Party, Stadttour und Chillen

22 08 2011

Also: Sekt und Becher waren gefunden – Auf zu Julia! Ein Freund von Julia hatte einen Grillabend am Meer organisiert. Tim, den ich schon vom Klettern und Bella und Maki, die ich von der Ladies Night kannte, waren auch da. Außerdem noch einige Studenten und 2 Schüler von Julia. Der Abend war sehr entspannt, vor allem als gegen Ende alle an der Kaimauer saßen, deutscher Musik aus Julias neuen Handylautsprechern lauschten und chinesisches 4 Gewinnt spielten (das eigentlich eher 5 gewinnt ist, aber egal 🙂 ).

Die Feiergemeinde kommt zusammen

Unser Fotograf

Was gegen später von uns übrig blieb...

Gegen 12 ging es dann weiter ins Karaoke oder KTV, wie es in China genannt wird. KTV läuft in China etwas anders ab, als ich es aus der Mongolei gewöhnt bin. Hinter einem Eingangsbereich, der an ein Kino erinnert (Großer Kiosk, Popcornmaschine…) reihen sich hunderte Zimmer mit einer Auswahl an tausendenden von Liedern auf Chinesisch, Japanisch, Englisch und ich glaube sogar Koreanisch. Zwischen den Zimmern eilen Kellner herum, die Getränke und Essen bringen. Alle Räume besitzen eine diskoähnliche Beleuchtung und genauso gehen die Chinesen hier auch ab.  Wir waren geschlagene 6 Stunden im KTV und es wurde nie langweilig. Als dann gegen 5 Uhr morgens aus den Zimmern um uns herum nur noch heisere, schräg klingende, chinesische Schlagerlieder tönten und betrunkene Chinesen über die Gänge torkelten und versuchten sich gegenseitig abzustützen, wurden auch wir schließlich gegangen – der Laden wollte endlich schließen 😀

Karaoke 🙂

Es wird spät...

Schon komisch, aus einem Gebäude ohne Fenster rauszukommen und erst mal von der Sonne geblendet zu werden…wars nicht grad noch mitten in der Nacht? Den Morgen verbrachten wir dementsprechend erst mal schlafend. Mittags trafen Joao und ich uns aber wieder mit Julia, die trotz durchgefeierter Nacht als Tourguide hinhalten musste. Wir liefen durch die deutsche Straße, auf den Peer von Qingdao, durch das Kolonialviertel, auf einen alten Leuchtturm(?) und dann am Meer entlang richtung Innenstadt (Abend- UND Eisessen 🙂 ). Der Abend wurde auf der Dachterasse des Hostels verbracht – schön ruhig nach dem KTV amVorabend.

deutsche Gebäude in China

Hunger? 😛

am Meer

Hoch auf den Leuchtturm...

...und zurück ans Meer.

Der nächste Tag lief ähnlich ab: Wir besuchten Qingdaos Einkaufsmeile und das olympische Segelzentrum, wo es nun viele westliche Läden gibt – die meisten davon fast leer! Wie in der Mongolei scheinen große Einkaufszentren nach westlichem Vorbild noch nicht so gut besucht zu sein, wahrscheinlich auch wegen den verhältnismäßig hohen preisen: H&M kostet in China z.B. genau gleich viel wie im Rest der Welt auch! Das Segelzentrum mussten wir dann auch leider wegen schlechtem Wetter wieder verlassen. Egal – Für den Abend war wieder Chillen in Der Hostelbibliothek angesagt, die ebenfalls im obersten Stockwerk neben der Dachterasse war.

Joao "the Dude" Lebowski 😀

die Einkaufsstraße von QD

unser Sofa 🙂

Am nächsten Tag gings für mich auch schon weiter. Auch wenn sich meine letzten Tage in China für die Reisewütigen etwas langweilig anhören, ich fands sehr schön und entspannend einfach mal mit ein paar anderen Freiwilligen abzuhängen und das ganze mal locker anzugehen – der krasse Tourismus sollte mich ja schon bald genug wieder einholen – next Stop: Hanoi, Vietnam!

Zum Abschluss noch Gourmet-Variationen bei Mc Donald's: Oreo-Eis mit roter Bohnensoße...diese Chinesen^^

 





Terelj National Park

28 04 2011

Terelj, Blick vom Elefantenkloster. In ein paar Wochen wird hier alles grün, momentan sieht alles aber noch so aus als könnte hier ein Western gedreht werden.

