Hangzhou: T-shirt im Dezember

14 01 2011

Nach kaum einem Tag in Shanghai, ging es für mich auch gleich wieder los und zwar nach Hangzhou (gesprochen „Hanjo“, oder zumindest so ähnlich). Nach einer gemütlichen Nacht bei Jan Luis und Patrick (danke noch mal für die Gastfreundschaft und die bequeme Couch 🙂 ) ging es mit Patrick und Julia wieder ab zum Bahnhof. Schon auf halber Strecke dorthin kam der erste Vorbote dessen, was uns das gesamte Wochenende begleiten sollte: kleinere „Katastrophen“, wegen denen wir beinahe irgendetwas verpasst hätten. In diesem Fall war es Jan Luis, den Patrick aus Versehen in der Wohung eingeschlossen hatte. So warteten Julia und ich in der U-Bahnstation während Patrick durch halb Shanghai zurück hetzte um seinen armen Mitbewohner zu befreien. Irgendwie schafften wir es dann doch noch zum Zug und trafen dort auch gleich Felix, der auch mit von der Partie war.

Felix, Patrick und Julia

In Hangzhou liefen wir dann erst auf der Suche nach unserem Hostel ein paar Mal durch die sehr schöne Innenstadt im Kreis. Dabei fragten wir auch zwei Mal den selben Polizisten, der uns immer in die gleiche und, wie sich spätere herausstellte, auch richtige Richtung schickte. Hätten wir Patrick doch bloß mal beim Adresse suchen geholfen… 🙂

Hangzhous Innenstadt

Wir suchen nach unserem Hostel

Hat aber alles funktioniert und mein Rucksack war bei weitem nicht so schwer wie am Vortag, deshalb wars eigentlich ganz lustig. Als wir uns in unserem Hostelzimmer, das wir uns mit einer unfreiwillig komischen Chinesin teilten, breit gemacht hatten, ging es auf zum Essen, wo uns eine weitere chinesische Spezialität erwartete. Julia bestellte sich Tofu und bekam Stinketofu. Ich weiß nicht, wie man diesen genießen soll, denn er schmeckt so, wie er riecht und das ist nicht unbedingt nach roten Rosen. Es endete auf jeden Fall damit, dass wir einen zweiten Teller über das Gericht stülpten, sodass wir ohne die Luft anzuhalten weiter esen konnten. Besonders peinlich oder eher lustig an der Situation war, dass an genau diesem Moment die Bedienung mit Patricks und meinem zweiten Gericht an den Tisch kam. Aber ich glaub sie fands auch lustig, weil sie danach mit einer Kollegein ziemlich am kichern war und dauernd zu uns geschaut hat.

Das Problem: Stinketofu!

Die elegante Lösung: Deckel druff!

Als wir alle vier mehr oder weniger satt waren gings weiter am „Best Tourist City of China“-Denkmal vorbei in Richtung Westlake, alles durch eine autofreie Fußgängerzone. Bloß vor elektrischen Straßenzügen, die Touristen herumkutschierten und selbige statt mit einem normalen Hupen mit einem eklig quietschigem 8-bit „Für Elise“ warnten, musste man sich in Acht nehmen. Am wunderschönen Westlake kämpften wir uns an Gondolieren vorbei, die uns um den See schippern wollten und liefen zu einer scheins altehrwürdigen Pagode. Nachdem wir den Eintritt gezahlt hatten kam es uns schon merkwürdig vor, dass man die Pagode über eine Rolltreppe erreichen konnte und meinten schon scherzhaft, dass es bestimmt einen Aufzug in der Pagode gäbe – und staunten nicht schlecht als wir dort wirklich zwei Glasaufzüge vorfanden (bestimmt „aantic“ und „reel“). Es stellte sich heraus, dass der echte Turm vor ein paar hundert Jahren von Piraten zerstört wurde und bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Die Überreste kann man noch im Keller bewundern. Die Pagode die nun über den Ruinen steht ist im Grunde genommen nur noch eine Aussichtsplattform mit Touristeninformationen über den Westlake und Umgebung. Aber die Aussicht war auch verdammt gut und wir wurden Zeuge eines sehr spektakulären Sonnenuntergangs. Wieder am See angekommen, fanden wir, dass es Zeit für ein Gruppenfoto war – und plötzlich waren wir für viele Chinesen um uns interessanter als die „Best Tourist City of China“ (siehe Beweisbild). Nachdem wir dann noch ein Bisschen durch die ausschweifenden Gartenalnagen rund um den See geschlendert waren, fuhren wir mit dem Bus zurück in das Stadtzentrum, wo wir direkt hinter der Bushaltestelle eine kleine Fressmeile fanden. Auf richtig exotische Speisen ließ ich mich hier aber nicht ein – der Stinketofuvorfall vom Mittag hatte mir gereicht…

