Von Rassismus, Zombies und meiner privilegierten Rolle.

Dieser Beitrag meinerseits wird anders sein, da es hier nicht um meine sonst witzig verpackten Beschreibungen von alltäglichen und nichtalltäglichen Begegnungen, Urlaub, lustige und weniger lustige Erfahrungen usw. geht, wie es in vorigen Artikeln in diesem Blog der Fall war.
Hier geht es um Gefühle. Um Wut, um Schuld und um Scham. Und auch wenn wir uns immer wieder über die Wichtigkeit von Gefühlen lustig machen (ich bin häufig ganz vorne mit dabei), sind Gefühle doch irgendwie das, was mich als Menschen ausmacht. Und heute geht es um die Gefühle, die man eigentlich lieber nicht hätte, welche allerdings auch die sind, die ich dankbar bin gefunden zu haben.
Ich wollte eigentlich seit dem Vorbereitungsseminar über das Kommende schreiben, allerdings fehlte mir doch viel Hintergrundwissen, Argumente und auch einfach die Erfahrungen, die ich mittlerweile zumindest in Teilen habe. Damit will ich nicht behaupten, Experte der folgenden Sachverhalte zu sein, noch dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen hätte. Allerdings habe ich versucht mich mehr mit postkolonialen (oder doch eigentlich eher kolonialen?) Strukturen, Critical Whiteness und Rassismus zu beschäftigen. Also so viel wie man sich innerhalb von vier Monaten eben eingehend mit einem Thema beschäftigen kann. Allerdings habe ich meiner Meinung nach mittlerweile genug Gespräche und Diskussionen geführt, Texte und Artikel gelesen, Aussagen gehört und reflektiert, sowie mich mit anderen Freiwilligen über ähnliche Erfahrungen ausgetauscht, dass ich mir eine gewisse Meinung über die folgenden Themen bilden kann und meine, diese in einen Zusammenhang setzen zu können, da ich glaube, weiß und sehe, dass viel zu wenig hierüber diskutiert wird und häufig aus unserem (weißen) Alltag ausgeschlossen und/oder ignoriert werden.
Sicherlich wird der ein oder andere (wie auch so manch Freiwillige/r auf unserem Vorbereitungsseminar – ich kann mich davon nicht vollkommen ausschließen) denken: „Oh man, schon wieder Rassismus. Den ganzen Krams hab ich schon hundert Mal gehört.“ Aber wie die Rassismuskrise (warum auch immer Word mir dies als nichtvorhandenes Wort unterkringelt, welch Ironie) in Europa momentan so exemplarisch wie sonst kaum etwas tagtäglich zeigt, ist Rassismus und daraus resultierende Fremdenfeindlichkeit ein sehr aktuelles und strukturelles Problem unserer Gesellschaften.
Auf dem Seminar gab es verschiedene Punkte, die mir ins Gedächtnis gebrannt sind und mich seit diesem nicht loslassen, mich stören, immer wieder irritieren, um Aufmerksamkeit in meinem Kopf ringen und mir immer mehr Punkte und Zusammenhänge klar zu werden scheinen. In gewisser Weise fühle ich mich manchmal, als wäre ich für manche Umstände vorher blind und/oder taub gewesen oder habe ihre Gravidität nicht wahrgenommen und/oder nicht empfunden/nachempfinden können, wofür ich mich heute schäme. Es geht eigentlich nicht um unbekannte Themen. Sie haben sich seit dem Vorbereitungsseminar allerdings um eine Komponente erweitert: Um die strukturelle Komponente. Jene in mir und in Menschen, die mich umgeben. Zur Einführung in das Thema möchte ich ein paar Geschehnisse bzw. Aussagen darstellen, denen ich in den vergangenen Monaten begegnet bin. Kurz vorweg: Mit den folgenden Zeilen will ich niemanden persönlich angreifen, es handelt sich hier lediglich um den Versuch, Etwas deutlich zu machen, zu beleuchten, aufzuzeigen.
– Ich werde auf eine Party bei der Botschaft aufgrund meiner „Position“ in der Firma, in der ich arbeite, eingeladen, während meine togoischen Kollegen meines Alters, die schon viel länger hier arbeiten, keine Einladung erhalten.
– Bei jener Party in der Botschaft regt sich ein Deutscher, der seit geraumer Zeit in Togo lebt, über die Religiosität der Togoer auf, da diese schon früh morgens in der Kirche nebenan (die übrigens schon viel länger da ist, als seine Wohnung) laut musizieren und erzählt: „Und dann bin ich letzten Sonntag mal da runtergerannt und hab die Leute da richtig zur Sau gemacht – dann war endlich mal Ruhe! Also echt, noch nie was von Ruhestörung gehört!?“. Dabei lacht er. Die anderen in der zuhörenden Gruppe auch – Ich bin mir nicht mal sicher, ob es in Togo den Begriff Ruhestörung überhaupt gibt.
– „Und, bist du schon überfallen worden?“
– „Wir Weißnasen brauchen keine T-Shirts mit dem Firmenlogo tragen – alle sehen, dass wir von *Name des westlichen Unternehmens einfügen* sind.“
– „Die in Togo sind krass arm oder? Wie kommst du damit zurecht, siehst du wie Leute hungern? Da du reich bist, wollen sicherlich alle deine Freunde sein :D“ (das kam von keiner bestimmten Person, sondern ist eine Zusammenfügung meinerseits verschiedener Kommentare bzw. Fragen, die ich während meiner Zeit in Togo gehört habe)
– „Ich mache in der Schule ein Afrikaprojekt und werde mit den Kindern Lieder singen, Savannenbilder malen und Masken basteln.“
– „Schwarzafrika ist aber schon eine krasse Ecke, hast du dir das gut überlegt?“
– „Hast du da eigentlich einen Kulturschock bekommen, weil Dritte-Welt-mäßig und so?“
– „Nairobi sieht gar nicht aus wie die USA, du warst einfach schon zu lange in Togo“.
– „Kommst du dann mit einem Schokobaby zurück? Lass den Vater dann aber da, davon haben wir momentan eh schon so viele hier (in Deutschland).“
– „Es ist voll cool, dass man mit dir so entspannt reden kann. Vor ein paar Jahren hätte ich mich nie getraut mit einer Weißen zu sprechen – Soll man hallo sagen, oder lieber nicht? Für uns ist es immer komisch, wie soll man denn auf Weiße zugehen? Irgendwie stehen Weiße ja über Einem, zumindest fühlt sich das so an. Auch wenn ich jetzt weiß, dass das nicht so sein muss, hab ich doch lange so gedacht und eher Ehrfurcht gegenüber Weißen empfunden. Mittlerweile weiß ich, ihr seid auch nur Menschen.“

