„Susanne, du musst ausziehen.“

Was in zwei Wochen alles passieren kann. Ich stand kurz davor mir eine neue Wohnung suchen zu müssen und keine zwölf Stunden später war das „Problem“ gelöst. Am Vormittag wurde mir eröffent „Susanne, du musst ausziehen“ aber nun darf ich doch in meiner WG bleiben, muss nur innerhalb dieser umziehen. Nichts leichter und eigentlich lieber als das. Mein Zimmer für die ersten 11 Tage war mehr als doppelt so groß wie meine neue Bleibe. In dem riesigen Zimmer bin ich mir etwas verloren vor gekommen und mein neues Zimmer hat sogar eine Art Balkon. Am Samstag gehe ich dann mit meiner Mentorin bummeln, um noch ein paar Dinge zu kaufen. Darauf freue ich mich schon!

Morgen ist schon Freitag und langsam weiß ich wie der Hase läuft in der Schule. Meine Aufgaben kristallisieren sich immer mehr heraus, ich habe einen Überblick wann ich mit welchen Schülern arbeite und ich finde die wichtigsten Orte im Papiu.

Die Woche war rückblickend soweit ganz entspannt. Ich habe mit Schülern in der Bibliothek gearbeitet, etwas mit den Mädels aus der Freiwilligen WG unternommen oder war bei meiner Mentorin zu Besuch. So aktiv bin ich aber auch nicht jeden Tag. Manchmal falle ich nach der Schule auch nur ins Bett und verschlafe den ganzen schönen Nachmittag. Hier ist es, auch wenn es schon Ende September ist, total warm. Ich laufe am Nachmittag meistens ohne Jacke herum und Regen ist auch ganz selten. Ob das daran liegt das ich in Südosteuorpa bin und nicht in Mitteleuropa? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Eine Lehrende in der Schule schiebt alles ganz klar auf die Klimaerwärmung. Ein spannendes Thema, mal schauen wie der Winter in Rumänien wird, es wäre traumhaft wenn ich meine ganzen Wintersachen nicht so oft bzw. lange bräuchte.

Nächste Woche beginnt dann auch endlich mein Rumänischunterricht. Ich freue mich so darauf, nach einer halben Ewigkeit, wieder richtig etwas zu lernen. Auch wenn ich gerade in der Zwickmühle stecke und mich frage ob es nicht mehr Sinn mach ungarisch zu lernen. Meine Mitbewohnerinnen sprechen ungarisch und meine Mentorin freut sich auch über jedes Wort, dass ich mit ihr auf ungarisch wechsele. ((Sei es auch nur „Brot mit Körnern“ oder „Hallo“)

Mal schauen was so am Wochenende los ist. Ein Wochenende nichts tun wäre auch ganz schön, bzw. ganz laaaaange ausschlafen. :)

Von der ersten Schulwoche über das Sachsentreffen in Mediasch

Heute ist Sonntag und ich bin ziemlich genau eine Woche in Rumänien. Die erste Woche in der Schule ist wie im Fluge vergangen. Ich habe sehr viele Klassen, Schüler und Lehrende kennengelernt. Alle sind so freundlich und lieb. Im laufe der Woche durfte ich schon mit Schülern zusammenarbeiten, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) machen werden und so langsam kristallisiert sich mein Stundenplan heraus. In der WG war es auch nicht langweilig. Ich habe eine weitere Mitbewohnerin kennengelernt und mit ihr schon einiges erlebt. Die Sicherung der Wohnung ist rausgefallen und das Internet ist deswegen kurzzeitig ausgefallen. Außerdem ist die Waschmaschine in unserer WG kaputt, nach dem Waschen hat die Maschine das Wasser abgepumpt. Zu zweit saßen wir dann vor der Waschmaschine und haben das Wasser aus der Trommel geschöpft und das Badezimmer unter Wasser gesetzt, nach dem wir das restliche Wasser abgelassen haben. Eine ähnliche Geschichte habe ich schon mal im Studentenwohnheim in Bielefeld erlebt, da haben die Waschmaschinen auch gerne mal gesponnen.