Guide Julia

Westlake mit Pagode

"Reel, aantik escalataa!"

Der sehr beeindruckende Sonnenuntergang von der Aussichtspagode aus gesehen

Inzwischen waren auch alle Nachzügler mit mehr Arbeit oder weiteren Anreisen im Hostel angekommen: Annika, Friederike, Jan-Luis (der inzwischen aus der Wohnung entkommen war) und Philipp. Mit denen sind wir dann auch gleich wieder zur Fressmeile und danach in eine kleine Kneipe.

Budda

Samstag war auch wieder herrliches Wetter und wir kletterten zu einer weiteren Pagode auf einem kleinen Berg. Davor mussten wir uns aber erst einmal wieder finden, denn die beiden Taxis, auf die unsere Gruppe sich verteilt hatte, setzten uns trotz gleicher Zielangaben an total anderen Stellen ab. Kein Tag ohne Chaos 🙂 . Diese Pagode war nun aber tatsächlich sehr alt. Sogar so alt, dass sie noch aus Stein und nicht aus Holz gebaut war, wie alle anderen Tempel und Pagoden, die man in China sonst öfter sieht und somit eher mit China verbindet. In der Näher der Pagode waren Felsen, auf denen leute saßen oder kletterten. Ein paar „harte Jungs“ waren dabei oberkörperfrei die senkrechten Felswände hochzuklettern und versuchten so oft wie möglich zu zeigen, dass es sehr schwer war. Diese wurden aber schnell von einem alten Mann in den Schatten gestellt, der mit seinem Spazierstock ankam und dann wie eine Eidechse die Felswand hochrannte, oben angekommen noch einen ziemlich gewagten Sprung über einen Felsspalt machte und schließlich wieder herunter kletterte, wo er dann anfing an an einem Baum Klimmzüge zu machen und die verdatterten Touristen angrinste.

Man beachte den Krückstock an der Felswand!

Hallo ihr da oben!

Mittagspause 🙂

Ansonsten ließen wir uns noch auf dem Westlake herumschippern und gingen am Abend wieder Hotpot essen. Danach ging es noch in die vom Lonely Planet empfohlene Raggea-Bar, in der ich sehr enttäuscht wurde: Auf der Karte stand bei den Bieren tatsächlich „Old Speckled Hen“! In China! Und weil ich das immer mit England-Urlaub verbinde wollte ich das! Aber leider hatten sie es nicht mehr…  Und dann wollten die mir als Alternative auch noch Budweiser andrehen! Die Bar ist aber trotzdem zu empfehlen 🙂

Für den Sonntag hatten wir ein strammes Programm geplant: Fahradtour durch die Teeplantagen, Besichtigung mehrerer Touristenatraktionen auf dem Weg und abschließend eine Schifffahrt auf dem Westlake, bei der wir alle Inseln besichtigen wollten. Also liefen wir erst ein mal schnurstracks los um Frühstück zu kaufen, aber nicht ohne uns zuerst die große Kirche anzuschauen, die bei der Fressmeile stand. Hangzhou scheint eine größere christliche Gemeinde zu haben (auf die Frage hin, ob es sich um eine katholische oder evangelische Kirche handle antwortete ein angagiertes Gemeindemitglied, dass das in China egal wär, es ginge im Grunde genommen eh um Jesus – fand ich lustig). Durch diesen Abstecher verloren wir zwar ein wenig Zeit, aber wir hatten ja noch genug. Weiter ging es durch die Stadt an den See, von wo aus wir die Radtour starten wollten. Da aber in der Stadt eine große Veranstaltung war und auf einer Bühne traditionelle chinesische Musik mit dazu passender Tanzeinlage aufgeführt wurde, brauchten wir für die Strecke eetwas länger als vielleicht nötig.

