Balul Bobocilor und der Lehrertag in Sibiu

Satt und zufrieden sitze ich jetzt hier im drei Sterne Hotel in Sibiu (dt. Hermannstadt) und schaue auf schon jetzt eineinhalb ereignisreiche Tage zurück. Eineinhalb Tage deswegen, weil am Freitag der „Balul Bobocilor“ (dt. Kückenball) stattgefunden hat. Die Veranstaltung hat im Theater in Targu Mures mit einer großartigen Show bestehend aus Film, Musik, Tanz und der Präsentation von anderen Talenten begonnen. Die Schüler aus den zwölften Klassen haben gemeinsam mit und für die Schüler der neunten Klassen die Veranstaltung organisiert. Es haben sich sechs Jungen und sechs Mädchen aus den neunten Klassen zur Wahl gestellt. Am Ende ist dann „Mr. und Mrs. Papiu“ von einer Jury gewählt worden. Der Abend ist dann noch in einem Club in der Stadt von den Schülern gefeiert worden.

Heute, am Samstag bin ich ganz früh am Morgen mit zwei Lehrerinnen nach Sibiu gefahren. Meine Mentorin wäre auch mitgekommen, wenn sie nicht krank geworden wäre… In Sibiu sind wir deshalb, da hier der Siebenbürger Lehrertag unter dem Motto „Wir sprechen Deutsch“ statt findet. Hier sind Lehrer aus der ganzen Region und wirklich 98% sprechen die ganze Zeit Deutsch. Es fühlt sich irgendwie surreal an, hier in Rumänien so viel Menschen die eigene Muttersprache sprechen zu hören.

Den Tag über haben wir in bunt durch gewürfelten Gruppen Interviews vorbereitet und durchgeführt. Meine Gruppe hat eine Redakteurin der Hermannstädter Zeitung interviewt. Das Produkt soll ein Zeitungsartikel werden. Während der Arbeit sind wir gefilmt worden und dann noch über unsere Arbeit interviewt worden. Irgendwann in den nächsten Wochen bin ich dann hier im Fernsehen zu sehen.

Ich bin echt geschafft von dem vollen Tag. Es war echt anstrengend, aber total schön und spannend gemeinsam mit den so unterschiedlichen Lehrenden zusammen zu arbeiten und sich auszutauschen. Besonders interessant waren die Gespräche mit einer Lehrerin die, wie sie selbst von sich behauptet, zwei Fremdsprschen unterrichtet -Mathe auf Deutsch. Sie hat sehr viel von ihrer Schule erzählt. Ich hoffe sehr in den kommenden Monaten dort einmal hospitieren zu können.

Natürlich war auch Zeit sich die Stadt anzuschauen und ich kann sagen, dass mir Sibiu bis jetzt am besten von allen Städten die ich bis jetzt gesehen habe gefällt. Das liegt vielleicht auch ein wenig daran, dass ich in wundervollen Buchläden mit deutschsprachigen Büchern stöbern konnte. ;) Eine ältere Frau, die in einem Kindergarten arbeitet, hat mir etwas die Stadt gezeigt. Wir waren in einer richtig schönen Buchhandlung mit angeschlossenem Cafe einen Kaffee trinken. (Mädels, wenn ihr mich besuchen kommt fahren wir nach Sibiu und gehen genau dort Kaffee trinken!)

Jetzt werde ich das Interview abtippen und schlafen gehen. Ich freue mich schon sehr auf das Zwischenseminar im November hier in Sibiu!

Ergänzung:

Hier noch ein paar ergänzende Sätze. Auch der verbleibende Sonntag war ein wunderbarer und sehr produktiver Tag. Wir haben das Interview weiter verschriftlicht, eine kurze Präsentation für die anderen Lehrenden vorbereitet und eine kleine Feedback Runde gemacht. Natürlich durfte das Mittagessen, welches hervorragend geschmeckt hat, nicht fehlen.

Alles in allem hat mir das Wochenende sehr gut gefallen, ich habe einiges gelernt, mich austauschen können, eine wunderschöne Stadt kennengelernt und es tatsächlich ins Fernsehen geschafft. Hier der Link zum Beitrag: http://www.tvrplus.ro//editie-akzente-385717 Der Beitrag zum Lehrertag beginnt ab Minute 24 und der Teil von meiner Gruppe etwa ab Minute 38.

