Unseren kompletten Beijing-Aufenthalt in einen Blogeintrag zusammenzufassen ist lang geworden. Unser 5-tägiger Besuch in der Hauptstadt Chinas war vollgepackt mit Erlebnissen und den obligatorischen Touristzenattraktionen.
Erst Mal vorweg: Wenn ihr je einige Zeit (oder auch nur ein paar Nächte) in Beijing verbringen wollt: Geht in das 365 Inn! Das Hostel ist mehr oder weniger direkt am Tian’anmen und sowohl Personal als auch Zimmer sind top! Und im angeschlossenen Sakura-Cafe geht immer die Post ab.
Gleich am ersten Tag nach unser Ankunft hieß es: Shoppen! Oder eben Handeln, denn im Pearl Market ist nichts, aber auch gar nichts „reel“ oder „aaaantic“ wie die Verkäufer ihre Produkte anpreisen und dementsprechend sind die Preise Verhandlungssache: Wenn man sich also geschickt (oder gar dreist) anstellt, bekommt man alles sehr günstig – und mit alles meine ich wirklich alles:Über 4 Stockwerke und die U-Bahnstation unter dem Pearl Market erstrecken sich gefälschte iPads, Handtaschen, Markenklamotten, „Antiquitäten“, Uhren, Filme, CD’s, usw. Die pure Anwesenheit im Pearl Market bedeutet für die Verkäufer, dass man Interesse an ihren Produkten hat und so wird einem hinterher gerufen und wenn es die Menschenmassen und die Art des Verkausstandes zulassen auch hinterhergelaufen. Als Mann ist man auch nicht in der Handtaschenabteilung sicher, denn hier wird angenommen, dass man Handtaschen „fo yoo göölfriend“ oder eben „fo yo sista“ kaufen will. Das Handeln und die Atmosphäre sind einen Besuch aber allemal wert. Vor allem die Verkaufsgespräche sind teilweise herrlich („This is 500 Yuan.“-„What? No! I’ll give you 20!“-„20? No you’re breaking my heart! That is price for t-shirt! This jacket! This good quality! 400 Yuan!“und so weiter 🙂 ). Das lustigste das mir passiert ist, ist dass ein Händler den Aka Frontage-Button in meinem Geldbeutel gesehen hat und ihn mir prompt abkaufen wollte, als ich gerade am bezahlen war.
Nach 2 Stunden hatte ich aber keine Lust mehr auf den Lärm und weil Louisa und Johanne mit ihrem „Shopping-spree“ noch nicht fertig waren, bin ich alleine zu Fuß zurück zum Hostel gegangen. So bekam ich auch einiges der Stadt zu sehen. Am Abend gab es leckeren Feuertopf. Hierzu bestellt man sich eine Brühe (scharf, Knoblauch, usw.), Soßen und verschiedene Zutaten (Fleisch, Gemüse, Tofu, Nudeln,…). In dem Restaurant in dem wir waren, bekamen wir einen kleinen Kohleofen auf den Tisch in den die Schüssel für das heiße Wasser integriert war. Die Brühe wird am Tisch zubereitet indem der Kellner die erforderlichen Zutaten in das heiße Wasser gibt.
Sonntags fing dann das knallharte Touristenprogramm an: Tian’anmen, Verbotene Stadt und Beihei-Park. Irgendwie schafften wir es ohne große Wartezeiten an den Polizeikontzrollen vorbei auf den Tian’anmen zu kommen (die Chinesen sind begeistert von Metalldetektoren, die an allen Eingängen zu U-Bahnstationen, Bahnhöfen, großen Gebäuden und eben auch dem Tian’anmen stehen und manchmal sogar benutzt werden).
