Party, Stadttour und Chillen

22 08 2011

Also: Sekt und Becher waren gefunden – Auf zu Julia! Ein Freund von Julia hatte einen Grillabend am Meer organisiert. Tim, den ich schon vom Klettern und Bella und Maki, die ich von der Ladies Night kannte, waren auch da. Außerdem noch einige Studenten und 2 Schüler von Julia. Der Abend war sehr entspannt, vor allem als gegen Ende alle an der Kaimauer saßen, deutscher Musik aus Julias neuen Handylautsprechern lauschten und chinesisches 4 Gewinnt spielten (das eigentlich eher 5 gewinnt ist, aber egal 🙂 ).

Die Feiergemeinde kommt zusammen

Unser Fotograf

Was gegen später von uns übrig blieb...

Gegen 12 ging es dann weiter ins Karaoke oder KTV, wie es in China genannt wird. KTV läuft in China etwas anders ab, als ich es aus der Mongolei gewöhnt bin. Hinter einem Eingangsbereich, der an ein Kino erinnert (Großer Kiosk, Popcornmaschine…) reihen sich hunderte Zimmer mit einer Auswahl an tausendenden von Liedern auf Chinesisch, Japanisch, Englisch und ich glaube sogar Koreanisch. Zwischen den Zimmern eilen Kellner herum, die Getränke und Essen bringen. Alle Räume besitzen eine diskoähnliche Beleuchtung und genauso gehen die Chinesen hier auch ab.  Wir waren geschlagene 6 Stunden im KTV und es wurde nie langweilig. Als dann gegen 5 Uhr morgens aus den Zimmern um uns herum nur noch heisere, schräg klingende, chinesische Schlagerlieder tönten und betrunkene Chinesen über die Gänge torkelten und versuchten sich gegenseitig abzustützen, wurden auch wir schließlich gegangen – der Laden wollte endlich schließen 😀

Karaoke 🙂

Es wird spät...

Schon komisch, aus einem Gebäude ohne Fenster rauszukommen und erst mal von der Sonne geblendet zu werden…wars nicht grad noch mitten in der Nacht? Den Morgen verbrachten wir dementsprechend erst mal schlafend. Mittags trafen Joao und ich uns aber wieder mit Julia, die trotz durchgefeierter Nacht als Tourguide hinhalten musste. Wir liefen durch die deutsche Straße, auf den Peer von Qingdao, durch das Kolonialviertel, auf einen alten Leuchtturm(?) und dann am Meer entlang richtung Innenstadt (Abend- UND Eisessen 🙂 ). Der Abend wurde auf der Dachterasse des Hostels verbracht – schön ruhig nach dem KTV amVorabend.

deutsche Gebäude in China

Hunger? 😛

am Meer

Hoch auf den Leuchtturm...

...und zurück ans Meer.

Der nächste Tag lief ähnlich ab: Wir besuchten Qingdaos Einkaufsmeile und das olympische Segelzentrum, wo es nun viele westliche Läden gibt – die meisten davon fast leer! Wie in der Mongolei scheinen große Einkaufszentren nach westlichem Vorbild noch nicht so gut besucht zu sein, wahrscheinlich auch wegen den verhältnismäßig hohen preisen: H&M kostet in China z.B. genau gleich viel wie im Rest der Welt auch! Das Segelzentrum mussten wir dann auch leider wegen schlechtem Wetter wieder verlassen. Egal – Für den Abend war wieder Chillen in Der Hostelbibliothek angesagt, die ebenfalls im obersten Stockwerk neben der Dachterasse war.

Joao "the Dude" Lebowski 😀

die Einkaufsstraße von QD

unser Sofa 🙂

Am nächsten Tag gings für mich auch schon weiter. Auch wenn sich meine letzten Tage in China für die Reisewütigen etwas langweilig anhören, ich fands sehr schön und entspannend einfach mal mit ein paar anderen Freiwilligen abzuhängen und das ganze mal locker anzugehen – der krasse Tourismus sollte mich ja schon bald genug wieder einholen – next Stop: Hanoi, Vietnam!

Zum Abschluss noch Gourmet-Variationen bei Mc Donald's: Oreo-Eis mit roter Bohnensoße...diese Chinesen^^

 





Qufu

9 08 2011

Nach einem schnellen Einkauf am Morgen (ich hatte nur eine kurze Hose – bei Chinas Wetter nicht tragbar; inzischen auch beim Mongolischen nicht mehr), hieß es bis Sonntag Abschied von Julia nehmen, die am Wochenende zu Arbeiten hatte. Ich wollte in das (für chinesische Verhältnisse) nahe gelegene Qufu (gespr. Tschiüfu…so in etwa) und mich dort mit Joao treffen. Qufu war früher und ist heute immer noch die Heumatsstadt der Kong-Familie, der Familie von Konfuzius und seiner Nachfahren. Die Sehenswürdigkeiten dort sind die drei Schätze von Konfuzius: Sein Palast, sein Tempel und der Gräberwald, in dem alle männlichen Mitglieder seiner Familie bis heute noch begraben werden.

Nachts beim Glockenturm

 Die Hinfahrt nach Qufu war schon mal abenteuerlich, denn der Bus hielt nicht in Qufu, sondern an der Autobahnabzweigung nach Qufu. So lief ich mit einer hilfsbereiten Chinesin, die ein Bisschen Englisch konnte und ihrem Freund am Rande der Autobahn Richtung Qufu, bis wir an die Stelle kamen, wo Taxis warten. Nun hatte ich aber ein Problem: Es gab in Qufu nur ein Hostel, dessen Adresse ich nicht hatte, nur den Namen: „International Youth Hostel“ – Als ich an ein großes, hell erleuchtetes Gebäude vorgefahren wurde und mir ein Hotelangestellter die Tür aufhielt war ich mir aber ziemlich sicher, dass ich an der falschen Adresse war – und tatsächlich war ich jetzt am „International Hotel“. An dieser Stelle noch mal danke an Julia, die dem Taxifahrer am Telefon erklärte, wo er mich hinbringen sollte und zwar ohne Aufpreis – so kam ich für ca 3€ von der Autobahn nach Qufu.

Zimmer im Konfuziuspalast

Trotz Nacht auf der Straße am Turnen im Mondtor 🙂

Weiterer Verlauf des Abends: Fressmeile aufsuchen, Glockenturm besuchen, sich mit einem der Hostelangestellten über die „Great Firewall of China“ auslassen und ein paar Bier mit anderen Gästen im Hostel trinken. Am nächsten Morgen kam ich mit dem Engländer im Bett unter mir ins Gespräch, weil ich sah, dass er eine Nomin-Ikh-Delguur Tüte dabei hatte, also in der Mongolei gewesen sein musste. Er meinte dann ziemlich schnell, dass untenm in der Lobby ein anderer Deutscher säße, der auf einen Deutschen aus der Mongolei warten würde – Joao war früher als geplant nach Qufu gekommen und hatte die Nacht auf der Straße verbracht 😀

Beim tratsch im Garten

Will jemand schwimmen gehn?...

Nach einem Frühstück auf der Fressmeile von Qufu gings auch schon los mit dem Touri-Programm. Da der Konfuziustempel zurzeit renoviert wurde, gingen wir beide erst mal in den Konfuziuspalast. Der Palast ist ein typischer chinesischer Bau mit geschwungenen Dächern und reichlich verzierten Räumen. Am längsten blieben Joao und ich im großen Palastgarten hängen, vornehmlich am Lotusteich, wo wir fasziniert Wassertropfen auf die Blätter spritzten und zusahen, wie das Wasser perfekt abperlte und in Spiralen wieder von den Pflanzen fiel – Die Chinesen drumherum müssen uns für total bekloppt gehalten haben 😀

Lotus ist...

...faszinierend 🙂

Danach gings weiter in den Gräberwald. Hier herrschte eine andachtsvolle Ruhe – zumindest wenn nicht gerade eine chinesische Touristengruppe vorbeiläuft oder sogar fährt (chinesischer Tourismus: Immer schön im Elektrokarren auf vorgegebenen Wegen von einem „scenic spot“ zum nächsten, da vom Guide einen lautstarken Vortrag über Megafon zuhören, warum man genau dieser „spot“ „scenic“ ist und man ihn fotografieren sollte – Bonuspunkte gibts dafür, wenn man dazu noch die beiden Ausländer aufs Bild kriegt).

Nein, wir kennen die Chinesen nicht...("We take pictchaa?")

Beim Eingangsbereich des Gräberwaldes

Die Grabhügel sind verschieden groß, abhängig von der Wichtigkeit des Familienmitglieds. Konfuzius‘ Grab ist natürlich das Höchste und hat auch den pompösesten Grabstein. Das tollste am Gräberwald war eigentlich, dass man sehr einfach abseits der Wege den Rest des gigantischen Geländes besichtigen konnte, wo überwucherte Grabsteine und Statuen standen (und man sich die Beine an Ranken aufkratzte). Krass war hier vor allem ein bestimmter Abschnitt, wo tausende Vögel einer bestimmten Art ihre Nester aufgebaut hatten – überall lagen Kot und Eierschalen und das Gekrächsze der Vögel überdeckte alles andere.

Das Grab von Konfuzius' Sohn (das 2-größte Grab)

Das Grab von irgendjemanden, der nicht wichtig genug war, dass man sein Grab pflegt...

Erst mal Ranken aus den Schuhen holen 🙂

Wächter...

Chinesische Touristengruppe: Schnell! Ein Ausländer!^^

Den Rest des Tages verbrachten Joao und ich mit der Erkundung Qufus, Fotografieren und viel Essen. Als dann gegen Abend ein Gewitter hereinbrach schloss sich uns auch der Engländer aus meinem Zimmer an und wir gingen wieder – was sonst – essen 🙂

Wo hab ich jetzt noch mal mein Fahrrad gelassen?