Weil unser Reitausflug nach Darkhan ausfiel, holten wir das jetztt nach, allerdings nicht mehr in Darkhan, sondern in Terelj (Тэрэлж, gespr. „Terelsch“), was von UB aus auch viel besser erreichbar (und um einiges schöner) ist. Mit von der Partie waren Elena, Astrid, ihre Gastschwester Saruul und Bene, der zu Besuch aus Thailand hergekommen war.

Bene und ich sind schon früh am Morgen aufgestanden (trotz durchgefeierter Nacht), um den frühen Bus nach Terelj zu bekommen, Elena, Astrid und Saruul wollten mit dem Bus am Mittag nachkommen. Unser Bus kam jedoch nicht. Ein hilfreicher Straßenverkäufer erklärte uns dann, dass der Bus heute am Morgen nicht kommt, nur am Mittag – So kam es, dass wir erst mittags mit dem Rest hin fuhren. Dann aber auch nicht mit dem richtigen Bus nach Terelj, denn dieser kam nicht. Eine Ladenverkäuferin an der Haltestelle hat anscheinend sogar den Busfahrer angerufen und die Begründung, weshalb er nicht komme war im Grunde genommen, dass er kein Lust habe…man mache sich nie wieder über das deutsche öffentliche Verkehrssystem lustig 😉

Felsen

Also musste man anders nach Terelj kommen: Mit dem Bus nach Nalaikh (Налайх) und von dort aus mit dem Taxi weiter in den Nationalpark, was zwar etwas teurer war, aber immerhin kamen wir an. Der Taxifahrer bot uns an, dass wenn wir ihm alle 1000 Tugrik mehr geben, er einfach durch die Zollstation am Parkeingang vorbeifährt (wo wir als Ausländer 3000 Tugrik hätten zahlen müssen). Das Angebot schlugen wir aber ab, da es uns  auch schon passiert ist, dass wir einfach beim Verlassen des Parks zahlen mussten; Zum Glück wie es sich herausstellte, denn da wir hier arbeitstätig und keine Touristen sind, bekamen wir den Mongolen-Preis, der gerade mal 300 Tugrik beträgt.

Schon beim Betreten des Parks wird man schier erschlagen: Es ist zwar noch nicht grün, jedoch wunderschön. Wind und Wetter haben über Jahrtausende hinweg die Felsen und Berge in abstrakt Formen verwandelt. Auf den Bergkuppen liegen riesige, scheinbar lose Felsen, die so aussehen als ob sie jeden Moment ins Tal herabrollen könnten. Das einzige was das Bild stört sind die vielen Ger-Camps: Terelj ist mit Abstand die Gegend in der Mongolei, die am touristischten ist. Wir fuhren allerdings an all den Camps vorbei, denn wir mieteten uns lieber bei einer mongolischen Familie ein – zwar auch in einer Touristenjurte, aber mit Eigenverpflegung und ohne Restaurant. Viel angenehmer 🙂

Unser "Hof"

Nachdem wir unsere Jurte bezogen hatten, liefen wir zum berühmten Schildkrötenfelsen (Мэлхий хад – Melkhii Khad). Man braucht nicht viel Fantasie um den Kopf und den Panzer der Schildkröte zu erkennen. Von hier aus sahen wir auch unser Wunschziel für den nächsten Tag: Ein Kloster, das einem Elefantenkopf nachempfunden ist. Lange blieben wir nicht, denn es wurde so langsam kalt, was hauptsächlich an dem starken Wind lag, der durch die Felsspalten pfiff. Und so machten wir uns auf um zu kochen.

Wir kochen Nudelsuppe 🙂

In einer Jurte zu kochen macht viel Spaß. Wir bekamen einen großen Kochtopf, der unten abgerundet war – ein bisschen wie ein Wok also, bloß mit einer stärkeren Wölbung. Diesen legt man in ein Loch auf dem Holzofen. Wir kochten uns eine Nudelsuppe, die Zutaten hatten wir aus UB mitgebracht, das Wasser war Schmelzwasser von einer nahegelegenen Schneefläche/zugefrorenem Tümpel. Nach unseren anfänglichen Befürchtungen, dass wir mit dem Essen mengenmäßig  nicht hinkommen, war es danach natürlich zu viel, ist aber trotzdem leer geworden und war ziemlich lecker. Die Besitzerin unserer Jurte (Gunjee egch – das egch (эгч) heißt „Schwester“ und ist ein Zeichen von Respekt, den man benutzt, wenn man mit älteren Frauen redet), bekam natürlich auch was ab.