Der Platz des himmlischen Friedens ist vor allem groß und mit kommunistischen Propagandadenkmälern gespickt. Schon von weitem sieht man Mao über dem Eingang der Verbotenen Stadt hängen. Das Bild, dessen Größe man auf Fotos nur schlecht ausmachen kann, ist nämlich in Wirklichkeit sehr groß. Auf dem Weg vom Platz zur Verbotenen Stadt wurden wir zum ersten Mal „Opfer“ einer chinesischen Eigenart – zumindest von manchen Chinesen: „OMG Europäer! Schnell wir fragen sie ob wir mit ihnen Bilder machen dürfen! Oder wir fotografieren sie einfach so! Oder wir stellen uns einfach dreist zu ihrem Gruppenfoto! Vergesst aber ja nicht das Peace-Zeichen dazu zu machen; Es muss ja schließlich süß aussehen!“. Dieses Verhalten begleitete mich durch meinen gesamten China Aufenthalt hindurch und erreichte in Hangzhou seinen Höhepunkt, aber das wird noch ein anderer (langer) Blogeintrag 🙂
Als wir vier Mongolen alle Fotoshootingtermine hinter uns hatten, betraten wir auch bald die verbotene Stadt. Diese ist vor allem eins: Groß! Und sie hat Thröne…viele davon. Und obwohl sie eigentlich alle gleich aussehen, drängeln und schubsen die Touristen um auch alle optimal von vorne fotografieren zu können. Der Höhepunkt des ehemaligen Zentrums des Reiches der Mitte (und da sollen meine Schüler den Genitiv verstehen???…) war für mich der Garten am Ende. Dieser hob sich nämlich vom restlichen Gelände ab und irgendwie war es hier ruhiger. Überhaupt hat mich an vielen dieser alten Tempel und co. verwundert, dass wenn man durch Tore oder Durchgänge in den nächsten Berich geht, man oftmals nix mehr vom letzten Bereich hört. Dort kann Musik aus Lautsprechern dudeln, ein Pandamützenverkäufer sich heiser rufen oder der Verkehr tosen – hinter den alten Mauern hört man plötzlich nix mehr. Als Fazit zur verbotenen Stadt kann ich sagen: Es war auf jeden Fall das Geld wert, aber auch nur ein Mal. Und den ganzen Tag dort verbringen, um auch ja alles zu sehen, wie es einem von manchen Leuten empfohlen wird, könnte ich sicher nicht. Das wäre auf die Dauer sehr langweilig. Man kann auf jeden Fall nicht in Peking gewesen sein ohne die verbotene Stadt gesehen zu haben.
Die Nächste Station unseres Touristenmarathons war der Beihei-Park. Dieser war sehr ruhig. Und leider auch schon sehr vom kalten Wetter geprägt. Die Seerosen auf den großen Teichen waren alle verwolken und die Tretbote waren schon für den Winter verstaut, schließlich waren die Teiche größtenteils zugefroren. Zu der großen Dagoba (auf mongolisch Stupa) bin ich nicht mehr gegangen, weil ich es irgendwie doch nicht einsah noch einmal Eintritt zu zahlen um Etwas zu sehen, dass in der Mongolei massenhaft und umsonst zu sehen ist (wie die gigantische Shanti-Stupa bei Amarbaysgalant). Am Abend gab es dann original Peking-Ente. Diese isst man nicht wie in Deutschland einfach vom Teller. Man bekommt kleine Pfannkucken, Gemüse und Soße dazu und macht sich dann selber mit dem Entenfleisch eine Art Wrap. Und weil mein Zimmergenosse William und ich nach einem weiterem lustigen und langem Abend im Sakura-Cafe wieder Hunger hatten sind wir noch einmal auf die Suche nach Essen gegangen. Wir fanden ein kleines Restaurant, dass noch auf hatte, aber nur noch gebratenes Hühnchen verkaufte…und zwar ganz. Zumindest weiß ich jetzt wie Hühnchengehirn schmeckt: *Trommelwirbel* – nach Hühnchen – *Tusch* – wer hätts gedacht? Aber es ist leicht mehlig. ich weiß nicht warum der Kopf eine Delikatesse sein soll. Es ist kaum Fleisch dran. Das selbe gilt für Entenkopf oder Hühnerfüße. Man zahlt ziemlich drauf, wenn man seine Pekingente mit Kopf bestellt und auf der Karte im pekingentenrestaurant gab es auch ein Gericht, dass nur aus Entenköpfen bestand und sehr teuer war. Manche Essgewohnheiten muss man meiner Meinung nach nicht verstehen…
