Russische Wintermärchen – Три

Der letzte Akt beginnt ganz unschuldig schön und harmonisch. Drei Tage lang war Wintersport auf Ski und Board angesagt im Skigebiet Baikalsk. Wie im Namen unschwer zu erkennen, auch direkt am Baikalsee gelegen. Das Skigebiet selbst war eher überschaubar, was ja bei meinem Orientierungssinn auch besser so ist, aber der Blick auf den See faszinierte mich jedes Mal wieder aufs Neue. Sieht man ja sonst beim Skifahren nicht alle Tage…

Pause mitten auf der piste- immer diese faulen Snowboarder

Pause mitten auf der Piste- immer diese faulen Snowboarder

Endlich wieder Snowboard!

Endlich wieder Snowboard!

Auch von der Hütte Seeblick

Auch von der Hütte Seeblick

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Piste ist geschlossen- die Straße ist jedoch auch ganz passabel :D

Piste ist geschlossen- die Straße ist jedoch auch ganz passabel 😀

Nachdem unsere Beine, abgesehen von fiesem Buckelpisten- Muskelkater, unbeschadet blieben, hiess es am 31.01. dann „пока́ Baikalsk.“ und „приве́т Ulan-Ude!“. Aber ganz so einfach war das Ganze dann doch nicht…

Es fing schon damit an, dass der erste Zug, den wir ursprünglich nehmen wollten, komplett ausgebucht war. Wir besorgten dann Fahrkarten für den nächsten vier Stunden später, welche ich dann sorgfältig einpackte.
Nach einem schönen Spaziergang durch einen an Narnia anmutenden, tief verschneiten Märchenwald wärmten wir uns in der kleinen Halle des Bahnhofes auf. Malte wollte schonmal draußen warten, kein Stress, man sieht ja von innen, wenn der Zug da ist. Das nächste, was ich allerdings sehe, ist das die draußen Wartenden einschließlich Malte schnell über die Schienen sprinten. Zeit, auch rauszugehen, der Zug fährt ein- und jetzt sehe ich den Grund für die Massenflucht. Man kann / darf anscheinend nur auf der einen Seite einsteigen. Lautstark rufe ich nach Malte, den ich jetzt nicht mehr sehe, finden tue ich ihn auch so jedoch nicht. Der Zug ist auch relativ lang, zu lang, um jetzt noch außenrum zu gehen. Nachdem mich eine der Schaffnerinnen rufen vernahm, ließ sie mich schließlich mit ein paar nicht freundlich klingenden russischen Wörtern doch rein. Gerade noch rechtzeitig, kurz danach rollt der Zug los. Alles gut also? Naja, fast.
Nur dass Malte nicht auffindbar war. Nachdem ich den ganzen Zug panisch mit den beiden Tickets in der Hand abgerannt bin, bekomme ich in Abteil 8 von einem freundlichen Mitpassagier in gebrochenem Englisch und Zeichensprache verklickert, dass Malte mich noch am Bahnsteig gesucht hat und doch nicht eingestiegen ist. Beziehungsweise nicht hereingelassen wurde, weil die Tickets hier direkt am Eingang kontrolliert wurden. Also saß ich da – ohne Malte, ohne die Buchungsbestätigung für das Hostel in Ulan-Ude, ohne eine von ihm funktionierende Handynummer und ohne Ahnung, wann der nächste Zug die vierstündige Strecke nach Ulan-Ude fährt.
Zumindest war noch der Russe neben mir da, der sofort versuchte, mir zu helfen. Wir gingen zusammen zu den Schaffnerinnen, zu der Chefin von jenen sogar, aber ohne Erfolg. Ich wusste nun lediglich, dass 20 Minuten hinter uns noch ein Zug nach Ulan-Ude fährt – aber ob Malte das auch in diesem Moment wusste? Informieren konnten wir ihn nicht: weder der Bahnhof in Baikalsk noch der Zug hinter uns waren telefonisch erreichbar. Nachdem der Russe abwechselnd mit den Schaffnerinnen redete und mir versicherte, dass alles gut werden würde, blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten.Vier Stunden lang hatte ich die unentspannteste Bahnfahrt meines Lebens, bis ich Bescheid bekam, dass Malte im Zug hinter uns sei – Erleichterung!
Wie wir das dann herausgefunden hatten? Der Russe hatte auch die Polizei über das Problem informiert,die dann am nächsten Halt in den Zug hinter uns gestiegen war, um dort nach Malte zu gucken. Welcher sich dann natürlich mächtig erschreckte und dachte, diese seien gekommen ,um ihn nun aus dem Zug zu werfen. Mit Google-Übersetzter wurde er schließlich über den wahren Zweck ihres Kommens informiert. „Your wife Jessica is looking for you“ – auch verheiratet wurden wir also mal so geschwind und ohne unser Wissen 😀
Ab dann hatte sich die Situation allerdings entspannt, Malte hat noch nett mit den Polizisten über Drogen gequatscht und ich saß noch bei dem Russe und seinem Kind im Abteil und hab Schere, Stein, Papier auf russisch gelernt.In Ulan-Ude angekommen trafen die Schaffnerinnen und ich dann auf die Polizisten und Malte, und nach einem Erinnerungsfoto ging es dann endlich Richtung Hostel.

