden sich meisterhaft geschnitzte Drachen um die tragenden Säulen und ich sah den gigantischen Buddhas, die im Erdgeschoss saßen, direkt in ihre gütigen und zugleich gebieterischen Gesichter. Von einer Empore aus konnte man darüber hinaus einen Blick zwischen die zahlreichen von der Decke hängenden, fein bestickten Stoffbahnen werfen. Dort unten gingen die Mönche ihrem täglichen Gebet nach, legten Opfergaben nieder, meditierten, sangen, lachten miteinander – und spielten gelegentlich mit ihren I-Phones unter der purpurnen Kutte. Man muss ja schließlich auch im Kloster die Nachrichten aus aller Welt mitverfolgen.

Ein alter Mönch lauscht den Raben

Nicht alle Mitglieder der Glaubensgemeinschaft hatten dafür jedoch ein Smartphone nötig. Auf der Dachterrasse fiel mir ein uralter Mönch auf, der an die Brüstung zwischen den goldenen Rehstatuen lehnte und gedankenverloren in die Ferne zu den Schneebergen sah. Kultur-Expertin Colleen erklärte mir später, dass der Gute nicht einfach nur die Sicht auf Shangri-La und die einzigartige Landschaft genoss, sondern Kontakt zu den Raben aufnahm. Die schwarzen Vögel zogen zuhauf über den schimmernden Dächern ihre Kreise und gelten in der tibetischen Kultur als noch höhere Wesen als die Menschen selbst. Sie erzählten dem aufmerksam lauschenden Mönch von Ereignissen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.  Vielleicht hätte ich den guten Mann auch einmal fragen sollen, was die Zukunft wohl für uns bergen würde, denn so hätten wir vielleicht die größte Schnapsidee unserer gesamten Reise umgehen können.

Der Eingang zum Tempel

Knallbunte Türbehänge

Was treiben die Mönche wohl da unten?

Detailverliebte Dachgestaltung

Elefanten-Gargoyle vor dem Berg-Panorama

Ein letzter Blick auf die Kloster-Anlage

Immer noch hingerissen verließen wir die Klosteranlage, sahen ein letztes Mal zu den Turmspitzen zurück und mussten schweren Herzens Abschied von Colleen, Molly und Jason nehmen. Seltsam, dass manche so wunderbare Menschen uns nur für eine so kurze Zeit begleiten und uns trotzdem das Gefühl geben können, dass wir uns schon ein Leben lang kennen. Doch wohl oder übel trennten sich unsere Wege, als Julian, Simon, Theresa und ich zum zweiten Mal in einen Nachtbus nach Kunming kletterten. Wir hatten gedacht, wir stellten uns besonders schlau an und buchten das Familienbett im hintersten Teil des Busses, weil wir dort sicherlich mehr Platz hatten, um uns breit zu machen. Zu Beginn schien der Plan aufzugehen – bis wir bemerkten, dass das Familienbett für fünf und nicht für vier Personen ausgelegt war. Das war wohl ein Griff ins Klo – dachte sich sicher vor allem der bemitleidenswerte Chinese, der sich an der ersten Haltestelle direkt zwischen die vier einzigen Laowais im Bus quetschen musste. Der Arme rührte sich den Rest der Fahrt nicht einmal, um seine Decke überzuwerfen und starrte nur verdrießlich nach vorne, ohne ein Auge zu schließen.

Zurück in Kunming waren wir uns einig: nie wieder Familienbett! Wenigstens hatten wir auch die zweite Fahrt abgesehen von einigen Beinahe-Nervenzusammenbrüchen unbeschadet überstanden und freuten uns darauf, uns erst einmal ausgiebig im Hostel zu erholen. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass wir immer noch keine Zugtickets in unsere Heimatstädte besaßen. Lediglich Simon ergatterte sich das letzte Stehticket nach Wuhan, wir anderen sahen uns gezwungen, einen nicht gerade günstigen Flug zu buchen. Selber schuld, wer sich nicht rechtzeitig darum kümmert – immerhin durfte ich nun behaupten, auf meiner Tour wirklich jedes existente öffentliche Verkehrsmittel Chinas genutzt zu haben.