Nachdem wir stundenlang gekocht, gegessen und ein bisschen aufgeräumt hatten, war auch schlagartig das Licht weg: Unsere Glühbirne war explodiert! Gunjee egch hatte aber zum Glück eine Ersatzbirne parat und einige hilfsbereite (und neugiereige) Mongolen aus der Nachbarjurte wurden auch schnell zum Austauschen eingesetzt während wir die Scherben auflasen.

Von hier kam unser Kochwasser.

Die Nacht war sehr angenehm, wir hatten schließlich genug Kohle, holz und getrockneten Dung um die Nacht durchzuheizen, und so wars am nächsten Morgen auch nicht schwer aus dem Bett zu kriechen und zu frühstücken. Da Bene und ich auch draußen ein bisschen aßen, waren wir schon bald dabei unser Frühstück mit den Mongolen vom Vorabend zu teilen. Während unserem Frühstück kamen auch unsere Pferde und unser Guide an, für den wir uns entschieden hatten, da wir nicht wirklich reiten konnten, vor allem nicht auf mongolisch.

Unsere Tour führte uns durch den Wald (!) hin zum Kloster, das wir am Vorabend aus der Ferne gesehen hatten. Für meinen Geschmack waren die Pferde etwas zu langsam unterwegs, ein Wenig gallopiert wäre ich gerne, aber im Trab konnte man immerhin die wunderschöne Natur bewundern.

Wir steigen ab um das Kloster zu besichtigen.

Das Kloster ist ziemlich neu, es wurde erst nach der Wende gebaut, was man daran erkennt, dass die Inschrift über der Tempeltüre nicht nur auf altmongolisch, tibetisch und chinesisch ist, sondern auch auf englisch und neumongolisch (kyrillische Buchstaben). Die Treppe wird von unten nach oben immer breiter, wie ein Elefantenrüssel und das Dach wird von Balken gestützt, deren Enden Elefantenköpfen nachenpfunden sind. Die Türgriffe sind Mäusen nachempfunden und auf dem Zaun rings um den Tempel sind winzige Stupas angebracht. Alles ist sehr gepflegt und sehr kunstvoll verziert. Zurück zu den Pferden gingen wir über eine Hängebrücke, die „den Weg zur Erleuchtung“ darstellt (die ich leider immer noch nicht erlangt habe, aber bei der Erleuchtung ist wahrscheinlich der Weg das Ziel 🙂 ).

Der Elefantentempel: Man läuft im Uhrzeigersinn herum und dreht die Gebetstrommeln.

Zurück kamen wir auf einem anderem Weg, den Pferden wurde aber so langsam langweilig – mein Pferd wollte immer öfter stehen bleiben um Gras zu fressen und als da mal am Hang ein paar andere (ich vermute weibliche) Pferde standen, entschied sich mein Gaul mal einfach dazu sich von unserer Gruppe loszumachen und lief zu den aanderen hoch, die aber immer weiter den hang hochliefen und so wurde ich immer weiter von der Gruppe weggetragen. Als unser Guide mir hinterherritt wurde er prompt von Benes Pferd verfolgt, das sich dann entschied auch bei den anderen Pferden zu bleiben. So war dann ich zwar wieder bei der Gruppe, Bene hingegen nicht. Wir brachten den Guide dazu uns zu sagen, wie man dem Pferd sagt, dass es laufen soll („Tschu!“) und zum ersten Mal am Tag hatte ich das Gefühl wenigstens ein Bisschen mehr Kontrolle über mein Pferd zu haben – für mehr als ein paar Sekunden brachte ich das Pferd aber trotzdem nicht zum rennen und schon gar nicht zum Gallopieren – schade.