traditionelle Tanzeinlagen

Die Fahrräder, die wir mieteten waren eher vom „alten Eisen“: Klappräder ohne Gangschaltung und oftmals ohne funktionierende Bremsen. Woraus der nächste große Zeitverlust entstand: Meine Kette sprang die ganze Zeit heraus und letztendlich musste ich umdrehen um ein anderes Fahrrad auszuleihen (danke noch einmal an Anika und Philipp, die mich begleiteten und übersetzten). Mit meinem tollen neuen Fahrrad (mit Kindersitz!) sind wir wieder zurück zu den anderen, die eine gemütliche Stelle am Westlake gefunden hatten, an der man Brautpaaren beim Fotoshooting zuschauen konnte. Weiter gings über gut ausgebaute Straßen zu den Teeplantagen. Dort gab es auch ein Teemuseum, bei dem der Eintritt frei war. Und wir hatten trotz meines Fahrrads noch viel Zeit. Hat sich auch gelohnt, da das Museum ziemlich liebevoll gestaltet war. Außerdem war die Landschaft wunderschön (endlose Teeplantagen und Wälder).

"echte" Biker

Friederike und Annika

T-shirt im Dezember...

Jetzt kam der schwierige Teil der Tour. Es ging nur noch bergauf und das mit klapprigen alten Klapprädern ohne Gangschaltung. Irgendwann waren selbst die größten Sportler unter uns am Schieben (muss ich noch erwähnen, dass ich nicht zu diesen gehöre?). Oben im Teedorf angekommen besichtigten wir ein altes Teehaus, in dem sogar schon der Kaiser eingeehrt war und tranken etwas weiter oben selbst einen Tee. Sehr lecker! So langsam wurde uns aber klar, dass wenn wir noch die Bootstour machen wollten, wir uns beeilen mussten, denn wir hatten erst ein Viertel des Weges hinter uns und es war bereits später am Mittag. Also fuhren wir weiter in das Zentrum des Dorfes, das in einem kleinem Tal inmitten von Teepflanzen und hohen Bambuswäldern steht. Jan Luis und Felix wollten hier Tee kaufen und ließen sich auf ein Verkaufsgespräch mit einer Verkäuferin am Straßenrand ein. Sie liefen ihr hinterher und das war für die nächsten 20 Minuten das letzte, was wir von ihnen sahen, denn das Teegeschäft lag am hintersten Ende des Dorfes und dazu noch oben am Hang.  Die Bootstour hatten wir uns an diesem Zeitpunkt schon aus den Köpfen geschlagen, denn dazu war es jetzt zu spät. Unser Problem bestand nun eher darin, dass wir die Fahrräder wieder rechtzeitig zum Verleih zurückbringen mussten, sodass wir unsere Kaution wieder bekämen. An diesem Zeitpunkt hatten wir immer noch an die 70% der Strecke vor uns, sagten uns aber, dass wenn wir erst einmal aus dem Dorf und vom Teeberg herunter wären, wir sicherlich schneller vorankämen, denn dort unten sei wieder Hauptstraße. Bloß stellte sich jetzt erst heraus, was die gestrichelte Linie bei der Radtourroute im Lonely Planet bedeutete: Mit unseren Fahrrädern absolut unbefahrbahrer Schotterweg, der die nächsten paar Kilometer der Strecke ausmachte. Also blieb nur noch den selben weg zurück zu fahren. Das ging aber um einiges schneller, denn fast die gesamte Strecke ging bergab. Obwohl wir mit einem ziemlichen Tempo und ohne gute Bremsen den Berg herunter rasten fühlten wir uns dabei nie unsicher – in Deutschland wäre mir dabei eventuell etwas mulmig geworden, aber ich bin inzwischen an sehr viel schlimmere Verkehrssituationen gewöhnt 😀

Bambuswald

End of line

Aber wer jetzt denkt, dass von hier an alles problemlos lief, der irrt sich, denn jetzt machten fast alle anderen fahrradketten schlapp. Vor allem die von Philipp verklemmte sich letztendlich so stark, dass wir sie mit aller Gewalt nicht mehr aus den Zahnrädern herausgehebelt brachten. Glücklicherweise hielt ein hilfsbereiter Chinese an um nach dem Rechten zu sehen. Dieser war durch einen noch größeren Zufall der besitzer eines Fahradladens und bestellte seinen Mitarbeiter mit Werkzeug herbei. Bald waren wir wieder auf der Straße und kamen gerade rechtzeitig vor Ladenschluss beim Verleih an.

