Tulen veel korraks Eestisse tagasi… Ja siis veel korraks.

Und ich komme wieder einmal nach Estland zurück. Und dann noch einmal. Und dann – wer weiß?

So wurde ich im Februar noch in der Zeitung zitiert. Dann kam ich nach Ostern auf Kurzbesuch und es war traumhaft und morgen ist es wieder so weit. Ich fahre noch einmal zurück. Freunde ziehen mich schon damit auf, dass ich dort schon meinen Zweitwohnsitz hätte.

Dieses Mal hat aber einen ganz besonderen Grund. Und dieser Grund findet nur alle fünf Jahre statt. So will ich mir das bekannte Sängerfest natürlich nicht entgehen lassen. Von 4.-6. Juli kommt das ganze Land zum Singen und Tanzen zusammen. Und ich bin mit meinem Chor mittendrin.

Meine Geschichten folgen – einstweilen gibt es hier eine kleine Einführung in die Bedeutung des Sängerfestes https://www.youtube.com/watch?v=CNjBwIsT8sU

Hüvasti!

Wenn Ihr das hier lest, dann werde ich schon gar nicht mehr in Estland sein.

So schnell kann es nämlich gehen: Wenn gerade alles einfach nur perfekt läuft , die Sprachprobleme sind schon nach Hause geflogen und man fühlt sich einfach nur herzlich aufgenommen und integriert.

Dann kann es jedoch Ereignisse geben, die dieses Traumleben wieder zerplatzen lassen. So kommt plötzlich leise, fies und heimlich der böse, dunkle Abschied daher.Der will die Zeremonie dann ganz schnell hinter sich bringen. Aber so einfach lasse ich mich nicht überrumpeln. Die letzten Tage hier müssen noch einmal richtig genossen werden. Ein bisschen ungünstig, wenn das  dann noch mit viel Arbeit zusammenfällt. Schließlich kommt dann noch die Aufführung meines Musicalprojekts, Chorkonzerte, Abschiedsfeiern und schon der letzte Schultag. Nach tausenden Umarmungen, Geschenken, Wünschen, Pläne schmieden und wohl auch einigen heruntergeschluckten Tränen trete ich aus dem Haupteingang  und muss erst einmal Luft schnappen. Die nasskalte Luft (weil es wieder einmal regnete) bringt wieder ein bisschen Frische in mich zurück. Noch einmal tief durchgeatmet und dann den nächsten Punkt „Koffer“ abarbeiten.

Wie sich solche Geschichten anhören, davon kann jeder bestimmt Romane füllen. Ich habe mir jedoch für zukünftige Reisen, sämtliche Auslandsaufenthalte und eigentlich mein ganzes Leben, vorgenommen, mit  möglichst wenig Gepäck zu Reisen und Auszukommen. Tipps aus zweiter Hand nehme ich wirklich gerne an!

Schließlich haben wir es dann doch mit 9 Händen und Füßen gemanagt , ich habe nicht verschlafen und wurde zusammen mit meinem Hausstand zum Busbahnhof gekarrt.

Fortsetzung folgt! Und ein Liedtipp zum Abschluss!

Skifoarn!

Während Freiwillige auf der Südhalbkugel gerade ihren Sommer geniessen, werde ich hier mal beweisen, dass der Winter mindestens genauso schön, wenn nicht noch schöner sein kann.

Dafür sollte man am Besten zum Langlaufen auf das Eis gehen! Richtig gehört! Weil der viele Schnee dieses Jahr ausgeblieben ist, verlegt man eine Sportart eben vom Land aufs Wasser. Anfangs noch ziemlich unsicher, vergassen wir bald, dass wir uns auf Eis bewegten und gerade mitten auf dem See standen. Aber da es längere Zeit schon Temperaturen um die -20 Grad hat, war das Eis ziemlich dick.

Trotz einiger Sonnenstrahlen wurde es uns nach 3h dann doch zu kalt. Bei den Saunaeuropameisterschaften, die auch zufällig an dem See stattfanden konnten wir leider nicht mehr mitmachen. Dafür gabs für uns dann Kakao im Cafe und wieder zurück in Tartu Pfannkuchen!