Turtle Rock, der Schildkrötenfels

Unser 3-stündiger Reitausflug war auf jeden Fall sehr spaßig und ich würde wirklich gern noch mal reiten gehen, nächstes Mal vieleicht auf einem schnellerem Pferd 🙂 .  Unsere Heimfahrt war auch gesichert, denn unsere Nachbarmongolen hatten uns angeboten uns für 1700 Tugrik pro Person bis nach UB in ihrem Mikrobus mitzunehmen. Natürlich stimmten wir zu. Die Heimfahrt war verdammt lustig. Wir waren natürlich leicht überladen, wie das in den Mikrobussen oft der Fall ist und fast alle Insassen waren betrunken oder auf dem besten Wege es noch zu werden. Unser Fahrtgeld wurde auf jeden Fall schon mal in Vodka umgesetzt. So kam es, dass bald der ganze Bus am Lachen und Rumgrölen war, vor allem bei altbekannten mongolischen Lieblingsliedern. Besonders lustig waren die Gespräche mit einer Mitfahrerin, die taub war, so fuchtelten alle wild herum. Es war aber wirklich toll, dass alle Familienmitglieder die Gebärdensprache verstanden und auch selber „sprechen“ konnten. Ich hätte aber nie gedacht, dass man in Gebärdensprache auch „lallen“ kann 😉

ein zahmes Kamel mit trendingem Nasenpiercing





Xyстайн нyрyy – bei den Przewalski Pferden

1 03 2011

Hustain Nuruu (Birkenberge – komischer Name, weil es da eigentlich keine Bäume gibt…) ist ein Nationalpark in der Zentralprovinz (төв аймаг), der, obwohl er nicht so weit von Ulaanbaatar entfernt ist, ewig zum erreichen braucht. Dies liegt vor allem daran, dass er mitten in der Steppe liegt und das bedeutet in der Mongolei: Keine festen Straßen! Amarbayasgalan war dagegen ja noch in der Zivilisation. es gibt zwar die gut befahrenen Trampelpfade, die aber schnell mal in einer riesigen Erdspalte enden oder doch wo ganz anders als man eigentlich hinwollte. Ein GPS Gerät zu besitzen ist definitiv von Vorteil – wir hatten zum Glück eins. Keine Straßen zu haben ist sowieso das tollste: Mit einem alten Mercedes-Geländewagen durch die Steppe zu brettern und sich immer mal wieder mit Kompass, GPS-Gerät und einem Fernglas nach dem richtigen Weg umzusehen macht irre Spaß, außerdem entdeckt man dabei viel: Alte Gräber aus der Steinzeit, schamanistische Kultstätten, Tiere und auch ihre Knochen, denn den Winter überstehen vor allem die schwachen Tiere nicht. So findet man blasse Gerippe, wie man sie sonst nur aus Wildwest-Filmen kennt, die bis auf ein paar Haut- und Fellfetzen von Geiern, Wölfen und Wetter komplett freigelegt wurden.

Das war mal ein Pferd...

Relative Wärme: Keine Handschuhe und nur eine Jacke 🙂

Die mongolische Steppe in wenige Worte zu fassen ist unmöglich. Wenn jemand von „so weit das Auge reicht“ redet, dann sollte er hier her kommen, denn hier wird der Spruch zur Realität. Um einem herum sind oftmals so riesige, offene, ebene Flächen, die durch nichts unterbrochen werden: Keine Bäume, Sträucher, Hügel und erst recht keine Häuser! Oft sieht man kaum noch die Bergkuppen, die in der Ferne im Dunst oder in kleineren Schnee- und Sandstürmen verschwinden, weil das menschliche Auge wirklich nicht so weit reicht. Und obwohl es nie wärmer als 0°C wurde, war mir schon lange nicht mehr so warm wie an diesem Wochenende, denn die Sonne gewinnt wieder an Kraft und es herrschte oft absolute Windstille. Bloß den Schatten sollte man meiden und sich von den gefühlt warmen Temperaturen am Tag nicht täuschen lassen, denn wenn die Sonne weg ist wird es bitter kalt. Vor allem beim Ovoo knapp vor Ulaanbaatar  ist es unerträglich: Da stand man ein paar kilometer weiter in der Stadt noch in der relativen wärme ohne Handschuhe an der Straße und plötzlich hat man schon nach 2 Minuten kein Gefühl mehr in den Händen. Anscheinend liegt das daran, dass die Gegend (hier ist auch der Flughafen) in einer Senke liegt und die Kälte sich ansammelt und nicht entfliehen kann. Das Phänomen hat sogar einen Namen, aber der ist mir wieder entfallen (Kristian, wenn du das liest bereichere uns 😛 ). Hier war es dann auch so kalt, dass man sich den Daumen herrlich in der Autotür einklemmen konnte und dann erst 10 min später von den Schmerzen überkommen wurde (zusätzlich zum ekligen Gefühl, wenn einem die Finger wieder auftauen). Das mit dem Daumen ist ja zum Glück nicht mir passiert 😉