Hauseingänge sind toll 🙂

Aufgrund eines Erlebnisses beim nachfolgenden Einkauf noch ein Tipp: Wenn man in einem Laden für 6 Yuan eine Packung Oreos kaufen kann, es aber auch gefälschte Oreos für 3 Yuan gibt, sollte man die 3 Yuan mehr lieber ausgeben, es sei denn man steht auf trockene, schwarze, in Form gepresste Sägespäne^^

Überdachte Marktpassage

Spielende Kinder

Nach dem Regen: Die Luft ist so feucht, dass man die Laserschranken über der Mauer des Konfuzius-Palastes sieht! Um das making-Of des Bildes zu sehen, schaue man bitte auf dem Blog von Joao nach 😉

Nachdem ich am nächsten Morgen fast verschlafen hatte, gings mit dem Bus zurück nach Quingdao. Unterwegs lief Avatar (auf Englisch!) und danach ein merkwürdiger chinesischer Film, der aussah wie die chinesische Kopie von „Fluch der Mumie“. Erst mal in Quingdao angekommen buchten wir uns im Hostel in ein Privatzimmer ein (Dorm war ausverkauft) und gingen Sekt kaufen, denn Julia feierte am Abend ja Geburtstag 🙂





Jenseits der Mauer

23 07 2011

Mal wieder habe ich es geschafft, aus der Mongolei nach China zu kommen – Mein Ziel: Qingdao (bekannt durch das „Tsingtao“-Bier). Doch wo die Mongolen früher noch mit einer großen Mauer zu kämpfen hatten (und das mit Erfolg 😉 ), hatte ich es mit einem schweren Gewitter über Ulaanbaatar zu tun. Dieses verschob meinen Flug von Ulaanbaatar nach Beijing schon mal um eine Stunde nach hinten. So weit kein Problem, den Weiterflug nach QD hätte ich gerade noch bekommen. 20 Minuten vor Beijing kam die Durchsage, dass besagter Sturm nun in der chinesischen Hauptstadt wütete, also wurde der Flug erst mal nach Hohhot in der inneren Mongolei umgeleitet. Dort saß mein Flieger erst mal 1 1/2 Stunden fest. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit dem Mongolen und dem Russen neben mir – die konnten zwar beide nur Russisch (der Mongole natürlich auch Mongolisch), aber mit meinem Anfängermongolisch, dem ein oder anderem englischen Wort und meinem Skizzenbuch klappte das mit der Verständigung ganz gut. Als der Flieger wieder Starterlaubnis erhielt und langsam an die Startbahn vorgefahren war, passierte erst mal ewig nix – und es blieb auch bei nix, denn wenige Minuten später drehte der Flieger um und fuhr zurück an die Ausgangsstelle, wo er weitere 2 Stunden parkte (weil der Sturm plötzlich wieder da war?! Wie ist das überhaupt möglich???). Wieder war es uns nicht erlaubt, den Flieger zu verlassen und so langsam war es frustrierend. Meinen Weiterflug nach Qingdao hatte ich an diesem Zeitpunkt schon lange verpasst, doch als ich endlich in Beijing ankam erfuhr ich, dass ich den eh nicht hätte wahrnemen können: Den „Departures“-Bildschirm hätte man mit einem großen, roten „CANCELED!“ ersetzen können. Man versicherte mir, dass am nächsten Morgen ein Flieger ginge, bei dem ich mitfliegen dürfte und so versuchte ich ein paar Stunden Schlaf in der Eincheckhalle auf einer Betonbank zu bekommen. Als ich um 5 Uhr wieder vom lauten Flughafentreiben geweckt wurde, beineidete ich die Leute, die sich ein paar Stockwerke tiefer auf die scheinbar bequemeren Holzbänke gelegt hatten, wo es noch ruhig war und nahm mir vor, beim Heimflug ebenfalls dort zu schlafen…

Auf dem Weg zum Hostel

 

Der Weiterflug nach Qingdao ging dann zum Glück problemlos, auch das Hostel war schnell gefunden. Nachdem ich mich ein wenig die nähere Umgebung angeschaut hatte, ging ich erst mal schlafen. Am späten Mittag kam dann Julia, die KW-Freiwillige in Qingdao, auch ans Hostel und wir gingen zusammen essen. Danach stand erst mal Ladies Night (Damen kriegen Drinks kostenlos -> geben sie an mich weiter; Danke noch mal 😉 ) und ein Besuch in einer weiteren Qingdaoer Disco an. Hier lernte ich auch einige von Julias Freunden und Bekannten kennen. Da eine Nacht auf einer Betonbank nicht das Wahre ist, war ich inzwischen doch ziemlich müde und so verabredeten wir uns auch erst zum Mittag(essen) – bzw. Frühstück.

Mein erstes Hostel in QD war in das alte Observatorium integriert. Ziemlich coole Atmosphäre, vor allem von der Dachterasse hat man einen guten Ausblick.

 

Diesen Mittag stand ein Ausflug mit Tim, einem Amerikaner, auf einen der Qingdao umgebenden Berge an, von dem man einen ziemlich schönen Ausblick hat, wenn man denn überirdisch unterwegs ist: Denn der Berg ist teils mit einem alten, verlassenem Bunkersystem durchzoge, durch das man noch hindurchlaufen kann, wenn man weiß, wo die (sehr engen) Einstiege sind. In den Tunneln selbst ist es stockfinster und für Tim und mich war es oft unmöglich aufrecht zu stehen. leider fanden wir keine antiken Schätze oder Geister zurückgelassener  Rot-Armeeler. In den Tunneln und auf dem Gipfel war es aufgrund einer angenehmen Brise angenehm kühl. Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit machten mir allgemein zu schaffen – die Mongolei ist zwar auch warm, aber es ist sehr viel trockener. Und so endete unser Abstieg auch gleich mit einem Besuch bei Mc Donalds; Eis kaufen!

Tim und Julia auf dem Berg: Wir sind oben 🙂

Abgerundet wurde der Abend dann mit der English Corner, einem Treffen für englischsprechende Ausländer und Chinesen, wo ich mitunter 2 angehende chinesische Indie-Regisseure, die sich überlegten, ob sie nicht Hippies werden sollten und einen Chinesen, der in England studiert hatte und nun Würstchen, Ginger Ale und Cider hinterhertrauerte (wobei er sich sehr freute zu hören, dass man sich Ginger Ale ziemlich einfach selber machen kann) traf. Beendet wurde der Abend wiederum bei Mc Donalds (Hunger), wo Julia und ich noch ewig über alles Mögliche redeten. Hiermit war der erste Teil meines Besuchs in Qingdao auch schon vorbei, denn am nächsten Tag ging es weiter nach Qufu, wo ich mich mit Joao treffen wollte, einem der KWler aus Guangzhou. Auch dieser Blogeintrag ist hiermit zu Ende…und durch all das Gerede über Mc Donalds hab ich grad irgendwie Lust auf Pommes 😉





Terelj National Park

28 04 2011

Terelj, Blick vom Elefantenkloster. In ein paar Wochen wird hier alles grün, momentan sieht alles aber noch so aus als könnte hier ein Western gedreht werden.

Weil unser Reitausflug nach Darkhan ausfiel, holten wir das jetztt nach, allerdings nicht mehr in Darkhan, sondern in Terelj (Тэрэлж, gespr. „Terelsch“), was von UB aus auch viel besser erreichbar (und um einiges schöner) ist. Mit von der Partie waren Elena, Astrid, ihre Gastschwester Saruul und Bene, der zu Besuch aus Thailand hergekommen war.

Bene und ich sind schon früh am Morgen aufgestanden (trotz durchgefeierter Nacht), um den frühen Bus nach Terelj zu bekommen, Elena, Astrid und Saruul wollten mit dem Bus am Mittag nachkommen. Unser Bus kam jedoch nicht. Ein hilfreicher Straßenverkäufer erklärte uns dann, dass der Bus heute am Morgen nicht kommt, nur am Mittag – So kam es, dass wir erst mittags mit dem Rest hin fuhren. Dann aber auch nicht mit dem richtigen Bus nach Terelj, denn dieser kam nicht. Eine Ladenverkäuferin an der Haltestelle hat anscheinend sogar den Busfahrer angerufen und die Begründung, weshalb er nicht komme war im Grunde genommen, dass er kein Lust habe…man mache sich nie wieder über das deutsche öffentliche Verkehrssystem lustig 😉

Felsen

Also musste man anders nach Terelj kommen: Mit dem Bus nach Nalaikh (Налайх) und von dort aus mit dem Taxi weiter in den Nationalpark, was zwar etwas teurer war, aber immerhin kamen wir an. Der Taxifahrer bot uns an, dass wenn wir ihm alle 1000 Tugrik mehr geben, er einfach durch die Zollstation am Parkeingang vorbeifährt (wo wir als Ausländer 3000 Tugrik hätten zahlen müssen). Das Angebot schlugen wir aber ab, da es uns  auch schon passiert ist, dass wir einfach beim Verlassen des Parks zahlen mussten; Zum Glück wie es sich herausstellte, denn da wir hier arbeitstätig und keine Touristen sind, bekamen wir den Mongolen-Preis, der gerade mal 300 Tugrik beträgt.

Schon beim Betreten des Parks wird man schier erschlagen: Es ist zwar noch nicht grün, jedoch wunderschön. Wind und Wetter haben über Jahrtausende hinweg die Felsen und Berge in abstrakt Formen verwandelt. Auf den Bergkuppen liegen riesige, scheinbar lose Felsen, die so aussehen als ob sie jeden Moment ins Tal herabrollen könnten. Das einzige was das Bild stört sind die vielen Ger-Camps: Terelj ist mit Abstand die Gegend in der Mongolei, die am touristischten ist. Wir fuhren allerdings an all den Camps vorbei, denn wir mieteten uns lieber bei einer mongolischen Familie ein – zwar auch in einer Touristenjurte, aber mit Eigenverpflegung und ohne Restaurant. Viel angenehmer 🙂

Unser "Hof"

Nachdem wir unsere Jurte bezogen hatten, liefen wir zum berühmten Schildkrötenfelsen (Мэлхий хад – Melkhii Khad). Man braucht nicht viel Fantasie um den Kopf und den Panzer der Schildkröte zu erkennen. Von hier aus sahen wir auch unser Wunschziel für den nächsten Tag: Ein Kloster, das einem Elefantenkopf nachempfunden ist. Lange blieben wir nicht, denn es wurde so langsam kalt, was hauptsächlich an dem starken Wind lag, der durch die Felsspalten pfiff. Und so machten wir uns auf um zu kochen.

Wir kochen Nudelsuppe 🙂

In einer Jurte zu kochen macht viel Spaß. Wir bekamen einen großen Kochtopf, der unten abgerundet war – ein bisschen wie ein Wok also, bloß mit einer stärkeren Wölbung. Diesen legt man in ein Loch auf dem Holzofen. Wir kochten uns eine Nudelsuppe, die Zutaten hatten wir aus UB mitgebracht, das Wasser war Schmelzwasser von einer nahegelegenen Schneefläche/zugefrorenem Tümpel. Nach unseren anfänglichen Befürchtungen, dass wir mit dem Essen mengenmäßig  nicht hinkommen, war es danach natürlich zu viel, ist aber trotzdem leer geworden und war ziemlich lecker. Die Besitzerin unserer Jurte (Gunjee egch – das egch (эгч) heißt „Schwester“ und ist ein Zeichen von Respekt, den man benutzt, wenn man mit älteren Frauen redet), bekam natürlich auch was ab.

Nachdem wir stundenlang gekocht, gegessen und ein bisschen aufgeräumt hatten, war auch schlagartig das Licht weg: Unsere Glühbirne war explodiert! Gunjee egch hatte aber zum Glück eine Ersatzbirne parat und einige hilfsbereite (und neugiereige) Mongolen aus der Nachbarjurte wurden auch schnell zum Austauschen eingesetzt während wir die Scherben auflasen.

Von hier kam unser Kochwasser.

Die Nacht war sehr angenehm, wir hatten schließlich genug Kohle, holz und getrockneten Dung um die Nacht durchzuheizen, und so wars am nächsten Morgen auch nicht schwer aus dem Bett zu kriechen und zu frühstücken. Da Bene und ich auch draußen ein bisschen aßen, waren wir schon bald dabei unser Frühstück mit den Mongolen vom Vorabend zu teilen. Während unserem Frühstück kamen auch unsere Pferde und unser Guide an, für den wir uns entschieden hatten, da wir nicht wirklich reiten konnten, vor allem nicht auf mongolisch.

Unsere Tour führte uns durch den Wald (!) hin zum Kloster, das wir am Vorabend aus der Ferne gesehen hatten. Für meinen Geschmack waren die Pferde etwas zu langsam unterwegs, ein Wenig gallopiert wäre ich gerne, aber im Trab konnte man immerhin die wunderschöne Natur bewundern.