Alles in allem ist es mir total egal, dass wir so viel Zeit verloren haben und nicht alles machen konnten, was wir uns vorgenommen hatten, denn gerade die ganzen Pannen und Rumbummeleihen machten einen für mich unvergesslichen Tag aus. Und dadurch, dass wir den Abend noch mit Pulp Fiction, einen meiner Lieblingsfilme, ausklingen ließen, war der Tag erst recht gelungen. Zu viel mehr waren wir auch alle nicht mehr fähig, da wir total fertig waren.

Wer richtig mitgezählt hat merkt, dass wir jetzt bei Montag sind. Fing da nicht das Seminar an? Ja richtig, also ab zum Bahnhof…mit dem Bus…aber wo ist die Haltestelle, an der der richtige Bus hält? Also doch Taxi! Nun aber noch ein Problem: Der Bahnhof liegt nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der Taxifahrer, die im Stadtzentrum tätig sind, was hieß, dass wir Jungs in einem Taxi mit einer sehr wütenden Taxifahrerin saßen und die Damenwelt erst gar kein Taxi dazu bringen konnte sie mitzunehmen, was dazu führte, dass wir unseren Zug verpassten (Wir Jungs hätten es zwar gerade noch geschafft, aber Julia, Annika und Friederike wären dann ohne zurückgeblieben). Zum Glück ist es in China möglich, seine Zugfahrkarte noch 3 Minuten vor (und in Annikas Fall auch ein paar Minuten nach) der Abfahrt ohne einen Aufpreis umzutauschen. Und so kam es, dass wir es uns in der Bahnhofshalle bequem machten. Hier wollte man uns ein kleines Werkzeug verkaufen, mit dem man seine Uhr aufschrauben und seine Ohren putzen konnte…wer kommt eigentlich auf so was?

Nach einer relativ ereignislosen Zugfahrt eilten Julia und ich schnell mit Patrick und Jan Luis zurück zu ihrer Wohnung um unser Gepäck zu holen. Und so kam es, dass wir nach einer langen U-Bahnfahrt gerade rechtzeitig zum Seminarbeginn am Hostel ankamen. Fazit: Chaotischer, aber genial guter Urlaub (vom Urlaub) 🙂





Beijing: 5 Tage Vorzeigetouri

6 01 2011

Unseren kompletten Beijing-Aufenthalt in einen Blogeintrag zusammenzufassen ist lang geworden. Unser 5-tägiger Besuch in der Hauptstadt Chinas war vollgepackt mit Erlebnissen und den obligatorischen Touristzenattraktionen.

Erst Mal vorweg: Wenn ihr je einige Zeit (oder auch nur ein paar Nächte) in Beijing verbringen wollt: Geht in das 365 Inn! Das Hostel ist mehr oder weniger direkt am Tian’anmen und sowohl Personal als auch Zimmer sind top! Und im angeschlossenen Sakura-Cafe geht immer die Post ab.

