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„Und, wie isses?“

Tja… Gute Frage…

Das erste was mir einfällt ist aufregend. Es ist aufregend! Jeder Tag bietet unzählige neue Abenteuer, Herausforderungen und Gelegenheiten. Gelegenheiten Kontakte zu schließen, fremde Orte zu entdecken und Varaždin mit allem Drum und Dran besser kennenzulernen. Manchmal kommt es mir vor, als sei alles eine buntgemischte Glitzer-Überraschungs-Tüte aus der man immer wieder erstaunliche Knaller und „Specialeffects“ ziehen kann. Das ist immer wieder aufs Neue aufregend, spannend, begeisternd, ermutigend und irgendwie besonders!

Aber man kann natürlich nicht immer diese Hauptgewinne ziehen. So ist es manchmal ernüchternd, langweilig, anstrengend oder ein bisschen zäh. Wenn man zum Beispiel mit dem Kroatisch mal nicht vorankommt. Wenn man nach einem Monat immer noch nicht so wahnsinnig viele Kontakte zu gleichaltrigen in der Stadt hat oder, wenn es einfach eine ganze Woche lang durchschifft.

Was ich aber eigentlich damit sagen will ist, dass es einfach immer anders ist. Mal so, mal so. Und ich bin immer „irgendwo.dazwischen“.  Deswegen fällt es mir so schwer diese Frage spontan zu beantworten. Ein bisschen einfacher ist es, wenn ich jetzt, mit etwas Abstand und in Ruhe mal zurückdenke.

Unterm Strich geht es mir nach einem Monat in Varaždin ausgesprochen gut!

Auf „Haste dich schon eingelebt?“ kann ich inzwischen wohl getrost mit Ja antworten. Wenn man bedenkt, wie viel sich seit meiner Ankunft schon getan hat und wie viel besser ich hier inzwischen alleine zurechtkomme!  Dabei ist vor allem eins wichtig:

Meine Wohnung und ich sind inzwischen Freunde geworden! Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Alleine Wohnen störe ich mich schon länger nicht mehr an der Stille die mich freundlich empfängt, wenn ich nach Hause komme und genieße inzwischen alle neugewonnenen Freiheiten, die mich am Anfang ein Stück weit überrumpelt haben.  Auch wenn ich mir manchmal immer noch ganz schrecklich erwachsen und blöd vorkomme, habe ich mich auch an das Mysterium Haushaltsführung gewöhnt. Die Waschmaschine, Der Staubsauger, der Spülschwamm und ich führen eine praktische Zweckbeziehung und wenn es sein muss, schwinge ich in meiner Bude halt auch mal den Besen.

Mehr Spaß macht es mir aber eindeutig in aller Ruhe durch den Supermarkt zu bummeln und in absoluter Selbstbestimmung mein heutiges Abendessen zu planen. Wobei ich natürlich stets auf Schnäppchen Jagd bin und schon beim Betreten meines fast schon heimisch gewordenen Billas magisch von den roten „Akcija“-Schildchen angezogen werde. Zufrieden stelle ich unterdessen fest, dass mein Gehirn mit der Zeit auch einzusehen scheint, dass das ständige Umrechnen der Preise nichts bringt, was erheblich zu meiner Entspanntheit in der Kassenschlange beiträgt. Inzwischen bin ich sogar schon so weit, dass ich für den kroatischen Smalltalk an der Kasse gewappnet bin.

