Weil unser Reitausflug nach Darkhan ausfiel, holten wir das jetztt nach, allerdings nicht mehr in Darkhan, sondern in Terelj (Тэрэлж, gespr. „Terelsch“), was von UB aus auch viel besser erreichbar (und um einiges schöner) ist. Mit von der Partie waren Elena, Astrid, ihre Gastschwester Saruul und Bene, der zu Besuch aus Thailand hergekommen war.
Bene und ich sind schon früh am Morgen aufgestanden (trotz durchgefeierter Nacht), um den frühen Bus nach Terelj zu bekommen, Elena, Astrid und Saruul wollten mit dem Bus am Mittag nachkommen. Unser Bus kam jedoch nicht. Ein hilfreicher Straßenverkäufer erklärte uns dann, dass der Bus heute am Morgen nicht kommt, nur am Mittag – So kam es, dass wir erst mittags mit dem Rest hin fuhren. Dann aber auch nicht mit dem richtigen Bus nach Terelj, denn dieser kam nicht. Eine Ladenverkäuferin an der Haltestelle hat anscheinend sogar den Busfahrer angerufen und die Begründung, weshalb er nicht komme war im Grunde genommen, dass er kein Lust habe…man mache sich nie wieder über das deutsche öffentliche Verkehrssystem lustig 😉
Also musste man anders nach Terelj kommen: Mit dem Bus nach Nalaikh (Налайх) und von dort aus mit dem Taxi weiter in den Nationalpark, was zwar etwas teurer war, aber immerhin kamen wir an. Der Taxifahrer bot uns an, dass wenn wir ihm alle 1000 Tugrik mehr geben, er einfach durch die Zollstation am Parkeingang vorbeifährt (wo wir als Ausländer 3000 Tugrik hätten zahlen müssen). Das Angebot schlugen wir aber ab, da es uns auch schon passiert ist, dass wir einfach beim Verlassen des Parks zahlen mussten; Zum Glück wie es sich herausstellte, denn da wir hier arbeitstätig und keine Touristen sind, bekamen wir den Mongolen-Preis, der gerade mal 300 Tugrik beträgt.
Schon beim Betreten des Parks wird man schier erschlagen: Es ist zwar noch nicht grün, jedoch wunderschön. Wind und Wetter haben über Jahrtausende hinweg die Felsen und Berge in abstrakt Formen verwandelt. Auf den Bergkuppen liegen riesige, scheinbar lose Felsen, die so aussehen als ob sie jeden Moment ins Tal herabrollen könnten. Das einzige was das Bild stört sind die vielen Ger-Camps: Terelj ist mit Abstand die Gegend in der Mongolei, die am touristischten ist. Wir fuhren allerdings an all den Camps vorbei, denn wir mieteten uns lieber bei einer mongolischen Familie ein – zwar auch in einer Touristenjurte, aber mit Eigenverpflegung und ohne Restaurant. Viel angenehmer 🙂
Nachdem wir unsere Jurte bezogen hatten, liefen wir zum berühmten Schildkrötenfelsen (Мэлхий хад – Melkhii Khad). Man braucht nicht viel Fantasie um den Kopf und den Panzer der Schildkröte zu erkennen. Von hier aus sahen wir auch unser Wunschziel für den nächsten Tag: Ein Kloster, das einem Elefantenkopf nachempfunden ist. Lange blieben wir nicht, denn es wurde so langsam kalt, was hauptsächlich an dem starken Wind lag, der durch die Felsspalten pfiff. Und so machten wir uns auf um zu kochen.
In einer Jurte zu kochen macht viel Spaß. Wir bekamen einen großen Kochtopf, der unten abgerundet war – ein bisschen wie ein Wok also, bloß mit einer stärkeren Wölbung. Diesen legt man in ein Loch auf dem Holzofen. Wir kochten uns eine Nudelsuppe, die Zutaten hatten wir aus UB mitgebracht, das Wasser war Schmelzwasser von einer nahegelegenen Schneefläche/zugefrorenem Tümpel. Nach unseren anfänglichen Befürchtungen, dass wir mit dem Essen mengenmäßig nicht hinkommen, war es danach natürlich zu viel, ist aber trotzdem leer geworden und war ziemlich lecker. Die Besitzerin unserer Jurte (Gunjee egch – das egch (эгч) heißt „Schwester“ und ist ein Zeichen von Respekt, den man benutzt, wenn man mit älteren Frauen redet), bekam natürlich auch was ab.