Gleich am ersten Tag nach unser Ankunft hieß es: Shoppen! Oder eben Handeln, denn im Pearl Market ist nichts, aber auch gar nichts „reel“ oder „aaaantic“ wie die Verkäufer ihre Produkte anpreisen und dementsprechend sind die Preise Verhandlungssache: Wenn man sich also geschickt (oder gar dreist) anstellt, bekommt man alles sehr günstig – und mit alles meine ich wirklich alles:Über 4 Stockwerke und die U-Bahnstation unter dem Pearl Market erstrecken sich gefälschte iPads, Handtaschen, Markenklamotten, „Antiquitäten“, Uhren, Filme, CD’s, usw. Die pure Anwesenheit im Pearl Market bedeutet für die Verkäufer, dass man Interesse an ihren Produkten hat und so wird einem hinterher gerufen und wenn es die Menschenmassen und die Art des Verkausstandes zulassen auch hinterhergelaufen. Als Mann ist man auch nicht in der Handtaschenabteilung sicher, denn hier wird angenommen, dass man Handtaschen „fo yoo göölfriend“ oder eben „fo yo sista“ kaufen will. Das Handeln und die Atmosphäre sind einen Besuch aber allemal wert. Vor allem die Verkaufsgespräche sind teilweise herrlich („This is 500 Yuan.“-„What? No! I’ll give you 20!“-„20? No you’re breaking my heart! That is price for t-shirt! This jacket! This good quality! 400 Yuan!“und so weiter 🙂 ). Das lustigste das mir passiert ist, ist dass ein Händler den Aka Frontage-Button in meinem Geldbeutel gesehen hat und ihn mir prompt abkaufen wollte, als ich gerade am bezahlen war.

Der Pearl Market...

...und Umgebung.

Nach 2 Stunden hatte ich aber keine Lust mehr auf den Lärm und weil Louisa und Johanne mit ihrem „Shopping-spree“ noch nicht fertig waren, bin ich alleine zu Fuß zurück zum Hostel gegangen. So bekam ich auch einiges der Stadt zu sehen. Am Abend gab es leckeren Feuertopf. Hierzu bestellt man sich eine Brühe (scharf, Knoblauch, usw.), Soßen und verschiedene Zutaten (Fleisch, Gemüse, Tofu, Nudeln,…). In dem Restaurant in dem wir waren, bekamen wir einen kleinen Kohleofen auf den Tisch in den die Schüssel für das heiße Wasser integriert war. Die Brühe wird am Tisch zubereitet indem der Kellner die erforderlichen Zutaten in das heiße Wasser gibt.

Johanne im Nebel

Sonntags fing dann das knallharte Touristenprogramm an: Tian’anmen, Verbotene Stadt und Beihei-Park. Irgendwie schafften wir es ohne große Wartezeiten an den Polizeikontzrollen vorbei auf den Tian’anmen zu kommen (die Chinesen sind begeistert von Metalldetektoren, die an allen Eingängen zu U-Bahnstationen, Bahnhöfen, großen Gebäuden und eben auch dem Tian’anmen stehen und manchmal sogar benutzt werden).

Der Platz des himmlischen Friedens ist vor allem groß und mit kommunistischen Propagandadenkmälern gespickt. Schon von weitem sieht man Mao über dem Eingang der Verbotenen Stadt hängen. Das Bild, dessen Größe man auf Fotos nur schlecht  ausmachen kann, ist nämlich in Wirklichkeit sehr groß. Auf dem Weg vom Platz zur Verbotenen Stadt wurden wir zum ersten Mal „Opfer“ einer chinesischen Eigenart – zumindest von manchen Chinesen: „OMG Europäer! Schnell wir fragen sie ob wir mit ihnen Bilder machen dürfen! Oder wir fotografieren sie einfach so! Oder wir stellen uns einfach dreist zu ihrem Gruppenfoto! Vergesst aber ja nicht das Peace-Zeichen dazu zu machen; Es muss ja schließlich süß aussehen!“. Dieses Verhalten begleitete mich durch meinen gesamten China Aufenthalt hindurch und erreichte in Hangzhou seinen Höhepunkt, aber das wird noch ein anderer (langer) Blogeintrag 🙂

riesen Platz - riesen Bildschirm

Mao...