Rassismus und meine Privilegien
Ich bin weiß. Ich bin in Deutschland, einem westlich geprägten Land und einer ehemaligen Kolonialmacht, geboren. Ich komme aus einer Akademikerfamilie – meine Eltern haben beide gut bezahlte Jobs. Ich bin schon als Kind viel innerhalb Europas mit meinen Eltern gereist, habe Sprachreisen in England, ein Auslandssemester in Canada gemacht, habe mehrere Monate in Finnland gelebt, darf an einer Universität studieren und kann mit einem Freiwilligendienst random nach Togo reisen, obwohl ich das Land vorher nicht einmal hätte genau orten können (liegt halt irgendwo in Afrika) und weder fließend Französisch spreche, noch spreche ich Ewe oder Mina, noch sonst eine hier heimische Sprache und wusste vor meinem Aufenthalt kaum etwas über Togo und die hier lebenden Menschen. Doch vorher stellte sich mir gar nicht dir Frage, warum ich nicht nach Togo hätte reisen sollen bzw. können.
Aufgrund meines Herkunftslandes und meiner Hautfarbe genieße ich sowohl in Deutschland, Europa als auch sonst quasi überall gewisse Privilegien, die Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe nicht besitzen, bzw. ihnen verwehrt bleiben, und über die ich vor Togo noch nie wirklich nachgedacht habe. Wie meine Trainer auf dem Vorbereitungsseminar erklärt haben, konnte ich mir meiner eigenen Hautfarbe nie wirklich bewusst sein, da sie als Normalität dargestellt wird und ich aufgrund meiner Hautfarbe nie infrage gestellt wurde. Das mag erst einmal merkwürdig klingen. Lioba, eine Freundin von mir, die ebenfalls einen Freiwilligendienst macht (Guadalajara, Mexico), hat dieses Phänomen folgendermaßen beschrieben, was ich sehr gut nachempfinden kann: „Ich habe nie Rassismuserfahrungen gemacht. Bevor ich in Kenia war, habe ich noch nicht mal registriert, dass ich weiß bin. Ich habe meine Hautfarbe nicht wahrgenommen. Für mich hat sie keine Rolle gespielt. Ja, Menschen sehen unterschiedlich aus, aber deswegen habe ich nie gedacht, dass sie unterschiedlich behandelt werden. Aber ich mit meiner weißen Hautfarbe bin auch nie diejenige die anders behandelt wird. Oder besser gesagt, ich bin nicht diejenige, die benachteiligt oder schlechter behandelt wird. Ich wurde in Kenia als Weiße immer besser behandelt. Ja, das werde ich hier in Deutschland auch, aber hier bemerke ich es nicht direkt.
Aufgrund meiner Hautfarbe und sozialer Herkunft wird es für mich immer leichter sein, eine Wohnung anzumieten, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Das hat nicht viel mit meiner besseren Leistung oder Ähnlichem zu tun, sondern vielmehr mit strukturellem Rassismus und Vorurteilen, welche in unserer Gesellschaft verankert sind und die ich vorher als alltägliche Strukturen nie wirklich wahrgenommen habe. Ich gehöre in der westlichen Welt aufgrund meiner sozialen Herkunft, dem ethnischen Hintergrund meiner Eltern bzw. meiner Hautfarbe zu einer privilegierten Gruppe. Würde ich einer ethnischen Minderheit angehören, hätte ich bei vielen Dingen mehr Probleme. Eine Wohnung/ein Haus anmieten? Einen Kredit bekommen? Einen Job? Das sind alles Dinge, die sich für „nicht-typisch-deutsch-aussehende-Menschen-oder-einen-anders-klingenden-Namen-Habende“ (auch wenn hier mal scharf darüber nachgedacht werden sollte, was denn eigentlich deutsch ist und was angeblich nicht) um Einiges schwieriger gestalten können. Was ist, wenn eine schwarze Familie den Mietvertrag für eine Wohnung nicht bekommt, einfach weil die Nachbarschaft oder der Vermieter nicht möchte, dass vermeintliche Ausländer in das neue Haus einziehen. Gegen Asylheime wird auch gehetzt – komischerweise wird immer wieder die rassistische Intention hinter einem weiteren Brandanschlag in Frage gestellt bzw. „muss erst untersucht werden“. Eine meiner Bekannten ist mit einem Kolumbianer verheiratet (der nun mal nicht „typisch deutsch“ aussieht – was auch immer verdammt noch mal eigentlich typisch deutsch sein soll!). Die beiden waren auf der Suche nach einer Wohnung in Berlin. Ganz offen heraus hat der Vermieter ihr die Wohnung verweigert aufgrund der Hautfarbe ihres Mannes („Ne, mit N-Wort hat man doch immer Probleme, darauf hab ich keinen Bock.“). Und sowas ist kein Einzelfall. Ich dachte, wir wären mittlerweile weit genug, um nicht Generalverdacht gegen Jeden und Alles aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe, Religiosität usw. zu hegen. Wie naiv. Rassismus, ein Gedankenkonstrukt aus der Kolonialzeit, das immer noch in uns festhängt. Ein kurzes Video, das Alltagsrassismus in Deutschland veranschaulicht, ist Folgendes: Shit some white Germans say to Black Germans (https://www.youtube.com/watch?v=63h0vwUT-vY). Und ein Video zur Diskriminierung in den Medien: Everyday racism in Germany: https://www.youtube.com/watch?v=Xw4FA8m4Nl4.
Wie viele Punkte in unserem Alltag diskriminierend sind, ist mir nie wirklich bewusst gewesen, was daran liegt, dass ich selbst, wie Lioba, nicht diejenige bin, die diskriminiert oder nachteilig behandelt wird. Ich habe durch meine Sozialisation von klein auf gelernt, dass meine Hautfarbe die Haupt-Hautfarbe, die Norm, in meiner Umgebung ist (was bitte sind denn eigentlich hautfarbene Stifte?). Im Umkehrschluss sind andere Hautfarben „nicht die Norm“? Das wird vielleicht nicht immer explizit, aber mindestens implizit transportiert bzw. nicht reflektiert. Deutschland besteht doch aus mehr Menschen, als nur „stereotypisch Aussehende“ (Minidoku „Being black in Germany – Hadnet Tesfai: https://www.youtube.com/watch?v=h5W4SCI405E).
„Interessant“ ist übrigens auch der Begriff des Expatriates. Für die, die den Begriff nicht kennen: Ein Expatriate ist eine Bezeichnung für eine Fachkraft, die international tätig ist bzw. in einem internationalen Unternehmen außerhalb seines Heimatlandes arbeitet. Allerdings ist dieser Begriff lediglich Weißen, aus der westlichen Welt stammenden Menschen vorbehalten, die international unterwegs sind. Stellt euch mal eine Fachkraft aus Kamerun vor, die in Deutschland arbeitet. Ist das ein Expatriate? Ich glaube die wenigsten würden jene Person als jemand anderen als einen Migranten bezeichnen, ohne hierbei jemanden zu nahe treten zu wollen – ich selber zählte mich dazu. Für mehr dazu der folgende Artikel: http://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2015/mar/13/white-people-expats-immigrants-migration.
Rassismus also. Kolonialismus. Was ist das eigentlich genau? Obwohl ich von mir selbst sagen kann, dass ich mich schon viel mit themenrelevanten Punkten auseinander gesetzt habe, weiß ich, dass ich es bis heute noch nicht vollständig kenne sowie die heutigen Strukturen in ihrer Gravidität verstehen werde, einfach weil ich weiß bin und mir in meinem Alltag viele Punkte, die Rassismus und koloniale Spuren betreffen nicht auffallen, nicht bewusst sind, einfach weil ich selbst keine Rassismuserfahrungen erlebe und mich mit den Themen nicht auseinandersetzen muss (If you don’t have to think about it, it’s a privilege). Dabei empfinde ich Scham und Wut. Über die Ungerechtigkeiten, für die mein Auge blind war und mein Ohr taub.

