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Auf Empfehlung von Sandra, Kulturmanagerin im Lenau-Haus, setzten Peter, Greta und ich uns am Samstag in den Bus nach Siklós. Siklós ist eine kleine Stadt, 31 km südlich vom Pécs, am Südhang des Villány-Gebirges. Besonders bekannt ist die Stadt für die sehr gut erhaltene Burg, die einen einmal durch die gesamte Architekturgeschichte führt, von der Romanik bis zum Barock. Wer Lust hat, sich ein wenig wie ein*e Ritter*in zu fühlen, der sollte da auf jeden Fall mal vorbeischauen. Für die etwas härteren Gemüter gibt es auch eine Ausstellung über Folterwerkzeuge, die anderen können sich den Rosengarten (okay, im Winter nicht allzu spannend) oder Gemälde anschauen.

Hier ein paar Fotos:

 

Sonntag konnten Greta und ich dann endlich mal, nachdem wir uns das schon lange vornehmen, zum Tierheim fahren und sind mit unserem neuen Freund Gassi gegangen. Das ganze war eine tolle Möglichkeit, auch mal eine andere Ecke von Pécs zu erkunden.

 

 

Tomaten Attacke in Pécs

Seit Mittwoch bin ich also wieder in Pécs. Angekommen bin ich mit deutlich mehr Gepäck als geplant, unter anderen meiner halben Gitarre. Die ist, was zur Verwirrung einiger Beteiligten führte, nicht wortwörtlich eine halbierte Gitarre, sondern eine Kleinere, die Alte meiner Schwester. Zum Leide meiner Nachbar*innen schmettere ich nun begeistert meine ersten Akkorde. Ebenfalls in der Reisetasche: Ein Kochbuch (damit es dann doch mal mehr als Nudeln mit Pesto gibt) und eine Plüschpaprika (kann man immer brauchen).

Passend zu meinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr, an meinen Fremdsprachkenntnissen zu arbeiten, machte ich mich Donnerstag auf zum Club de Conversation der Alliance Française de Pécs. Dort lernte ich einiges über französische und ungarische Weihnachtsbräuche. So isst man zum Beispiel in Ungarn traditionell kein Huhn zu Weihnachten, weil das Unglück bringen soll. Stattdessen machen viele Familie eine typische Fischsuppe. Außerdem unterhielten wir uns über den Fasching hier, auf den ich jetzt schon ganz gespannt bin.

Am Samstag war dann musikalisches Großereignis in Pécs, das Made in Pécs Fesztivál. In insgesamt sechs Locations (Bars, Cafés, Clubs) gab es ab 10 Uhr früh Livemusik im 40 Minutentakt von Pécser Bands. Gemeinsam mit Rici und Pablo, zwei Europäischen Freiwilligen zogen wir pünktlich um 10 Uhr los. Rici und ich waren dann auch tatsächlich fast den ganzen Tag unterwegs und entdeckten neben spannenden Bands (mit klanghaften Namen wie Tomatoes Attack, Lazer Chickens, Broken Balls und Grizzly Vibrations) auch ganz neue Orte in der Stadt. Besonders gut haben uns Junkie Jack Flash gefallen, hört ruhig mal auf youtube rein.

Den nächsten Tag nutzte ich dann für einen winterlichen Spaziergang. Bei -7 Grad eine etwas sportliche Aktion, aber der Ausblick hat meine Erfrierungen 1. Grades wettgemacht. Hier also noch ein paar Fotos von meiner Expedition.

 

Aufbrechen

Ich liebe Zugfahren. Passenderweise sitze ich auch gerade im Zug, zurück nach Ungarn. Die Zeit zuhause ist wie im Flug vergangen. Es ist ein ganz seltsames Gefühl, es fühlt sich ein wenig so an, als sei die Zeit in Deutschland stehen geblieben. Alles ist so vertraut, die Straßen, die Sprache, das Essen, die Menschen. Aber dieser erste Eindruck kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich eben doch auch einiges verändert hat. Vor allem ich, vielleicht. Meine Zeit hier war also auch ein Probieren, ein Zurechtfinden in einer entfremdeten Vertrautheit. Ein kurzes Gefühl, wie mein Alltag in Deutschland aussehen könnte. Jetzt im Zug habe ich die Stille und Ruhe, dem nachzuspüren. Mir zu überlegen, was dieser zweiter Aufbruch für mich bedeutet. Währendessen ziehen schwarz-weiße Landschaften an mir vorbei. Schneebedeckte Tannen, kleine Häuser. Komplett still, wie in einem Stummfilm. Im Hintergrund zeichnen sich die Berge ab, aber es ist zu neblig, um mehr als graue Schemen zu erahnen. Orte tauchen auf und verschwinden wieder, aus den Kaminen ziehen Rauchschwaden in den Himmel. Zugfahren, das ist so ein zeitloser Raum für mich, oder vielleicht auch eine raumlose Zeit. Entkoppelt von der Eile des Alltags. Ein Durchatmen. Und immer auch ein Aufbrechen.  Wohin, das weiß man vorher nie so genau. Aber vielleicht ist das gerade die Faszination des Unbekannten. Dass alles möglich ist. Um mich herum, komplett weiße Felder. Es wird sicher erst im Laufe der Tage, Wochen und Monate zeigen, was im jetzt noch gefrorenen Boden liegt. Fast unbemerkt ziehen die Bahnhöfe an mir vorbei. Aufbrechen, das heißt auch Ankommen. Und wenn ich etwas gelernt habe in den letzten Wochen, dann, dass Zuhause ein Gefühl ist, was nicht auf einen Ort beschränkt ist. Wenn ich also gerade im Zug nach Ungarn sitze, dann habe ich mich auch auf den Weg nachhause gemacht.