Leben in Sucre
Jetzt ist es doch schon etwas länger her, dass ich das letze Mal hier etwas geschrieben hab, deswegen erzähl ich jetzt einfach mal etwas über meinen Alltag hier und was ich sonst so getrieben hab…
Womit fang ich an? Ich wohne immer noch im ICBA, bin aber momentan dabei mich nach einer Wohnung umzusehen. Hier im ICBA ist es zwar super schön, aber etwas teuer und außerdem ist es eben eher wie im Hotel, obwohl das Personal schon sowas wie ne kleine Familie ist. Mir fehlt das einfach langsam bisschen mein eigenes Heim zu haben, selber was zu kochen und so weiter. Wenn ich was gefunden habe dann mehr dazu!
Weil ich euch jetzt vermutlich fragt was eigentlich dieses ominöse ICBA ist erzähl ich am besten dazu auch noch ein wenig. Das ICBA (Instituto Cultural Boliviano Alemán) ist eine Kultureinrichtung, die von Gerd Mielke, dem hiesigen Honorarkonsul geleitet wird. Hier werden Deutsch- und Spanischkurse angeboten, Kulturveranstaltungen organisiert wie etwa Konzerte oder neulich ein kleines Oktoberfest und es gibt Ausstellungen wie etwa zum Fall der Mauer. Außerdem gibt es das “Kulturcafé Berlin”, in dem man beispielsweise Bratkartoffeln und manchmal Apfelstrudel essen kann. Die Spezialität des Cafés sind jedoch sogenannte “Papas Rellenas”, riesige Kartoffeln, etwas paniert und gefüllt mit Käse, sehr lecker…
Eine andere wichtige Einrichtung des ICBAs ist das “Ecomuseo”, das Programme zur Information über den Klimawandel, Wasserprobleme, Recycling, Mülltrennung und ähnlichem anbietet. Das ist sehr wichtig, da viele Leute darüber hier nicht so viel wissen wie in Deutschland und außerdem der Klimawandel hier schon sichtbarere Folgen zeigt als in Deutschland. Zum Beispiel sind Versteppung, beziehungsweise Desertifikation und Wasserknappheit (oder Verschmutzung) ein großes Problem. Dass man aber etwa gegen die Kontamination von Flüssen sehr wohl etwas unternehmen kann sieht man ja beispielsweise heute in Deutschland. Deshalb finden hier dazu und zu ähnlichen Themen Vorträge, Workshops, Ausflüge oder Führungen für Schulklassen statt. Geleitet wird das ganze von bolivianischen Freiwilligen, koordiniert von Felix, einem Weltwärtsfreiwilligen aus Deutschland. Dessen Vorgänger Konstantin war bis gestern auch noch hier, obwohl sein Freiwilligendienst eigentlich schon im August beendet war, jedoch hatte er hier ziemlich etwas aufgebaut mit dem Ecomuseo und ist deswegen noch etwas länger geblieben.
Für mich hatte das den Vorteil, dass ich über ihn schon diverse Bolivianer kennen gelernt habe, wie etwa die “Masis”, eine bolivianische Folklore Gruppe, die neulich sogar in Deutschland auf Tour war. Hier in Sucre hat die Gruppe zusätzlich ein soziales Musikprojekt für Kinder aus Immigrationsfamilien, d.h. Familien die auf der Suche nach Arbeit in die Stadt ziehen, jedoch dort einen ziemlichen Kulturschock erleben, was für die Kinder Identifikationsprobleme bringt, die oftmals Drogenprobleme und ähnliches verursachen… Über die Musik wird den Kindern nun eine Perspektive gegeben mit der sie sich identifizieren können, da viel der bolivianischen Folklore vom Land kommt.
Im Ganzen ist das dann eine Gruppe von ca 30 Kindern und Jugendlichen, die zusammen mit den Masis Panflöte und ähnliche traditionelle Instrumente spielen, was sich im Ergebnis wirklich eindrucksvoll anhört.
Dazu gibts jetzt auch mal ein paar Bilder:
Achja, der rechts ist übrigens jetzt mein Gitarrenlehrer hier….
Was kann ich sonst noch erzählen?
Mal etwas zu meiner Arbeit, die mir die Zeit hier ja überhaupt erst möglich gemacht hat. Ich bin ja viele andere Kulturweitfreiwillige über das Goethe Institut als Freiwilliger an einer PASCH-Schule, in meinem Fall die Pestalozzi-Schule in Sucre. PASCH ist eine Initiative des Auswärtigen Amtes, den Deutschunterricht im Ausland zu fördern. Die Schule ist also keine deutsche Auslandsschule, sondern eine bolivianische Schule, die einen Schwerpunkt auf dem Deutschen als Fremdsprache hat. Um sie dabei zu unterstützen, sind sie vom Goethe Institut mit modernen Unterrichtsmaterialien ausgestattet worden, ebenso wie PC Beamer usw… Jedoch bringt das nicht viel wenn es keine Materialien dazu gibt, weshalb zum Beispiel landeskundebezogene Präsentationen erstelle. Außerdem bin ich manchmal bei den Deutschkursen der Uni dabei, was mir eigentlich noch besser gefällt, beispielsweise haben wir für eine Veranstaltung einen kleinen Sketsch über die Berliner Mauer eingeübt.
Generell fühl ich mich langsam echt wohl hier, zum Schluss gibts noch ein paar Bilder aus Aritumayu, einem Naturpark hier in der Nähe, den wir am Samstag mit dem Ecomuseo besucht haben:
Das Besondere an dem Park ist, dass es dort nicht immer so grün war, also ursprünglich schon, aber aufgrund massivem Abholzens usw war dort bis vor einigen Jahrzehnten fast nur noch vertrocknete Erde, aber dann haben sie vor etwa 30 Jahren angefangen Pinien zu pflanzen und damit das Gebiet wieder fruchtbar gemacht, das Ergebnis seht ihr ja auf den Bildern…
Die Leute auf den Bildern sind vom ICBA, vom Ecomuseo und sonstige Bolivianer und, wie wohl unschwer zu erkennen, auch ein paar deutsche Freiwillige…
So weit erstmal, bis demnächst!
Sucre, 19.10,
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