Kükükükülmapüha

Wir schreiben Donnerstag, den 30.Januar 2014.

Ich bin natürlich wie immer überpünktlich in der Schule und erfülle den deutschen Stereotypen schon fast zu 150%. Als um 8.05 noch immer keine Stimmen, Trampeln und Kindergekreische zu hören, machte ich mal auf die Suche nach lernbegierigen Schülern. Unterwegs traf ich einige Kollegen, die genau das gleich taten, wie ich.

Irgendwann erklärte uns Google den Grund für unsere leere Schule: Külmapüha!  Kältefrei! Heute hatte es -29 bei Wind und da dürfen alle SchülerInnen von Klasse 1- 9 gleich zuhause bleiben. Die Lehrer müssen trotzdem kommen, denn manchmal verirren sich doch einzelne, strebsame SchülerInnen in die Schule und dann findet der Unterricht trotzdem statt, auch wenn man nur zu dritt ist.

Trotzdem war dieser Tag schön ruhig und gemütlich! Für die Lehrer war dann auch früher Schluss, weshalb ich gleich nach meiner Stunde im Kindergarten zum Friseur gegangen bin. Eine Freund aus dem Chor arbeitet als Friseuse und hat sich bereit erklärt meiner kaputten Haarpracht wieder prächtig zu machen. Kommt eben davon, wenn man ein ganzes Jahr nicht zum Friseur geht. So mussten ungefähr zehn Zentimeter meines kaputten Haares im Salon zurückbleiben.

Auf dem Heimweg musste ich feststellen, dass“das Kältefrei“doch gerechtfertig war: Mir sind meine frisch geschnitten Haare nämlich gleich eingefroren.

Trotzdem hoffe ich auf noch mehr Schnee, Eis und Kälte: Der estnische Winter scheint dieses Jahr sehr harmlos zu sein. Grund genug um sich mit den Wintersportarten auseinander zu setzen folgen…

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Püha öö!

Die Weihnachtszeit und bisschen länger habe ich in Deutschland verbracht.

Deswegen blieb es hier leer, mein Magen war dagegen gut gefüllt mit allermöglichen Leckereien, die es jetzt 10 Monate nicht gab. Mein Jahreshaushalt an Brezen  und leckerem Orangensaft wurde wieder aufgefüllt. Vor allem wurde mein Freundlichkeits- und Herzlichkeitshaushalt, der über all die Monate stark im Minus war wieder aufgepäppelt.

Kurz nach der Ankunft war ich noch aggressiv eingestellt und überzeugt davon, dass in Estland alles besser war. Nach ein paar Tagen fands ich es schon gar nicht mehr so schlecht und am Ende war ich schon fast froh, dass ich auch wieder nach Deutschland zurückkommen würde.

Denn so schön der Sommer hier auch war, die Zeit momentan lässt sich einfach nicht schön reden. In der Zeit, wo ich wieder hier bin, gab es einmal für 10 Minuten Sonne. Eine Kollegin habe ich dabei erwischt, wie sie  in diesen Minuten einfach nur am Fenster stand und Energie aufsaugte. Sonst bestimmt eine graue Decke unseren Tag, die Abends von der dunkelschwarzen Decke überrollt wird.

Aber Jammern hilft ja alles nichts. Über den Kummer trinken auch nicht…auch wenn das einige Einheimisch wohl glauben.

Ich versuche mir die Lage dennoch schön zu reden, denn ich bin ja nur noch 5 Wochen hier. Und diese kurze Zeit muss man ja noch geniessen!

Viele Grüsse und schickt mir ein paar Sonnenstrahlen!

 

Oi, kui kaunis on Panama!

Na, wer hat es erraten? Ich meine natürlich „Oh, wie schön ist Panama“, von niemand anderem,als meinem großen Vorbild Janosch.