Wir steigen ab um das Kloster zu besichtigen.

Das Kloster ist ziemlich neu, es wurde erst nach der Wende gebaut, was man daran erkennt, dass die Inschrift über der Tempeltüre nicht nur auf altmongolisch, tibetisch und chinesisch ist, sondern auch auf englisch und neumongolisch (kyrillische Buchstaben). Die Treppe wird von unten nach oben immer breiter, wie ein Elefantenrüssel und das Dach wird von Balken gestützt, deren Enden Elefantenköpfen nachenpfunden sind. Die Türgriffe sind Mäusen nachempfunden und auf dem Zaun rings um den Tempel sind winzige Stupas angebracht. Alles ist sehr gepflegt und sehr kunstvoll verziert. Zurück zu den Pferden gingen wir über eine Hängebrücke, die „den Weg zur Erleuchtung“ darstellt (die ich leider immer noch nicht erlangt habe, aber bei der Erleuchtung ist wahrscheinlich der Weg das Ziel 🙂 ).

Der Elefantentempel: Man läuft im Uhrzeigersinn herum und dreht die Gebetstrommeln.

Zurück kamen wir auf einem anderem Weg, den Pferden wurde aber so langsam langweilig – mein Pferd wollte immer öfter stehen bleiben um Gras zu fressen und als da mal am Hang ein paar andere (ich vermute weibliche) Pferde standen, entschied sich mein Gaul mal einfach dazu sich von unserer Gruppe loszumachen und lief zu den aanderen hoch, die aber immer weiter den hang hochliefen und so wurde ich immer weiter von der Gruppe weggetragen. Als unser Guide mir hinterherritt wurde er prompt von Benes Pferd verfolgt, das sich dann entschied auch bei den anderen Pferden zu bleiben. So war dann ich zwar wieder bei der Gruppe, Bene hingegen nicht. Wir brachten den Guide dazu uns zu sagen, wie man dem Pferd sagt, dass es laufen soll („Tschu!“) und zum ersten Mal am Tag hatte ich das Gefühl wenigstens ein Bisschen mehr Kontrolle über mein Pferd zu haben – für mehr als ein paar Sekunden brachte ich das Pferd aber trotzdem nicht zum rennen und schon gar nicht zum Gallopieren – schade.

Turtle Rock, der Schildkrötenfels

Unser 3-stündiger Reitausflug war auf jeden Fall sehr spaßig und ich würde wirklich gern noch mal reiten gehen, nächstes Mal vieleicht auf einem schnellerem Pferd 🙂 .  Unsere Heimfahrt war auch gesichert, denn unsere Nachbarmongolen hatten uns angeboten uns für 1700 Tugrik pro Person bis nach UB in ihrem Mikrobus mitzunehmen. Natürlich stimmten wir zu. Die Heimfahrt war verdammt lustig. Wir waren natürlich leicht überladen, wie das in den Mikrobussen oft der Fall ist und fast alle Insassen waren betrunken oder auf dem besten Wege es noch zu werden. Unser Fahrtgeld wurde auf jeden Fall schon mal in Vodka umgesetzt. So kam es, dass bald der ganze Bus am Lachen und Rumgrölen war, vor allem bei altbekannten mongolischen Lieblingsliedern. Besonders lustig waren die Gespräche mit einer Mitfahrerin, die taub war, so fuchtelten alle wild herum. Es war aber wirklich toll, dass alle Familienmitglieder die Gebärdensprache verstanden und auch selber „sprechen“ konnten. Ich hätte aber nie gedacht, dass man in Gebärdensprache auch „lallen“ kann 😉

ein zahmes Kamel mit trendingem Nasenpiercing





Klosterruinen, obdachlose Kühe und Staubstürme

21 04 2011

Als noch Schnee lag - Blick vom Pausenhof meiner Schule

Oh ja die Staubstürme…Kaum ist das Eis weg, verwandelt sich Ulaanbaatar in einen staubtrockenen Hexenkessel. ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber „Kann es nicht mal wieder regnen?“. Aber ich will mich nicht beschweren, denn zum ersten mal seit Monaten kann man sich wieder ohne Arktis-Survival-Kleidung aus dem Haus wagen und gelegentlich sogar im T-Shirt. Der Sommer kann also nicht mehr weit sein. Bis dahin heißt es aber erst mal Frühling; Und der ist in der Mongolei ein bisschen anders als bei uns. Es ist braun und eben staubig. Über den Hügeln, die die Stadt umgeben sieht man kleinere Sandstürme, Staubwolken kommen einem die Straßen herunter entgegen und kleine Windhosen bilden sich in Gassen. Beim Haare waschen merkt man spätestens, was da alles an einem kleben bleibt. Vor allem auf dem Land kommt man sich gerade vor wie in einem Western (außer dass die „Cowboys“ hier auf riesige Schafsherden aufpassen). Verstärkt wurde der Eindruck bei mir vor allem noch durch einen einsamen kleinen Strauch, der vom Wind die Straße runter geweht wurde – alles wie im wilden Westen halt 🙂

Wir trauen uns in letzter Zeit auch immer mehr allein weg zu gehen. Das Reisen kann hier recht kompliziert sein, wenn man die Busverbindungen nicht kennt oder nicht weiß, an welcher Haltestelle man überhaupt auf den Bus warten muss.

Der größte "Suppentopf" der Mongolei - in ihm wurde zum Fastenbrechen für bis zu tausend Mönchen Essen zubereitet: Man sieht dem Kessel auf dem Bild die Größe nicht an, aber man konnte 10 Schafe oder 2 Rinder darin kochen!

Ein kleinerer Ausflug, der jetzt schon etwas länger zurück liegt (es lag noch Schnee), führte Marie, Elena, 2 ihrer Freundinnen aus Deutschland, die sie gerade besuchten und mich nach Manzochir Khid. Das Manzochir Kloster ist eins der vielen, dass der radikalen Kampanie der Soviets gegen den Buddhismus zum Opfer gefallen ist. Von einer einst beeindruckenden Tempelanlage sind nur noch die Grundmauern und Geröll übrig. Bloß weil vom Kloster aber nicht mehr viel übrig ist heißt das noch lange nicht, dass es hier nix zu sehen gibt. Die Landschaft ist herrlich und um zum Kloster zu kommen muss man über viele kleine Brückchen und Holzstege, vermutlich entstehen hier durch Schmelzwasser und Regen (wenns mal wieder regnen würde) kleine Flüsse und Ströme. Zu einem kleinem Naturkundemuseum und dem Klostermuseum kann man hier noch den größten Suppentopf der Mongolei und mehrere buddhistische Felsmalereien, sowie Felshauereien sehen.

Ein Flussbett?

Was vom Kloster übrig blieb...

Unser nächster Ausflug hätte ein längerer Blogeintrag werden können, fällt aber wegen Schneesturm aus 😛 Deshalb hier mal die Kurzfassung. Wir wollten in der Nähe von Darkhan reiten gehen und sind schon einmal am Freitagmittag dorthin mit dem Bus aufgebrochen. Drei Stunden später kamen wir dort auch bei relativ gutem Wetter an. Für Darkhan war auch tolles Wetter vorhergesagt, bloß in Ulaanbaatar sollte es unangenehm werden – Es kam gerade andersrum. Schon abends wurde es zunehmend bewölkt, was die grauen Plattensiedlungen noch trister erscheinen ließ. In der Nacht war ich froh einen Schlafsack dabei gehabt zu haben, denn unser Balkonfenster war kaputt und wurde dauernd vom draußen tosenden Sturm aufgeblasen. So hatten wir am nächsten Morgen einen netten kleinen Schneehaufen im Zimmer – Und eine Sichtweite von vielleicht 3 Metern, denn draußen schneite es noch wie ab. Reiten fiel also aus. Aber Heimfahren war auch nicht drin: Auf die Frage, wann der nächste Bus nach UB fährt lachte die Frau am Schalter kurz auf, zeigte nach draußen und rief „Morgen, morgen!“. Na toll, aber es gibt ja noch die Bahn – Oder auch nicht. Nachdem man uns nirgends weiter helfen konnte, konnte uns am Ende ein Polizist erklären, dass der nächste Zug erst um 23 Uhr kommt und 6 Stunden zurück nach UB braucht. Klasse – Erst mal nen Tag in Darkhan festsitzen 🙂 Zum Glück erwischten wir am Abend noch einen Bus zurück nach UB (wo man von dem ganzen Schnee natürlich nichts mitbekommen hatte).

Ein paar Wolken am Abend...

...werden zum alles lahmlegenden Schneesturm am nächsten Morgen.

Bei unserem nächsten Ausflug war es schon entschieden wärmer geworden. Wenn man der Hauptstraße in Richtung China folgt (nicht zu verfehlen…gibt ja nur die eine :D), kommt man an eben dem Ovoo vorbei, der auch in Richtung Khustain Nuruu liegt. Der ist auch zu Fuß gut zu erreichen und so liefen wir vom Flughafen aus an der Straße entlang zum Ovoo. Die Fahrer fanden uns wohl ganz lustig und so hupte eigentlich jeder für uns und winkte uns fröhlich zu. Beim Ovoo selbst sprang sogar einer aus seinem Auto und wollte ein Bild mit uns machen – bzw. erst mal eins von ihm mit meinen 3 Begleiterinnen…Ich wurde erst mal zum Kameramann degradiert 😀

Achtung Tiefflieger!

Sie wurden gewarnt 🙂

Den Rückweg wollten wir etwas interessanter gestalten und weil man vom Ovoo aus auch gut die Stadt sehen kann, entschlossen wir uns dazu einfach querfeldein zurückzulaufen. Ulaanbaatar ist umgeben von kleinen Dörfern, die alle gleich aufgebaut sind: ziemlich gleichgroße Grundstücke, auf denen einige Jurten, eventuell ein Stall und dann noch ein gemauertes Hüttchen steht, manchmal aber auch eine Blockhütte nach russischem Vorbild. Auf den Stalldächern wird Mist getrocknet, den man gut verbrennen kann. Hinter jedem Lattenzaun, der die Grundstücke umgibt sind mindestens 2 Hunde, die aufgeregt bellen, wenn jemand vorbeiläuft. Die gelegentliche Ziege und ein paar Schafe rennen einem auch um die Beine. Außerdem sind die kleinen Siedlungen alle von Bergen aus Müll umgeben, manche davon enthalten doch ganz interessante Sachen. In genau diesen Müllbergen laufen dann die Kühe herum und suchen nach „Delikatessen“ – vor allem edler chinesischer Import-Karton scheint es ihnen angetan zu haben.

Obdachlose Kühe - "Lecker, Karton!"

Was für ein Ausblick 😀

In gerade einem dieser Dörfer war es, dass wir stehen blieben um zuzusehen, wie einige Mongolen versuchten ein störrisches Pferd von der Ladefläche eines alten sovietischen Lasters zu laden. Egal wie sehr sie zogen, das Tier hat sich nicht bewegt. Als ungefähr 15 oder 20 Schaulustige um den Laster herumstanden kletterte einer der Anwesenden auf den ALster und gab dem Pferd einen Klaps auf den Po – So kriegt man also störrische Pferde zum Laufen. Als wir weiter wollten und auf Deutsch über das Geschehen redeten, kam ein Mongole auf uns zu und fragte uns auf akzentfreiem Deutsch, ob wir Deutsche wären und führte ein kurzes Gespräch mit uns. Er hatte 20 Jahre in Deutschland gelebt, dort studiert und auch gearbeitet. Da läuft man durch eine ansammlung von Jurten mit ca. 400 Einwohnern und wird auch noch verstanden – da sieht man mal wieder wie klein die Welt ist 🙂

Die Dorfhauptstraße

Pferde, ein Dorf und im Hintergrund: UB in einer Staubwolke...

Einer der interessanteren Funde: Der Dachkranz einer Jurte 🙂





Xyстайн нyрyy – bei den Przewalski Pferden

1 03 2011

Hustain Nuruu (Birkenberge – komischer Name, weil es da eigentlich keine Bäume gibt…) ist ein Nationalpark in der Zentralprovinz (төв аймаг), der, obwohl er nicht so weit von Ulaanbaatar entfernt ist, ewig zum erreichen braucht. Dies liegt vor allem daran, dass er mitten in der Steppe liegt und das bedeutet in der Mongolei: Keine festen Straßen! Amarbayasgalan war dagegen ja noch in der Zivilisation. es gibt zwar die gut befahrenen Trampelpfade, die aber schnell mal in einer riesigen Erdspalte enden oder doch wo ganz anders als man eigentlich hinwollte. Ein GPS Gerät zu besitzen ist definitiv von Vorteil – wir hatten zum Glück eins. Keine Straßen zu haben ist sowieso das tollste: Mit einem alten Mercedes-Geländewagen durch die Steppe zu brettern und sich immer mal wieder mit Kompass, GPS-Gerät und einem Fernglas nach dem richtigen Weg umzusehen macht irre Spaß, außerdem entdeckt man dabei viel: Alte Gräber aus der Steinzeit, schamanistische Kultstätten, Tiere und auch ihre Knochen, denn den Winter überstehen vor allem die schwachen Tiere nicht. So findet man blasse Gerippe, wie man sie sonst nur aus Wildwest-Filmen kennt, die bis auf ein paar Haut- und Fellfetzen von Geiern, Wölfen und Wetter komplett freigelegt wurden.

Das war mal ein Pferd...

Relative Wärme: Keine Handschuhe und nur eine Jacke 🙂

Die mongolische Steppe in wenige Worte zu fassen ist unmöglich. Wenn jemand von „so weit das Auge reicht“ redet, dann sollte er hier her kommen, denn hier wird der Spruch zur Realität. Um einem herum sind oftmals so riesige, offene, ebene Flächen, die durch nichts unterbrochen werden: Keine Bäume, Sträucher, Hügel und erst recht keine Häuser! Oft sieht man kaum noch die Bergkuppen, die in der Ferne im Dunst oder in kleineren Schnee- und Sandstürmen verschwinden, weil das menschliche Auge wirklich nicht so weit reicht. Und obwohl es nie wärmer als 0°C wurde, war mir schon lange nicht mehr so warm wie an diesem Wochenende, denn die Sonne gewinnt wieder an Kraft und es herrschte oft absolute Windstille. Bloß den Schatten sollte man meiden und sich von den gefühlt warmen Temperaturen am Tag nicht täuschen lassen, denn wenn die Sonne weg ist wird es bitter kalt. Vor allem beim Ovoo knapp vor Ulaanbaatar  ist es unerträglich: Da stand man ein paar kilometer weiter in der Stadt noch in der relativen wärme ohne Handschuhe an der Straße und plötzlich hat man schon nach 2 Minuten kein Gefühl mehr in den Händen. Anscheinend liegt das daran, dass die Gegend (hier ist auch der Flughafen) in einer Senke liegt und die Kälte sich ansammelt und nicht entfliehen kann. Das Phänomen hat sogar einen Namen, aber der ist mir wieder entfallen (Kristian, wenn du das liest bereichere uns 😛 ). Hier war es dann auch so kalt, dass man sich den Daumen herrlich in der Autotür einklemmen konnte und dann erst 10 min später von den Schmerzen überkommen wurde (zusätzlich zum ekligen Gefühl, wenn einem die Finger wieder auftauen). Das mit dem Daumen ist ja zum Glück nicht mir passiert 😉

Opfergabe am Ovoo

So weit das Auge reicht...

Nach acht Stunden waren wir dann auch am Ziel angekommen (dutzende Wegfindungs-, Ess- und Fotopausen mitinbegriffen). Der eigentliche Nationalpark liegt in einem Tal und ist deshalb von den rauen Winterwinden geschützt. Eine Forschungsstation und ein Jurten-Camp dienen als Behausung für Touristen und Wissenschaftler. Bei den Wissenschaftlern handelt es sich hauptsächlich um Biologen, die darauf achten, dass der Bestand an Wildpferden nicht bedroht wird. Sie gehören zu den letzten ihrer Art und konnten nur durch Zucht vorm gänzlichen Aussterben gerettet werden. Die Pferde im Nationalpark sind also ausgewilderte oder Nachkommen ausgewilderter, in Gefangenschaft lebender Wildpferde. Eine große Gefahr für die Pferde sind  Zecken. Urspünglich waren sie gegen Zecken immun, aber diese Immunität ist durch genetische Vermischung mit Hauspferden verloren gegangen. Man erhofft sich diese Eigenschaft durch sorgfälltige Isolierung wieder herzustellen – das heißt, dass es verboten ist seine Pferde im Nationalpark grasen zu lassen. Überhaupt ist es den Nomaden verboten ihre Tiere in den Nationalpark zu treiben, denn man hat Angst, dass die abertausend Schafe und Ziegen, aber auch Rinder und eben auch Pferde den Wildpferden (mongolisch: „Takhi“ – тахь; find ich viel einfacher als „Przewalski“ 😉 ), das Gras wegfressen.

Straßenschilder?

Viele kleine Schafe und Ziegen

Jaks crossing

Während mongolische Pferde sowieso etwas kleiner als die europäischen sind, sind die Wildpferde noch etwas kleiner, aber sehr kräftig gebaut. Ihre Köpfe sind größer und wenn man vorsichtig guckt erkennt man unter dem zotteligen Winterfell leichte Zebrastreifen an den Beinen. Auch die Mähne erinnert mehr an die eines Zebras als an die eines Pferdes: schwarz und hochstehend. Neben den Wildpferden gibt es noch viele andere Tiere im Nationalpark und in der näheren Umgebung (wobei „nähere Umgebung“ hier auch relativ ist – alles ist riesig). Hirsche, Kamele, Wölfe und auch Antilopen. Während man sich an Wildpferdherden noch heranschleichen kann ist das bei den anderen Tieren unmöglich. Hirsche schrecken auf, wenn man 200m an sie herankommt, Antilopen schon über mehrere Kilometer und Wölfe haben wir einfach nie zu Gesicht bekommen (bloß Spuren auf einem zugefrorenem Fluss). An Kamele kommt man eigentlich am problemlosesten ran, aber die Herde, der wir uns näherten wurde von einem riesigen, aus dem Mund schäumenden Bullen bewacht. Bald fängt die Paarungszeit an und wir waren in seinen Augen wohl alle Nebenbuhler. Nach einigen offensichtlichen Drohgebärden seinerseits fanden wir es doch klüger langsam zurück ins Auto zu steigen. Wir hatten alle keine Lust uns von einem testosterongesteuerten, tollwütigen Kamelbullen über den Haufen rennen zu lassen.

Näher kamen wir einfach nicht ran: Hirsche! Wie man sieht haben sie mich jetzt schon bemerkt, obwohl ich noch ewig weit weg stand und ein paar Sekunden später waren sie alle weg...

Wildpferde

Dieses Jahr beim ADAC-Brückentest durchgefallen 🙂

Die Nacht verbrachten wir wieder in einer Jurte. Diese war dank Holzofen bollewarm, bloß als das Feuer übernacht aus ging war ich froh um meinen warmen Schlafsack. Den Morgen benutzten wir zum Wildpferde bestaunen und fotografieren, was damit endete, dass ich die letzten paar Meter uf dem Bauch über einige Steine robbte um gute Bilder zu bekommen. Machte definitiv Spaß – Sogar ein paar Hirsche habe ich vor die Kamera bekommen, aber eben nur aus großer Entfernung.

Kamele

Der tollwütige Kamelbulle

Auf dem Heimweg fuhren wir an den türkischen Gräbern vorbei. Das sind Grabsteine in Form von Schafen, Löwen und auch Menschen, alle schon tausende jahre alt. Das Tollste an der Stätte muss der lange Prozessionsweg darauf zu sein, der aus hunderten von spitzen Steinen besteht, die in den Boden gerammt wurden. Die eigentlichen Grabsteine wurden irgendwann von archäologen an diesen Punkt gebracht. Natürlich standen hier schon welche, aber eben noch nicht so viele. Denkmalsschutz à la Mongolia: Baut einen kleinen Zaun drumrum, so dass die Schafe die Grabsteine nicht umschmeißen. Ansonsten ist alle erfrischend „naturbelassen“. Es ist kein Museum drumherum gebaut und wieder gilt: Wer die GPS-Koordinaten der Stätte hat ist klar im Vorteil, denn sie liegt abseits aller Wege mitten im Nichts.

Aber „so ist das hier“ nun mal und um ganz ehrlich zu sein, das ist auch verdammt noch mal auch gut so 🙂

Die türkischen Gräber...

...und der Prozessionsweg





Erster Blogeintrag im neuen Jahr

8 02 2011

Und zwar im mongolischem – ganz so schreibfaul war ich dann doch nicht, auch wenn mein Blogeintrag zu Shanghai mal zurückgestellt werden muss, weil hier gerade wieder viel passiert ist.

Seit Donnerstag (3. Februar) bis Sonntag fand hier Tsaraan Sar (Цагаан сар) statt, das mongolische Neujahrsfest. Und so sind wir seit Donnerstag jetzt auch im Jahr des Hasen. Tsaraan Sar heißt übersetzt entweder „weißer Monat“ oder „weißer Mond“, da Monat und Mond hier das selbe Wort sind, nämlich „sar“. Das mongolische Neujahr richtet sich nach dem ersten Neumond im Jahr und es hat heute wieder angefangen zu schneien. So sind im Grunde genommen beide Übersetzungen richtig 🙂

Meine Nachbarschaft heute morgen

Auf dem Weg zur Schule

Tsaraan Sar ist wahrscheinlich das größte Familienfest in der Mongolei und es ist mit sehr vielen Traditionen verbunden. Das Essen ist z.B. bei jeder Familie das Selbe: Ein ganzes, gekochtes Schaf oder ein größerer Teil gekochtes Rind, sogenannte weiße Speisen, Boov und natürlich abertausende Booz. Unter weißen Speisen versteht man z.B. getrockneten Quark (Aaruul – Аарүүл) oder schar tos (шар тос – eine Art Butter mit Rosinen). Boov ist frittiertes gebäck, das für Tsaraan Sar in flachen, länglichen Formen hergestellt wird. Auf dem Teig sind Mandalas eingepresst. Die einzelnen Boov werden kreisförmig gestapelt und mit weißen Speisen, Zuckerwürfeln und manchmal auch anderen Süßigkeiten bedeckt. Je älter das älteste Familienmitglied im Haushalt ist, desto höher wird der Boov gestapelt. Bei der 80-jährigen Mutter unserer Deutschlehrerin Tuul war der Stapel 7 Lagen hoch! Booz (бууз) sind traditionelle, gedämpfte Teigtaschen, die mit Schafsfleisch oder auch anderen Fleischsorten, sowie Knoblauch gefüllt sind. Der Teig besteht einfach aus Wasser und Mehl. Schon lange vor dem Fest treffen sich die Familienmitglieder (ich glaube hauptsächlich die Frauen, aber ich bin mir nicht ganz sicher) und machen tausende davon – 2000 pro Familie scheinen normal zu sein! Da bei vielen das Fleisch von Hand klein geschnitten wird, nimmt das wahnsinnig viel Zeit in Anspruch. Das Endprodukt schmeckt aber lecker 🙂 . Um die Booz haltbar zu machen werden sie einfach auf den Balkon gestellt, denn zwischen -30°  und -20° ist so ziemlich alles länger haltbar. Auf dem Land legt man die Booz anscheinend einfach auf das Dach der Jurte.