Als wir vier Mongolen alle Fotoshootingtermine hinter uns hatten, betraten wir auch bald die verbotene Stadt. Diese ist vor allem eins: Groß! Und sie hat Thröne…viele davon. Und obwohl sie eigentlich alle gleich aussehen, drängeln und schubsen die Touristen um auch alle optimal von vorne fotografieren zu können. Der Höhepunkt des ehemaligen Zentrums des Reiches der Mitte (und da sollen meine Schüler den Genitiv verstehen???…) war für mich der Garten am Ende. Dieser hob sich nämlich vom restlichen Gelände ab und irgendwie war es hier ruhiger. Überhaupt hat mich an vielen dieser alten Tempel und co. verwundert, dass wenn man durch Tore oder Durchgänge in den nächsten Berich geht, man oftmals nix mehr vom letzten Bereich hört. Dort kann Musik aus Lautsprechern dudeln, ein Pandamützenverkäufer sich heiser rufen oder der Verkehr tosen – hinter den alten Mauern hört man plötzlich nix mehr. Als Fazit zur verbotenen Stadt kann ich sagen: Es war auf jeden Fall das Geld wert, aber auch nur ein Mal. Und den ganzen Tag dort verbringen, um auch ja alles zu sehen, wie es einem von manchen Leuten empfohlen wird, könnte ich sicher nicht. Das wäre auf die Dauer sehr langweilig. Man kann auf jeden Fall nicht in Peking gewesen sein ohne die verbotene Stadt gesehen zu haben.

Kranich 🙂

Woran erkenne ich chinesische Touristengruppen?

Ein Ort der Ruhe - von der Beruhigungsmusik aus den Lautsprechern abgesehen...

Die Nächste Station unseres Touristenmarathons war der Beihei-Park. Dieser war sehr ruhig. Und leider auch schon sehr vom kalten Wetter geprägt. Die Seerosen auf den großen Teichen waren alle verwolken und die Tretbote waren schon für den Winter verstaut, schließlich waren die Teiche größtenteils zugefroren. Zu der großen Dagoba (auf mongolisch Stupa) bin ich nicht mehr gegangen, weil ich es irgendwie doch nicht einsah noch einmal Eintritt zu zahlen um Etwas zu sehen, dass in der Mongolei massenhaft und umsonst zu sehen ist (wie die gigantische Shanti-Stupa bei Amarbaysgalant). Am Abend gab es dann original Peking-Ente. Diese isst man nicht wie in Deutschland einfach vom Teller. Man bekommt kleine Pfannkucken, Gemüse und Soße dazu und macht sich dann selber mit dem Entenfleisch eine Art Wrap. Und weil mein Zimmergenosse William und ich nach einem weiterem lustigen und langem Abend im Sakura-Cafe wieder Hunger hatten sind wir noch einmal auf die Suche nach Essen gegangen. Wir fanden ein kleines Restaurant, dass noch auf hatte, aber nur noch gebratenes Hühnchen verkaufte…und zwar ganz. Zumindest weiß ich jetzt wie Hühnchengehirn schmeckt: *Trommelwirbel* – nach Hühnchen – *Tusch* – wer hätts gedacht? Aber es ist leicht mehlig. ich weiß nicht warum der Kopf eine Delikatesse sein soll. Es ist kaum Fleisch dran. Das selbe gilt für Entenkopf oder Hühnerfüße. Man zahlt ziemlich drauf, wenn man seine Pekingente mit Kopf bestellt und auf der Karte im pekingentenrestaurant gab es auch ein Gericht, dass nur aus Entenköpfen bestand und sehr teuer war. Manche Essgewohnheiten muss man meiner Meinung nach nicht verstehen…

Das war mal grün...

der Beihei-Park

Herbststimmung

Ohne Worte 😀

Ähnlich wie mit der verbotenen Stadt kann man natürlich auch nicht in Peking gewesen sein ohne die Mauer besucht zu haben. Und so machten wir Freiwilligen uns am Montag mit William im Schlepptau auf, um die Mauer, die „Mongolen“ wie uns eigentlich ursprünglich aus China fern halten sollte, zu erobern. Die Anreise per Bus war leider nicht so möglich, wie wir das wollten und deshalb war wieder Verhandeln von Nöten. Diesmal mit einem Taxifahrer. Letztendlich kamen wir relativ günstig zur Mauer und mit dem selben Fahrer auch wieder zurück. Der Eintrit zu unserem Stück der Mauer war dank >>kulturweit<<-Ausweis auch noch ermäßigt. Schon auf dem Hinweg wurde uns klar: Mit gigantischer Aussicht wird das heute nichts, denn eine Mischung aus Nebel und Smog hing über allem und verwehrte die Weitsicht. je weiter wir allerdings die Mauer erklommen, desto besser wurde es. Erklimmen ist das richtige Wort, denn es ging die meiste Zeit über schmale Treppenstufen mit durchschnittlich 30 oder 40 cm Höhenunterschied steil bergauf. Unsere Verschnaufspausen wurden wieder für für die „OMG Europäer!“-Photoshootings ausgenutzt. Je weiter wir allerdings nach oben kamen, auf desto weniger Touristen stießen wir. Auch gab es nach dem ersten großen Aufstieg quasi gar keine Verkäufer mehr, was mich nach Erzählungen von aufdringlichen Verkäuferinnen, die einem „kilometerweit“ folgen, bis man endlich etwas kauft, sehr gefreut hat. Elena, William und ich haben es dann auch bis an den höchsten Punkt der Mauer geschafft und (Elena aus gegebenen Gründen ausgenommen) fanden uns in „unserer Männlichkeit bestärkt“, schließlich konnte man bereits nach dem ersten Anstieg „Real Man“ Zertifikate und „Hero“-Medaillen kaufen. Von oben hatte man dann auch eine gute Aussicht (zwar immer noch nicht perfekt, aber es war besser als die Suppe im Tal und irgendwie hatte es auch etwas mystisches an sich).

