Oh ja die Staubstürme…Kaum ist das Eis weg, verwandelt sich Ulaanbaatar in einen staubtrockenen Hexenkessel. ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber „Kann es nicht mal wieder regnen?“. Aber ich will mich nicht beschweren, denn zum ersten mal seit Monaten kann man sich wieder ohne Arktis-Survival-Kleidung aus dem Haus wagen und gelegentlich sogar im T-Shirt. Der Sommer kann also nicht mehr weit sein. Bis dahin heißt es aber erst mal Frühling; Und der ist in der Mongolei ein bisschen anders als bei uns. Es ist braun und eben staubig. Über den Hügeln, die die Stadt umgeben sieht man kleinere Sandstürme, Staubwolken kommen einem die Straßen herunter entgegen und kleine Windhosen bilden sich in Gassen. Beim Haare waschen merkt man spätestens, was da alles an einem kleben bleibt. Vor allem auf dem Land kommt man sich gerade vor wie in einem Western (außer dass die „Cowboys“ hier auf riesige Schafsherden aufpassen). Verstärkt wurde der Eindruck bei mir vor allem noch durch einen einsamen kleinen Strauch, der vom Wind die Straße runter geweht wurde – alles wie im wilden Westen halt 🙂
Wir trauen uns in letzter Zeit auch immer mehr allein weg zu gehen. Das Reisen kann hier recht kompliziert sein, wenn man die Busverbindungen nicht kennt oder nicht weiß, an welcher Haltestelle man überhaupt auf den Bus warten muss.
Ein kleinerer Ausflug, der jetzt schon etwas länger zurück liegt (es lag noch Schnee), führte Marie, Elena, 2 ihrer Freundinnen aus Deutschland, die sie gerade besuchten und mich nach Manzochir Khid. Das Manzochir Kloster ist eins der vielen, dass der radikalen Kampanie der Soviets gegen den Buddhismus zum Opfer gefallen ist. Von einer einst beeindruckenden Tempelanlage sind nur noch die Grundmauern und Geröll übrig. Bloß weil vom Kloster aber nicht mehr viel übrig ist heißt das noch lange nicht, dass es hier nix zu sehen gibt. Die Landschaft ist herrlich und um zum Kloster zu kommen muss man über viele kleine Brückchen und Holzstege, vermutlich entstehen hier durch Schmelzwasser und Regen (wenns mal wieder regnen würde) kleine Flüsse und Ströme. Zu einem kleinem Naturkundemuseum und dem Klostermuseum kann man hier noch den größten Suppentopf der Mongolei und mehrere buddhistische Felsmalereien, sowie Felshauereien sehen.
Unser nächster Ausflug hätte ein längerer Blogeintrag werden können, fällt aber wegen Schneesturm aus 😛 Deshalb hier mal die Kurzfassung. Wir wollten in der Nähe von Darkhan reiten gehen und sind schon einmal am Freitagmittag dorthin mit dem Bus aufgebrochen. Drei Stunden später kamen wir dort auch bei relativ gutem Wetter an. Für Darkhan war auch tolles Wetter vorhergesagt, bloß in Ulaanbaatar sollte es unangenehm werden – Es kam gerade andersrum. Schon abends wurde es zunehmend bewölkt, was die grauen Plattensiedlungen noch trister erscheinen ließ. In der Nacht war ich froh einen Schlafsack dabei gehabt zu haben, denn unser Balkonfenster war kaputt und wurde dauernd vom draußen tosenden Sturm aufgeblasen. So hatten wir am nächsten Morgen einen netten kleinen Schneehaufen im Zimmer – Und eine Sichtweite von vielleicht 3 Metern, denn draußen schneite es noch wie ab. Reiten fiel also aus. Aber Heimfahren war auch nicht drin: Auf die Frage, wann der nächste Bus nach UB fährt lachte die Frau am Schalter kurz auf, zeigte nach draußen und rief „Morgen, morgen!“. Na toll, aber es gibt ja noch die Bahn – Oder auch nicht. Nachdem man uns nirgends weiter helfen konnte, konnte uns am Ende ein Polizist erklären, dass der nächste Zug erst um 23 Uhr kommt und 6 Stunden zurück nach UB braucht. Klasse – Erst mal nen Tag in Darkhan festsitzen 🙂 Zum Glück erwischten wir am Abend noch einen Bus zurück nach UB (wo man von dem ganzen Schnee natürlich nichts mitbekommen hatte).
Bei unserem nächsten Ausflug war es schon entschieden wärmer geworden. Wenn man der Hauptstraße in Richtung China folgt (nicht zu verfehlen…gibt ja nur die eine :D), kommt man an eben dem Ovoo vorbei, der auch in Richtung Khustain Nuruu liegt. Der ist auch zu Fuß gut zu erreichen und so liefen wir vom Flughafen aus an der Straße entlang zum Ovoo. Die Fahrer fanden uns wohl ganz lustig und so hupte eigentlich jeder für uns und winkte uns fröhlich zu. Beim Ovoo selbst sprang sogar einer aus seinem Auto und wollte ein Bild mit uns machen – bzw. erst mal eins von ihm mit meinen 3 Begleiterinnen…Ich wurde erst mal zum Kameramann degradiert 😀
Den Rückweg wollten wir etwas interessanter gestalten und weil man vom Ovoo aus auch gut die Stadt sehen kann, entschlossen wir uns dazu einfach querfeldein zurückzulaufen. Ulaanbaatar ist umgeben von kleinen Dörfern, die alle gleich aufgebaut sind: ziemlich gleichgroße Grundstücke, auf denen einige Jurten, eventuell ein Stall und dann noch ein gemauertes Hüttchen steht, manchmal aber auch eine Blockhütte nach russischem Vorbild. Auf den Stalldächern wird Mist getrocknet, den man gut verbrennen kann. Hinter jedem Lattenzaun, der die Grundstücke umgibt sind mindestens 2 Hunde, die aufgeregt bellen, wenn jemand vorbeiläuft. Die gelegentliche Ziege und ein paar Schafe rennen einem auch um die Beine. Außerdem sind die kleinen Siedlungen alle von Bergen aus Müll umgeben, manche davon enthalten doch ganz interessante Sachen. In genau diesen Müllbergen laufen dann die Kühe herum und suchen nach „Delikatessen“ – vor allem edler chinesischer Import-Karton scheint es ihnen angetan zu haben.
In gerade einem dieser Dörfer war es, dass wir stehen blieben um zuzusehen, wie einige Mongolen versuchten ein störrisches Pferd von der Ladefläche eines alten sovietischen Lasters zu laden. Egal wie sehr sie zogen, das Tier hat sich nicht bewegt. Als ungefähr 15 oder 20 Schaulustige um den Laster herumstanden kletterte einer der Anwesenden auf den ALster und gab dem Pferd einen Klaps auf den Po – So kriegt man also störrische Pferde zum Laufen. Als wir weiter wollten und auf Deutsch über das Geschehen redeten, kam ein Mongole auf uns zu und fragte uns auf akzentfreiem Deutsch, ob wir Deutsche wären und führte ein kurzes Gespräch mit uns. Er hatte 20 Jahre in Deutschland gelebt, dort studiert und auch gearbeitet. Da läuft man durch eine ansammlung von Jurten mit ca. 400 Einwohnern und wird auch noch verstanden – da sieht man mal wieder wie klein die Welt ist 🙂