Nachdem wir stundenlang gekocht, gegessen und ein bisschen aufgeräumt hatten, war auch schlagartig das Licht weg: Unsere Glühbirne war explodiert! Gunjee egch hatte aber zum Glück eine Ersatzbirne parat und einige hilfsbereite (und neugiereige) Mongolen aus der Nachbarjurte wurden auch schnell zum Austauschen eingesetzt während wir die Scherben auflasen.
Die Nacht war sehr angenehm, wir hatten schließlich genug Kohle, holz und getrockneten Dung um die Nacht durchzuheizen, und so wars am nächsten Morgen auch nicht schwer aus dem Bett zu kriechen und zu frühstücken. Da Bene und ich auch draußen ein bisschen aßen, waren wir schon bald dabei unser Frühstück mit den Mongolen vom Vorabend zu teilen. Während unserem Frühstück kamen auch unsere Pferde und unser Guide an, für den wir uns entschieden hatten, da wir nicht wirklich reiten konnten, vor allem nicht auf mongolisch.
Unsere Tour führte uns durch den Wald (!) hin zum Kloster, das wir am Vorabend aus der Ferne gesehen hatten. Für meinen Geschmack waren die Pferde etwas zu langsam unterwegs, ein Wenig gallopiert wäre ich gerne, aber im Trab konnte man immerhin die wunderschöne Natur bewundern.
Das Kloster ist ziemlich neu, es wurde erst nach der Wende gebaut, was man daran erkennt, dass die Inschrift über der Tempeltüre nicht nur auf altmongolisch, tibetisch und chinesisch ist, sondern auch auf englisch und neumongolisch (kyrillische Buchstaben). Die Treppe wird von unten nach oben immer breiter, wie ein Elefantenrüssel und das Dach wird von Balken gestützt, deren Enden Elefantenköpfen nachenpfunden sind. Die Türgriffe sind Mäusen nachempfunden und auf dem Zaun rings um den Tempel sind winzige Stupas angebracht. Alles ist sehr gepflegt und sehr kunstvoll verziert. Zurück zu den Pferden gingen wir über eine Hängebrücke, die „den Weg zur Erleuchtung“ darstellt (die ich leider immer noch nicht erlangt habe, aber bei der Erleuchtung ist wahrscheinlich der Weg das Ziel 🙂 ).
Zurück kamen wir auf einem anderem Weg, den Pferden wurde aber so langsam langweilig – mein Pferd wollte immer öfter stehen bleiben um Gras zu fressen und als da mal am Hang ein paar andere (ich vermute weibliche) Pferde standen, entschied sich mein Gaul mal einfach dazu sich von unserer Gruppe loszumachen und lief zu den aanderen hoch, die aber immer weiter den hang hochliefen und so wurde ich immer weiter von der Gruppe weggetragen. Als unser Guide mir hinterherritt wurde er prompt von Benes Pferd verfolgt, das sich dann entschied auch bei den anderen Pferden zu bleiben. So war dann ich zwar wieder bei der Gruppe, Bene hingegen nicht. Wir brachten den Guide dazu uns zu sagen, wie man dem Pferd sagt, dass es laufen soll („Tschu!“) und zum ersten Mal am Tag hatte ich das Gefühl wenigstens ein Bisschen mehr Kontrolle über mein Pferd zu haben – für mehr als ein paar Sekunden brachte ich das Pferd aber trotzdem nicht zum rennen und schon gar nicht zum Gallopieren – schade.
Unser 3-stündiger Reitausflug war auf jeden Fall sehr spaßig und ich würde wirklich gern noch mal reiten gehen, nächstes Mal vieleicht auf einem schnellerem Pferd 🙂 . Unsere Heimfahrt war auch gesichert, denn unsere Nachbarmongolen hatten uns angeboten uns für 1700 Tugrik pro Person bis nach UB in ihrem Mikrobus mitzunehmen. Natürlich stimmten wir zu. Die Heimfahrt war verdammt lustig. Wir waren natürlich leicht überladen, wie das in den Mikrobussen oft der Fall ist und fast alle Insassen waren betrunken oder auf dem besten Wege es noch zu werden. Unser Fahrtgeld wurde auf jeden Fall schon mal in Vodka umgesetzt. So kam es, dass bald der ganze Bus am Lachen und Rumgrölen war, vor allem bei altbekannten mongolischen Lieblingsliedern. Besonders lustig waren die Gespräche mit einer Mitfahrerin, die taub war, so fuchtelten alle wild herum. Es war aber wirklich toll, dass alle Familienmitglieder die Gebärdensprache verstanden und auch selber „sprechen“ konnten. Ich hätte aber nie gedacht, dass man in Gebärdensprache auch „lallen“ kann 😉