Doch zuerst meine Geschichte, wie es dazu kam: Als topmotivierte kulturweit-Freiwillige entschloss ich mich meine freie Zeit nach dem Sprachkurs sinnvoll zu nutzen und die Gunst des Regenmatschwetters nutzen um die örtlichen Lesehallen aufsuchen – nämlich die Stadtbücherei. Trotz Leserausweis, den mir eine Germanistin mal ausgestellt hat, als ich sie zufällig in meiner Anfangszeit kennengelernt habe – ich bin dort schon länger nicht mehr aufgetaucht. War auch gar keine Zeit während Sonnensommer, Flußbädern und Picknickpausen. Deswegen kommt das Novembernass, das eigentlich schon längst Schnee sein sollte, gerade recht.

Nun gut: Gezielt steuerte ich die Kinderabteilung an. Erstmal stöberte ich wahllos durch die Regale – ich kam mir neben den kleinen Menschen aber einfach zu groß vor und das wurde mir dann doch etwas peinlich ( estnische Züge schon abgefärbt). Also beschloss ich einfach mal bei der Bibliothekarin nachzufragen. Sie war von meinem Satz “ ich bin Ausländerin und suche einfache estnische Kinderbücher “ wohl etwas verwirrt, aber ehe ich mich versah hatte sie schon aus verschiedensten Regalecken einen ganzen Stapel zusammengesucht. Mit den Lieblingsbüchern aus ihrer Kindheit, Verkaufsschlagern von heute, natürlich Exportgütern wie Lotte,die neugierige Hündin. In ihrem Elan musste ich die gute Frau dann erst mal stoppen und machte es mir in der Kinderkuschelecke gemütlich. (war komischerweise niemand da…)  Schließlich entdeckte ich dem Stapel auch einen Schatz meiner Kindheit „Kiri tiigrile“  – zu Deutsch „Post für den Tiger“ , ich habe mich gefreut wie die elegante Gans und der Hase mit den schnellen Schuhen zugleich. Die Bibliothekarin schien meine überschwingliche Freude wohl bemerkt zu haben, denn als ich sie nach dem Klassiker „oi, kui kaunis on Panama“ fragte, wusste sie sofort, dass es gerade entliehen ist. Aber sie hat mich auf die Warteliste für das Buch gesetzt.

Der Winter kann jetzt aber mal endlich kommen. Und es soll ruhig den ganzen Tag dunkel bleiben. Denn ich habe ein schönes Plätzchen wiedergefunden. Und bis Februar werde ich die gesamte Kinder- und Jugendbuchabteilung durcharbeiten. Manchmal braucht es nur ein bisschen Mut, Zeit und Geduld sich an diese Schriften heranzuwagen, wo ungewöhnlich aussehende Wörter aus vielen „äää“ und „üüüs“ und so weiter zusammengepuzzelt sind. Aber ich bin stolz drauf, behaupten zu können, jetzt eine Sprache etwas zu beherrschen, die den meisten doch so komisch und unwichtig erscheint.

Wie schön sie doch sein kann, möchte ich euch mit meinem Lieblingszitat von Janosch zeigen:

„Ah, karu,“ ütles tiiger, “ kas elu pole mitte pööraselt ilus, mis? “ „Jah,“vastas väike karu, „päris pöörane ja ilus.“

Ja selles oli neil paganama suuresti õigus.

Na, wer kanns erraten?

Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?

Das weiße Pulver, das bei aufkommender Kälte für gewöhnlich vom Himmel rieselt lässt immer noch auf sich warten. Der liebe Schnee.

Esten,denen ich meine Sorgen und Wünsche über den Schnee mitteile,  fallen aus allen Wolken und schlagen sich mit einem „isant jumal“ die Hände über dem Kopf zusammen. Die finden es wohl gut, dass es die ganze Zeit so matschig und grau ist.