Der Zombie in uns
In der Schule haben wir mal über Kolonialismus gesprochen. Im Musikunterricht, da es um die Lieder der Versklavten in den USA ging. Ansonsten kann ich mich nicht wirklich an eine Kolonial-Einheit erinnern, die wir behandelt hätten. Dementsprechend ist mein Wissen darüber relativ beschränkt gewesen und schien mir ein abgeschlossener Abschnitt der Geschichte. Er hatte irgendwie für mich, als Weiße wohlbemerkt, keinerlei direkten Bezug zu meiner Lebenswelt. Dass Togo eine deutsche Kolonie war, hatte für mich auch keine direkte Bedeutung oder einen direkten Bezug zu mir heute – ich habe es vor der Zusage bei kulturweit nicht einmal gewusst. Hierfür empfinde ich jetzt Scham – über die Unwissenheit meiner eigenen Geschichte und die daraus resultierende Ignoranz, die ich verkörpert habe.
In der Zeit der Kolonialisierung sind weiße Europäer – z.B. Briten, Holländer, Franzosen und Deutsche – in die Welt ausgezogen und haben Land „entdeckt“ (ja, die Amerikas gab es auch schon vor 1492, wieso wird denn immer von der Entdeckung Amerikas geredet?!), sich dieses unter den Nagel gerissen und Rohstoffe und Menschen abtransportiert bzw. unterworfen, versklavt und/oder ausgerottet. Großbritannien bspw. „besaß“ über längere Zeit Land, in dem sich ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung befand. Frankreich hat in seiner Geschichte an die vierzig Staaten unterworfen.
Mir hat für diesen Teil der Geschichte bis vor kurzem vollkommen das Gefühl gefehlt. War ja auch abgeschlossen in meinem Kopf. Einen Artikel hierzu, der mal ein Gefühl dafür vermittelt, wie sich Kolonialisierung angefühlt haben muss bzw. anfühlt und die damit einhergehende Vernichtung der ansässigen Bevölkerung – nämlich wie eine Zombieapokalypse – ist der Folgende und ich kann ihn nur wärmstens empfehlen: Why I teach the Walking Dead in my Native Studies class (https://thenerdsofcolor.org/2014/04/24/why-i-teach-the-walking-dead-in-my-native-studies-classes/).
Was bei der Kolonialisierung geschieht, ist also einfach Verbrechen, wird aber nicht allzu selten in Verbindung mit „Entdeckung neuer Länder“, Abenteuerlust, Exotismus etc. verbunden – oder wahlweise auch mit Gemütlichkeit und beschreibt einen Lifestyle. Mittlerweile wird mir dabei schlecht:
Unbenannt
Gibt es etwa Möbel oder Feriendomizile im „Auschwitz-Stil“?! Habe ich noch nie gehört (Kolonialisierung und Auschwitz ist nicht vergleichbar? Doch. Im heutigen Namibia gab es von Deutschen errichtete Konzentrationslager, in denen Menschen ermordet wurden: http://www.vice.com/de/read/als-deutschland-in-namibia-die-konzentrationslager-erfunden-hat-774). Nicht allzu selten geschah Kolonialisierung auch noch unter dem Deckmantel, dass man die Leute ja zivilisieren müsste. Als ob die Navajos, Shoshonen, Modocs, Guanchen oder Hereros und Namas, um nur eine winzige Anzahl ermordeter Völker zu nennen, mit ihrem Leben irgendwie unzufrieden gewesen wären bevor die Europäer kamen. I don’t think so.
Und wer hat hier eigentlich das Recht sich das Recht zu nehmen, darüber zu entscheiden, was zivilisiert und was unzivilisiert ist!? Was wir in unserer westlichen Welt als „zivilisiert“ empfinden, muss doch nicht für die ganze Welt gelten und sollte es auch nicht. Auch makaber ist, dass dieses Heer an Verbrechen parallel zur Zeit der Aufklärung stattfand. Eine Zeit in der eigentlich Punkte wie Menschenrechte festgelegt wurden, man nach vernunftgeleiteten Handlungen suchte, sich nach Gleichheit sehnte. Die Folgen von Kolonialverbrechen, die gesamte Völker einfach ausgelöscht oder mindestens in der Anzahl stark minimiert und ihnen ihre Lebensgrundlage genommen haben, sind auch heute noch da. Etwas, was mir bis vor kurzem nicht wirklich bewusst gewesen ist und wenn doch, hat es mich nicht wirklich berührt. Die Welt sei halt nicht gerecht und ja, Menschen sind eben egoistisch und beuten andere aus, so ist das eben. Das hat sich nun stark gewandelt.
‘Europa hat sich gegenüber der Gemeinschaft der Menschen für den höchsten Leichenberg in der Geschichte zu verantworten.‘, schrieb Aimé Césaire in seinem 1955 erschienenen Diskurs über den Kolonialismus. Er brachte damit 500 Jahre europäischer Geschichte auf einen Punkt: Massenmord.“ (Fischer/Cupic 2015: Die Kontinuität des Genozids)