Sonnenuntergang nach einem entspannten Tag in Kunming

Julian und Simon traten ihre letzte Reise bereits am nächsten Morgen an, während Theresa und ich uns noch einen entspannten Tag auf der Sonnenterrasse unseres Hostels machten. Dabei hatten wir noch die Ehre, den Weißrussen Roman kennenzulernen, einer der meiner Meinung nach verrücktesten Typen überhaupt. Der zeigte uns in beeindruckenden Kamera-Aufnahmen, wie er mit kaum Geld in der Tasche durch die Weltgeschichte tourte und allerhand abgefahrene Experimente wagte. Die meiste Zeit schlief er bisher auf irgendwelchen Hausdächern, schlich sich als Frau verkleidet in eine Moschee im Iran und plante nun, ein Boot zu stehlen und auf dem Mekong durch Laos zu paddeln. Verrückt, auf welch unglaubliche Geschichten man gelegentlich stößt! Die Menschen, die man beim Reisen trifft, sind eben mindestens genauso faszinierend, wie die Dinge, die man sieht. Und egal, was man sieht, es sind die Menschen, die uns entlang des Weges begleiten, die diese Dinge zu wirklich unvergesslichen Erlebnissen machen.

Die noch geschlossene Rose von Jericho

Trotz allem war ich glücklich, wieder mit dem Flieger in Wuhan zu landen, wo ich von schönstem Frühlingswetter empfangen wurde. Nach vier Wochen immer unterwegs ohne Verschnaufpause konnte ich endlich meinen zugleich geliebten und gehassten Rucksack in die Ecke pfeffern und meine Mitbringsel im Zimmer ausbreiten. Zu meiner riesigen Hirnkoralle vom Strand auf Sanya gesellte sich ein Stein aus einem chinesischen Friedhof, eine R2D2-Bambusflöte aus Yangshuo und ein brauner, verdorrter Rankenbüschel aus der Tigersprungschlucht. Der erblühte in einem ordentlichen Wasserbad tatsächlich zu einer Rose von Jericho, einer Pflanze, die sich nach völliger Austrocknung wieder zu entfalten vermag. Eine ähnliche Verwandlung, wie wenn man nach einer Fahrt mit dem Nachtbus wieder in seinem eigenen Bett schlafen darf.

Außerdem freute ich mich unglaublich darüber, meine Freunde in Wuhan wiederzutreffen und mich mit ihnen über die vergangenen Tage auszutauschen. Denn zu erzählen gab es genug. Noch nie zuvor hatte ich in so kurzer Zeit so viele aufregende Orte entdeckt und fantastische Dinge erlebt – Zauberberge, Reisterrassen, florierende Casinos, fliegende Drachen und Feuerwerk am Frühlingsfest, der Blick aus dem Freefall-Tower 484 Meter über Guangzhou, auf gefährlichen Pfaden in der Tigersprungschlucht bis zum weiten Grasland von Shangri-La, einer tibetischen Geburtstags-Party und einem zauberhaften Kloster. Experiment „Quer durch China“ – ein voller Erfolg.

Tang Yuan – ein letzter Kraftschub fürs neue Jahr!

Zugegebenermaßen schwirrte mir nach so vielen Abenteuern und unvergesslichen Eindrücken ganz schön der Kopf und meine Reserven waren fürs Erste ausgeschöpft. Doch jeder Schritt, jede Entbehrung und selbst jede der 26 Stunden im Zug nach Kunming hatte sich letzten Endes voll und ganz gelohnt. Zusammen mit David und Flo tankte ich am Laternenfest, dem letzten Tag der Frühlingsferien neue Energie, als wir bei einer Freundin von David zum „Tang Yuan“ essen eingeladen wurden. Diese süße Suppe mit sesamgefüllten Reisklößen stellt üblicherweise das letzte gemeinsame Mahl dar, das eine chinesische Familie am Frühlingsfest zusammen einnimmt, bevor sie sich trennt und alle wieder ihre eigenen Wege gehen. Eine Art letzter Kraftschub fürs neue Jahr. Der kam genau richtig, denn der nahende Frühling in Wuhan würde noch einiges zu bieten haben. Langeweile in meiner chinesischen Heimatstadt? Niemals!

Egal, welche Dinge man auf einer Reise zu sehen bekommt – es sind die Menschen, die uns entlang des Wegs begleiten, die diese Dinge zu unvergesslichen Erlebnissen machen!

 

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