Am Freitag hat auf der Burg in Targu Mures ein Konzert stattgefunden, es wurde Filmmusik gespielt. Ich war, wenn auch nur kurz, mit einer anderen Freiwilligen dort, denn am Samstag musste ich sehr früh aufstehen.

Früh aufstehen an einem Samstag? Eine Lehrende hat mich am Montag gefragt, ob ich mit nach Mediasch zum Sachsentreffen kommen möchte und klar wollte ich das. So haben wir uns Samstag früh getroffen und sind nach Mediasch gefahren. Die Tanzgruppe der Schule hat ihre Trachten getragen und auf ihren Auftritt gewartet. Es war sehr sehr warm (34° Ende September!), aber die Schüler haben sich wacker geschlagen in ihren langen schwarzen Hosen oder langen schwarzen Röcken. Es war total spannend für mich so viele Gruppen in traditionellen Trachten zu sehen. Anke, eine andere kulturweit Freiwillige war auch in da, es war toll sie so schnell nach dem Vorbereitungstreffen wiederzusehen. :) Nach dem Auftritt der Gruppe sind wir weiter nach Birthälm gefahren um dort mit anderen Tanzgruppen noch gemeinsam etwas zu machen. So viele Leute haben Deutsch gesprochen, alles war auf Deutsch. Es hat sich so unwirklich angefühlt – ich bin in Rumänien aber ich konnte mich völlig auf Deutsch verständigen. Auf dem Treffen habe ich viele nette Menschen kennengelernt und auch einiges über die sächsische Minderheit in Siebenbürgen und auch andere Minderheiten in Rumänien gelernt. Das war mir im Vorfeld gar nicht bewusst das Rumänien so ein Vielvölker Staat ist.

An dem Wochenende habe ich auch ein paar Tänze gelernt bzw. versucht sie zu lernen. Dabei habe ich mich mehr oder minder geschickt angestellt. Aber tanzen ist ja eine Sache für sich.

Nach dem offiziellen Teil ist der ein oder andere deutsche Schlager gespielt worden, bei dem ich doch etwas schmunzeln musste. Den Leuten hat es gefallen und sie haben fleißig dazu getanzt.

Ich habe einen Zimmermann kennengelernt der seit etwa drei Jahren auf der Walz. Es war super spannend zu hören wo er schon überall war. Schade das es kaum noch Handwerker auf der Walz gibt, in der Zeit könnte man so viele Erfahrungen sammeln, bevor man Sesshaft wird und nicht mehr die Möglichkeit hat umher zu ziehen. Ist ein FSJ nicht vielleicht ein gaaanz bisschen mit der Walz zu vergleichen? Irgendwie ziehen wir ja auch hinaus in die Ferne um neue Erfahrungen zu sammeln.

Heute am Sonntag haben wir noch eine Führung durch die Kirchenburg in Birthälm gemacht. Die Landschaft ist so wunderschön dort. Es ist hügelig und früher waren dort Weinberge, daran erinnert heute noch wie die Pflanzen wachsen. Bei der Führung ist und das Scheidungshaus der Kirchenburg gezeigt worden. Dort sind Paare eingesperrt worden die sich trennen wollten und zwar mit einem Bett, einem Stuhl, einem Teller, einer Tasse, einer Tasse… Angeblich gab es in der Geschichte des Ortes nur eine einzige Trennung. Ob so ein Scheidungshaus wirklich etwas bringt?!

Nach der Führung sind wir zurück nach Hause gefahren und jetzt bin ich ziemlich platt und habe nicht wirklich Lust mir etwas zu essen zu machen.

Ich bin auf die nächste Woche gespannt, die DSD-Vorbereitungsstunden, meine anderen Mitbewohnerinnen kennenzulernen und ob die Registrierung bei der Polizei klappt.

DSC_0758Das Konzert

IMG-20150919-WA0000  DSC_0770

Sachsentreffen in Mediasch

DSC_0786 DSC_0787 Birthälm

Hallo Rumänien!

Es ist 14:30 und ich sitze am Küchentisch in meiner neuen WG, einer neuen Stadt und einem anderen Land.

Heute ist Tag drei und es gab schon so einige erste Male hier. Das erste Mal einkaufen, das erste Mal zur Arbeit gehen, das erste Mal eine meiner Mitbewohnerinnen kennenlernen, die anderen Freiwilligen vor Ort treffen… Die Liste könnte ich noch ewig weiter führen.