Der „Goebbels-Platz“
Koloniales Erbe. Gibt es das eigentlich? Auch darüber hatte ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. Rassismus ist ein Phänomen, das aus der Kolonialzeit stammt, denn irgendwie musste man das Verhalten gegenüber anderen Völkern ja rechtfertigen und hierauf die Ausbeutung und Unterwerfung aufbauen und verteidigen. Ohne Rassismus wäre Kolonialismus nicht möglich gewesen. Deutschland hat sich durch das Unterschreiben der UN-Antirassismuskonvention dazu verpflichtet, Rassismus abzuschaffen bzw. aktiv zu bekämpfen und abzubauen (bei der letzten Überprüfung schnitt Deutschland übrigens mit einer 3 minus ab – bei über tausend Angriffen auf Asylheimen 2015, steigende Anzahl rassistisch motivierter Gewalttaten und Hetze, Racial Profiling der Polizei, NSU-Skandal usw. ist das kein Wunder), sowie Menschen vor Rassismus zu schützen und den Opfern des Kolonialismus ehrenhaft zu gedenken (http://www.zeit.de/gesellschaft/2015-05/rassismus-un-deutschland-racial-profiling-sarrazin; http://dradiowissen.de/beitrag/kampf-gegen-rassismus-da-geht-noch-was). Statt bspw. eines entsprechenden Denkmals für die Opfer der Kolonialverbrechen, was z.B. durch die Schwarze und afrikanische Community in Berlin seit Jahren gefordert wird, werden mit Straßennamen immer noch Kolonialverbrecher geehrt. In Berlin wurden von Joshua Kwesi Aikins 77 Orte gezählt (Stand Ende 2014), welche unkommentiert auf die Kolonialzeit verweisen. Wieso kann es denn eine Peterstraße (in „Ehren“ an Carl Peters, welcher gewaltsam die Gebiete um den Kilimandscharo erschloss) geben? Und wie viele wissen eigentlich (ich konnte mich vor ein paar Monaten noch nicht dazu zählen) wer Franz Adolf Eduard Lüderitz war? Er hat mithilfe eines Betruges ein Vielfaches der eigentlich vereinbarten Landmenge im heutigen Namibia „gekauft“ und somit die damalige, dort lebende Bevölkerung um einen Großteil ihres Besitzes gebracht. Oder ein Nachtigal-Platz zu Ehren Gustav Nachtigals, welcher Gebiete in Togo und Kamerun unterwarf? Gegner der Umbenennungsversuche verschiedenster Communities meinen, dass das Umbenennen ja Geschichte verfälschen würde. Eine „Hitler“-Straße oder einen „Goebbels“-Platz gibt es allerdings auch nicht mehr…
Auch die „Mohrenstraße“ wird trotz jahrelanger Proteste nicht umbenannt. Dabei stellt sie öffentlich eine diskriminierende und rassistische Fremdbezeichnung schwarzer Menschen dar. Diese kolonialträchtigen Erinnerungsorte lassen sich nicht nur in Berlin finden – Es gibt insgesamt etwa an die 30 Kolonial-Stadtviertel in Deutschland, die Kolonialverbrecher ehren und schwarze Menschen diskriminieren.
Auch fragwürdig ist, dass Kolonialraubkunst in unseren Museen lagert. An die 30.000 Objekte, zu denen sowohl Kunst, Kulturgüter als auch Gebeine von Verschleppten, Ausgebeuteten, Ermordeten zu pseudo-wissenschaftlichen und rassistischen, medizinischen und biologischen Forschungszwecken lagern, werden nicht wie Nazi-Beutekunst behandelt, sondern scheinen irgendwie legitim. Wieso denn eigentlich?!
Der Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia ist nach über hundert Jahren immer noch nicht als deutscher Völkermord anerkannt. Hunderte Schädel der Ermordeten befinden sich heute in deutschen Museen und Forschungseinrichtungen. Die Rückführung der Gebeine, um den Hinterbliebenen die Möglichkeit einer würdevollen Beisetzung ihrer Ahnen zu ermöglichen, wird nicht in Betracht gezogen (http://genocide-namibia.net/2016/06/01-06-2016-pm-bundestag-muss-voelkermord-an-herero-und-nama-anerkennen/).