Ähnlich wie mit der verbotenen Stadt kann man natürlich auch nicht in Peking gewesen sein ohne die Mauer besucht zu haben. Und so machten wir Freiwilligen uns am Montag mit William im Schlepptau auf, um die Mauer, die „Mongolen“ wie uns eigentlich ursprünglich aus China fern halten sollte, zu erobern. Die Anreise per Bus war leider nicht so möglich, wie wir das wollten und deshalb war wieder Verhandeln von Nöten. Diesmal mit einem Taxifahrer. Letztendlich kamen wir relativ günstig zur Mauer und mit dem selben Fahrer auch wieder zurück. Der Eintrit zu unserem Stück der Mauer war dank >>kulturweit<<-Ausweis auch noch ermäßigt. Schon auf dem Hinweg wurde uns klar: Mit gigantischer Aussicht wird das heute nichts, denn eine Mischung aus Nebel und Smog hing über allem und verwehrte die Weitsicht. je weiter wir allerdings die Mauer erklommen, desto besser wurde es. Erklimmen ist das richtige Wort, denn es ging die meiste Zeit über schmale Treppenstufen mit durchschnittlich 30 oder 40 cm Höhenunterschied steil bergauf. Unsere Verschnaufspausen wurden wieder für für die „OMG Europäer!“-Photoshootings ausgenutzt. Je weiter wir allerdings nach oben kamen, auf desto weniger Touristen stießen wir. Auch gab es nach dem ersten großen Aufstieg quasi gar keine Verkäufer mehr, was mich nach Erzählungen von aufdringlichen Verkäuferinnen, die einem „kilometerweit“ folgen, bis man endlich etwas kauft, sehr gefreut hat. Elena, William und ich haben es dann auch bis an den höchsten Punkt der Mauer geschafft und (Elena aus gegebenen Gründen ausgenommen) fanden uns in „unserer Männlichkeit bestärkt“, schließlich konnte man bereits nach dem ersten Anstieg „Real Man“ Zertifikate und „Hero“-Medaillen kaufen. Von oben hatte man dann auch eine gute Aussicht (zwar immer noch nicht perfekt, aber es war besser als die Suppe im Tal und irgendwie hatte es auch etwas mystisches an sich).
Wieder in Beijing angekommen hatten wir erst einmal wieder richtig Hunger und gönnten uns an einem kleinem Stand ein Essen, das wir alle wahnsinnig lecker fanden, aber dessen Namen uns keiner sagen konnte. Es handelt sich um einen großen Crèpe, der mit einer Bohnenpaste und einer leicht scharfen Soße angestrichen wird (so richtig mit Pinsel). Außerdem wird ein Ei darauf zerschlagen und verteilt. Zum Abschluss kommen noch Erdnüsse und eine knusprige, frittierte (Teig?-)Platte dazu. Der Crèpe wird dann um die Platte gefaltet und man kann es beim Laufen essen: Sehr lecker, aber satt waren wir noch nicht. Deshalb war die nächste Adresse die „Imbissstraße“, in der man „Spezialitäten“ aus ganz China essen konnte – oder lieber die Finger davon ließ – denn gebratene Vogelspinnen und Tausendfüßler essen glaube ich nicht ein Mal die Chinesen. Warum auch? Es gibt genug anderes, leckeres Essen. Ich glaub eher, dass die ganz ekelhaften Sachen Touristenattraktionen sind. Wir aßen uns on Stand zu Stand durch und handelten wieder ein Bisschen die Preise herunter (hier hielt ichs irgendwie für angemessen, weil eh alles teurer als sonst wo war). Am Anfang hatte ich einen Spieß mit unidentifizierbaren (weil stark gewürztem) Fleisch. es stellte sich aber heraus, dass es nur Schaf war. Knapp am Hund vorbei 🙂 Neben vielen anderen unbekannten, aber nicht zu extremen Speisen, hatte ich noch paniertes Krokodil und ich muss sagen, dass Krokodil eigentlich ganz gut schmeckt und nein, es schmeckt nicht nach Hühnchen, auch wenn die Konsistenz des Fleisches ähnlich war. Vielleicht etwas zarter. Der Geschmack ging eher richtung Tintenfisch oder einfach nur Fisch. Nach unserem äußerst kulinarischem Abendessen liefen wir an den hell erleuchteten Nobel-Hotels und dem ebenfalls hell erleuchteten, allerdings um diese Uhrzeit abgesperrten, Tian’anmen vorbei zurück in das Hostel. Das lag zwar nicht in nächster Nähe, aber immerhin musste man auf dem ganzen Weg nur minimal Treppen steigen.