Als ich am Samstag Nachmittag gelandet bin, wurde ich super lieb von meiner Mentorin und einer anderen Lehrerin vom Flughafen abgeholt und in mein neues Zuhause gebracht. Ich werde mit drei Studentinnen zusammen in einer WG wohnen. Am Abend haben mir zwei Schülerinnen ein bisschen die Stadt gezeigt und ich bin todmüde ins Bett gefallen.

Den Sonntag habe ich mit den anderen Freiwilligen verbracht. Wir waren auf dem Flohmarkt- es war ein wahres Sprachenwirrwar. Im Moment kann ich Rumänisch und Ungarisch leider noch nicht von einander unterscheiden… Ihr müsst wissen, in Targu Mures war früher ein Teil von Ungarn weshalb es hier eine große ungarische Minderheit gibt.

Nachmittags habe ich mich mit meiner Mentorin zum Mittagsessen getroffen und wir haben über Gott und die Welt gesprochen.

Gestern war es dann so weit, der erste „Arbeitstags“ und gleichzeitig der erste Schultag in ganz Rumänien. An meiner Schule haben sich alle SchülerInnen, alle Lehrende, der Bürgermeister, Elternbeirat und und und versammelt. Es ist die Nationalhymne gespielt worden, alle standen aufrecht dort und haben der Hyme gelauscht. Danach sind viele Reden gehalten worden, leider habe ich die natürlich nicht verstanden… Nach der Zeremonie auf dem Pausenhof sind alle Klassen in ihren Raum gegangen, der Stundenplan ist ausgeteilt worden und wichtige Dinge sind besprochen worden. Danach haben die Schüler frei bekommen.

Heute war dann schon der zweite Tag auf der Arbeit. Ich habe noch einen weiteren Kollegen der Deutschen Abteilung kennengelernt und viele andere Lehrende der Schule. Meine Mentorin ist heute leider krank weswegen ich mit einer anderen Kollegin mit in den Unterricht gegangen bin. Ansonsten habe ich die ganzen Unterlagen von meinem Vorgänger Carlo gefunden. 1000 Dank dafür! Du erleichterst mir damit sehr den Start am Papiu.

Später treffe ich mich mit zwei anderen Freiwilligen auf einen Cafe in der Stadt.

DSC_0740

Der Flomarkt in Targu Mures

DSC_0741

Kürtőskalács – Eine Ungarische Spezialität

DSC_0743

Erster Schultag – Die Veranstalltung auf dem Schulhof

Gedankenkarussell

Gedanken versunken sitze ich hier am frühen Morgen in meinem Zimmer am Werbellinsee. Mein Workshop beginnt erst um 9:45, so bleibt mir noch etwas Zeit für mich.

Heute ist der 07. September. Ich bin seit sieben Tagen Freiwillige. In fünf Tagen geht es los, los nach Rumänien. Ist das wirklich wahr? Sind es wirklich nur noch fünf Tage?

Hier beim Vorbereitungsseminar ist so viel los, es gibt so viele Angebote zu verschiedensten Themen. Der Werbellinsee ist unglaublich schön und am besten ist es, mit den anderen Leuten über die künftige Ausreise sprechen zu können. Denen geht es genauso wie mir, alle lassen in irgendeiner Form etwas zurück und lassen sich auf etwas neues ein. Sie wissen genauso wenig wie es werden wird, wie man sich selbst verändert und was einem alles erwarten wird.

Gestern Abend gab es auf dem Markt der Möglichkeiten einen kleinen Rumänisch Kurs von zwei Mädchen aus Moldavien. Es war super spannend, aber die Aussprache ist schwieriger als ich dachte. Auch das Alphabet hat es in sich. 31 Buchstaben und mehr Zischlaute als ich erwartet hatte. (Andere Sprachen sind sicher noch schwerer.) Rumänisch ist zwar eine romanische Sprache, allerdings auch slawisch beeinflusst. Ich hoffe nach einem Jahr mehr sagen zu können als „Cit costa…?“ oder „Ma numesc Susi“.