Opfergabe am Ovoo

So weit das Auge reicht...

Nach acht Stunden waren wir dann auch am Ziel angekommen (dutzende Wegfindungs-, Ess- und Fotopausen mitinbegriffen). Der eigentliche Nationalpark liegt in einem Tal und ist deshalb von den rauen Winterwinden geschützt. Eine Forschungsstation und ein Jurten-Camp dienen als Behausung für Touristen und Wissenschaftler. Bei den Wissenschaftlern handelt es sich hauptsächlich um Biologen, die darauf achten, dass der Bestand an Wildpferden nicht bedroht wird. Sie gehören zu den letzten ihrer Art und konnten nur durch Zucht vorm gänzlichen Aussterben gerettet werden. Die Pferde im Nationalpark sind also ausgewilderte oder Nachkommen ausgewilderter, in Gefangenschaft lebender Wildpferde. Eine große Gefahr für die Pferde sind  Zecken. Urspünglich waren sie gegen Zecken immun, aber diese Immunität ist durch genetische Vermischung mit Hauspferden verloren gegangen. Man erhofft sich diese Eigenschaft durch sorgfälltige Isolierung wieder herzustellen – das heißt, dass es verboten ist seine Pferde im Nationalpark grasen zu lassen. Überhaupt ist es den Nomaden verboten ihre Tiere in den Nationalpark zu treiben, denn man hat Angst, dass die abertausend Schafe und Ziegen, aber auch Rinder und eben auch Pferde den Wildpferden (mongolisch: „Takhi“ – тахь; find ich viel einfacher als „Przewalski“ 😉 ), das Gras wegfressen.

Straßenschilder?

Viele kleine Schafe und Ziegen

Jaks crossing

Während mongolische Pferde sowieso etwas kleiner als die europäischen sind, sind die Wildpferde noch etwas kleiner, aber sehr kräftig gebaut. Ihre Köpfe sind größer und wenn man vorsichtig guckt erkennt man unter dem zotteligen Winterfell leichte Zebrastreifen an den Beinen. Auch die Mähne erinnert mehr an die eines Zebras als an die eines Pferdes: schwarz und hochstehend. Neben den Wildpferden gibt es noch viele andere Tiere im Nationalpark und in der näheren Umgebung (wobei „nähere Umgebung“ hier auch relativ ist – alles ist riesig). Hirsche, Kamele, Wölfe und auch Antilopen. Während man sich an Wildpferdherden noch heranschleichen kann ist das bei den anderen Tieren unmöglich. Hirsche schrecken auf, wenn man 200m an sie herankommt, Antilopen schon über mehrere Kilometer und Wölfe haben wir einfach nie zu Gesicht bekommen (bloß Spuren auf einem zugefrorenem Fluss). An Kamele kommt man eigentlich am problemlosesten ran, aber die Herde, der wir uns näherten wurde von einem riesigen, aus dem Mund schäumenden Bullen bewacht. Bald fängt die Paarungszeit an und wir waren in seinen Augen wohl alle Nebenbuhler. Nach einigen offensichtlichen Drohgebärden seinerseits fanden wir es doch klüger langsam zurück ins Auto zu steigen. Wir hatten alle keine Lust uns von einem testosterongesteuerten, tollwütigen Kamelbullen über den Haufen rennen zu lassen.

Näher kamen wir einfach nicht ran: Hirsche! Wie man sieht haben sie mich jetzt schon bemerkt, obwohl ich noch ewig weit weg stand und ein paar Sekunden später waren sie alle weg...