Never thought about it
Wie häufig hab ich in den letzten Monaten gehört „Afrika ist echt krass arm, oder?“, „Siehst du eigentlich hungernde Menschen?“, „Ines, Togo liegt in Schwarzafrika, das ist schon ne krasse Gegend da!“, „Und, hast du jetzt Third-World-Problems, statt First-World-Problems?“.
Der Begriff „Schwarzafrika“. Lioba: „Was zur Hölle ist „Schwarzafrika“(Anm.Ines: Ach und DIESES Wort kennt Word dann!?)? Wissen wir etwa nicht, dass der größte Teil der Afrikaner schwarz ist!? Müssen wir das nochmal deutlich machen? Und, gibt es etwa WEISSEUROPA? Oder PEOPLE OF COLOUR VORDERASIEN!? Und die Begründung: „Das hieß ja schon immer so“, ist bullshit! Höchste Zeit damit aufzuhören! Dieser Begriff (Schwarzafrika) kommt schließlich auch aus dem Kolonialismus.“ Wunderschön auf den Punkt gebracht, merci. Mir fällt immer mehr auf, wie häufig man Begriffe benutzt, die aus dem Kolonialismus stammen und/oder diskriminierend sind, ohne es überhaupt zu bemerken bzw. es nicht reflektiert – ich nehme mich davon nicht aus, denn ich tat das bis vor ein paar Monaten auch nicht. Aber wieso bin ich so ignorant gegenüber solchen Begriffen (gewesen)?
Und warum wird eigentlich von Afrika immer wie von einem riesigen, armen, problembehafteten, nur aus Savannen bestehenden Land gesprochen, in dem Menschen mit Masken rumlaufen? Das machen nicht nur die Leute um mich herum, sondern das passiert auch in westlicher/n Werbung und Medien allgemein – Warum sagen so wenige Leute „Hey Ini, wie läuft’s in Togo?“? Ich bin zwar in Afrika, aber ist denn eigentlich kaum wem bewusst wie groß und gigantisch dieser Kontinent ist und dass er aus mehr als nur Savanne besteht? Mit über fünfzig Staaten, über zweitausend Sprachen und über einer Milliarde Einwohnern. Ich lebe momentan in Togo, das ist ein winziges Land an der Westküste Afrikas mit nur sieben Millionen Einwohnern. Was ich auch nicht verstehe, wieso muss der Fokus eigentlich immer auf Savanne, Masken, Exotismus, Armut, „Unterentwicklung“ liegen? Warum sieht niemand die Hochhäuser der millionengroßen Metropolen, Lagos, Nairobi, Dar es Salaam, um nur drei von vielen zu nennen? Die Menschen in Anzügen, die in Büros arbeiten? Frauen mit schicken Stöckelschuhen, die Menschen, die auf fancy Cocktailparties auf einer Dachterrasse feiern? Leute, die innovative Start-Ups gründen? Menschen mit Universitätsabschlüssen? Menschenrechtler und Schriftsteller? Oder Nollywood, die drittgrößte Filmproduktionsstätte der Welt, die in Nigeria beheimatet ist? Wieso meint man, dass Teile von Afrika nicht aussehen können, wie Teile in den USA? Ich hab es doch gesehen.
Ein super wichtiger und zum Teil auch amüsanter Beitrag dazu, wie so viele Bilder in unserem Kopf unvollständig festhängen und wie ich es nie so präzise und authentisch auf den Punkt bringen könnte, kommt von der Schriftstellerin Chimamanda Adichie. Das Video zu schauen, kann ich nur wärmstens empfehlen: https://www.ted.com/talks/chimamanda_adichie_the_danger_of_a_single_story.
All I had heard about them was how poor they were, so that it had become impossible to me to see them as anything else but poor. Their poverty was my single story about them.
Das was ich damit sagen will ist, Afrika besteht aus mehr als nur Savanne und Armut und Trostlosigkeit und Menschen, die darauf warten, von europäischen Hilfsorganisationen „gerettet“ zu werden. Was nicht bedeuten soll, dass es keine Armut oder Konflikte in afrikanischen Ländern gibt, aber das gibt es in europäischen Ländern auch. Das Gefährliche an diesen Bildern ist nicht, dass sie vollkommen falsch sind, sondern dass sie incomplete sind. Und zu den Hilfsorganisationen. Schaut doch mal die folgenden drei Videos an: Ein super interessanter und meiner Meinung nach sehr informativer Beitrag zu „Aid for Africa-Aims“ ist folgender TED Talk des Journalisten Andrew Mwenda: https://www.ted.com/talks/andrew_mwenda_takes_a_new_look_at_africa#t-139042, oder „Africa for Norway”: https://www.youtube.com/watch?v=oJLqyuxm96k und: Let’s save Africa! Gone Wrong: https://www.youtube.com/watch?v=xbqA6o8_WC0.
Lioba hatte letztens ein wirklich schönes Statement hierzu gemacht: „Ich glaube, dass viele Menschen denken, wir müssten ‚Afrika‘ helfen, weil sie ohne uns verloren wären. Nein, afrikanische Länder können und werden sich selber helfen. Wir Deutschen würden auch wahnsinnig werden, wenn z.B. die Chinesen sagen würden: „Nein, ihr müsst das so und so machen. Wir wissen besser Bescheid über euer EIGENES Land als ihr.“ Versuchen wir uns doch endlich aus den Angelegenheiten anderer Ländern rauszuhalten und nur unseren Senf dazuzugeben, wenn wir gefragt werden. Schließlich weiß jedes Land selbst am besten, was das Beste für es ist. Es spricht ja nichts dagegen Freunden oder befreundeten Staaten zu helfen, aber dann nicht zu unseren deutschen Bedingungen, sondern zu denen, die das Land selber vorgibt.“ Hätte ich besser nicht ausdrücken können.