Ein kleines Update

Langsam aber sicher bin ich angekommen. Angekommen in Rumänien, 1.600km südöstlich entfernt von Bielefeld. Ich finde mich in der Stadt zu recht, weiß wo ich einkaufen gehen kann. Mein Stundenplan steht und ich lerne immer mehr wie ich meine Muttersprache vermitteln kann. Meine Kommunikationsstunden werden gut angenommen, Montags besonders. Es kristallisieren sich meine Lieblingsorte in der Stadt heraus, das La Frog, steht ganz oben auf der Liste. Auch habe ich in meinen fast sechs Wochen Rumänien auch schon ein bisschen was vom Land gesehen. Vorletztes Wochenende habe ich Sighisoara (dt. Schäßburg) mit den anderen Freiwilligen aus Targu Mures besucht. Die Stadt ist echt ziemlich touristisch und man hat an der ein oder anderen Ecke Gespräche auf Deutsch hören können. Das die Stadt touristisch ist uns besonders aufgefallen, da man für Kirchenbesuche Geld bezahlen muss oder das ab und zu größere Touristengruppen in der Stadt zu sehen sind.

Mit Kinobesuchen hatte ich bisher nicht so viel Glück. Wir sind immer davon ausgegangen, dass die Filme auf Englisch sind bzw. irgendwie einen Untertitel, in einer Sprache der ich mächtig bin, hat. Das war bis jetzt leider nicht der Fall. So habe ich einen Film auf französisch mit rumänischen Untertitel, einen Film auf rumänisch ohne Untertitel oder „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ in Originalsprache mit rumänischen Untertitel gesehen habe.

Die anderen Freiwilligen in der Stadt sind auch super lieb und wir unternehmen ziemlich viel zusammen. Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen das es den anderen Freiwilligen, in manchen Situationen ähnlich geht. So besteht immer die Möglichkeit sich über die ganzen neuen Erlebnisse auszutauschen. Letztes Wochenende haben wir auch die Bars in Targu Mures weiter erkundet.

Mit dem Sprachen lernen ist es etwas schwierig. Leider fehlt mir die anfängliche Motivation mich intensiv mit den Sprachen zu beschäftigen. Gut, zwei Sprachen zur gleichen Zeit zu lernen, ist auch echt nicht leicht. In meinem Kopf schwirren jetzt immerhin vier oder fünf unterschiedliche Sprachen (wenn ich Latein mitzähle) und alle die mich kennen wissen, dass ich nicht so ein Sprachtalent bin.

Gestern habe ich das erste Mal Miete bezahlt. Der Vermieter möchte aus unerklärlichen Gründen die Miete in Euro haben. Deswegen war ich Geld tauschen und mir ist aufgefallen wie ungewohnt Euro aussieht und sich dieser anfühlt. Die rumänischen Lei fühlen sich nach der kurzen Zeit sehr vertraut an.

Am Wochenende fahre ich nach Sibiu (dt. Hermanstadt) zum Deutschlehrertag. Ich bin schon sehr gespannt viele neue Menschen kennenzulernen. Auch hoffe ich, dass ich mehr lerne, Deutsch als Fremdsprache zu vermitteln. Es ist wirklich gar nicht so einfach manches zu verstehen.

Es folgen in den nächsten Tagen noch ein paar Fotos aus der letzten Zeit.

Neuigkeiten aus Târgu Mureș

Wenn ich mich jetzt in meinem Zimmerchen umschauen ist nicht mehr abzustreiten, dass es wohnlich geworden ist. Fotos, eine Europakarte und Postkarten hängen an der Wand. Mit etwas schummeln ist mein kleiner Tisch, dessen beste Zeiten schon vorbei waren, auch ansehnlich geworden. Ein hoch auf die gefundene Papierrolle, Kreppband und meine bordeauxrote Tischdecke. Meine Mitbewohnerin hat mir eine Gardine mitgebracht, jetzt kann mir endlich auch keiner mehr so leicht ins Zimmer schauen.