Wildpferde

Dieses Jahr beim ADAC-Brückentest durchgefallen 🙂

Die Nacht verbrachten wir wieder in einer Jurte. Diese war dank Holzofen bollewarm, bloß als das Feuer übernacht aus ging war ich froh um meinen warmen Schlafsack. Den Morgen benutzten wir zum Wildpferde bestaunen und fotografieren, was damit endete, dass ich die letzten paar Meter uf dem Bauch über einige Steine robbte um gute Bilder zu bekommen. Machte definitiv Spaß – Sogar ein paar Hirsche habe ich vor die Kamera bekommen, aber eben nur aus großer Entfernung.

Kamele

Der tollwütige Kamelbulle

Auf dem Heimweg fuhren wir an den türkischen Gräbern vorbei. Das sind Grabsteine in Form von Schafen, Löwen und auch Menschen, alle schon tausende jahre alt. Das Tollste an der Stätte muss der lange Prozessionsweg darauf zu sein, der aus hunderten von spitzen Steinen besteht, die in den Boden gerammt wurden. Die eigentlichen Grabsteine wurden irgendwann von archäologen an diesen Punkt gebracht. Natürlich standen hier schon welche, aber eben noch nicht so viele. Denkmalsschutz à la Mongolia: Baut einen kleinen Zaun drumrum, so dass die Schafe die Grabsteine nicht umschmeißen. Ansonsten ist alle erfrischend „naturbelassen“. Es ist kein Museum drumherum gebaut und wieder gilt: Wer die GPS-Koordinaten der Stätte hat ist klar im Vorteil, denn sie liegt abseits aller Wege mitten im Nichts.

Aber „so ist das hier“ nun mal und um ganz ehrlich zu sein, das ist auch verdammt noch mal auch gut so 🙂

Die türkischen Gräber...

...und der Prozessionsweg





Deutsche Woche in Nairamdal

21 02 2011

Letzte Woche fand in Nairamdal (Hайрамдал) die sogenannte deutsche Woche statt und Abgesehen von Johanne, deren Schüler nicht mitgingen, waren wir >>kulturweit<< Freiwillige alle am Start. Nairamdal ist ein ehemaliges Pionierlager aus der sozialistischen Zeit, ist seither aber weiter ausgebaut und, modernisiert worden und wird heute noch als internationale Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche aus aller Welt genutzt. Schon früher kamen hierhin im Sommer Pioniere aus allen Brüderstaaten, seit der Wende kommen auch Kinder aus nicht sozialistischen Ländern her, allerdings nur im Sommer, denn wer kommt schon im Winter in die Mongolei (schade eigentlich, denn sie verpassen etwas!)?

Kuh vorm Pionierlager - So hammers gern 😉

Ab nach Nairamdal

Wir haben momentan keine Schulferien in der Mongolei, die Freizeit war also während der Schulzeit. Deshalb fanden am Morgen immer drei Stunden Deutschunterricht in Form von vielen Arbeitsstationen statt. Die Stationen waren alle zu dem Thema „Kleider machen Leute, Leute machen Kleider“. Elena und ich hatten auch zusammen ein kleines Theaterstück geschrieben, dass auf der Novelle „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller basierte. Abgesehen von uns Freiwilligen waren natürlich viele die Deutschlehrer unserer Arbeitsstellen dabei.

Das war auch bitter nötig, denn ich weiß nicht, wie wir den Kindern manche Sachen ohne mongolische Übersetzung erklärt hätten. Schon mit dieser Hilfe lief nicht alles glatt. So verschwanden Lesezettel an Textverständnisaufgaben oder Deutschanfänger zerbrachen sich den Kopf über DSD Aufgaben, obwohl sie diese gar nicht bearbeiten mussten. Es musste also doch mehr kopiert werden als geplant – ärgerlich! Aber alles in allem hat es gut geklappt und den meisten Kindern scheint es Spaß gemacht zu haben, auch einmal auf diese Weise Unterricht gemacht zu haben.

