Der Rest ist eine nachträgliche Rekonstruktion der Ereignisse aus dem Gedächtnis, da für weitere Aufzeichnungen entweder die Ruhe, die Motivation oder einfach nur eine feste Schreibunterlage gefehlt haben:
Kurz vor unserem Aufbruch geht es noch einmal hoch auf die Sanddüne, ein bisschen Arabisch schreiben und Unterricht im Spurenlesen. Wo ist der Fuchs langgelaufen, in welche Richtung und wie frisch sind die Spuren? All das weiß A. von Kindheit an. Er und seine 12 Geschwister (zumindest die männlichen davon, denn Frauen haben in der Wüste nichts verloren) kennen die Wüste und ihre Bewohner. Und möchten auch nie im Leben von dort weg!
Man kann sie schon verstehen. Das Leben in der Wüste hat etwas. Auch wenn wir nur 2 Tage dort waren. Etwas bleibt hängen, viel intensiver als nach einem dem üblichen Strand-Urlaub in Südeuropa. Auch die Nacht unter den Sternen, zu dritt unter zwei dicke Ziegenhaar-Decken gekuschelt, im Sand und völlig alleine. Wieder völlig still. Ein paar Kometen und Sternschnuppen. Die Milchstraße funkelt über uns. Man sieht außerordentlich viele Sterne, fast wie auf dem offenen Meer.
Es gibt überhaupt sehr viele Ähnlichkeiten zwischen einer Wüstentour und einem Segeltörn. Die Ruhe, die prinzipielle Lebensfeindlichkeit der Umgebung, die Nähe zur Natur… Nicht umsonst wird das, was am nächsten Morgen einfach mitten in unser Lager spazierte, auch „Wüstenschiff“ genannt.
Ich saß gerade wieder oben auf meinem Beobachtungsposten auf den Felsklippen (der Rest schlief noch), als plötzlich ein aufgezäumtes Kamel ohne Reiter zwischen den Zelten stand! Schnell kletterte ich wieder runter, um ein paar Fotos zu schießen. Da stand plötzlich ein zweites da; dieses Mal ein wildes, extrem scheues und vor allem weißes (!) Tier!!! Schnell weckte ich C. und wir gingen auf Foto-Safari. Da war eine ganze Herde hinter der Düne! Leider alle sehr schreckhaft, aber ein paar stolze Schnappschüsse sind uns doch gelungen. 😉
Dann gab es Frühstück, supersüßen frischen Tee und während A. zum Gebet ging (es war Freitag) stiegen wir hinauf zu einer kleinen Quelle, die ein paar Felder am Dorfrand mit Wasser versorgt. Dort saßen schon zwei Teenager mit iPods und hüteten die Ziegen. Sofort wurden wir zum Tee eingeladen, natürlich mit Ziegenmilch, und die Verwandtschaftsbeziehungen zu unserem Guide erörtert. In so einem Dorf kennt jeder jeden! Ein Freund, der später noch dazu kam, zeigte mir zum Abschied, wie man ein typisches Beduinen-Kopftuch bindet, dass die dort alle wegen der Sonne tragen. Sah zumindest besser aus als meine vorherige Tuch-um-den Kopf-Wickel-Lösung! 😀
Und schon war es auch schon Zeit zu gehen, der Jett-Bus wartet schließlich nicht! Aber stop! Da war doch noch was! Wenn man schon mal in der Wüste ist, sollte man sie nicht verlassen ohne zumindest mal kurz auf einem Kamel geritten zu sein. Gut, dass A. noch schnell einen Nachbarn/Verwandten/Bekannten anrufen konnte, der zufällig gerade eines vorrätig hatte.^^ Also wir beide rauf aufs Kamel und ne Runde gedreht. Ist eigentlich gar nicht so anders als ein Pferd, nur viel höher und vieeel lässiger. Wenn es fressen will, dann frisst es halt. 😀
Nach kurzem, aber herzlichen Abschied (Nein, er will kein Geld, auch nicht fürs Essen, Freunde von Freunden sind schließlich auch Freunde und wir hätten jetzt eine Familie in Wadi Rum!), ging‘s mit dem Taxi (auch ein Freund^^) zurück nach Aqaba, wieder in letzter Minute in den Jett-Bus, und ohne weitere erzählenswerte Zwischenfälle zurück nach Amman.
Gute Nacht!
- Das war Charlottes Sicht der Dinge während der zwei Tage im Jeep.
- So sieht hier wohl eine ganz normale Weggabelung aus…
- Die Felsen waren noch lange danach richtig warm – hätte man sogar drin schlafen können…
- Das eine Loch dient als Handyablage, das andere scheint gerade groß genug für mich zu sein – Also ausprobiert! (Die Aufforderung „Schau doch nicht so verkrampft!“ war echt die Höhe! 😀 )
- Ziegen findet man in diesem Land einfach überall, man wird sie nicht los!
- Mit „Beduin – Style – Kopftuch“, noch nass vom Quellwasser und die perfekte Abkühlung!
- Eine der natürlichen Felsbrücken im Wadi Rum – von oben sieht sie relativ stabil aus!