Der ‘Pakt zur Fortsetzung der Kolonialisierung‘
Und nochmal zu dem Thema, dass „Afrika“ ja so arm ist. Ich komm mittlerweile im Kopf nicht mehr hinterher – auf der einen Seite die Ausbeutung, auf der anderen das angebliche Mitleid und dann die Verwirrung, Schuld und Wut dazwischen, die ich dabei empfinde. Schon mal wer gemerkt, dass es europäischen/westlichen Staaten nur so wunderbar geht aufgrund der jahrzehnte- bzw. jahrhundertelange Ausbeutung der Länder des Globalen Südens? Also nicht nur bemerkt, sondern wirklich darüber nachgedacht? Viele Einzelpersonen, Familien und Unternehmen und ganze Gesellschaften sind aufgrund kolonialer Strukturen über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg reich und reicher geworden. Dass unsere Wirtschaften so gut funktionieren liegt mitunter daran, dass andere Länder über Ewigkeiten hinweg ausgebeutet wurden und werden, denn diese Ausbeutung liegt nicht in der Vergangenheit. Togo ist eine „ehemalige“ Kolonie von Deutschen und von Franzosen. Um seine „Unabhängigkeit“ zu erlangen, musste Togo, sowie auch dreizehn weitere französische Kolonien, den „Pakt zur Fortsetzung der Kolonialisierung“ unterschreiben, durch welchen sie an Frankreich seit etwa 1960 jährlich um die 440 Milliarden Euro an Steuern zahlen! Und warum? Für die von den Franzosen (zwangs!-)errichtete Infrastruktur. Welche, muss dazu gesagt werden, hauptsächlich zum besseren Abtransport der Rohstoffe erbaut wurde und nicht aufgrund humanitärer Gründe. Auch sind die Staaten verpflichtet, 85% ihrer Währungsreserven in der europäischen Zentralbank in Paris aufzubewahren, wodurch die Staaten (nicht nur Togo, auch die anderen „ehemaligen“ Kolonien) nicht über ihre EIGENEN Reserven verfügen können. Das Makabrere daran ist, dass wenn sie mit ihren 15%, über die sie verfügen dürfen, nicht auskommen, müssen sie sich vom französischen Finanzministerium Geld mitsamt marktüblichen Zinsen leihen. Auch „interessant“ ist, dass Frankreich sich durch den Pakt sogenannte Vorkaufsrechte gesichert hat, was bedeutet, dass alle neu entdeckten Rohstoffe in den „ehemaligen“ Kolonien zuerst Frankreich zum Kauf angeboten werden müssen, sowie müssen französische Firmen bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt behandelt werden. Kein Wunder, dass überall französische Konzerne um mich herum sind. Und da soll noch mal jemand behaupten, es gäbe die Phase des „Post“-Kolonialismus. Das würde ja bedeuten, dass die Phase des Kolonialismus vorbei wäre. Kann ich hier nicht sehen (nachzulesen hier: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/03/15/frankreich-kann-seinen-status-nur-mit-ausbeutung-der-ehemaligen-kolonien-halten/), (http://www.fluchtgrund.de/land/demokratische-republik-kongo/). Das sind einfach Wut und Scham, die in mir aufkommen.

