Die Story mit der Matratze

Die Meisten von euch haben es wahrscheinlich schon (mehr als einmal, Sorry dafür!) gehört: In meiner Wohnung schläft es sich schlecht. Und das liegt nicht etwa an meiner Mitbewohnerin, die das Geheimnis, wie man eine Tür leise schließt, wohl noch nicht gelüftet hat. Oder an der Kolonie Stechmücken, die hier irgendwo eine Brutstätte gigantischen Ausmaßes gegründet haben muss, zumindest meinem anhaltenden Blut- und Schlafverlust nach zu urteilen, obwohl ich jede Woche mindestens zwei dieser Viecher erschlage…

Nein, das Hauptproblem liegt ganz woanders: nämlich auf meinem Bettgestell! Es liegt dort inzwischen sogar doppelt, und wird dadurch nicht besser, im Gegenteil! Die Matratzen in dieser Wohnung sind so alt, dass sie die Konsistenz von Zuckerwatte haben: Da, wo man zubeißt, bzw. sich drauflegt, ist plötzlich nichts mehr. An allen anderen Stellen (um im Bild zu bleiben: Im ganzen restlichen Gesicht) dafür umso mehr.

Meine Schlafsituation ähnelte also im Prinzip einem großen V. Was für ein paar Wochen ganz ok war, hatte schließlich Konsequenzen: Ich wachte mit Kopfschmerzen auf, war andauernd müde und schlecht gelaunt. (Nebenbei bemerkt: Das ist auch der Grund, warum ich nichts geschrieben habe.)

Nach dem Zwischenseminar (Was für herrliche Matratzen im Hotel! *Schwärm!*) war klar: Eine neue Matratze muss her, und zwar noch heute!
Praktischerweise liegen auf dem Weg zu meiner Arbeit gleich drei (!) Matratzenläden. Also schnell die Preise halb auf Arabisch, halb auf Englisch erfragt, und die Möglichkeit des Transports geklärt – Ich kann ja schlecht mit einer Matratze auf dem Kopf durch halb Amman laufen, da werde ich ja zum Tagesgespräch^^ Außerdem werden die Dinger überraschend schwer, wenn es gefühlte 100 Stufen den Berg hinauf geht…

Mein in der Türkei geschultes Handelsgeschick versagte jedoch kläglich: Keinen Cent (oder Piaster, oder Qirsch, das ist hier nicht so ganz klar…) ging er mit dem Preis runter. Aber immerhin hatte er Mitleid mit meiner Situation und brachte mir die Matratze sofort nach Hause, obwohl ich nicht genügend Geld dabei hatte. Sie wurde einfach hinten auf den Pick-Up gepackt; ein Teenager, der in der Nähe herumlungerte, sprang mit drauf und hielt sie fest.

5 Minuten später fiel ich mit zwei fremden Arabern unangekündigt in unsere Wohnung ein – zum Glück war meine Mitbewohnerin in ihrem Zimmer und kam nicht gerade aus der Dusche! Die Matratze passte und der Händler gab mir „Special for you!“ einen Monat Zeit, sie zu bezahlen. Ich sollte vorbeikommen, wann immer ich gerade Lust hätte, das mit dem Geld sei nicht so eilig. Er akzeptierte nicht einmal einen Ausweis oder Ähnliches als Pfand sondern entgegnete: „I trust you!“ Naja, immerhin wusste er ja auch, wo ich wohne…

Zwei Tage später hielt ich es dann nicht mehr aus, und ging brav meine Schulden bezahlen. Wie zu erwarten wurde ich natürlich gleich auf einen Pappbecher Tee eingeladen und über meine familiäre Situation ausgefragt. Dass ich hier als Mädchen ohne meine Familie wohne, schien ihn ziemlich zu beunruhigen, und als ich von dem geplanten Besuch meiner Eltern an Weihnachten berichtete, bot er mir gleich 2 Matratzen für die beiden an. (Und für alle Freunde, die ich hier eventuell haben könnte – wirklich sehr geschäftstüchtig^^)

Nach dem vielleicht eine Viertelstunde dauernden Gespräch, kam dann auch die obligatorische Frage: „You have Facebook?“ Bei dem Versuch, ihm zu erklären, dass ich mich bemühe, nur „Freunde“ zu adden und keine fünfminutigen Bekanntschaften, fiel mir auf einen Schlag auf, dass sowohl dem Englischen als auch dem Arabischen das Wort „Bekannter“ fehlt – und damit auch das ganze Konzept, zwischen Freunden und Bekannten unterscheiden zu können.
Der Meinung dieses Händlers nach waren wir ja jetzt inzwischen schon Freunde, also könne ich ihn doch ruhig adden… Das hatte ich auch schon früher gehört, teilweise schon nach dem Schießen eines Fotos am Strand und vielleicht 5 ausgetauschten Sätzen!

Ich habe ihn dann auf jeden Fall erst einmal mit meiner E-Mail-Adresse vertröstet, und wahrscheinlich wird wohl noch der eine oder andere Becher Tee dabei herausspringen, schließlich liegt der Matratzenladen wie oben schon erwähnt auf meinem täglichen Weg zur Arbeit…

Und nun Gute Nacht und schlaft schön! 😉