Dank Valentina, mit der ich jetzt ein bis zweimal die Woche Kroatisch lerne, erweitere ich meinen Wortschatz fast täglich um ein neues Wort oder einen Satz, den ich dann direkt anwenden kann. Als Kroatisch und Englisch Lehrerin an der Elektrofachschule ist Valentina nicht nur super nett, wie fast alle Lehrer, denen ich dort begegne, sondern auch absolut fit im Erklären von Fremdsprachen. Statt mich mit der komplizierten Grammatik des Kroatischen zu quälen, üben wir bisher einfach sprechen und verstehen. So konnte ich schon kleine Erfolge feiern, schließlich freuen sich nicht nur meine Schüler sehr, wenn ich versuche mich am Anfang auf Kroatisch vorzustellen. Sowieso wurde ich an beiden Schulen an denen ich hier eingesetzt bin, an der Elektrofachschule sowie an der Wirtschaftsschule Varaždin herzlichst aufgenommen. Von Schülern, ebenso wie von den Lehrern, die mich in den ersten Tagen immer wieder an die Hand genommen haben um mir alles zu zeigen. Nach über einem Monat komme ich jetzt aber auch was die Orientierung in den Schulen und so weiter angeht, schon weitaus besser zurecht als noch am Anfang.

Während ich in den ersten zwei Wochen hauptsächlich nur im Deutschunterricht dabei war und ab und zu kleine Hilfestellungen zur Aussprache oder landeskundlichen Themen geben sollte, bin ich jetzt schon deutlich aktiver im Unterricht. Für einige Klassen habe ich zum Beispiel Stunden zu den Bundesländern Deutschlands vorbereitet oder mit ihnen über die Berliner Mauer, das deutsche Schulsystem oder Fernbeziehungen gesprochen. Ja, auch solche Themen kommen mal im Deutsch-als-Fremdsprache Unterricht (DaF) vor. Natürlich sind die Lehrer auch hier an den Lehrplan gebunden, aber ich, als Freiwillige soll ja vor allem das ansprechen, was die Schüler besonders interessiert, was für sie relevant ist und was vielleicht durch die Lehrer im Unterricht nicht immer abgedeckt werden kann. Genau das versuche ich dann auch mal mit kreativeren Unterrichtsstunden, Filmchen oder Plakaten einzubringen. Meine Aufgaben und die Themen zu denen ich bisher gearbeitet habe sind also total unterschiedlich und jede Woche wartet etwas Neues auf mich. Das macht die Arbeit schön abwechsungsreich!

Abgesehen von diesem Regelunterricht begleite ich außerdem die Schüler, die sich momentan auf die Prüfungen des deutschen Sprachdiploms vorbereiten (DSD). Für sie gibt es extra Unterricht indem neben Inhalten vor allem Wert auf die Methoden gelegt wird, die dann für die Prüfung wichtig sind. Wie werte ich eine Statistik aus? Wie schreibe ich eine Beurteilung? Wie präsentiere ich mein Thema bei der mündlichen Prüfung? Das ist natürlich manchmal ganz schön anspruchsvoll und leider ab und zu auch ziemlich trocken, aber da sich die Schüler ja freiwillig für den DSD Unterricht anmelden haben die meisten schon ein großes Vorwissen und sind vor allem interessiert an allem, was mit Deutschland zu tun hat.

Als Nachfolgerin von den ehemaligen Kulturweit Freiwilligen Nils, Florin und Elias habe ich zudem die deutschsprachige Schülerzeitung Wechselstrom übernommen und möchte sie natürlich auch bestmöglich mit den Lehrern und Schülern weiterführen. Die nächste Ausgabe hat aber noch etwas Zeit, daher kümmere ich mich jetzt mal vor allem um mein eigenes Projekt : GlücksSache!

Was das genau ist oder was es zumindest werden soll, wenn es mal fertig ist, lässt sich unter GLÜCKSSACHE – DAS PROJEKT finden.

Natürlich stehe ich damit noch ganz am Anfang, aber ich bastle fleißig weiter an Ideen, frage nach, überarbeite, ergänze, sammle, skizziere, verwerfe und bin natürlich super gespannt, wie es dann wird, wenn das Projekt erst mal anläuft…

Ich freue mich außerdem immer tierisch über Anregungen, Ideen und Kritik, auch dafür ist der Blog ja da. Danke schon mal im Voraus!

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