Mit einem lauten Rattern setzt sich der Zug in Bewegung. Die dicken,schwarzen Rauchwolken verbieten es mir noch einen letzten Blick auf Tallinns Altstadt zu erhaschen.
Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich – ein junges Mädel begibt sich ganz alleine auf die erste eigene Reise ihres Lebens. Ohne Russischkenntnisse, jedoch mit Käsebroten und einem englischen Metroplan im Gepäck machte ich mich per Bahn auf nach Moskau. 14 Stunden sollte der ganze Trip dauern. Doch mit jedem Kilometer mehr, die wir durch estnische Wildnis bummelten wurde ich ruhiger. In meine Abteil saßen außer mir nur Russen – irgendwie ein schönes Gefühl. Ich wurde jedoch als Ausländerin herzlich aufgenommen und von allen Seiten auf Russisch zugetextet. Ein junger Student aus St.Petersburg versuchte mir die Wortwitze der alten Damen auf Englisch zu vermitteln. Solch übermäßige Offenheit war nach drei Monaten estnischer Zurückhaltung schon. Kurz vor der estnischen Grenzstation wurde es dann plötzlich ruhiger und sämtliche Karten- und Picknickrunden verschwanden wieder in den Taschen und Koffern – so schnell wie sie eben aufgetaucht sind. Ziemlich zügig war die Kontrolle passiert und wir konnten über eine Zugbrücke und ein Meer aus Maschendraht und Warnlichtern nach Russland einfahren. Dort wartete schon ein Rund-um-Check auf uns. Ein Grenzbeamter wollte mir fast nicht glauben,dass ich mit Brille noch die gleich Person wie in meinem Pass bin.Bis wir wieder losrollten vergingen fast zwei Stunden.
Nachdem ich einige Minuten alle kyrillischen Schriftzeichen inspizierte, die an meinem Fenster vorbeiflogen, war ich motiviert. So habe ich mir als Betthupferl noch das russische Alphabet gegönnt.
Mit der Dämmerung wurden Schlafmasken und Ohropax hervorgeholt, die Sitze zurückgeklappt und fleißig losgeschnarcht. So träumte auch ich von russischen Bliny mit Smetana, dem großartigen Ballett und vielem mehr. Und eh ich wieder aufwachte war es nur noch eine Stunde bis nach Moskau. Dort warteten dann zwei liebe Mädels auf mich, die mich erst einmal mit einem Russland-Grundversorgungspaket wie Zugticket, Metroticket, Geld und natürlich vielen Tipps ausstatteten. Kurze Verschnaufpause und dann ging es auch schon los ins Getümmel.
Doch dazu bald mehr…

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