An unserem vorletzten Tag in Beijing sind Elena und ich zum Himmelstempel gelaufen. Hier brachte der Kaiser früher den Göttern und Geistern in den Himmeln Opfergaben dar, um seinen Untertanen gute Ernten zu bescheren. Die Zeremonie war in (schlechtem) Englisch erläutert und muss wohl ziemlich lange gedauert haben. Der große Himmelstempel unterscheidet sich von allen anderen Tempeln in Beijing, weil er rund ist und deshalb eine etwas andere Bauweise hat. Am tollsten fand ich aber die vielen Menschen im Park, der den Himmelstempel umgibt. Da tanzen zu Popmusik ein Haufen Leute, jeder so wie er will und nur bedingt im Takt, oder alte Leute machen ihre Tai-Chi-Übungen, während jung und alt ein paar meter weiter mit einer Art Federball „Kick-Ups“ üben. Und dann gab es da noch den überdachten Bereich, in dem alle lautstark am Kartenspielen waren oder zumindest lautstark zusahen. Aber wieder einmal: Wenn man durch die Mauern in einen neuen Bereich des Parks ging, war davon nix mehr zu hören. Besonders eindrucksvoll war dies bei einem der kleineren Tempeln, der fon einer kreisrunden, glatten Mauer umgeben war. Es war angepriesen, dass man auf Grund der Beschaffenheit der Mauer miteinander reden könne, wenn eine Person auf einer Seite des Platzes stünde und die andere auf der anderen. Beide müssen knapp vor der Mauer stehen und diese anschauen. Man redet also mit einer Wand. Ich zweifelte anfänglich eher daran, dass dieses Prinzip aufginge und fühlte mich ziemlich dämlich, als ich anfing die Wand zu grüßen. Umso überaschter war ich, als Elena antwortete. Die Stimme des anderen kommt zwar leicht gedämpft, aber ziemlich deutlich beim Gegenüber an.
Gegen Mittag hatten wir beide genug vom chinesischen Tempeln und gingen, wohin auch sonst(?), zum Pearl Market, denn diesen hatte Elena noch nicht gesehen. Dieses Mal ließ auch ich mich auf einige Verkaufsgespräche ein und bin nun stolzer besitzer eines „echten“ Gorilla-Pod-Stativs, zweier „antiker“, chinesischer Werbeposter und eines „original“ Abercrombie and Fitch-Pullis. Das dies eine berühmte Marke ist, musste mir aber auch erst Louisa sagen (entschuldigt meine modische Ignoranz 🙂 ). Am Abend verewigten Johanne, Louisa und ich uns noch auf der Hostelwand, die bereits mit unzähligen Botschaften und Bildern anderer Hostelbesucher vollgemalt war. Wenn also je wieder ein(e) >>kulturweit<<-Freiwillige(r) in das Hostel kommt: Schreibt euch dazu 🙂
Mittwoch war unser Abreisetag, allerdings fuhr der Zug erst am Abend. So entschiden wir uns in das Pekinger Künstlerviertel zu fahren. Dieses ist ein altes Industriegebiet und das wird auch noch gerne so gezeigt: Dampfende Gullideckel, große Industriekräne und überall Rohre. Außerdem haben viele Künstler Skulpturen und Plastiken aufgestellt, die aus den Materialien gebaut sind, aus denen auch die Fabrikhallen gebaut sind und deshalb manchmal auf den ersten Blick übersehen werden – wie zum Beispiel ein BMW aus grauen Backsteinen. Kleine Gallerien reihen sich aneinander. Immer 2-5 Künstler scheinen sich einen Ausstellungsraum zu teilen und die Gallerien sind in alten Werkstätten und umgebauten Fabrikhallen untergebracht. Für alle Ausstellungen muss man keinen Eintritt zahlen und oftmals sind die Künstler selbst anwesend. Die Vielfalt der ausgestellten Bilder ist auch sehr hoch. Künstlerisch Interessierte sollten auf jeden Fall einen Abstecher hier her machen. Eignet sich auf jeden Fall als Alternativprogramm zu alt-ehrwürdigen Tempeln und traditioneller Kunst, denn hier wird moderne Kunst in einer modernen Umgebung gezeigt. Meiner Meinung nach eine willkommene Abwechslung.
Doch am späten Mittag war Schluss mit ruhig von Gallerie zu Gallerie bummeln, denn wir hatten einen Nachtzug zu erwischen: Ab nach Shanghai 🙂