…und irgendwo dazwischen bin ich?
Ein ebenso wichtiges Thema, mit dem ich abschließen möchte und das mich hier immer wieder überrascht: Freundlichkeit. Ich hatte, bevor ich nach Togo kam, nie erwartet, mit so vielen freundlichen Gesichtern, offenen Armen und Interesse empfangen zu werden. Egal wo ich hinkomme wollen Leute meine Freunde werden, mir die Stadt zeigen, ein Eis kaufen, freuen sich mit mir über meine togoische Kleidung, wollen mit mir über Gott und die Welt reden und wollen wissen, was ich denke und achten darauf, dass ich auch ja genug gegessen habe und gesund bin.
Aufgrund der gemeinsamen kolonialen Geschichte, die mich mit den Menschen hier verbindet, hatte ich viel eher damit gerechnet, dass man mir gegenüber abweisend sein könnte und aufgrund meiner Hautfarbe und meiner Herkunft und meinem Leben, das ich führen kann, nichts mit mir zu tun haben wollen würde. Und was spräche auch dagegen, wie könnte man das irgendwem übel nehmen? Ich bin nur eine weitere weiße Person, die in ihr Land kommt und von kolonialen Strukturen und Privilegien profitiert. Und nach ihrem Aufenthalt zurück in die „Festung Westen“ gehen wird, in welche ja nur ein ausgewählter Club an Menschen rein soll und in der sich die Gesellschaften zunehmend nach rechts bewegen – eine unheimliche Bewegung. „Bitte nur Fachkräfte, bitte nur Akademiker.“, „Ausländer/Immigranten sollen zurück in ihre Herkunftsstaaten!“, „Deren Krieg ist nicht unser Problem.“, „Menschen aufnehmen ja, aber eben nicht alle.“
…Haben wir nicht etwas viel Krasseres gemacht, nur mit rücksichtsloser Gewalt? Sind in Länder ausgezogen, in denen perfectly happy people gelebt haben und meinten, sie missionieren zu müssen, haben ihnen den Großteil ihrer Lebensgrundlage entrissen, haben Gesellschaften zerstört und beuten diese weiter aus, unserer eigenen wirtschaftlichen Profite wegen? Wer bin ich zu sagen „Ne sorry, du kommst hier nicht rein.“. Wie können Menschen aus westlichen Ländern so ignorant sein? Wie kann es sein, dass es so viel Rassismus, Überheblichkeit und Ignoranz auf einem kleinen Teil der Erde gegenüber dem Rest gibt?