Stufen, Stufen, Stufen...

Ich mag das Schild...

Wieder in Beijing angekommen hatten wir erst einmal wieder richtig Hunger und gönnten uns an einem kleinem Stand ein Essen, das wir alle wahnsinnig lecker fanden, aber dessen Namen uns keiner sagen konnte. Es handelt sich um einen großen Crèpe, der mit einer Bohnenpaste und einer leicht scharfen Soße angestrichen wird (so richtig mit Pinsel). Außerdem wird ein Ei darauf zerschlagen und verteilt. Zum Abschluss kommen noch Erdnüsse und eine knusprige, frittierte (Teig?-)Platte dazu. Der Crèpe wird dann um die Platte gefaltet und man kann es beim Laufen essen: Sehr lecker, aber satt waren wir noch nicht. Deshalb war die nächste Adresse die „Imbissstraße“, in der man „Spezialitäten“ aus ganz China essen konnte – oder lieber die Finger davon ließ – denn gebratene Vogelspinnen und Tausendfüßler essen glaube ich nicht ein Mal die Chinesen. Warum auch? Es gibt genug anderes, leckeres Essen. Ich glaub eher, dass die ganz ekelhaften Sachen Touristenattraktionen sind. Wir aßen uns on Stand zu Stand durch und handelten wieder ein Bisschen die Preise herunter (hier hielt ichs irgendwie für angemessen, weil eh alles teurer als sonst wo war). Am Anfang hatte ich einen Spieß mit unidentifizierbaren (weil stark gewürztem) Fleisch. es stellte sich aber heraus, dass es  nur Schaf war. Knapp am Hund vorbei 🙂  Neben vielen anderen unbekannten, aber nicht zu extremen Speisen, hatte ich noch paniertes Krokodil und ich muss sagen, dass Krokodil eigentlich ganz gut schmeckt und nein, es schmeckt nicht nach Hühnchen, auch wenn die Konsistenz des Fleisches ähnlich war. Vielleicht etwas zarter. Der Geschmack ging eher richtung Tintenfisch oder einfach nur Fisch. Nach unserem äußerst kulinarischem Abendessen liefen wir an den hell erleuchteten Nobel-Hotels und dem ebenfalls hell erleuchteten, allerdings um diese Uhrzeit abgesperrten, Tian’anmen vorbei zurück in das Hostel. Das lag zwar nicht in nächster Nähe, aber immerhin musste man auf dem ganzen Weg nur minimal Treppen steigen.

Lecker!

Nicht mehr so lecker...

Noch einen Bissen Vogelnest?

Es ist bunt, blinkt und macht lärm...