Kennt ihr das wenn ihr über etwas nachdenkt und auf einmal kommt ein ganz anderer Gedanke dazwischen? So geht es mir die ganze Zeit. Ständig kommt der Gedanke: In fünf Tagen geht es los. In fünf Tagen bin ich tatsächlich weg, weg für das ganze nächste Jahr.

Ich bin so gespannt auf alles. Ich kann könnte jetzt eine riesige Aufzählung starten, bei der ich nicht wüsste wann diese vorbei ist. Zum Glück geht das Programm gleich los und ich bekomme hoffentlich etwas nützlichen Input für meine bevorstehende Arbeit.

Drei Tage…

Jetzt sitze ich in einem ziemlich alten IC mit dem Endziel Ostseebad Binz – auch kein schlechtes Ziel. Aber es zieht mich nach Berlin, nach ein paar Monaten geht es endlich mal wieder oder besser gesagt noch einmal in die schöne Hauptstadt der Bundesrepublik.
Mit der Fahrt nach Berlin rückt mein Freiwilligendienst immer näher. Jetzt in Berlin werde ich ein paar schöne Tage bei meiner Schwester verbringen und meinen Papa besuchen. Die Tage vor Dienstag sind theoretisch voll mit Programm, in Berlin ist ja immer was los.
Besonders freue ich mich aber auf Montag Abend, wenn ich mich schon ein mal mit ein paar anderen Freiwilligen in Berlin treffe, ehe es Dienstag Mittag an den Werbellinsee geht.

Mit der Fahrt zum Werbellinsee beginnt dann mein Freiwilliges Soziales Jahr. In meinem Kopf erscheint alles noch so weit weg. Unglaublich, dass es in drei Tagen los geht. In drei Tagen, in 72 Stunden bin ich kulturweit Freiwillige. Es beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben. Mit dem Freiwilligendienst ist nun wirklich meine Schulzeit vorbei. Dreizehn Jahre sind zack vorbei. Meine zwei Jahre in Bielefeld, im Studentenwohnheim sind vorbei. Wahnsinn! Vor einem dreiviertel Jahr habe ich mir das alles selbst im Traum nicht vorstellen können.

Als ich mich in November 2014, eigentlich mehr aus Spaß, für kulturweit beworben habe, hätte ich nicht erwartet tatsächlich einen Platz angeboten zu bekommen. Damit ist mein persönlicher Plan A nach dem Abi aufgegangen, auch wenn es in Dresden mindestens genauso aufregend werden würde. (Lea – Hab eine wunderschöne Zeit in der schönen Stadt an der Elbe!)

Die Zeit rennt und ehe ich mich versehe befinde ich mich mit den ganzen anderen Freiwilligen am Werbellinsee. Ich freue mich schon so darauf so viele neue Leute kennenzulernen, neues zu lernen und mich mit ihnen austauschen zu können. Denn so schön und toll alles ist, ein bisschen unsicher bin ich schon und ein leichte Bedenken lassen sich nicht einfach so ausschalten. Immerhin beginnt ein komplett neuer Lebensabschnitt, fast 12 Monate werde ich nicht in Deutschland sein und mich erwartet eine komplett neue Aufgabe. Deutsch lehren ist im Ansatz zwar nichts neues für mich, aber wirklich die Verantwortung für Schüler zu haben, ist schon eine andere Hausnummer.

Wenn sich nichts ändert, wird die Zeit am Werbellinsee auch nur so dahin rasen. Dann geht es noch einmal zurück zu meiner Mama und meinem Bruder, ehe ich am 12. September zum Flughafen gebracht werde. Wenn ich dort dann mein Gepäck aufgebe, mich von meiner Familie verabschiede, durch die Sicherheitskontrolle gehe, in das Flugzeug steige, dann wird alles neu. Der Tausch Bielefeld – Targu Mures ist dann quasi vollzogen.

Ich freue mich so sehr auf alles was mich erwartet. Auch wenn ich in gewisser Weise meine kleine, ziemlich perfekte Welt in Bielefeld zurück lassen muss. Noch nie zuvor war ich länger als zwei Wochen im Ausland. Noch nie habe ich habe ich in einer WG gelebt. Noch nie zuvor war ich so weit östlich in Europa. Alles in im Wandel. Aber: Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt.