Clandestino, proxima estación: Esperanza
Eigentlich hatte ich mir alles ganz einfach vorgestellt: Eine Woche in Cochabamba das Feriencamp vorbereiten, dann am Samstag in den Flieger nach Buenos Aires steigen und Abends noch Manu Chao sehen, listo! (wie man hier immer so schön sagt…)
Nur gabs da ein kleines Problem: Ich hatte am Freitag morgen immer noch keine Pass.
Wie bitte? Keinen Pass? Ja, der war immer noch in La Paz für das Visum, das wir (Claudia Hannah und ich) dort am 2. Oktober beantragt hatten und ihn dafür bei der deutschen Botschaft abgegeben hatten. Dort hieß es in ca. 3 Wochen würden wir unsere Pässe dann wieder zugeschickt bekommen… Deswegen hatte ich mir ganz entspannt für den 28. Dezember einen Flug nach Buenos Aires gekauft, das sollte ja wohl kein Problem sein….
Aus den 3 Wochen wurden dann doch 7, aber letze Woche war der Pass wirklich fertig mit Visum wieder bei der deutschen Botschaft. Ich war zu dem Zeitpunkt zwar schon in Cochabamba, aber ob er mir nach Sucre oder Cochabamba geschickt wird macht ja eigentlich keinen Unterschied…. eigentlich.
Denn losgeschickt wurde er am Mittwoch, und hätte eigentlich schon am Donnerstag im deutschen Konsulat von Cochabamba liegen sollen. Nur hat unglücklicherweise gerade dieses Paket der Botschaftskurier aus Versehen einfach mal nach Santa Cruz geschickt… Kann ja mal passieren? Tja, is nur etwas blöd wenn sich darin unsere Pässe befinden und ich Samstag Mittag ein Flug habe… Nun wusste weder das Konsulat noch die Botschaft wann der in Cochabamba ankommen würde. Die Herren von der Botschaft hatten überhaupt keine Ahnung, das Gespräch verlief etwa so:
“Buchen Sie ihren Flug um!” – “Entschuldigung, der ist nicht umbuchbar, soll ich jetzt doppelt zahlen weil ihre angeblich sichere Post meinen Pass verschlampt?” –“Buchen Sie ihn trotzdem um und kommen Sie am Montag morgen nach La Paz.” – “Hallo? Ich brauche keinen neuen Pass, mein Pass ist mit Visum und aktuell, können Sie nicht mal nachfragen wo ihr Kurier sich rumtreibt?” – “Da kann ich Ihnen jetzt nicht helfen, buchen Sie um und kommen Sie am Montag zur Botschaft.”
Aha, so ist das also mit der Sorge um die Bundesbürger um die man sich zu jeder Zeit kümmert… Wenn es Freitag Mittag ist arbeitet ein Beamter nicht mehr, Notfall hin oder her!
Das Konsulat in Cochabamba war da schon etwas verständnisvoller, weil sich in dem Paket auch wichtige Dokumente für Deutschprüfungen in Cochabamba befanden, die ebenfalls am Samstag benötigt wurden. So konnte die Dame aus dem Konsulat herausfinden, dass das Paket in Santa Cruz sei und eigentlich schon auf dem Weg nach Cochabamba sein sollte, genaueres für den Moment aber auch nicht herauszufinden.
Das gibt einem dann doch ein etwas unschönes Gefühl wenn man um 11 am Flughafen zum einchecken stehen muss. Nach diversen Anrufen und Versuchen irgendwie ein Dokument für alle Fälle zu bekommen stand nur eines fest: Ohne Pass ist man NIEMAND im Ausland. Da hilft auch kein deutscher Personalausweis, Führerschein, internationaler Führerschein, eine offizielle Kopie des Reisepasses oder sonstige Dokumente die meine Identität bestätigen. Ohne Pass gibt’s partout keine Ein- oder Ausreise.
Schließlich kam dann zu meiner Freude doch noch am Abend der Anruf des Konsulats, dass mein Pass morgen früh um 10 Uhr morgens mit dem ersten Flieger aus Santa Cruz ankommen würde. Bleibt also nur zu hoffen, aber wenigstens wusste ich schon mal woran ich war. Morgens im Büro des Kuriers gab’s dann noch mal einen ordentlichen Schreck: Ein Brief für das Konsulat war da, aber nicht das Paket in dem sich unsere Pässe befanden… Ähm ja, gut, noch ne halbe Stunde, dann muss ich einchecken…… das gibt’s doch nicht!?Schlussendlich war das Paket dann aber doch da, es wurde nur schon an ne andere Adresse in Cochabamba losgegeben, ein Typ des Kuriers hat es dann mit seinem Motorrad abgeholt und 10 Minuten später hatte ich meinen Pass dann wirklich in der Hand, konnte auch noch einchecken und kam 6 Stunden später nach 2 Zwischenstopps mit einer Stunde Verspätung in Buenos Aires an. Dort warteten schon Fede und Family und wir kamen grade noch rechtzeitig beim Manu Chao Konzert an. Proxima estación: Esperanza!
Hier noch ein paar Bilder:
kaum zu glauben, aber ich habs wirklich noch geschafft….
die große Stadt auf dem 3. Bild ist Santa Cruz de la Sierra…
und DAS entschädigt dann doch jeglichen Stress davor:
Noch eine Sache zum Schluss:
Das war schon irgendwie ein komisches Gefühl so ein Niemand zu sein, obwohl man ganz genau weiß wer man ist und alle anderen auch. Vielleicht sollte man mal daran denken wenn über Leute ohne Aufenthaltsgenehmigung oder ähnliches redet.
Buenos Aires, 14:50, 1.12.2009
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Lieber Stefan, wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Du hast ja schon einige Abenteuer hinter Dir, aber bis jetzt ist alles noch gut gegangen. Wir wünschen Dir weiterhin viel Glück, schöne Erlebnisse und weniger Aufregung. Liebe Grüße von Oma und Opa