An unserem vorletzten Tag in Beijing sind Elena und ich zum Himmelstempel gelaufen. Hier brachte der Kaiser früher den Göttern und Geistern in den Himmeln Opfergaben dar, um seinen Untertanen gute Ernten zu bescheren. Die Zeremonie war in (schlechtem) Englisch erläutert und muss wohl ziemlich lange gedauert haben. Der große Himmelstempel unterscheidet sich von allen anderen Tempeln in Beijing, weil er rund ist und deshalb eine etwas andere Bauweise hat. Am tollsten fand ich aber die vielen Menschen im Park, der den Himmelstempel umgibt. Da tanzen zu Popmusik ein Haufen Leute, jeder so wie er will und nur bedingt im Takt, oder alte Leute machen ihre Tai-Chi-Übungen, während jung und alt ein paar meter weiter mit einer Art Federball „Kick-Ups“ üben. Und dann gab es da noch den überdachten Bereich, in dem alle lautstark am Kartenspielen waren oder zumindest lautstark zusahen. Aber wieder einmal: Wenn man durch die Mauern in einen neuen Bereich des Parks ging, war davon nix mehr zu hören. Besonders eindrucksvoll war dies bei einem der kleineren Tempeln, der fon einer kreisrunden, glatten Mauer umgeben war. Es war angepriesen, dass man auf Grund der Beschaffenheit der Mauer miteinander reden könne, wenn eine Person auf einer Seite des Platzes stünde und die andere auf der anderen. Beide müssen knapp vor der Mauer stehen und diese anschauen. Man redet also mit einer Wand.  Ich zweifelte anfänglich eher daran, dass dieses Prinzip aufginge und fühlte mich ziemlich dämlich, als ich anfing die Wand zu grüßen. Umso überaschter war ich, als Elena antwortete. Die Stimme des anderen kommt zwar leicht gedämpft, aber ziemlich deutlich beim Gegenüber an.

der Himmelstempel

Tanzeinlagen im Park

Gegen Mittag hatten wir beide genug vom chinesischen Tempeln und gingen, wohin auch sonst(?), zum Pearl Market, denn diesen hatte Elena noch nicht gesehen. Dieses Mal ließ auch ich mich auf einige Verkaufsgespräche ein und bin nun stolzer besitzer eines „echten“ Gorilla-Pod-Stativs, zweier „antiker“, chinesischer Werbeposter und eines „original“ Abercrombie and Fitch-Pullis. Das dies eine berühmte Marke ist, musste mir aber auch erst Louisa sagen (entschuldigt meine modische Ignoranz 🙂 ). Am Abend verewigten Johanne, Louisa und ich uns noch auf der Hostelwand, die bereits mit unzähligen Botschaften und Bildern anderer Hostelbesucher vollgemalt war. Wenn also je wieder ein(e) >>kulturweit<<-Freiwillige(r) in das Hostel kommt: Schreibt euch dazu 🙂

Wir waren hier 🙂

Mittwoch war unser Abreisetag, allerdings fuhr der Zug erst am Abend. So entschiden wir uns in das Pekinger Künstlerviertel zu fahren. Dieses ist ein altes Industriegebiet und das wird auch noch gerne so gezeigt: Dampfende Gullideckel, große Industriekräne und überall Rohre. Außerdem haben viele Künstler Skulpturen und Plastiken aufgestellt, die aus den Materialien gebaut sind, aus denen auch die Fabrikhallen gebaut sind und deshalb manchmal auf den ersten Blick übersehen werden – wie zum Beispiel ein BMW aus grauen Backsteinen. Kleine Gallerien reihen sich aneinander. Immer 2-5 Künstler scheinen sich einen Ausstellungsraum zu teilen und die Gallerien sind in alten Werkstätten und umgebauten Fabrikhallen untergebracht. Für alle Ausstellungen muss man keinen Eintritt zahlen und oftmals sind die Künstler selbst anwesend. Die Vielfalt der ausgestellten Bilder ist auch sehr hoch. Künstlerisch Interessierte sollten auf jeden Fall einen Abstecher hier her machen. Eignet sich auf jeden Fall als Alternativprogramm zu alt-ehrwürdigen Tempeln und traditioneller Kunst, denn hier wird moderne Kunst in einer modernen Umgebung gezeigt. Meiner Meinung nach eine willkommene Abwechslung.

Ich bin ehrlich zuerst dran vorbei gelaufen...

Es ist kalt und Wölfe sind hinter mir her!

Das Künstlerviertel

Doch am späten Mittag war Schluss mit ruhig von Gallerie zu Gallerie bummeln, denn wir hatten einen Nachtzug zu erwischen: Ab nach Shanghai 🙂








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