Und die Tragödie nimmt ihren Lauf...

Und die Tragödie nimmt ihren Lauf…

Tief eingeschniet

Tief eingeschniet

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Jessy im Märchenwald

Jessy im Märchenwald

Und das Ehepaar ist wieder vereint :DD

Und das Ehepaar ist wieder vereint :DD

Das war dann auch eigentlich schon der Schluss der russischen Wintermärchen.
In Ulan-Ude war wieder fast mongolisches Flair zu spüren. In der Hauptstadt der autonomen russischen Republik Burjatien leben nämlich neben russischen Einwohner auch viele Burjaten. Diese haben sich, obwohl sie geschichtlich gesehen mongolische Vorfahren hatten, über die Zeit zu einer eigenständigen Bevölkerungsgruppe entwickelt. Jedoch erinnert das Aussehen der Burjaten, die Religion ( Buddhismus und Schamanentum) und auch die Sprache stark an die Mongolei.
Man fühlt sich schon wieder fast zuhause.
Auch eine Sache, die ich beim Zurückkommen nach UB gemerkt habe. Die Stadt ist über die Monate schon zu einem Zuhause für mich geworden, ich kenne mich aus, kann mich zumindest im Alltag schon mit meinem Mongolisch verständigen. Es war echt schön in Russland, und ich kann vom Land und auch von den Leuten fast nur Positives berichten. Aber obgleich die meisten Menschen dort meiner Meinung nach hilfsbereiter sind, war es doch nochmal ein Sprung in ein fremdes Land für mich. Man schätzt erst seine drei Brocken Mongolisch, wenn man in ein Land kommt, wo man die Sprache sogar noch weniger kann 😀
Es war echt schön in Russland, aber es ist noch schöner, wieder heimzukommen. Auch wenn UB versmogt ist und das Gehupe mir sowas von auf den Sack geht, es ist trotzdem mein UB und ich fühle mich erstaunlich wohl hier.

Ulan-Ude

Ulan-Ude

In einem verlassenen Haus...

In einem verlassenen Haus…

...an der hauseigenen Schneebar

…an der hauseigenen Schneebar

Bekanntschaften in Ulan-Ude

Bekanntschaften in Ulan-Ude

01.01.2016 Opfer des Tages

01.01.2016 Opfer des Tages

Wie man bei minus 30°C Musik macht

Wie man bei minus 30°C Musik macht

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude- die Schneeflocken

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude- die Schneeflocken

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude - Väterchen Frost

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude – Väterchen Frost

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude - -Im Dschungel

Tanzshow zum neuen Jahr in Ulan-Ude – -Im Dschungel

Wieder daheim in UB

Wieder daheim in UB