Kleinigkeiten die mir in den letzten Monaten hier in Siebenbürgen aufgefallen sind, die mich zum Lächeln oder Nachdenken bringen oder mich auch traurig machen.
A – Ampeln – Überall im Land gibt es neben Ampeln auch gleichzeitig immer Zebrastreifen. Das ist eigentlich ziemlich praktisch, weil ab einer bestimmten Uhrzeit wird die Ampel ausgemacht und der Zebrastreifen kann seine Aufgabe voll und ganz erfüllen.
B – Busse – Bus fahren läuft hier etwas anders als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Es gibt zwei Gründe mit dem Bus zu fahren. Zum einen um innerhalb der Stadt von A nach B zu kommen oder aus der Stadt irgendwo anders zu kommen, sagen wir nach Cluj. In der Stadt gibt es zum einen große Busse, wie man sie aus Westeuropa kennt. Anders ist hier nur, dass es speziell in Targu Mures keine Ticketautomaten gibt. Man kauft das Ticket für zwei Lei, beim Fahrer oder der netten Dame/ dem netten Herrn in der Mitte des Busses. Variante zwei sind weiße Kleinbusse, ursprüngliche Sprinter. Nur gibt es hier Sitze und viele Stangen zum festhalten. Zu Stoßzeiten können die Busse sehr sehr voll sein. Im Kleinbus gibt es die Tickets beim einsteigen beim Fahrer. Ungewohnt ist, dass man die Tür selbst schließen muss. Überlandbusse können Reisebusse, die weißen Kleinbussen oder ein Mittelding sein. Man kommt günstig ans Ziel und auch schneller als mit dem Zug.
C – Craiova – Eine nette Stadt in der Walachei und auch die erste die ich in der Region besucht habe. In der Stadt gibt es gefühlt mehr Brautgeschäfte als Supermärkte und neben dem großen Krankenhaus gibt es eine nicht zu verachten Fressmeile die alles zu bieten hat was das Herz begehrt.
D – Donau, quasi eine direkte Verbindung zwischen Deutschland und Rumänien. Im Schwarzwald entspringt die Donau und sie schlängelt sich von Deutschland, durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien bis nach Rumänien, wo sie in das Schwarze Meer fließt.
E – Ennyi – Mein Liebingswort auf Ungarisch, neben „Brot mit Körnern – magos kenyér“, was auf Deutsch so viel heißt wie „Und so viel“. Rumänische Schüler beenden ihre Redebeiträge sehr oft und gerne mit „Und so viel“ – „atât“ .
F – Feger – genauer Straßenfeger/kehrer. Am Vormittag sind immer Straßenfegertruppen auf den Straßen unterwegs. Ausgestattet mit Besen, Mülltonnen und Schaufeln werden Straßen und Bürgersteige gekehrt, eine gute Sache finde ich.
G – Städte wie Cluj (dt. Klausenburg) oder Brașov (dt. Kronstadt) beneide ich sehr darum, dass es dort Gigi gibt. Für alle die Gigi nicht kennen. Gigi ist eine Art Bäckerei die so genannte covrigi (Brezeln) mit und ohne Füllung verkauft oder andere Backwaren wie z.B. Cremewurst oder Strudel (Klingt ziemlich Deutsch oder?)
H – Hallo geschrieben: Allo – eine ganz normale Begrüßung am Telefon. Anfangs war ich doch sehr verwirrt in Rumänien überall um mich herum „Hallo“ zu hören und dachte alle um mich herum würden Deutsch verstehen.
I – Igen, ungarisch für „ja“. Ein sehr praktisches Wort, auch wenn man mal wieder nichts versteht. Igen geht quasi immer.
J – Jaj – Jeuj ist ein typischer Ausdruck für Siebenbürgen, mit dem man quasi alles ausdrücken kann. Mittlerweile habe ich diesen tollen Ausdruck auch in meinen Sprachgebrauch aufgenommen. Mal schauen ob, wenn ich zurück in Deutschland bin auch weiter jeuj sage. Jeuj sage ich gerne im zusammen mit „Jaj istenem – Oh mein Gott“ oder wenn mal wieder etwas nicht so klappt wie es soll aber auch wenn etwas super überraschend war/ist.
K – Kantine – Die Kantine ist einer von Zsuzsis und meinen Lieblingsorten in der Stadt. Bevor wir essen gehen studieren wir immer gemeinsam den Speiseplan auf Rumänisch und Ungarisch. Langsam verstehe ich die Speisekarte immer besser und lerne das Gemüse bzw. Obst auf beiden Sprachen.
L – Leerfahrt – Einer der Busse hier in Târgu Mureș fährt den ganzen Tag mit der Aufschrift „Leerfahrt“ durch die Stadt. Auch wenn es eigentlich nichts besonderes mehr ist, muss ich dennoch immer schmunzeln. Am besten finde ich aber jetzt im Frühling den Bus mit der Aufschrift „Frohe Weihnachten auf Ungarisch bzw. Rumänisch“ – das ist so nett, wie die Deutschlehrenden immer sagen wenn sie etwas schön bzw. gut finden.