Meine letzte Woche war eine ganz normale Woche. Ich habe mit einzelnen SchülerInnen gearbeitet und im Vorfeld Material gesammelt und mir Aufgaben ausgedacht. Das ist einer meiner liebsten Aufgaben. Am Mittwoch hatte ich meine erste Rumänisch Stunde. Dort habe ich das Alphabet und die Zahlen gelernt. Die Aussprache ist gar nicht so einfach. Aber so nach einer Woche kann schon recht gut bis 20 zählen. Nachmittags war ich dann mit einem Lehrenden in der Stadt unterwegs, er hat mir ganz viel über die Geschichte der Stadt erzählt, mir Friedhöfe gezeigt und mir eine regionale Köstlichkeit spendiert. Abend bin ich spontan mit einer Mitbewohnerin in einen riesigen Supermarkt gefahren und ich habe tatsächlich Räucher Tofu kaufen können- ich war auf Wolke 7.

Das schönste dieser Woche war es ein Paket mit lauter schönen Sachen aus Deutschland von meiner Mama zu bekommen, danke dir noch einmal dafür!

Am Wochenende war es eigentlich geplant mit den anderen Freiwilligen aus der Stadt nach Cluj/Klausenburg zu fahren. Irgendwie ist das dann doch untergegangen und Freitag ist eine kulturweit Freiwillige aus Deva spontan vorbei gekommen. Ihr Bus hatte fast zwei Stunden Verspätung aber lieber spät als nie. Wir sind dann mit meiner Mentorin, einer Schülerin und einem Lehrenden nach Cluj gefahren weil dort eine Veranstaltung stattgefunden hat. Leider war die Zeit in der Stadt viel zu kurz. Fest steht, dort muss ich noch einmal hin! Abends waren wir noch mit meinen Mitbewohnerinnen auf einer Party. Dort haben wir einige Freunde der beiden kennengelernt. Erschöpft sind wir schon recht früh nach Hause gegangen.

Vom Sonntag hatten wir nicht so viel, da wir bis nach 12 Uhr geschlafen haben. Wir sind dann noch mit meinen Mitbewohnerinnen über den Weinmarkt in Targu Mures geschlendert. Ein Highlight war es Langosch, eine ungarische Spezialität, zu probieren. Abends haben wir uns mit einer Schülerin getroffen und sind auf ein Konzert gegangen. Wir haben Alexandra Stan und Thomas Anders live gesehen. Die Show von Alexandra Stan war mehr als amüsant, zwei Tänzerinnen tanzten wild und sehr durcheinander um sie herum. Wenn es synchron gewesen wäre hätte es bestimmt etwas besser ausgesehen. :D Bei dem Konzert von Thomas Anders hat man lauter Ü40 jährige beim wilden tanzen beobachten können. Der Auftritt endete mit Cherry, Cherry Lady. Ich hätte nicht gerechnet das Lied mal live zu sehen. Der Tag war perfekt nach dem wir auf der Veranstaltung noch Kürtőskalács, auch Baumstriezel genannt, gegessen haben. Auch wenn ich ausgeschlafen, bin ich Abend müde schlafen gegangen.

Montag musste ich früh aufstehen und mein Besuch konnte ausschlafen. In Deva war Schulfrei wegen dem Internationalen Tag es Lehrenden, total unfair. Mein Arbeitstag war wie immer sehr schön und Nachmittags war ich mit meiner Mentorin unterwegs.

Sehr schmunzeln muss ich ich immer wenn mir der Linienbus mit der Anzeige „Leerfahrt“ entgegen kommt, einmal hatte ich auch schon der Vergnügen mit dem Bus zu fahren.

Heute war ich mit einer Schülerin bei der Polizei um mich endlich zu registrieren, der Polizist wollte noch eine Kopie von diversen Sachen haben. Da es wahrscheinlich mehreren Leuten so geht, dass sie schnell eine Kopie brauchen, hat sich eine ältere Dame ein Geschäft aufgebaut. Man klingelt an einer Tür und zwei Fenster weiter schaut die Frau aus dem Fenster und nimmt die zu kopierenden Dokumente entgegen. Ein paar Minuten später bekommt man dann alles zurück und bezahlt. Sehr sehr spannend und witzig. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Nach der Schule bin ich durch einen der zahlreichen Secound Hand Läden geschlendert. Der rest der Woche war unspektakulär- langsam aber sicher kehrt der Alltag ein.