Ich hatte mich vor meiner Ausreise eigentlich schon darauf eingestellt, dass ich ab Oktober im tiefsten Schnee und tiefster Dunkelheit lebe. Doch nichts dergleichen ist bis jetzt passiert. Da ich nie so früh aufstehen muss, ist es immer schon hell. Jedoch fängt es gegen vier Uhr schon an zu dämmern und dann ist es aber auch richtig dunkel. Und das finde ich anstrengend, vor allem wahrscheinlich,weil es vorher fast den ganzen tag richtig hell war. Deswegen ist meine neue Espressokanne (Geburtstagsgeschenk meiner Familie) im Dauereinsatz, denn wenn ich nicht mindestens zwei Espressi getrunken habe, gehe ich schon um 18.00 Uhr abends wieder ins Bett. Um trotzdem „socialised“ zu bleiben werden die Esten auf einmal sehr gesellig – zumindestens habe ich das vorher so nicht erlebt. Fast jeden Tag ist man irgendwo anders eingeladen – sei es nur zum Kaffee, Film schauen oder gemeinsamen Kochen. Das war für mich eher eine positive Umstimmung – im Vergleich zu den bisherigen Eindrücken: Im Normalfall leben estnischen Studenten in einem Wohnheim und teilen sich dort ein Zimmer und wenn sie sich mit dem Zimmerpartner nicht verstehen, dann versucht man sich eben möglichst fern zu halten. Ich fand es am Anfang auch sehr komisch, dass sich meine Schüler nach der Schule nicht mehr treffen. So wird bekommt man die Frage „Kommt die Lotte raus zum Spielen?“ wohl eher nicht zu Hören. Vielleicht sind sie als Kinder schon so ausgebucht mit Musikschule, Sport und Malkurs, dass sie dafür keine Zeit mehr haben.

Denn so bald es dunkel wird, muss man es sich drinnen eben etwas gemütlich machen. Kerzen und Weihnachtsmusik bei mir sind schon startklar…
Aber das hat dann auch noch ein bisschen Zeit.

Damit die Wartezeit auf das Schneeweiß schneller geht, habe ich heute von einer 5.Klässlerin lauter Schneeflocken bekommen. Sie meinte ich sollte die an mein Fenster kleben, dann sieht es fast so aus, als würde es schneien…

Die spinnen, die Finnen! – Von Völkerverständigung, Vappu und Voipulla

Terve, Hej und Moi aus dem Land der Finnen. Mit meinen Gedanken bin ich noch immer dort und vergleiche Preise, aber in Wirklichkeit sitze ich in meinem Zimmer in Tartu und versuche die vergangene Woche in Tastenform zu bringen.

Damit in den Herbstferien bloß keine Langeweile aufkommt sind wir zwei Kulturweitler (Carolin und ich) in das 80km nahe Finnland gecruist. Wir wollten nun auch den (eher unbeliebten) Nachbarn der Esten genauer kennenlernen.  Das ist vor allem wieder einmal eine Sache des Geldes. Fernab von estnischen Studentenpreisen und dem nächsten Maxima, haben wir eine Woche nüchtern und bei Lidl verbracht (ich bin fast ausgeflippt, als mir eine deutsche Erasmusstudentin verraten hat, dass es dort auch Brezen gibt).

Das soll jedoch nicht heißen, dass wir wie Kulturbanausen in den Lidl gestürzt sind, um unsere geliebten Produkte aus der Heimat für den doppelt und dreifachen Preis zu erwerben. Ein kurzer Abstecher bei H&M in Helsinki musste aber sein, ganz einfach um zu sehen, was alle hippen Leute denn gerade so tragen.

Kaum von der Fähre wurden wir von schönster finnischen Morgensonne empfangen. Unser Stadtspaziergang wurde durch verschiedene Picknickpausen an den verschiedensten Sehenswürdigkeiten ausgedehnt. Als bei Dämmerung immer noch nicht klar war, wo heute unser Schlafplatz sein sollte, nutzten wir die Bahnhofswäre, das Wlan dort und die Hilfsbereitschaft anderer Leute und organisierten uns ein Hostelbett. Nach einer Nacht CheapSleep und Nudeln mit Analogkäse wurden wir am nächsten Abend bei  unserem Host Jari mit karelischen Reispiroggen und feinster Fazer-Schokolade empfangen. Falls jemand je finnische Teletubbies sehen sollte, aufgepasst, die wurden nämlich von ihm übersetzt.