Links steht das Schaf, rechts davon der Boov und im Vordergrund diverse weiße Speisen und andere Beilagen. In den Schüsseln ist Milchtee. Im Hintergrund werden gerade Schnupftabakfläschchen ausgetauscht.

Bei der nächsten Familie: Hinten rechts ist ein kleiner Teller mit Booz und in der großen holzschüssel vorne ist Airag. Dieses Foto wurde ihnen präsentiert von Smirnoff Vodka 😉

An Tsaraan Sar stehen dann etliche Familienbesuche an. Man besucht hintereinander weg alle Verwandten. Als erstes die Ältesten und dann absteigend zu den Jüngeren, wobei es bei allen reichlich zu Essen gibt – wer an Tsaraan Sar nicht satt wird sollte sich auf schwarze Löcher im Magen untersuchen lassen. An den darauf folgenden Tagen besucht man entferntere Verwandte und Freunde; zumindest schien es mir so. Ich wurde von Freunden eingeladen um bei ihrem ersten Tag des Festes dabei sein zu dürfen.

Traditionell fängt das Neujahr damit an, dass immer der Älteste des Haushaltes draußen in eine bestimmte Richtung läuft. Dabei muss er einen tibetischen Text aufsagen und eine bestimmte Aktion ausführen. Man wird immer im Jahr eines bestimmten Elements geboren und dieses muss man irgendwie zeigen. Wenn man z.B. Eisen als Element hat hält man ein paar Schrauben in der Hand und klappert beim Laufen leicht mit ihnen oder wenn man Feuer hat entflammt man ein Feuerzeug.

Pascal geht in die richtige Richtung 🙂

Danach geht es witer zu den Verwandten. Diese werden dann Begrüßt. Die Begrüßung läuft auch rituell ab: Der jüngere Grüßende stützt die Ellenbogen des älteren und überreicht ein Gastgeschenk (z.B. Geld oder Schokolade), das auf einem Khadag liegt. Hierzu wird folgender Dialog aufgesagt:

A: Amar bain uu? (Амар байна үү?) – Sind Sie wohl auf?

B: Amar bain uu? Saian shinelj bain uu? (Амар байна үү? Саихан шинелж байна үү?) – Sind Sie wohl auf? Sind Sie gemütlich am feiern?

A: Saihan saihan. Ta saihan shinelj bain uu? (Саихан саихан.Та саихан шинелж байна үү?) – Gemütlich gemütlich. Sind Sie gemütlich am feiern?

B: Saihan saihan.(Саихан саихан.) – Gemütlich gemütlich.

Das ist die vereinfachte Version, die ich aufsagte, ansonsten kann man auch danach fragen, ob man auch viele Verwandte besucht. Wenn aber sehr viele Leute zu begrüßen sind beschränkt man sich bei den meisten jedoch auf ein kurzes „Amar bain uu?“, weil man ja sitzen und essen will. Der Älteste schneidet das Fleisch an und die Dünnen Stücke werden auf einem Teller oder in einer Schüssel herumgereicht. Bevor man aber vom Fleisch isst nimmt man sich etwas von den weißen Speisen. Außerdem sollte man beachten, dass man die großen Schüsseln oder Teller immer antippt, bevor man sich etwas davon auf den eigenen Teller legt. Booz werden auch herumgereicht. Zu trinken gibt es Suute Tsai (сүүтэй цай), traditioneller Milchtee, Airag (айраг), fermentierte Stutenmilch und natürlich Vodka. Der Vodka wird in kleinen Schalen oder Gläsern gereicht und wird mit der rechten Hand entgegengenommen. Mit der linken Hand stützt man seinen Ellenbogen. Manchmal gibt es noch einen Toast oder einfach ein „Prost!“ (төлөө) und dann wird das Glas geleert. Man darf aber auch einfach nippen (3 Mal). Überhaupt gilt das für alles. Man muss nur probieren, nicht alles aufessen, wenn es einem nicht schmeckt oder wenn man vor lauter Booz schon beinahe platzt. Allerdings sollte man vielleicht noch erwähnen, dass Vodka bei so viel fettigem Essen ein willkommener Verdauungshelfer sein kann 😉

Unter 2000 Booz fand ich einen der beiden mit versteckter Münze - Ich hab dieses Jahr jetzt bei allen Dingen Glück!

7-lagiger Boov bedeckt mit weißen Speisen

Vor und oft auch während dem Essen werden Schnupftabakfläschchen ausgetauscht. Wie der Vodka werden diese mit der rechten Hand entgegengenommen. Wieder gilt: Man muss nicht schnupfen – kurz an der offenen Flasche riechen reicht. Die Flasche wird dann offen zurück oder weiter gegeben (wieder mit rechts und mit Ellenbogen stützen). Bevor man dann zur nächsten Familie weiter geht bekommt man noch ein kleines Geschenk vom Gastgeber.

Tsaraan Sar war auf jeden Fall ein schönes Erlebnis und definitiv mal etwas anderes: Ein dermaßen rituell durchgeplantes Fest gibt es  meiner Meinung nach in Deutschland nicht mehr wirklich. Und ich bin einige Tage lang sehr gut gemäßtet worden 🙂

Gruppenbild beim Neujahrsempfang - ich trage traditionelle deutsche Jugendkleidung 😛

Das Beste am Fest ist aber, dass es den Frühling einleitet, und tatsächlich: Es wird wärmer! Man braucht z.B. nur noch eine Winterjacke und die Thermostrumpfhose kann man auch zu hause lassen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich Mal so über -10° C freue, aber die Mongolei härtet doch ziemlich ab, wenn man wärmere Temperaturen gewöhnt ist. Es ist nachts zwar noch relativ kalt und es schneit ab und zu, aber ich bin jetzt optimistisch und hoffe auf baldiges Grün im ansonsten gerade sehr tristen Ulaanbaatar – auch wenn das anscheinend noch eine Weile dauern könnte…

Unser Fenster im Deutschkabinett (Innen!) - Bei Temperaturen um die 0° ist arbeiten nur in Winterjacke möglich...

Das nördliche Jurtenviertel von Ulaanbaatar, jedoch schon mit vielen kleinen Häusern

Für alle die sich wundern: Unser Neujahr wird in der Mongolei auch gefeiert und zwar so ziemlich wie bei uns mit Feuerwerk und Feiern in der Disco mit Freunden





Hangzhou: T-shirt im Dezember

14 01 2011

Nach kaum einem Tag in Shanghai, ging es für mich auch gleich wieder los und zwar nach Hangzhou (gesprochen „Hanjo“, oder zumindest so ähnlich). Nach einer gemütlichen Nacht bei Jan Luis und Patrick (danke noch mal für die Gastfreundschaft und die bequeme Couch 🙂 ) ging es mit Patrick und Julia wieder ab zum Bahnhof. Schon auf halber Strecke dorthin kam der erste Vorbote dessen, was uns das gesamte Wochenende begleiten sollte: kleinere „Katastrophen“, wegen denen wir beinahe irgendetwas verpasst hätten. In diesem Fall war es Jan Luis, den Patrick aus Versehen in der Wohung eingeschlossen hatte. So warteten Julia und ich in der U-Bahnstation während Patrick durch halb Shanghai zurück hetzte um seinen armen Mitbewohner zu befreien. Irgendwie schafften wir es dann doch noch zum Zug und trafen dort auch gleich Felix, der auch mit von der Partie war.

Felix, Patrick und Julia

In Hangzhou liefen wir dann erst auf der Suche nach unserem Hostel ein paar Mal durch die sehr schöne Innenstadt im Kreis. Dabei fragten wir auch zwei Mal den selben Polizisten, der uns immer in die gleiche und, wie sich spätere herausstellte, auch richtige Richtung schickte. Hätten wir Patrick doch bloß mal beim Adresse suchen geholfen… 🙂

Hangzhous Innenstadt

Wir suchen nach unserem Hostel

Hat aber alles funktioniert und mein Rucksack war bei weitem nicht so schwer wie am Vortag, deshalb wars eigentlich ganz lustig. Als wir uns in unserem Hostelzimmer, das wir uns mit einer unfreiwillig komischen Chinesin teilten, breit gemacht hatten, ging es auf zum Essen, wo uns eine weitere chinesische Spezialität erwartete. Julia bestellte sich Tofu und bekam Stinketofu. Ich weiß nicht, wie man diesen genießen soll, denn er schmeckt so, wie er riecht und das ist nicht unbedingt nach roten Rosen. Es endete auf jeden Fall damit, dass wir einen zweiten Teller über das Gericht stülpten, sodass wir ohne die Luft anzuhalten weiter esen konnten. Besonders peinlich oder eher lustig an der Situation war, dass an genau diesem Moment die Bedienung mit Patricks und meinem zweiten Gericht an den Tisch kam. Aber ich glaub sie fands auch lustig, weil sie danach mit einer Kollegein ziemlich am kichern war und dauernd zu uns geschaut hat.

Das Problem: Stinketofu!

Die elegante Lösung: Deckel druff!

Als wir alle vier mehr oder weniger satt waren gings weiter am „Best Tourist City of China“-Denkmal vorbei in Richtung Westlake, alles durch eine autofreie Fußgängerzone. Bloß vor elektrischen Straßenzügen, die Touristen herumkutschierten und selbige statt mit einem normalen Hupen mit einem eklig quietschigem 8-bit „Für Elise“ warnten, musste man sich in Acht nehmen. Am wunderschönen Westlake kämpften wir uns an Gondolieren vorbei, die uns um den See schippern wollten und liefen zu einer scheins altehrwürdigen Pagode. Nachdem wir den Eintritt gezahlt hatten kam es uns schon merkwürdig vor, dass man die Pagode über eine Rolltreppe erreichen konnte und meinten schon scherzhaft, dass es bestimmt einen Aufzug in der Pagode gäbe – und staunten nicht schlecht als wir dort wirklich zwei Glasaufzüge vorfanden (bestimmt „aantic“ und „reel“). Es stellte sich heraus, dass der echte Turm vor ein paar hundert Jahren von Piraten zerstört wurde und bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Die Überreste kann man noch im Keller bewundern. Die Pagode die nun über den Ruinen steht ist im Grunde genommen nur noch eine Aussichtsplattform mit Touristeninformationen über den Westlake und Umgebung. Aber die Aussicht war auch verdammt gut und wir wurden Zeuge eines sehr spektakulären Sonnenuntergangs. Wieder am See angekommen, fanden wir, dass es Zeit für ein Gruppenfoto war – und plötzlich waren wir für viele Chinesen um uns interessanter als die „Best Tourist City of China“ (siehe Beweisbild). Nachdem wir dann noch ein Bisschen durch die ausschweifenden Gartenalnagen rund um den See geschlendert waren, fuhren wir mit dem Bus zurück in das Stadtzentrum, wo wir direkt hinter der Bushaltestelle eine kleine Fressmeile fanden. Auf richtig exotische Speisen ließ ich mich hier aber nicht ein – der Stinketofuvorfall vom Mittag hatte mir gereicht…

Guide Julia

Westlake mit Pagode

"Reel, aantik escalataa!"