Aufwärmtraining für die Theatergruppe

Arbeit an den Stationen

Am Mittag war dann aber Freizeit angesagt. Da haben die Nairamdal Lehrer diverse Aktivitäten angeboten oder mit den Kindern Projekte durchgeführt. Oft auch draußen, denn obwohl wir noch Minusgrade haben ist die Sonne sehr stark und man kommt auch mal ins schwitzen, obwohl man gerade bis zum Knie in einer Schneewehe versunken ist: Ich bedanke mich bei den Chinesen, die meine Timberland-Stiefel gefälscht haben 😀 (obwohl die Sohlen so langsam außeinander fallen). Sogar den Valentinstag haben wir hier mit einer großen (kitschigen) Show gefeiert, aber das gehört inzwischen wohl in ganz Asien dazu. Sogar die Moderation war im Grunde genommen aufgebaut wie eine koreanische Soap-Serie. Zumindest kam sie so rüber, denn verstanden hab ich fast gar nix – монгол хил хунд байна (Mongolisch ist schwer).

Ich will aber hier nichts schlecht machen, denn man hat bei allem gesehen, dass viel Anstrengung hineingeflossen ist und den Kindern hat es sehr viel Spaß gemacht. Vor allem die Discos am Abend waren lustig und mal mit den Lehrern nach Programmende ein Bisschen zusammenzusitzen und einen (oder zwei oder drei) zu trinken hat auch Spaß gemacht.

Valentinstag

Disco am Valentinstag

Da das Mittagsprogramm wirklich nur bei den Nairamdal Lehrern lag hatten wir Mittags eigentlich nix zu tun. Also erkundeten wir die Umgebung. Als dann auch noch Marie, eine Studentin von der Humboldt-Uni, die hier ein Auslandspraktikum macht dazu kam, hatten wir auch noch jemanden, den wir gleich in das Land einweisen konnten. Rings um Nairamdal gibt es sehr viel Wald. Das ist hier eher selten – in der Steppe kann es sein, dass kilometerweit kein Baum zu sehen ist. Abgesehen von Natur gibt es noch ein winziges Dorf, in dem es einen Laden, der wohl nie wieder auf machen wird, ein kleines Kraftwerk und ein paar wahrscheinlich sehr teure Ferienhäser, die zur Zeit allerdings auch nicht bewohnt sind sowie einige sozialistische Blockbauten gibt. Das Ganze hat aber irgendwie was.

sozialistisches Dorf-Feeling

Jedes Dorf braucht eine Polizeistation...

Ausblick vom Berg - hinter mir ist Wald

gefrorene Welt

Am letzten Tag stand dann eine Präsentation des Gelernten, sowie eine Modeschau passend zum Thema statt. Hierzu waren plötzlich mitunter der Kanzler der deutschen Botschaft sowie 3 berühmte Mongolen (Miss Mongolia, ein anderes bekanntes, männliches Modell und ein Serienstar) eingeladen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Show so groß wird. Unser Theaterstück lief dann auch über die Bühne und bei bei fast allen saß der (nicht immer einfache) Text richtig gut – Respekt! Bilder hab ich vom Auftritt aber keine, da Elena und ich beide hinter dem Vorhang auf der Bühne standen und gelegentlich doch ein Stückchen Text einsagen mussten. Vor allem wurde uns urplötzlich gesagt, wir seien jetzt dran, obwohl es total anders geplant gewesen war. So sollten wir in ein paar Sekunden auftreten und es war noch keiner unserer Schausteller auf der Bühne. Aber unter Druck scheint hier irgendwie alles besser und schneller zu klappen 🙂

Bei der Modeschau hatten einige Schüler eigene Kleider entworfen: Dieses Kleid ist z.B. beinahe vollständig aus Klopapier gemacht.

Wir Deutschlehrer

Nach der Show saßen wir noch mit den Lehrern und vielen der Gäste (auch die Stars!) im Schlafzimmer der Lehrer und aßen Kuchen und tranken – mal wieder – Vodka. Überaschend war für uns, dass auch die Models sich nichts daraus machten die Torte, die fast nur aus Sahne bestand und am Mittag das Kantinenessen, zu essen. Einfach mal mit national berühmten Stars in einem kleinen Zimmer zu sitzen und zu feiern kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen. Schon lustig 😀

Am Abend war dann noch Disco und eine Präsentation mit vielen Bildern aus der Woche. Danach kam noch ein sentimentales Abschlusslied und viele fingen an zu heulen. Spätestens bei den Abschlusskreisen der einzelnen Gruppen, bei denen sich alle an den Händen hielten kam ich mir vor wie auf einer Jugendfreizeit vom EJT…Erinnerungen…