Davor waren wir auf einer kleinen Oase im Wasserbecken vor  Helsinki – Suomenlinna. In unserem überteuerten Tagesticket  war sogar die Fähre enthalten.Sehr empfehlenswert ist hier die Pulla im Cafe Vanille und der Ausblick von der Inselfestung auf die weite See. Um unser Ticket wirklich auszunutzen machten wir uns auf die weite Reise zur nördlichsten Metrostation der Welt. Und nein, die Bilder sind nicht gestellt, es war wirklich kalt, am nächsten Morgen gabs es sogar Schnee!

Durch neblignasse Landschaft erreichten wir nach nur 1,5 Stunden mit dem Zug unseren nächsten Stop: Turku. Dort erwarteten uns schon unsere Gastgeber Juho und Emma. Über Brücken und durch Sträucher hindurch ging es in ihre gemütliche Wohnung im Studentendorf. Bei Tee und Ofenkartoffeln verbrachten wir einen super Abend, weshalb es am nächsten Morgen etwas später wurde. Im strömenden Regen begannen wir unsere Stadttour, die dann doch irgendwann im warmen Einkaufszentrum endete. Beim Zimtschnecken essen im Cafe kam uns die Idee. Heute Abend sollte noch eine Pulla-Massenproduktionsparty in der Küche steigen. Nach den nötigen Einkäufen (Lidl !!) und einer warmen Gazpacho-Suppe von Juho, erfüllte bald ein wunderbarer Duft von Hefe und Kardamom die Wohnung. Ob einfach pur, getunkt in Milch oder mit der Kreisesstechnik – es gab viel Diskussionsbedarf über die beste Esstechnik. Hintendran gabs den Dokumentarfilm „Miesten vuoro“ über emotionale Männergespräche und – geschichten in der Sauna.

Am nächsten Morgen (leider schon dem letzten in Turku) wurde das Frühstück in eine Lakritzeisverkostung ausgedehnt und nach einer langen und sehr herzlichen Abschiedszeremonie ging es mit dem Bus für uns auf die Insel, bevor wir mit dem Zug weiter nach Tampere tuckerten. Unsere romantisches Mittagessen am Meer hat leider nicht geklappt, aber dafür wurden wir einmal in unserem Leben auch mal mit Tütentomatensuppe überweht.

Bei Betreten des tamperschen Fußbodens dachte ich beim ersten Anblick an eine amerikanische Einkaufsstraße, so hell erleuchtet war das alles. Leider half uns das bei der Bushaltestellesuche nicht viel, der hilflose Touristenblick half uns aber dann immer weiter. In Tampere soll man nämlich immer winken, damit der Bus anhält. War eben ein Anfängerfehler,als der Bus Nummer 13 so einfach an uns vorbeigebraust ist.  Doch einfach durchfragen und man bekommt die wahre Hilfsbereitschaft der Finnen zu spüren. Also wirklich Esten, in Sachen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft könntet ihr den Touristen doch häufiger mal einfach freundlich entgegenlächeln. Endlich im Bus ging es Richtung Hervanta( einem Viertel aus vielen Wohnblocks ca.8km außerhalb des Zentrums). Dort wohnen eigentlich nur Studenten und vielleicht auch wegen der erschwinglicheren Preisen wurde Tampere zur lebenswertesten Stadt in Finnland gekürt.  Angekommen wurden wir von unserem Host Jatin, einem indischen Materialwissenschaftsstudenten in Empfang genommen. Bei Nudeln und amerikanischem Film klang der Abend aus.