Der sehr beeindruckende Sonnenuntergang von der Aussichtspagode aus gesehen

Inzwischen waren auch alle Nachzügler mit mehr Arbeit oder weiteren Anreisen im Hostel angekommen: Annika, Friederike, Jan-Luis (der inzwischen aus der Wohnung entkommen war) und Philipp. Mit denen sind wir dann auch gleich wieder zur Fressmeile und danach in eine kleine Kneipe.

Budda

Samstag war auch wieder herrliches Wetter und wir kletterten zu einer weiteren Pagode auf einem kleinen Berg. Davor mussten wir uns aber erst einmal wieder finden, denn die beiden Taxis, auf die unsere Gruppe sich verteilt hatte, setzten uns trotz gleicher Zielangaben an total anderen Stellen ab. Kein Tag ohne Chaos 🙂 . Diese Pagode war nun aber tatsächlich sehr alt. Sogar so alt, dass sie noch aus Stein und nicht aus Holz gebaut war, wie alle anderen Tempel und Pagoden, die man in China sonst öfter sieht und somit eher mit China verbindet. In der Näher der Pagode waren Felsen, auf denen leute saßen oder kletterten. Ein paar „harte Jungs“ waren dabei oberkörperfrei die senkrechten Felswände hochzuklettern und versuchten so oft wie möglich zu zeigen, dass es sehr schwer war. Diese wurden aber schnell von einem alten Mann in den Schatten gestellt, der mit seinem Spazierstock ankam und dann wie eine Eidechse die Felswand hochrannte, oben angekommen noch einen ziemlich gewagten Sprung über einen Felsspalt machte und schließlich wieder herunter kletterte, wo er dann anfing an an einem Baum Klimmzüge zu machen und die verdatterten Touristen angrinste.

Man beachte den Krückstock an der Felswand!

Hallo ihr da oben!

Mittagspause 🙂

Ansonsten ließen wir uns noch auf dem Westlake herumschippern und gingen am Abend wieder Hotpot essen. Danach ging es noch in die vom Lonely Planet empfohlene Raggea-Bar, in der ich sehr enttäuscht wurde: Auf der Karte stand bei den Bieren tatsächlich „Old Speckled Hen“! In China! Und weil ich das immer mit England-Urlaub verbinde wollte ich das! Aber leider hatten sie es nicht mehr…  Und dann wollten die mir als Alternative auch noch Budweiser andrehen! Die Bar ist aber trotzdem zu empfehlen 🙂

Für den Sonntag hatten wir ein strammes Programm geplant: Fahradtour durch die Teeplantagen, Besichtigung mehrerer Touristenatraktionen auf dem Weg und abschließend eine Schifffahrt auf dem Westlake, bei der wir alle Inseln besichtigen wollten. Also liefen wir erst ein mal schnurstracks los um Frühstück zu kaufen, aber nicht ohne uns zuerst die große Kirche anzuschauen, die bei der Fressmeile stand. Hangzhou scheint eine größere christliche Gemeinde zu haben (auf die Frage hin, ob es sich um eine katholische oder evangelische Kirche handle antwortete ein angagiertes Gemeindemitglied, dass das in China egal wär, es ginge im Grunde genommen eh um Jesus – fand ich lustig). Durch diesen Abstecher verloren wir zwar ein wenig Zeit, aber wir hatten ja noch genug. Weiter ging es durch die Stadt an den See, von wo aus wir die Radtour starten wollten. Da aber in der Stadt eine große Veranstaltung war und auf einer Bühne traditionelle chinesische Musik mit dazu passender Tanzeinlage aufgeführt wurde, brauchten wir für die Strecke eetwas länger als vielleicht nötig.

traditionelle Tanzeinlagen

Die Fahrräder, die wir mieteten waren eher vom „alten Eisen“: Klappräder ohne Gangschaltung und oftmals ohne funktionierende Bremsen. Woraus der nächste große Zeitverlust entstand: Meine Kette sprang die ganze Zeit heraus und letztendlich musste ich umdrehen um ein anderes Fahrrad auszuleihen (danke noch einmal an Anika und Philipp, die mich begleiteten und übersetzten). Mit meinem tollen neuen Fahrrad (mit Kindersitz!) sind wir wieder zurück zu den anderen, die eine gemütliche Stelle am Westlake gefunden hatten, an der man Brautpaaren beim Fotoshooting zuschauen konnte. Weiter gings über gut ausgebaute Straßen zu den Teeplantagen. Dort gab es auch ein Teemuseum, bei dem der Eintritt frei war. Und wir hatten trotz meines Fahrrads noch viel Zeit. Hat sich auch gelohnt, da das Museum ziemlich liebevoll gestaltet war. Außerdem war die Landschaft wunderschön (endlose Teeplantagen und Wälder).

"echte" Biker

Friederike und Annika

T-shirt im Dezember...

Jetzt kam der schwierige Teil der Tour. Es ging nur noch bergauf und das mit klapprigen alten Klapprädern ohne Gangschaltung. Irgendwann waren selbst die größten Sportler unter uns am Schieben (muss ich noch erwähnen, dass ich nicht zu diesen gehöre?). Oben im Teedorf angekommen besichtigten wir ein altes Teehaus, in dem sogar schon der Kaiser eingeehrt war und tranken etwas weiter oben selbst einen Tee. Sehr lecker! So langsam wurde uns aber klar, dass wenn wir noch die Bootstour machen wollten, wir uns beeilen mussten, denn wir hatten erst ein Viertel des Weges hinter uns und es war bereits später am Mittag. Also fuhren wir weiter in das Zentrum des Dorfes, das in einem kleinem Tal inmitten von Teepflanzen und hohen Bambuswäldern steht. Jan Luis und Felix wollten hier Tee kaufen und ließen sich auf ein Verkaufsgespräch mit einer Verkäuferin am Straßenrand ein. Sie liefen ihr hinterher und das war für die nächsten 20 Minuten das letzte, was wir von ihnen sahen, denn das Teegeschäft lag am hintersten Ende des Dorfes und dazu noch oben am Hang.  Die Bootstour hatten wir uns an diesem Zeitpunkt schon aus den Köpfen geschlagen, denn dazu war es jetzt zu spät. Unser Problem bestand nun eher darin, dass wir die Fahrräder wieder rechtzeitig zum Verleih zurückbringen mussten, sodass wir unsere Kaution wieder bekämen. An diesem Zeitpunkt hatten wir immer noch an die 70% der Strecke vor uns, sagten uns aber, dass wenn wir erst einmal aus dem Dorf und vom Teeberg herunter wären, wir sicherlich schneller vorankämen, denn dort unten sei wieder Hauptstraße. Bloß stellte sich jetzt erst heraus, was die gestrichelte Linie bei der Radtourroute im Lonely Planet bedeutete: Mit unseren Fahrrädern absolut unbefahrbahrer Schotterweg, der die nächsten paar Kilometer der Strecke ausmachte. Also blieb nur noch den selben weg zurück zu fahren. Das ging aber um einiges schneller, denn fast die gesamte Strecke ging bergab. Obwohl wir mit einem ziemlichen Tempo und ohne gute Bremsen den Berg herunter rasten fühlten wir uns dabei nie unsicher – in Deutschland wäre mir dabei eventuell etwas mulmig geworden, aber ich bin inzwischen an sehr viel schlimmere Verkehrssituationen gewöhnt 😀

Bambuswald

End of line

Aber wer jetzt denkt, dass von hier an alles problemlos lief, der irrt sich, denn jetzt machten fast alle anderen fahrradketten schlapp. Vor allem die von Philipp verklemmte sich letztendlich so stark, dass wir sie mit aller Gewalt nicht mehr aus den Zahnrädern herausgehebelt brachten. Glücklicherweise hielt ein hilfsbereiter Chinese an um nach dem Rechten zu sehen. Dieser war durch einen noch größeren Zufall der besitzer eines Fahradladens und bestellte seinen Mitarbeiter mit Werkzeug herbei. Bald waren wir wieder auf der Straße und kamen gerade rechtzeitig vor Ladenschluss beim Verleih an.

Alles in allem ist es mir total egal, dass wir so viel Zeit verloren haben und nicht alles machen konnten, was wir uns vorgenommen hatten, denn gerade die ganzen Pannen und Rumbummeleihen machten einen für mich unvergesslichen Tag aus. Und dadurch, dass wir den Abend noch mit Pulp Fiction, einen meiner Lieblingsfilme, ausklingen ließen, war der Tag erst recht gelungen. Zu viel mehr waren wir auch alle nicht mehr fähig, da wir total fertig waren.

Wer richtig mitgezählt hat merkt, dass wir jetzt bei Montag sind. Fing da nicht das Seminar an? Ja richtig, also ab zum Bahnhof…mit dem Bus…aber wo ist die Haltestelle, an der der richtige Bus hält? Also doch Taxi! Nun aber noch ein Problem: Der Bahnhof liegt nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der Taxifahrer, die im Stadtzentrum tätig sind, was hieß, dass wir Jungs in einem Taxi mit einer sehr wütenden Taxifahrerin saßen und die Damenwelt erst gar kein Taxi dazu bringen konnte sie mitzunehmen, was dazu führte, dass wir unseren Zug verpassten (Wir Jungs hätten es zwar gerade noch geschafft, aber Julia, Annika und Friederike wären dann ohne zurückgeblieben). Zum Glück ist es in China möglich, seine Zugfahrkarte noch 3 Minuten vor (und in Annikas Fall auch ein paar Minuten nach) der Abfahrt ohne einen Aufpreis umzutauschen. Und so kam es, dass wir es uns in der Bahnhofshalle bequem machten. Hier wollte man uns ein kleines Werkzeug verkaufen, mit dem man seine Uhr aufschrauben und seine Ohren putzen konnte…wer kommt eigentlich auf so was?

Nach einer relativ ereignislosen Zugfahrt eilten Julia und ich schnell mit Patrick und Jan Luis zurück zu ihrer Wohnung um unser Gepäck zu holen. Und so kam es, dass wir nach einer langen U-Bahnfahrt gerade rechtzeitig zum Seminarbeginn am Hostel ankamen. Fazit: Chaotischer, aber genial guter Urlaub (vom Urlaub) 🙂





Beijing: 5 Tage Vorzeigetouri

6 01 2011

Unseren kompletten Beijing-Aufenthalt in einen Blogeintrag zusammenzufassen ist lang geworden. Unser 5-tägiger Besuch in der Hauptstadt Chinas war vollgepackt mit Erlebnissen und den obligatorischen Touristzenattraktionen.