Einige unserer Deutschlerner an der Schule 18

Am Freitag gings dann bloß auf einen kurzen Zwischenstopp nach Ulaanbaatar, denn schon am Samstag flüchtete ich wieder in die Steppe zu den letzten mongolischem Wildpferden…





Unterwegs in UB

24 09 2010

Gestern war es mal wieder herrliches Wetter hier. Und mal wieder hätte man es bei den Temperaturen am Morgen nicht gedacht, dass man irgendwann doch im T-Shirt rumläuft. Heute auch schon wieder. Anstatt mich darüber zu beschweren, freu ich mich aber grad lieber darüber, weil es sehr bald sehr kalt werden wird. Dann werde ich nicht mehr mit Jacke und Pulli überm Arm durch UB schlendern…oder eben stolpern wenn man nicht auf den uneben gepflasterten Gehweg achtet oder rennt, wenn man es gerade wagt die Straße zu überqueren. Beim Straße überqueren mache ich aber Fortschritte: Einfach alles zurückschrauben, was man in Deutschland an Verkehrsregeln gelernt hat hilft gewaltig. Man muss manchmal halt auch in Kauf nehmen mitten auf der Straße stehen zu bleiben bis auch der Gegenverkehr nachlässt…

Ganz normaler Verkehr in UB. Auf dem Bild nicht zu hören: 19 aus 20 Autos hupen

Dass mein „Lonly Planet“- Reiseführer veraltet ist merke ich, als ich mit Sofie, die hier an der Schule 18 für 6 Wochen ein Auslandspraktikum macht, in ein Restaurant zum Mittagessen gehe. In diesem steht nämlich, dass es für Vegetarier sehr schwer und für Veganer beinahe unmöglich wäre in der Mongolei zu überleben, wenn man nicht seine Essgewohnheiten umschraubt. Auf dem Land stimmt das vielleicht noch aber in UB geht beides sehr gut. Das Restaurant hatte eine genauso breite Auswahl an veganen wie an normalen Gerichten. An alle zukünftigen vegetarischen oder veganischen Kulturweit-Freiwillige, die nach UB geschickt werden, kann ich also nur sagen: Aufatmen, es lebt sich hier auch ohne Fleisch. Laut meiner Vermieterin gibt es in UB auch immer mehr Vegetarier. Es wird sich also nicht plötzlich alles wieder ändern.

Unser Mittagessen: Ich hatte Suppe mit Ramen (also Nudeln) und Hühnchen, Sophie hatte ein Gericht mit Tofu. Zu trinken gabs "Tiger", ein südkoreanisches Bier. Schmeckt eigentlich nicht schlecht. Hierzu sollte man vielleicht noch hinzufügen, dass wir beide Feierabend hatten :)

Unser Mittagessen: Ich hatte Suppe mit Ramen (also Nudeln) und Hühnchen, Sophie hatte ein Gericht mit Tofu. Zu trinken gabs "Tiger", ein Bier aus Singapur. Schmeckt eigentlich nicht schlecht. Hierzu sollte man vielleicht noch hinzufügen, dass wir beide Feierabend hatten 🙂

Danach gings weiter ins Mongolian Museum of Modern Art (http://www.art-gallery.mn/). Dort ist gerade die 25. internationale asiatische Kunstausstellung. Leider kannte ich keinen von den Künstlern, aber die Bilder waren beeindruckend. Ich weiß nicht in wie fern ich hier meine Aufnahmen veröffentlichen darf, aber auf der Website kann man einige sehen.

Im Hintergrund: Die größte Bausünde Ulan-Bators. Das Gebäude ist locker eins der modernsten der Stadt und auch eins der höchsten. Das Problem ist, dass es auf Treibsand gebaut wurde und die Scheiben dauernd einreißen. Außerdem fehlen die Mittel um es fertig zu stellen oder zu sichern. Schade eigentlich, weil gut aussehn würde es. Ich habe bloß die Vorahnung, dass es hier bald noch eine sehr teure Bauruine geben wird...

Ist das die Transsib? Außerdem: Es gibt in UB IKEA...die Läden verkaufen aber nur Haushaltsgegenstände. So richtig glauben wollt ichs aber auch nicht 🙂








Zur Werkzeugleiste springen