Nach einem schnellen Einkauf am Morgen (ich hatte nur eine kurze Hose – bei Chinas Wetter nicht tragbar; inzischen auch beim Mongolischen nicht mehr), hieß es bis Sonntag Abschied von Julia nehmen, die am Wochenende zu Arbeiten hatte. Ich wollte in das (für chinesische Verhältnisse) nahe gelegene Qufu (gespr. Tschiüfu…so in etwa) und mich dort mit Joao treffen. Qufu war früher und ist heute immer noch die Heumatsstadt der Kong-Familie, der Familie von Konfuzius und seiner Nachfahren. Die Sehenswürdigkeiten dort sind die drei Schätze von Konfuzius: Sein Palast, sein Tempel und der Gräberwald, in dem alle männlichen Mitglieder seiner Familie bis heute noch begraben werden.
Die Hinfahrt nach Qufu war schon mal abenteuerlich, denn der Bus hielt nicht in Qufu, sondern an der Autobahnabzweigung nach Qufu. So lief ich mit einer hilfsbereiten Chinesin, die ein Bisschen Englisch konnte und ihrem Freund am Rande der Autobahn Richtung Qufu, bis wir an die Stelle kamen, wo Taxis warten. Nun hatte ich aber ein Problem: Es gab in Qufu nur ein Hostel, dessen Adresse ich nicht hatte, nur den Namen: „International Youth Hostel“ – Als ich an ein großes, hell erleuchtetes Gebäude vorgefahren wurde und mir ein Hotelangestellter die Tür aufhielt war ich mir aber ziemlich sicher, dass ich an der falschen Adresse war – und tatsächlich war ich jetzt am „International Hotel“. An dieser Stelle noch mal danke an Julia, die dem Taxifahrer am Telefon erklärte, wo er mich hinbringen sollte und zwar ohne Aufpreis – so kam ich für ca 3€ von der Autobahn nach Qufu.
Weiterer Verlauf des Abends: Fressmeile aufsuchen, Glockenturm besuchen, sich mit einem der Hostelangestellten über die „Great Firewall of China“ auslassen und ein paar Bier mit anderen Gästen im Hostel trinken. Am nächsten Morgen kam ich mit dem Engländer im Bett unter mir ins Gespräch, weil ich sah, dass er eine Nomin-Ikh-Delguur Tüte dabei hatte, also in der Mongolei gewesen sein musste. Er meinte dann ziemlich schnell, dass untenm in der Lobby ein anderer Deutscher säße, der auf einen Deutschen aus der Mongolei warten würde – Joao war früher als geplant nach Qufu gekommen und hatte die Nacht auf der Straße verbracht 😀
Nach einem Frühstück auf der Fressmeile von Qufu gings auch schon los mit dem Touri-Programm. Da der Konfuziustempel zurzeit renoviert wurde, gingen wir beide erst mal in den Konfuziuspalast. Der Palast ist ein typischer chinesischer Bau mit geschwungenen Dächern und reichlich verzierten Räumen. Am längsten blieben Joao und ich im großen Palastgarten hängen, vornehmlich am Lotusteich, wo wir fasziniert Wassertropfen auf die Blätter spritzten und zusahen, wie das Wasser perfekt abperlte und in Spiralen wieder von den Pflanzen fiel – Die Chinesen drumherum müssen uns für total bekloppt gehalten haben 😀
Danach gings weiter in den Gräberwald. Hier herrschte eine andachtsvolle Ruhe – zumindest wenn nicht gerade eine chinesische Touristengruppe vorbeiläuft oder sogar fährt (chinesischer Tourismus: Immer schön im Elektrokarren auf vorgegebenen Wegen von einem „scenic spot“ zum nächsten, da vom Guide einen lautstarken Vortrag über Megafon zuhören, warum man genau dieser „spot“ „scenic“ ist und man ihn fotografieren sollte – Bonuspunkte gibts dafür, wenn man dazu noch die beiden Ausländer aufs Bild kriegt).
Die Grabhügel sind verschieden groß, abhängig von der Wichtigkeit des Familienmitglieds. Konfuzius‘ Grab ist natürlich das Höchste und hat auch den pompösesten Grabstein. Das tollste am Gräberwald war eigentlich, dass man sehr einfach abseits der Wege den Rest des gigantischen Geländes besichtigen konnte, wo überwucherte Grabsteine und Statuen standen (und man sich die Beine an Ranken aufkratzte). Krass war hier vor allem ein bestimmter Abschnitt, wo tausende Vögel einer bestimmten Art ihre Nester aufgebaut hatten – überall lagen Kot und Eierschalen und das Gekrächsze der Vögel überdeckte alles andere.
Den Rest des Tages verbrachten Joao und ich mit der Erkundung Qufus, Fotografieren und viel Essen. Als dann gegen Abend ein Gewitter hereinbrach schloss sich uns auch der Engländer aus meinem Zimmer an und wir gingen wieder – was sonst – essen 🙂
Aufgrund eines Erlebnisses beim nachfolgenden Einkauf noch ein Tipp: Wenn man in einem Laden für 6 Yuan eine Packung Oreos kaufen kann, es aber auch gefälschte Oreos für 3 Yuan gibt, sollte man die 3 Yuan mehr lieber ausgeben, es sei denn man steht auf trockene, schwarze, in Form gepresste Sägespäne^^
Nachdem ich am nächsten Morgen fast verschlafen hatte, gings mit dem Bus zurück nach Quingdao. Unterwegs lief Avatar (auf Englisch!) und danach ein merkwürdiger chinesischer Film, der aussah wie die chinesische Kopie von „Fluch der Mumie“. Erst mal in Quingdao angekommen buchten wir uns im Hostel in ein Privatzimmer ein (Dorm war ausverkauft) und gingen Sekt kaufen, denn Julia feierte am Abend ja Geburtstag 🙂