M – Mures – Die Mures (Mieresch auf Deutsch) ist der Fluss, der durch Târgu Mureș fließt – drei mal darfst du raten woher der Name der Stadt kommt ;)
N – Wenig kreativ, aber ebenso wie im Deutschen beginnt nein auch mit n „nem“ auf Ungarisch und „nu“ auf Rumänisch. Auch ein universell einsetzbares Wort.
O – Olympiade und ganz konkret die Deutscholympiade – Die Deutscholympiade ist ein Wettbewerb der im ganzen Land stattfindet. Zuerst auf Stadt-, Kreis und schlussendlich auf Landesebene. Die SchülerInnen treten gegeneinander im Aufsatzschreiben, Lese- und Hörverstehen gegeneinander an. Olympiaden gibt es für jedes angebotene Schulfach. Die Landesphasen werden in irgendeiner Stadt in Rumänien ausgetragen und dauern ca. eine Woche.
P – Pforte – In der Schule bzw. in allen Schulen gibt es eine Pforte und einen Pförtner, der nach dem rechten sieht, die Tür aufschließt oder Schlüssel herausgibt. Einen Tag bin ich von einem Pförtner um ihn um einen Schlüssel zu bitten. Er reagierte ganz überschwänglich „Ohh doamna germana“ und hat sich super gefreut. Das war schön, auch wenn ich nicht weiß, woher er weiß, dass ich die Freiwillige aus Deutschland bin.
R – Das gerollte „rrrrr“ – Gefühlt für alle deutschen Zungen unrollbar und längst habe ich aufgegeben zu versuchen, wie Einheimische das „r“ rollen. Nachtrag: Es klappt immer besser. :)
S – Siebenbürgen – Wie ihr ja schon am Titel meines Blogs erahnen könnt, bin ich zur Zeit in Siebenbürgen. Die Region ist auch unter dem englischen Namen Transilvanien bekannt. Die Heimat von Drakula und das berühmte Schloss Bran, in der Nähe von Brasov (Kronstadt), sind quasi um die Ecke. Noch näher dran ist der angebliche Geburtsort von Drakula – Sighisoara (dt. Schäßburg, ung. Segesvár)
T – trampen – Ein in Rumänien sehr verbreiteter Weg um von A nach B zu kommen. In kleineren Orten ist es ganz normal ältere Damen, vollgepackt mit Einkaufstüten an der Straße stehen zu sehen, die darauf warten, dass sie jemand mitnimmt. Beim Trampen lernt man auch die unterschiedlichsten Menschen kennen, sei es ein LKW Fahrer die einen von der rumänischen Grenze aus mit nach Sofia nimmt und irgendwo im nirgendwo auf einen Kaffee einlädt oder ein Mann, der uns die freie Musikauswahl überlassen hat. Hier passt der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ sehr gut und es ist eine kleine Herausforderung und Abenteuer zu gleich – viel spannender als sich einfach in einen Bus zu setzten.
U – Ungleichheiten – In Rumänien, vermutlich wie auch in anderen Ländern in Mittel-, Süd- und Osteuropa, sieht man ziemlich krass die herrschenden Ungleichheiten in der Gesellschaft. In einem Moment sieht man Menschen, die mit dem neusten Smartphone an der Bushaltestelle stehen und warten. Im nächsten Augenblick sieht man Plastikflaschen aus dem Müllcontainern fliegen, weil gerade jemand im Müll nach noch Verwertbaren sucht oder Menschen um ein Leu (das rum. Geld) betteln.
V – Für den Buchstaben „V“ fällt mir spontan nicht außer der Name „Vlad“ ein. Vlad ist ein typischer Name in der Schule und in so ziemlich jeder Klasse in der Schule gibt es mindestens einen Vlad.
W – Walachei – „Das ist ja mitten in der Walachei, irgendwo im nirgendwo“ Die Walachei gibt es wirklich und ich war sogar mal da. ^^ Bei der Walachei handelt es sich um eine Region in Rumänien, die früher wenig besiedelt und weit ab von städtischer Zivilisation war.
X – „Xerox“ – das rumänische Wort für Kopierer, ewig lange habe ich überlegt, welches Wort es für X geben könnte. Überall im Land gibt es kleine Läden, die den Kopierservice anbieten.
Y – Kein oft gebrauchtes Wort beginnt im Rumänischen oder Ungarischen mit dem Buchstaben „Y“
Z- Die Zweisprachigkeit – Wie eigentlich alle meine Freunde schon wissen, gibt es in Rumänien viele Minderheiten, speziell in Siebenbürgen eine große ungarische Minderheit. In Târgu Mureș, Marosvásárhely oder auch Neumarkt am Mieresch leben ca. 50% Ungarn und 50% Rumänen zusammen. An der Supermarktkasse, in der Bäckerei, in vielen Cafés oder Restaurants wird man häufig auf zwei Sprachen begrüßt und man kann quasi frei wählen in welcher Sprache man kommunizieren möchte.