Õpetaja,kui palju kilomeetrit on veel?

Frau Lehrerin, Frau Lehrerin, wie viele Kilometer sind es noch?

Wem kommt dieser Satz denn nicht bekannt vor. Und so dauert es auch bei uns im Bus nicht lange. Gerade haben die Klasse 5a inklusive Lehrerinnen und mir den Wandertag gestartet.In einem kleinen Bus geht es Richtung Võru, was in einem noch saftigerem Grün erstrahlt, als der Rest Estlands. Durch dunkle Wälder und vorbei an feuchten Wiesen, auf denen schon die ersten blauen Kornblumen im Wind wiegten. In der Ferne konnte man einen Blick auf den großen und den kleinen Eierberg erhaschen (An.d.R.: das Gebirge in Estland und die einzige Erhebung im ganzen Baltikum, enspricht einem Hügel von 318m ü.Msp.)

Nachdem die Anzahl der verbleibenden Kilometer nun immer interessanter wurde und es auch im Bus ganz schön stickig wurde, waren wir auch schon da.

Rein vom äußerlichen fällt es nicht auf, dass es sich bei Võru um eine größere Stadt in Estland handelt. Vielleicht war ich  auch einfach nur irritiert davon, dass unser Bus auf Schotterweg und vor einem Holzhaus stoppte. Doch wir waren richtig: Jetzt ging es in das F.R.Kreutzwaldi-Museum. Dieser Herr (mit deutschen Wurzeln) schuf mit seinem Kalevipoeg das Nationalepos für Estland und wird deswegen auch heute noch stark bewundert. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es die F.R.Kreutzwaldi-Straße und in einem bisschen größeren sogar eine Statue. Worum es im Kalevipoeg geht, dass habe ich immer noch nicht ganz verstanden, jedoch möchte ich das gerne mal noch lesen. Falls meine Estnischkenntnisse irgendwann dafür ausreichen sollten- ansonsten muss halt doch eine deutsche Übersetzung her. Bei der estnischen Führung durch das luxuriöse Wohnhaus der Kreutzwaldi-Familie habe ich sogar erstaunlich viel verstanden. Aber vielleicht weil das Võruer Estnisch etwas langsamer ist. Überhaupt gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen der „Eesti keeles“ und „Võru keeles“. Es soll auch dem Finnischen ein wenig ähneln. So wird das „raadio“ zum „leierkast“ und der Apfelbaum „õunapuu“ zu „uibo“. So heißt übrigens meine neue Estnischlehrerin mit Familienname.
Nach einem Quiz und einem Eisstopp im Supermarkt ging es dann zum Picknick an der Seepromenade. Wunderschön…mit unseren Plagegeistern den Mücken. Es folgt die Zeugnisvergabe im Schatten der Bäume. Doch die Noten waren eher unwichtig. Einfach nur ins kühle Nass! Da  jeder mit Kleidung im Wasser war, haben wir dann noch einen kleinen Trockenspaziergang auf eine Insel in der Nähe gemacht. Und sind dabei über die längste Hängebrücke in Estland spaziert (11m!!! )

Die letzten Picknickreste wurden noch an die Enten verfüttert und dann ging es auch schon zurück nach Hause. Und dort wartete dann der offizielle Sommerferienbeginn auf alle. Total schnell waren alle Kinder fröhlich mit einem „Ilusad suvi“ davon gehuscht. Da konnte ich ihnen nur noch ein „Schöne Ferien“ nachwerfen. Und jetzt: drei Monate Sommerferien? Als Schüler konnte man nie früh und lang genug Ferien haben, aber jetzt? Eigentlich brauche ich gar keine Ferien. Was soll ich denn in den drei Monaten machen. So werde ich eben das kleine, feine Estland verlassen und so richtig auf Tour gehen. Am Montag geht es schon los nach Russland.

Doch nicht, dass jetzt alle denken, dass ich drei Monate nur am Strand rumflacken werden. Nein, denn als pflichtbewusste und engagierte kulturweit-Freiwillige werde ich mich natürlich um mein Projekt kümmern. Und da wartet eine Menge auf mich. Und vor allem einer: Hans, der Hase. Also falls jemand kreative und einfallsreiche Ideen zur Gestaltung eines Storyboards und Liedtexten für ein Muscial hat – nur her damit.

 

 

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