Eigentlich ist es komisch, aber ich bin jetzt schon seit ungefähr 2 Monaten hier. Dabei erscheint es mir manchmal wie gestern dass ich im (falschen) Bus von zwei deutschen Backpackern angesprochen wurde, die meine Southside-Festivalbändchen erkannten und mich auf Deutsch nach Richtungen gefragt haben. Leider war ich auch gerade erst 4 oder 5 Tage in UB gewesen und hatte kaum mehr Ahnung als sie. Inzwischen hat sich einiges geändert: Ich könnte Leuten wahrscheinlich doch recht gut sagen, wo sie was finden und anders als an dem Tag, könnte ich nicht im t Shirt durch UB laufen ohne zu erfrieren. Es wird tagsüber nun auch nicht mehr wärmer als 0 Grad, das Eis auf den Straßen und Gehwegen schmilzt nicht mehr und selbst für die kurze Strecke zwischen Schule und meiner Wohnung muss man sich warm anziehen (vor allem wenn Wind weht). Allerdings muss man dazu noch sagen, dass die Temperaturen hier nachts teils schon bei -15 sind, man aber nicht so kalt ist wie man es in Deutschland wäre, weil die Luft viel trockener ist. Eine Sache, die aber noch halbwegs gleich geblieben ist ist die Sache mit den Bussen. In den letzten paar Wochen ist es zwar besser geworden, aber ich bange immer noch vor jeder Kreuzung, dass der Bus nun auch dorthin fährt wo er nun hin soll. Auf Liniennummern kann man sich hierbei nämlich nicht immer verlassen (oder zumindest bekomme ich ab und zu das Gefühl). Angeblich gibt es Fahrpläne, aber ich glaube nicht so wirklich daran. Feste Zeiten gibt es sowieso nicht. An den Haltestellen selbst blockieren sich oftmals Linienbusse, Taxis, Minibusse und Privatautos alle gegenseitig, so dass es zu lauten Hupkonzerten und allgemeinen Verspätungen kommt. Am besten frägt man die Kartenverkäuferin oder den Kartenverkäufer nach einem bekannten Gebäude in der Näher der Haltestelle an die man möchte. Wenn man sich aber mal in den falschen Bus setzt ist es meistens nicht so schlimm. Man entdeckt so auch viel und der Bus zurück kostet auch bloß 300 Tugrik (umgerechnet ca 17 cent). In Ulaanbaatar gibt es aber auch viel zu entdecken. In vielen Vierteln hat man das Gefühl in einer anderen Stadt gelandet zu sein. Es gibt Viertel mit ganz alten chinesischen Häusern von vor der Revolution (erkennt man an den Ornamenten an der Außenfassade), alte sovietische Plattenbauten. In einer solchen lebe ich – unser gesamter Distrikt besteht eigentlich nur aus solchen Platten und dem gelegentlichen Neubau, diese sind jedoch auch Hochhäuser. Andere Viertel sind komplett neu erschlossen und man findet Housing Estates nach amerikanischem Vorbild, Villen und moderne Hochhäuser mit Penthouse-Wohnungen. Hier leben anscheinenddie Hummer-Besitzer und andere Politiker. Ich weiß nicht ob es überall so ist, aber unser Distrikt scheint ein richtiger Mikrokosmos zu sein. Alles was man zum Leben braucht findet man hier. Ich muss nur aus dem Haus und in einem Umkreis von 100m finden sich 10-20 größere oder kleinere Läden in denen man eigentlich alles kaufen kann was man braucht. Bloß für Kleidung oder „Luxusgüter“ muss man in die Stadt. Und eventuell muss ich diese Meinung auch bald revidieren, weil ich in irgendeiner Seitengasse doch einen Laden finde, der das alles verkauft. Oder es macht plötzlich einer auf. Aber „so ist das hier“, wie hier alle zu sagen pflegen. Es scheint die Ausrede oder eben Begründung für alles zu sein.
Alles „so ist das hier“ und Spontanität hin oder her, ich habe es endlich geschafft den lang geplanten Tanzkurs in die Tat umzusetzen. Nachdem ich schon das zweite Mal mit Byamba, unserer Praktikantin, zum Schulmanager gegangen bin und dann auch noch zur Direktorin, um die nötigen Räumlichkeiten für uns zu buchen, hat gestern zum ersten Mal alles geklappt (davon abgesehn dass die Schüler teils 45 Minuten zu spät kamen und es wie immer bei solchen Veranstaltungen einen klaren Frauenüberschuss gab). Alles in allem bin ich aber zufrieden. Den Schülern scheint es auch zu gefallen. Außerdem habe ich jetzt die Steckdose in unserer Turnhalle kennen gelernt: zwei Drähte, die aus der Wand hängen 🙂 Ansonsten laufen hier an der Schule die Vorbereitungen für das Laternenfest in der deutschen Woche. Die Kinder waren schon fleißig am Fensterbilder basteln. Bald sind auch die Laternen dran.
Außerdem war ich beim nahegelegenen Winterpalast des Bogd-Khaan, dem letzten Kaiser der Mongolei. Bogd heißt wohl so viel wie „heilig“ und das bedeutet, dass er auch das geistliche Oberhaupt der Mongolei war. Auf dem Palastgelände st ein Tempel, der noch stark an alte chinesische tempel erinnert. Schließlich gehörte die Mongolei zu dieser Zeit noch zu China. Die Ornamente und Relikte sind jedoch tibetisch angehaucht. Im eigentlichen Palast sind die Schätze des Bogd-Khaan zu sehn. Z.B. eine Königsjurte, die mit den Fellen von mehreren hundert Schneeleoparden bedeckt ist und ein ganzer Zoo aus ausgestopften, teils sehr exotischen Tieren (aus Hamurg!). Ein Tier das er unbedingt lebendig haben wollte war ein Elefant. Deshalb hat er sich einen vom russischen Zar gekauft. Der Elefant hatte sogar eigene Kleider aus Seide, die mit Perlen, Gold und Silber verziert sind. Die Kleider sind noch ausgestellt. Ebenfalls faszinierend fand ich die „punishment bowl“, eine riesige Schüssel, die bei allen Terminen mit Airag (also fermentierter stutenmilch mit einem Alkoholgehalt von ca. 2-5%) gefüllt war. Wer zu spät kam musste trinken. Und ich glaube nicht wenig. Zuspätkommer waren also bei wichtigen Staatsangelegenheiten eventuell ziemlich betrunken 🙂 (und da Airag den Darm in Mitleidenschaft ziehen kann wahrscheinlich öfters mal nicht bei der eigentlichen Staatsangelegenheit). Von den vielen tollen Schätzen habe ich leider keine Bilder, da die Fotoerlaubnis übertrieben teuer war und die Guards leider sehr aufmerksam waren. Beim Außenbereich konnte man sich jedoch geschickt in Ecken stellen und fotografieren als die Aufsichtsperson gerade mal wieder am telefonieren oder Sms schreiben war.
Morgen bekommen wir unsere Pässe und damit unsere verlängerten Visa zurück. Man bin ich froh, dass das endlich alles geklappt hat. Aber es geht ja grad weiter: Ein China Visum muss her 🙂