Erst Mal vorweg: Wenn ihr je einige Zeit (oder auch nur ein paar Nächte) in Beijing verbringen wollt: Geht in das 365 Inn! Das Hostel ist mehr oder weniger direkt am Tian’anmen und sowohl Personal als auch Zimmer sind top! Und im angeschlossenen Sakura-Cafe geht immer die Post ab.

Gleich am ersten Tag nach unser Ankunft hieß es: Shoppen! Oder eben Handeln, denn im Pearl Market ist nichts, aber auch gar nichts „reel“ oder „aaaantic“ wie die Verkäufer ihre Produkte anpreisen und dementsprechend sind die Preise Verhandlungssache: Wenn man sich also geschickt (oder gar dreist) anstellt, bekommt man alles sehr günstig – und mit alles meine ich wirklich alles:Über 4 Stockwerke und die U-Bahnstation unter dem Pearl Market erstrecken sich gefälschte iPads, Handtaschen, Markenklamotten, „Antiquitäten“, Uhren, Filme, CD’s, usw. Die pure Anwesenheit im Pearl Market bedeutet für die Verkäufer, dass man Interesse an ihren Produkten hat und so wird einem hinterher gerufen und wenn es die Menschenmassen und die Art des Verkausstandes zulassen auch hinterhergelaufen. Als Mann ist man auch nicht in der Handtaschenabteilung sicher, denn hier wird angenommen, dass man Handtaschen „fo yoo göölfriend“ oder eben „fo yo sista“ kaufen will. Das Handeln und die Atmosphäre sind einen Besuch aber allemal wert. Vor allem die Verkaufsgespräche sind teilweise herrlich („This is 500 Yuan.“-„What? No! I’ll give you 20!“-„20? No you’re breaking my heart! That is price for t-shirt! This jacket! This good quality! 400 Yuan!“und so weiter 🙂 ). Das lustigste das mir passiert ist, ist dass ein Händler den Aka Frontage-Button in meinem Geldbeutel gesehen hat und ihn mir prompt abkaufen wollte, als ich gerade am bezahlen war.

Der Pearl Market...

...und Umgebung.

Nach 2 Stunden hatte ich aber keine Lust mehr auf den Lärm und weil Louisa und Johanne mit ihrem „Shopping-spree“ noch nicht fertig waren, bin ich alleine zu Fuß zurück zum Hostel gegangen. So bekam ich auch einiges der Stadt zu sehen. Am Abend gab es leckeren Feuertopf. Hierzu bestellt man sich eine Brühe (scharf, Knoblauch, usw.), Soßen und verschiedene Zutaten (Fleisch, Gemüse, Tofu, Nudeln,…). In dem Restaurant in dem wir waren, bekamen wir einen kleinen Kohleofen auf den Tisch in den die Schüssel für das heiße Wasser integriert war. Die Brühe wird am Tisch zubereitet indem der Kellner die erforderlichen Zutaten in das heiße Wasser gibt.

Johanne im Nebel

Sonntags fing dann das knallharte Touristenprogramm an: Tian’anmen, Verbotene Stadt und Beihei-Park. Irgendwie schafften wir es ohne große Wartezeiten an den Polizeikontzrollen vorbei auf den Tian’anmen zu kommen (die Chinesen sind begeistert von Metalldetektoren, die an allen Eingängen zu U-Bahnstationen, Bahnhöfen, großen Gebäuden und eben auch dem Tian’anmen stehen und manchmal sogar benutzt werden).

Der Platz des himmlischen Friedens ist vor allem groß und mit kommunistischen Propagandadenkmälern gespickt. Schon von weitem sieht man Mao über dem Eingang der Verbotenen Stadt hängen. Das Bild, dessen Größe man auf Fotos nur schlecht  ausmachen kann, ist nämlich in Wirklichkeit sehr groß. Auf dem Weg vom Platz zur Verbotenen Stadt wurden wir zum ersten Mal „Opfer“ einer chinesischen Eigenart – zumindest von manchen Chinesen: „OMG Europäer! Schnell wir fragen sie ob wir mit ihnen Bilder machen dürfen! Oder wir fotografieren sie einfach so! Oder wir stellen uns einfach dreist zu ihrem Gruppenfoto! Vergesst aber ja nicht das Peace-Zeichen dazu zu machen; Es muss ja schließlich süß aussehen!“. Dieses Verhalten begleitete mich durch meinen gesamten China Aufenthalt hindurch und erreichte in Hangzhou seinen Höhepunkt, aber das wird noch ein anderer (langer) Blogeintrag 🙂

riesen Platz - riesen Bildschirm

Mao...

Als wir vier Mongolen alle Fotoshootingtermine hinter uns hatten, betraten wir auch bald die verbotene Stadt. Diese ist vor allem eins: Groß! Und sie hat Thröne…viele davon. Und obwohl sie eigentlich alle gleich aussehen, drängeln und schubsen die Touristen um auch alle optimal von vorne fotografieren zu können. Der Höhepunkt des ehemaligen Zentrums des Reiches der Mitte (und da sollen meine Schüler den Genitiv verstehen???…) war für mich der Garten am Ende. Dieser hob sich nämlich vom restlichen Gelände ab und irgendwie war es hier ruhiger. Überhaupt hat mich an vielen dieser alten Tempel und co. verwundert, dass wenn man durch Tore oder Durchgänge in den nächsten Berich geht, man oftmals nix mehr vom letzten Bereich hört. Dort kann Musik aus Lautsprechern dudeln, ein Pandamützenverkäufer sich heiser rufen oder der Verkehr tosen – hinter den alten Mauern hört man plötzlich nix mehr. Als Fazit zur verbotenen Stadt kann ich sagen: Es war auf jeden Fall das Geld wert, aber auch nur ein Mal. Und den ganzen Tag dort verbringen, um auch ja alles zu sehen, wie es einem von manchen Leuten empfohlen wird, könnte ich sicher nicht. Das wäre auf die Dauer sehr langweilig. Man kann auf jeden Fall nicht in Peking gewesen sein ohne die verbotene Stadt gesehen zu haben.

Kranich 🙂

Woran erkenne ich chinesische Touristengruppen?

Ein Ort der Ruhe - von der Beruhigungsmusik aus den Lautsprechern abgesehen...

Die Nächste Station unseres Touristenmarathons war der Beihei-Park. Dieser war sehr ruhig. Und leider auch schon sehr vom kalten Wetter geprägt. Die Seerosen auf den großen Teichen waren alle verwolken und die Tretbote waren schon für den Winter verstaut, schließlich waren die Teiche größtenteils zugefroren. Zu der großen Dagoba (auf mongolisch Stupa) bin ich nicht mehr gegangen, weil ich es irgendwie doch nicht einsah noch einmal Eintritt zu zahlen um Etwas zu sehen, dass in der Mongolei massenhaft und umsonst zu sehen ist (wie die gigantische Shanti-Stupa bei Amarbaysgalant). Am Abend gab es dann original Peking-Ente. Diese isst man nicht wie in Deutschland einfach vom Teller. Man bekommt kleine Pfannkucken, Gemüse und Soße dazu und macht sich dann selber mit dem Entenfleisch eine Art Wrap. Und weil mein Zimmergenosse William und ich nach einem weiterem lustigen und langem Abend im Sakura-Cafe wieder Hunger hatten sind wir noch einmal auf die Suche nach Essen gegangen. Wir fanden ein kleines Restaurant, dass noch auf hatte, aber nur noch gebratenes Hühnchen verkaufte…und zwar ganz. Zumindest weiß ich jetzt wie Hühnchengehirn schmeckt: *Trommelwirbel* – nach Hühnchen – *Tusch* – wer hätts gedacht? Aber es ist leicht mehlig. ich weiß nicht warum der Kopf eine Delikatesse sein soll. Es ist kaum Fleisch dran. Das selbe gilt für Entenkopf oder Hühnerfüße. Man zahlt ziemlich drauf, wenn man seine Pekingente mit Kopf bestellt und auf der Karte im pekingentenrestaurant gab es auch ein Gericht, dass nur aus Entenköpfen bestand und sehr teuer war. Manche Essgewohnheiten muss man meiner Meinung nach nicht verstehen…

Das war mal grün...

der Beihei-Park

Herbststimmung

Ohne Worte 😀

Ähnlich wie mit der verbotenen Stadt kann man natürlich auch nicht in Peking gewesen sein ohne die Mauer besucht zu haben. Und so machten wir Freiwilligen uns am Montag mit William im Schlepptau auf, um die Mauer, die „Mongolen“ wie uns eigentlich ursprünglich aus China fern halten sollte, zu erobern. Die Anreise per Bus war leider nicht so möglich, wie wir das wollten und deshalb war wieder Verhandeln von Nöten. Diesmal mit einem Taxifahrer. Letztendlich kamen wir relativ günstig zur Mauer und mit dem selben Fahrer auch wieder zurück. Der Eintrit zu unserem Stück der Mauer war dank >>kulturweit<<-Ausweis auch noch ermäßigt. Schon auf dem Hinweg wurde uns klar: Mit gigantischer Aussicht wird das heute nichts, denn eine Mischung aus Nebel und Smog hing über allem und verwehrte die Weitsicht. je weiter wir allerdings die Mauer erklommen, desto besser wurde es. Erklimmen ist das richtige Wort, denn es ging die meiste Zeit über schmale Treppenstufen mit durchschnittlich 30 oder 40 cm Höhenunterschied steil bergauf. Unsere Verschnaufspausen wurden wieder für für die „OMG Europäer!“-Photoshootings ausgenutzt. Je weiter wir allerdings nach oben kamen, auf desto weniger Touristen stießen wir. Auch gab es nach dem ersten großen Aufstieg quasi gar keine Verkäufer mehr, was mich nach Erzählungen von aufdringlichen Verkäuferinnen, die einem „kilometerweit“ folgen, bis man endlich etwas kauft, sehr gefreut hat. Elena, William und ich haben es dann auch bis an den höchsten Punkt der Mauer geschafft und (Elena aus gegebenen Gründen ausgenommen) fanden uns in „unserer Männlichkeit bestärkt“, schließlich konnte man bereits nach dem ersten Anstieg „Real Man“ Zertifikate und „Hero“-Medaillen kaufen. Von oben hatte man dann auch eine gute Aussicht (zwar immer noch nicht perfekt, aber es war besser als die Suppe im Tal und irgendwie hatte es auch etwas mystisches an sich).

Stufen, Stufen, Stufen...

Ich mag das Schild...

