„Вы говорите по-русски?“ (Sprechen Sie Russisch?) fragt mich der Botschaftsmitarbeiter. Er wirkt müde und irgendwie gestresst von der ganzen Hin- und Herrennerei vom Eingangstor zur Eingangstür. „нет“ lautet meine Antwort. „но говорите по-русски!“ (Naja, Sie sprechen doch Russisch!) entgegnet er mir und plötzlich verwandelt sich die Müdigkeit in ein Lachen. Nicht nur bei ihm. Auch ich muss irgendwie lachen und vergesse jegliche Anspannung, die mich bis hierhin begleitet hat. Die Anspannung, ob ich alle Papiere habe oder überhaupt ein Visum bekomme. Ich bin endlich – nach wochenlangem Warten auf die Einladung – hier, an diesem Ort, an der letzten bürokratischen Hürde, die mich noch von Belarus trennt, angekommen.
„Was willst du denn in Russland?“
…so reagierte mehr oder weniger mein Umfeld, als ich verkündete, dass ich einen Platz bei kulturweit an einer Schule in Belarus bekommen habe. „Weißrussland“ korrigierte ich, „es ist dann doch ein Unterschied, das sind zwei verschiedene Länder.“ Darauf folgte meistens eine Reaktion á la „Ach, ist doch alles sowieso das Gleiche“ oder Geschichten von Freundesfreunden, die mir zeigen sollten, wie kriminell „die dort alle sind“. Dann gab es noch die Reaktionen wie „Das ist doch ’ne Diktatur, oder? Hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank?“ Ja, mir geht es wirklich noch gut, keine Sorge.