Bist du glücklich?
Genau das bin ich letzte Woche hier gefragt worden. Einfach so frei heraus – eher ungewöhnlich für die scheinbar zurückhaltenden Esten. Doch auch der Schein kann trügen!
Ich habe solch eine turbulente und amüsante Woche hinter mir – und so etwas lässt sich natürlich an einem frühlingshaften Sonntagabend rekapitulieren.
Mittwoch – kurzer Chat mit Paul Maar – ich habe einen Herrn Taschenbier für mein kahles Zimmer bekommen – erste deutsche Blase – ins traute Heim nur für eine Katzenwäsche – Wiedergutmachungskaffee – Tartuer Sonnenuntergang mit dreierlei Variationen von Deutsch-Englisch und Estnisch – Liveübertragung von TEDlive im genialen Genialistide Klubi gesehen – danach noch genialere Esten kennengelernt,die meine Handy ohne Touchscreen sehr komisch fanden – Erasmus Board Game – Die Truppe Deutschland – Litauen kapiert das Spiel nicht – wird von Truppe Estland bemitleidet und deshalb wurde das Spiel beendet – Home is everywhere: Sogar Eichstätter Erasmusstudenten – identifiziert am Englischslang und dem Ausspruch “ I am from Bavaria , which is close to Germany! “ – Movement zur Kivibar – Bermuda Triangle der Stadt – Es stehen auch bei jedem Mistwetter genug Leute mittendrin – Dennis´ Abschiedsfeier ( mein werter Herr Vorgänger) – 1.Siider mit dagebliebenen und sesshaften Internationalen – lauter + voller – 2.Siider mit Wahltartuer Erasmusstudenten – …… – 6.30 – Mutige echte Tartuer überqueren die vereiste Fußgängerbrücke – Morgenpolitsei – Spiegeleier im Studentenwohnheim beim besten Spiegeleibrater der Welt – schwupps 7.30!!! – Duschen – Schule… Donnerstag – keine Stimme um mit der 1.Klasse zu singen – nachmittags Kindergarten – Dornröschen in den Schlaf gesungen – Erholung – Schwimmtraining bei Eric um wieder zu Superkräften zu gelangen – Krool, Selili, Rinnuli, Liblikas…. – puh! – Sauna nach estnischer Art – ein eiskaltes Kohuke zur Erfrischung – Bermuda triangle again – diesmal: MÖKU- noch mehr Erasmus – Genialistide Klubi – estnische Newcomerbands – müde Bekanntschaften vom Vorabend wiedersehen – auf den bequemen Sofas im Rauchereck einschlafen – Antritt zur Heimreise in Mannschaften – Tee bei mir – Deutschunterricht – Freitag – gemütlich erst zur 2.Stunde in die Schule – Die Ohren waren gefragt: Ferienzeit , Sommer , Ich esse Schokolade – Rolf Zukowski ist mein heimlicher Star – mit den 2.Klässlern den Bestecksong gespielt – Messer zu Messer ins Messerfach , Löffel zu Löffel ins Löffelfach – Die Küche – auf Deutsch und Estnisch a la Carte: pott,pann, lusikas, kahvel, nuga ! – Zimmerputz – Mittagsschlaf – Häkelmützenkunst – Tatort:Raatuse 80 – Studentenwohnheim 4.Stock – eingeladen bei meinem litauischen Spielepartner – estnisch-lettische-litauische Koch- und Biergenüsse – plötzlich kommt lautstark Espana – Wohnungstausch – mitten in einer Geburtstagsfeier – Flurspeeddating- ein neues deutsches Eck -Südeuropäische Fußballkünste auf dem Flur bringen die Decke zum Einsturz – verzweifelte Panzertapeversuche vergeblich – auch starke litauische und deutsche Basketballhände können die Decke nicht mehr halten – Es wird aufgegeben und so baumelt eben ein Stück Decke von oben runter – Seitenwechsel ins ruhigere Eck – Plötzlicher Aufschrei – Allabendlicher Rundgang der Security – fremde Leute suchen auch Unterschlupf in der lettisch-litauischen Unterkunft – Plötzliche Stille – währenddessen türkische Pfannkuchen – Plötzlich wieder Lärm – das ganze Stockwerk ist im Aufbruch – doch Politsei ist am Tatort und unternimmt Spurensicherung – Unterschlupf im 3.Stockwork in einer pakistanisch-kanadischen WG – Gruppenversammlung im Eingangsbereich- Aufbruch zum Ööklubi Illusion – Gutschein ausnutzen und nach einer halben Stunde wieder gehen – Richtung Zentrum – Bunkerbar – Abendspaziergang – TARTU in die Eisdecke watscheln – die Idee entwickeln nächste Woche genau dort zu grillen – Once again: Kivibar – alte Mannschaft – Namen in Kalligraphie – Einheimische verwirren, indem man sich falsche Nationalitäten auferlegt, so spricht Slowenien und Niederlande auf einmal Deutsch miteinander – Glück in verschiedenen Sprachen und Formen – 8.00 Uhr! – Schlitterpartie zuück ,diesmal in Fünferkette – Den vorbeigehenden Menschen einen schönen Arbeitstag wünschen – Spiegelei mit Katze und Monopoly – Samstag – Ausschlafen – Verschlafen des zuvor geplanten Museumsbesuches – einmal durch die halbe Stadt und zurück um eine bestimmte Poststelle zu finden – Überglücklich halte ich nun mein Osterpaket in meine Händen – Suche nach Gummistiefeln erfolglos – Häkelkunst – Kochkunst in meiner „Küche“- typisch deutsches Essen – litauisch-lettisch-pakistanische Interpretation von Pfannkuchen – mein gesamtes Geschirr wird mir mal wieder abgespült =) – Müdigkeit unterdrücken – erneut losziehen – Kaffee trinken im Nälg – Kivibar – MÖKU … -Müdigkeit siegt – Sonntag – Erholungs- und Wellnesstag – erster Frühlingsjoggen – Restebrunch – Unterrichtsvorbereitung – erneutes Joggen….
Hach, freue ich mich schon auf Morgen und Übermorgen… homseni ja ülehomseni! Und natürlich noch auf alle kommenden Tage. Ich bin jetzt doch schon einen ganzen Monat hier. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Aber eines ist sicher: Ich fühle mich definitiv pudelwohl hier ( pudel heißt übrigens Flasche auf Estnisch!) . Und die Lebendigkeit hier lässt mich ganz vergessen, dass ja eigentlich bald der Frühling kommen sollte. Dann wird Tartu noch schöner!
Schlussendlich kann ich die Frage „Kas sa oleb õnnelik?“ mit “ Mina olen õnnelik“ beantworten ohne überhaupt eine Sekunde nachzudenken.