Wieder in Beijing angekommen hatten wir erst einmal wieder richtig Hunger und gönnten uns an einem kleinem Stand ein Essen, das wir alle wahnsinnig lecker fanden, aber dessen Namen uns keiner sagen konnte. Es handelt sich um einen großen Crèpe, der mit einer Bohnenpaste und einer leicht scharfen Soße angestrichen wird (so richtig mit Pinsel). Außerdem wird ein Ei darauf zerschlagen und verteilt. Zum Abschluss kommen noch Erdnüsse und eine knusprige, frittierte (Teig?-)Platte dazu. Der Crèpe wird dann um die Platte gefaltet und man kann es beim Laufen essen: Sehr lecker, aber satt waren wir noch nicht. Deshalb war die nächste Adresse die „Imbissstraße“, in der man „Spezialitäten“ aus ganz China essen konnte – oder lieber die Finger davon ließ – denn gebratene Vogelspinnen und Tausendfüßler essen glaube ich nicht ein Mal die Chinesen. Warum auch? Es gibt genug anderes, leckeres Essen. Ich glaub eher, dass die ganz ekelhaften Sachen Touristenattraktionen sind. Wir aßen uns on Stand zu Stand durch und handelten wieder ein Bisschen die Preise herunter (hier hielt ichs irgendwie für angemessen, weil eh alles teurer als sonst wo war). Am Anfang hatte ich einen Spieß mit unidentifizierbaren (weil stark gewürztem) Fleisch. es stellte sich aber heraus, dass es  nur Schaf war. Knapp am Hund vorbei 🙂  Neben vielen anderen unbekannten, aber nicht zu extremen Speisen, hatte ich noch paniertes Krokodil und ich muss sagen, dass Krokodil eigentlich ganz gut schmeckt und nein, es schmeckt nicht nach Hühnchen, auch wenn die Konsistenz des Fleisches ähnlich war. Vielleicht etwas zarter. Der Geschmack ging eher richtung Tintenfisch oder einfach nur Fisch. Nach unserem äußerst kulinarischem Abendessen liefen wir an den hell erleuchteten Nobel-Hotels und dem ebenfalls hell erleuchteten, allerdings um diese Uhrzeit abgesperrten, Tian’anmen vorbei zurück in das Hostel. Das lag zwar nicht in nächster Nähe, aber immerhin musste man auf dem ganzen Weg nur minimal Treppen steigen.

Lecker!

Nicht mehr so lecker...

Noch einen Bissen Vogelnest?

Es ist bunt, blinkt und macht lärm...

An unserem vorletzten Tag in Beijing sind Elena und ich zum Himmelstempel gelaufen. Hier brachte der Kaiser früher den Göttern und Geistern in den Himmeln Opfergaben dar, um seinen Untertanen gute Ernten zu bescheren. Die Zeremonie war in (schlechtem) Englisch erläutert und muss wohl ziemlich lange gedauert haben. Der große Himmelstempel unterscheidet sich von allen anderen Tempeln in Beijing, weil er rund ist und deshalb eine etwas andere Bauweise hat. Am tollsten fand ich aber die vielen Menschen im Park, der den Himmelstempel umgibt. Da tanzen zu Popmusik ein Haufen Leute, jeder so wie er will und nur bedingt im Takt, oder alte Leute machen ihre Tai-Chi-Übungen, während jung und alt ein paar meter weiter mit einer Art Federball „Kick-Ups“ üben. Und dann gab es da noch den überdachten Bereich, in dem alle lautstark am Kartenspielen waren oder zumindest lautstark zusahen. Aber wieder einmal: Wenn man durch die Mauern in einen neuen Bereich des Parks ging, war davon nix mehr zu hören. Besonders eindrucksvoll war dies bei einem der kleineren Tempeln, der fon einer kreisrunden, glatten Mauer umgeben war. Es war angepriesen, dass man auf Grund der Beschaffenheit der Mauer miteinander reden könne, wenn eine Person auf einer Seite des Platzes stünde und die andere auf der anderen. Beide müssen knapp vor der Mauer stehen und diese anschauen. Man redet also mit einer Wand.  Ich zweifelte anfänglich eher daran, dass dieses Prinzip aufginge und fühlte mich ziemlich dämlich, als ich anfing die Wand zu grüßen. Umso überaschter war ich, als Elena antwortete. Die Stimme des anderen kommt zwar leicht gedämpft, aber ziemlich deutlich beim Gegenüber an.

der Himmelstempel

Tanzeinlagen im Park

Gegen Mittag hatten wir beide genug vom chinesischen Tempeln und gingen, wohin auch sonst(?), zum Pearl Market, denn diesen hatte Elena noch nicht gesehen. Dieses Mal ließ auch ich mich auf einige Verkaufsgespräche ein und bin nun stolzer besitzer eines „echten“ Gorilla-Pod-Stativs, zweier „antiker“, chinesischer Werbeposter und eines „original“ Abercrombie and Fitch-Pullis. Das dies eine berühmte Marke ist, musste mir aber auch erst Louisa sagen (entschuldigt meine modische Ignoranz 🙂 ). Am Abend verewigten Johanne, Louisa und ich uns noch auf der Hostelwand, die bereits mit unzähligen Botschaften und Bildern anderer Hostelbesucher vollgemalt war. Wenn also je wieder ein(e) >>kulturweit<<-Freiwillige(r) in das Hostel kommt: Schreibt euch dazu 🙂

Wir waren hier 🙂

Mittwoch war unser Abreisetag, allerdings fuhr der Zug erst am Abend. So entschiden wir uns in das Pekinger Künstlerviertel zu fahren. Dieses ist ein altes Industriegebiet und das wird auch noch gerne so gezeigt: Dampfende Gullideckel, große Industriekräne und überall Rohre. Außerdem haben viele Künstler Skulpturen und Plastiken aufgestellt, die aus den Materialien gebaut sind, aus denen auch die Fabrikhallen gebaut sind und deshalb manchmal auf den ersten Blick übersehen werden – wie zum Beispiel ein BMW aus grauen Backsteinen. Kleine Gallerien reihen sich aneinander. Immer 2-5 Künstler scheinen sich einen Ausstellungsraum zu teilen und die Gallerien sind in alten Werkstätten und umgebauten Fabrikhallen untergebracht. Für alle Ausstellungen muss man keinen Eintritt zahlen und oftmals sind die Künstler selbst anwesend. Die Vielfalt der ausgestellten Bilder ist auch sehr hoch. Künstlerisch Interessierte sollten auf jeden Fall einen Abstecher hier her machen. Eignet sich auf jeden Fall als Alternativprogramm zu alt-ehrwürdigen Tempeln und traditioneller Kunst, denn hier wird moderne Kunst in einer modernen Umgebung gezeigt. Meiner Meinung nach eine willkommene Abwechslung.

Ich bin ehrlich zuerst dran vorbei gelaufen...

Es ist kalt und Wölfe sind hinter mir her!

Das Künstlerviertel

Doch am späten Mittag war Schluss mit ruhig von Gallerie zu Gallerie bummeln, denn wir hatten einen Nachtzug zu erwischen: Ab nach Shanghai 🙂





Transmongolia

17 12 2010

Dies ist die Geschichte der längsten Zugfahrt meines bisherigen Lebens. Knapp über 30 Stunden von Ulanbaatar nach Beijing! Alles fing sehr früh am Morgen an: Obwohl der Zug erst um 7 Uhr losfahren würde, stand ich bereits um 5 Uhr auf um ja nicht zu spät zu kommen, denn die Transmongolische Eisenbahn fährt nur ein Mal die Woche und wer den Zug verpasst darf erst Mal warten (oder hat halt Pech gehabt). In sehr warme Kleidung eingepackt und mit zwei Rucksäcken (einer vorne, einer hinten) gehts los in Richtung Straße, wo zum Glück schon Autos (sprich Taxis) fahren. In der Mongolei ist schließlich jeder der ein Auto besitzt und gerade darauf Lust hat ein Taxifahrer. So kam es, dass ich viel zu früh am Bahnhof war, aber lieber zu früh als zu spät! Johanne und Louisa indess wurden von ihrem Taxifahrer zuerst zum Flughafen gefahren. Letztendlich waren wir aber alle rechtzeitig da und konnten in unser (ziemlich bequemes Abteil mit Großen Fenstern, sodass man auch hinaussehen konnte, wenn man eines der oberen Betten hatte) Abteil. Zum Einsteigen läuft man man am Zug entlang bis man seinen Wagon gefunden hat. Bibbernde Zug-Stewardessen (oder wie man die auch immer nennt) prüfen kurz die Fahrkarte und man steigt ein. Für mich hieß es jetzt erst einmal Schlaf nachholen. Draußen war es eh noch zu dunkel um die Landschaft zu bewundern.

Unser Abteil am Anfang der Fahrt

Aufgeweckt wurde ich dann von den ersten Sonnenstrahlen über der mongolischen Steppe, was wie immer ein Spektakel war. Das Gebiet um Ulaanbaatar herum war weiß vom Schnee und je weiter man sich von der Stadt entfernt, desto unhäufiger und kleiner werden die Siedlungen an denen der Zug hält um zu tanken. Die Landschaft konnte man auch lange bewundern, denn mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 40 km/h ist der Zug (zumindest vor der chinesischen Grenze) nicht sehr schnell. Gegen Mittag gab es Instant Ramen aus dem Pappeimer. Kochend heißes Wasser wird umsonst zur Verfügung gestellt. Überhaupt war Essen neben, Reden, Schlafen und Durak spielen eine der Hauptbeschäftigungen während der Fahrt. Die Reisenden aus dem Nachbarabteil waren auch ziemlich nett.

Sonnenaufgang über der weißen Steppe

Eine kleine Siedlung - ganz ohne Jurte!

Der Zug tankt in einem kleinen Dorf, ich vertrete mir so lange die Beine.

Als wir an die Grenze kamen wurde es wieder interessant: Mongolische und chinesische Behörden wollen Pässe, Tickets und Zollerklärungen sehen. Der Zug wird von salutierenden mongolischen Soldaten aus der Mongolei verabschiedet. Wer jetzt aber denkt, dass es jetzt sofort schnurstracks weiter nach Beijing geht, der irrt sich, denn die Chinesen benutzen eine andere Spurbreite als die Mongolen (die Mongolen benutzen die Russische). Deshalb werden alle Wagons nebeneinander in eine große Halle gefahren, angehoben und einem Fahrwerkswechsel unterzogen. Kleiner Tipp für zukünftige Reisende: geht rechtzeitig vor der Grenze aufs Klo (das heißt ne gute Stunde oder zwei davor), denn während dem gesamten Aufenthalt in der Grenzanlage ist es nicht möglich die Klos zu benutzen. Erst wieder wenn der Zug dann in der ersten richtigen Chinesischen Station steht (und dann natürlich auch nur in der Bahnhofshalle). Dass man in China ist bemerkt man aber sofort. Aus Lautsprechern an den Laternenpfählen am Bahnhof dudelt in einer Dauerschleife das selbe chinesische Musikstück und im Bahnhofskiosk kann man sich eingelegte Hühnerfüße als Snack kaufen…na dann guten Appetit.

Wenn man dann endlich weiter fährt merkt man endgültig (erst einmal nicht an der Landschaft, denn es ist stockfinster,)sondern an der Bahnlinie, dass man in einem anderen Land ist: Die Wagons wackeln und ruckeln kaum mehr herum, die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt auf ca. 60 an und man fährt nicht mehr große Kurven und Schleifen, sondern schnurstracks geradeaus. Perfekte bedingungen zum Schlafen 🙂

Wild East

Als es wieder hell wurde staunten wir alle nicht schlecht: Große Canyons und reißende Flüsse, wie man sie sonst nur aus Wild-West Filmen kennt umgeben die Bahnlinie. Immer wieder fahren wir an ärmlichen Dörfern vorbei in denen Esel und Hühner frei herumrennen und es fraglich ist, ob es überall Strom und fließendes Wasser gibt. Allmählich werden die Dörfer jedoch zu Fabriken mit Arbeiterwohnheimen und eigenem Bahnhof und bald zu Städten mit riesigen Wohnhäusern, die alle gleich aussehen. Wir nähern uns der Hauptstadt – Next Stop: Beijing!

Nach langer Fahrt: Endlich in Beijing!








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