Endlich komme ich mal wieder dazu etwas zu schreiben. Ist ja wirklich schon eine ganze Weile her. Es ist nicht so, dass ich keine Zeit hätte, aber die Motivation sich aufzuraffen ist leider gerade nicht so hoch. Trotzdem muss es mal sein, schließlich ist mein Trip nach Krakau schon über einen Monat her! Mal schauen wie viele Informationen ich noch zusammenkratzen kann.
Anfangs sollte ich vielleicht sagen, dass ich eigentlich nicht so der Städte-Typ bin. Ich bewundere lieber irgendwelche Naturwunder anstatt mit Städte anzuschauen. Aber um ehrlich zu sein hat mich Krakau total umgehauen. Nachdem wir unsere Sachen in unser Hostel-Zimmer gebracht hatten, machten wir uns auf den Weg um Krakau näher zu erkunden. Bis dahin hatten wir ja nur den Hauptbahnhof gesehen. Dort habe ich mir auch gleich eine Stadtkarte gekauft. Bei meinem Orientierungssinn war das auf jeden Fall eine sinnvolle Investition.
Schon auf dem Weg zur Altstadt ist uns aufgefallen, dass die Gebäude und Häuser alle unglaublich hübsch waren. Selbst wenn dort ein eher abgewracktes Gebäude stand war der Gesamteindruck immer sehr idyllisch. Wir sind weitergegangen und sind irgendwann auf dem Rynek gelandet und dann war ich wirklich baff. Ich hatte noch nie so viele schöne Gebäude auf einem Fleck gesehen. Eine endlose Schlange süßer Cafés und Restaurants umrahmten den Rynek. Mc Donalds durfte natürlich auch nicht fehlen. Von der Marienkirche war ich besonders beeindruckt und auch von den Sagen um die Marienkirche.
Eine Legende ist, dass die beiden Türme der Marienkirche von zwei Brüdern gebaut wurden sind. Der ältere Bruder, der den höheren Turm gebaut hat, hatte Angst, dass der Turm des jüngeren Bruders höher werden könnte. Um dies zu verhindern tötete der ältere Bruder den Jüngeren. Die Waffe, mit der der Bruder getötet wurden ist, war ein Messer. Dieses soll wohl nun in den Tuchhallen hängen.
Hier haben wir die Tuchhallen. Einmal in der Abenddämmerung und dann noch bei Tageslicht. In den Tuchhallen haben die Verkäufer ihre Stände gehabt und so ist es immer noch. Alles voller Stände und voller Leute, die die angebotenen Waren begutachten.
Über den Verkaufständen an den Wänden waren die Wappen der verschiedensten polnischen Städte angemalt. Natürlich haben wir das Lublin-Wappen gesucht – und auch gefunden. Gekauft habe ich mir nichts, aber alleine das Anschauen hat sich gelohnt.
Am nächsten Tag mussten wir uns unbedingt das Schloss Wawel anschauen. Also, nichts wie auf zum Schloss! Auf dem Weg dorthin sahen wir viele atemberaubend schöne Kirchen und eigentlich hatte man das Bedürfnis überall mal reinzuschauen. Das Schloss Wawel sah von hinten erstmal gar nicht so beeindruckend aus. Klar, es war schön, aber dort gibt es nur schöne Häuser, also ist es noch nicht so heraus gestochen. Das hat sich aber schnell geändert, als wir die Wawel-Anhöhe hoch gestiegen sind. Was für eine Pracht und Anzahl von Gebäuden, da war ich tief beeindruckt. Was mich noch mehr beeindruckt hat, war die 1000 Meter-Touri-Schlange. Soviel Zeit hatten wir dann doch nicht und deshalb mussten wir leider auf die Führung durch das Schloss verzichten.
Danach sind wir weitergegangen und haben den Wawel-Drachen gesucht. Der Wawel-Drache steht am Weichsel-Ufer. Über den Drachen erzählt man folgende Geschichte: Zu Zeiten des Fürsten Kraks hauste ein Drache in einer Höhle in Krakau. Er verspeiste Tiere und auch Menschen, besonders gerne Jungfrauen. Weil der Drache von allen gefürchtet wurde, verkündete Fürst Krak, dass dem Mann, der den Drachen besiegen kann, Kraks Tochter gehöre sowie die Hälfte von Kraks Fürstentum. Es meldeten sich viele mutige Ritter, aber keiner von ihnen war in der Lage, den Drachen zu besiegen. Eines Tages versuchte es ein junger Schustergeselle namens Dratewka. Dratewka hatte einen hinterlistigen Plan. Er füllte ein totes Schaf mit Schwefel und stellte es vor die Höhle, in der der Wawel-Drache lebte. Der Drache aß das Schaf, jedoch verursachte der Schwefel so einen riesigen Durst beim Drachen, so dass dieser so viel Wasser aus der Weichsel trank, bis er schließlich platzte.
Damit hatte der Schustergeselle den Drachen erlegt und heiratete Kraks Tochter.
Dieser Drache speit sogar alle paar Minuten Feuer und steht vor seiner Drachenhöhle. Ein absolutes geschichtliches Highlight ist das jüdische Viertel, Kazimierz. Dort waren wir in einer Synagoge und auf einem jüdischen Friedhof. Während des Nationalsozialismus wurden die Grabsteine von dem Friedhof abgetragen und als Pflastersteine in der Eingangshalle vom Konzentrationslager Auschwitz benutzt. Echt heftig und die Vorstellung ist wirklich grotesk und grausam. Das war schon nervenaufreibend und deshalb haben wir uns nur noch den Hinterhof angeschaut, in dem auch Szenen für den Film „Schindlers Liste“ gedreht wurden sind.
Dann haben wir uns mit Lisa und Raphael, die ihre Einsatzstelle in Krakau haben, in ein süßes Café gesetzt und heiße Schokolade getrunken. Dort war es sehr liebevoll eingerichtet. An der Wand hangen viele schwarz-weiße Familienbilder und Portraits. Der Ausflug nach Kazimierz hat mich persönlich aufgewühlt und beschäftigt. Dort lebten 6000 jüdische Menschen. Heute sind es nur noch 3. Trotz der nicht so schönen Gedanken war der Ausflug nach Krakau ein voller Erfolg. Die Stadt ist nicht nur wunderschön, sondern auch reich an Geschichte, Ein Besuch dorthin lohnt sich immer! Das was dann erstmal für heute.
Gute Nacht und eine schöne Weihnachtszeit!