Denn am nächsten Morgen ging es früh raus. Jatin an die Uni, Carolin ins Museum und ich die Innenstadt anschauen. Leider konnte die mich nicht so begeistern. Nachdem die Gruppe wieder komplett war, begaben wir uns auf die Hügel Tamperes und genossen von einem Turm den Ausblick über die ganze Stadt. Danach unbedingt die hiesige Spezialität Munkki im Cafe darunter essen. Und nein, das ist kein Donat, es sieht nur so aus und schmeckt tausendmal besser. Gestärkt schafften wir es auch endlich noch in die Sauna, nachdem wir bei unseren vorherigen Hosts einfach zu wenig Zeit hatten. Ausgeschwitzt und ausgehungert gab es dann indisches Curry und nach einer kleinen Verdauungspause ging es zu einer Vor-Vappu-Party. Vappu ist das wohl wichtigste Ereignis für einen finnischen Studenten. Dabei handelt es sich um ein Fest des Frühlings in Tagen um den 1.Mai – einer Mischung aus übermäßigem Alkoholkonsum und Studententraditionen. Bis dahin sind es nur noch sechs Monate und das wurde an diesem Abend ordentlich gefeiert. Dabei tragen die Finnen praktischerweise funktionale Ganzkörperoveralls (die Farbe hängt vom Studienfach ab), die sich ganz verschiedenen Situationen, wie zum Beispiel Sauna oder OpenAir – Konzert anpassen. Die Idee dieser sogenannten haalarit finde ich sehr super und ich werde mir so etwas für mein eigenes Studium auch zulegen.

Doch irgendwann hatte auch die Feierei ein Ende, wie auch unser Finnlandtrip, der hiermit schon fast wieder vorbei war. Von Tampere ging es wieder zurück ins nebelige Helsinki, wo wir unser Abenteuer noch mit heißem Punsch und frischer Pulla am Hafenbecken abschlossen. Zusammen mit H&M-Tüten beladenen Esten und mit Alkohol beladenen Finnen schaukelten wir zurück nach Tallinn. Doch wir werden uns bestimmt bald noch einmal wieder sehen, liebes Finnland. So lange kann ich ja noch die mitgebrachten Salzlakritz naschen!

 

Ein Hoch auf unser Lehrerzimmer!

Sööge saia, sööge liha, jätke jonn ja jätke viha… Tulge ja maitske!

Übersetzt heisst das ungefähr so viel wie “ Esst Brot, esst Fleisch –  hört auf zu Quengeln und zornig zu sein.

Das kam gerade per Mail über den Schulverteiler von der Sekretärin. Na dann, Pause und ab auf Kaffee und Kuchen!

Talv tuleb…

Zwei Fäustlinge stecken an meinen Händen, um meinen Hals baumeln zwei Schals und mein Kopf ist eingepackt mit einem Stirnband und Kapuze. Meinen Pullover zum Drüberziehen habe ich gegen meinen Wintermantel getauscht.

Dass mich manchmal Augen von oben bis unten mustern und mich fragen wollen, ob mir denn nicht heiß sei  – nein, das wundert mich nicht mehr.
Heute die ersten Esten sowohl mit Mütze, als auch Handschuhen gesehen. Also bin ich noch nicht so verfroren, wie ich gerade glaube.

Denn es ist wie auf einen Schlag bitterkalt gekommen. Von sonnigen Sommernachmittagen zu nasskalten Windböen. Der Winter kommt.

Aber ich habe mir ihn ja eigentlich herbei gewünscht. Laut Wetterprognose könnte es dieses Wochenende schon schneien. Und das wäre super!

Hoffentlich kann ich bis dahin meinen Körper wieder an die Härtebedingungen anpassen. Ich werde mit Tigertee, Wärmflasche und Tanzmoves arbeiten, wenn ich mich drinnen befinde. Und hoffen,dass bald die Heizung angeschalten wird. Für draußen wird es wohl noch ein Stück harte Arbeit. Ich konnte heute nicht einmal die Tür aufsperren, weil ich meine Finger nicht bewegen konnte- wie eingefroren. Außerdem wird morgen weiteres Obst und Gemüse eingekocht um den Winter zu überstehen – ein Hoch auf das Apfelmus.

Eisige Grüße !

 

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