Vor dem Seminar habe ich die Privilegien, die ich habe (zum Beispiel das Reisen und das Erhalten von Visa) nie wirklich hinterfragt. Warum sollte ich denn auch kein Visum bekommen? Wahrscheinlich hätte ich mich noch darüber aufgeregt, wenn es mit dem Visum für Togo auch nur das kleinste Problem gegeben hätte. Dafür schäme ich mich jetzt. Ich bekam ohne sonstige Umstände/Probleme innerhalb einer Woche ein Visum für Togo und kann dieses ohne Probleme verlängern. Das kostet mich jeweils 50,00 Euro. Ein togoischer Freund von mir hat viele deutsche Freunde, da sein Cousin eine NGO leitet, in der jedes Jahr Freiwillige arbeiten. Er meinte letztens zu mir, dass er gerne seine Freunde in Deutschland besuchen würde, um zu „sehen, wie die so leben, aber das Visum krieg ich halt einfach nicht. Bin auch mehrmals von der Deutschen Botschaft nicht mal reingelassen worden oder es stimmte mal wieder irgendetwas mit den Unterlagen nicht… Ach und ich soll mehrere tausend Euro auf einem Konto nachweisen. Woher soll ich bitte mehrere tausend Euro nehmen? Wie war das denn bei dir mit dem Visum?“. Was soll ich auf so eine Frage antworten? Hey, war voll easy – bin hin, man hat mir eine schöne Zeit in Togo gewünscht und dann hab ich alles per Post bekommen. In solchen Momenten beginne ich Schuld und Scham für Etwas zu empfinden, das ich nicht direkt veranlasst oder zu verantworten habe, wovon ich allerdings ein Teil bin, von dessen Struktur ich seit meiner Geburt profitiere und wahrscheinlich immer weiter profitieren werde. Wie viel Geschichte in einem solchen Gespräch zwischen zwei Menschen, mir und meinem togoischen Freund, auf einmal ganz real wird und zwischen uns steht. Geschichte, die so erstickend ist, dass ich kaum atmen kann.
So viel Wut auf unsere Welt hab ich selten empfunden. Wenn ich nicht nach Togo zurückkehre, sehen wir uns wahrscheinlich nie wieder, denn Akademiker oder reich ist er nicht.

Für mich war Kolonialisierung vorbei. Heißt ja schließlich eigentlich auch Postkolonialismus. Wie sich die Strukturen heute aber immer noch durch die Gesellschaften ziehen, war mir nicht bewusst. Unterscheidung zwischen Weiß und Schwarz. Privilegierte und Nichtprivilegierte. Kolonialisierende und Kolonialisierte. Expatriates und Migranten. Afrikaner, die zwangsrekrutiert wurden, um für unsere Kriege in Europa in den ersten Reihen zu sterben. Die Liste geht noch gefühlte Ewigkeiten weiter.
Ich als Weiße bin privilegiert. Ich besitze Privilegien aufgrund meiner Hautfarbe und Herkunft, für die ich nichts, aber auch wirklich gar nichts leisten musste. Von Ignoranz einmal abgesehen.

7 Gedanken zu „Von Rassismus, Zombies und meiner privilegierten Rolle.

  1. Ein unglaublicher Artikel in vielerlei Hinsicht. (Abgesehen vom Schreibstil, den ich klasse finde), hast du so facettenreich geschrieben, viele Themen vertieft, mit Hintergrundwissen bestückt. Ich kann mich mit einigem gut identifizieren. Danke für’s Gedanken-anregen!
    Grüße aus Südafrika („was ja gar nicht wirklich AFRIKA ist“)

  2. Super Artikel! Du fasst genau die Gefühle und Gedanken zusammen, die ich während und jetzt auch nach meinem FWD in Togo hatte bzw habe.

    Und eine große Frage bleibt: Was tun?

  3. Liebe Ini,
    Ich habe deinen Text soeben nochmal gelesen und kann nur wiederholen: Starker Beitrag!
    Ganz viel Liebe fuer dich und wenn du Reden willst, weisst du, dass du bei mir immer ein offenes Ohr findest! <3
    Gruesse aus México
    Lioba

  4. Einfach der Wahnsinn. Das müsste man irgendwo veröffentlichen . Ich bin so stolz auf dich , deine Neugier , deine Offenheit , deine Intelligenz und deine Bereitschaft soviel Energie in dieses Thema zu stecken. Das ist wirklich lehrreich!! Bemerkenswert und auf jeden Fall ein Beitrag zur Aufklärung . Viele menschen wissen es eben einfach nur nicht besser und die Vorurteile die sie aussprechen , sind nicht böse gemeint sondern einfach ein Produkt dessen, dass man jahrelang monotone Bilder von Afrika vermittelt bekommt. Ich umarme und vermisse dich!!!!

  5. grandioser Artikel Ines,
    hab dir ja schon meinen Senf dazu gegeben allerdings möchte ich gerade nochmal sagen dass ich das Ende ganz besonders gelungen finde auch wenn es nunmal leider einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt:

    „Ich als Weiße bin privilegiert. Ich besitze Privilegien aufgrund meiner Hautfarbe und Herkunft, für die ich nichts, aber auch wirklich gar nichts leisten musste. Von Ignoranz einmal abgesehen“

Kommentare sind geschlossen.