Eine ganz gewöhnliche Busfahrt

Es umgeben uns weite Felder und daran angrenzende Wälder; osteuropäische Häuser und Hütten ziehen an uns vorbei. Wieder Felder. Hühner laufen herum. Wieder Wälder. Die Straße erinnert eher an eine Kraterlandschaft, trotzdem schafft es der Busfahrer irgendwie galant um die Kurven. Heute ist Frühlingsanfang. Zwar ist es kalt und wolkig, aber gut. Die Grenze haben wir gerade erst passiert. Irgendwo mitten im Wald. Lea und ich (wie immer die einzigen Ausländer) problemlos, die Belarussen und Ukrainer ebenfalls. Nur die vier russischen Staatsbürger waren anscheinend ein großes Dorn im Auge. Fingerabdrücke, Fotos, Profile.
2 Stunden hat das insgesamt gedauert.
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Wir halten in Schatsk. Viel ist hier nicht. Der Busbahnhof sieht verkommen aus. Ich steige aus und gehe zur Toilette. Wie so oft: eine Kabine aus Stein bzw Beton, eine Holztür und drinnen ein Loch im Boden, wo… ja, man kann es sich denken.
Alles ohne fließend Wasser eben.
Ich werde auf russisch (übrigens von den „Problemkindern“ der Grenzer) angesprochen. Sie heißen Sascha und Alina.

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Wieder ein Halt. Ljubomel heißt die Stadt glaube ich. Sascha zeigt auf eine große Flasche eines Getränks und sagt mir, es sei sehr gut. Irgendwas mit Apfel.

Lea und ich laufen zum Kiosk und kaufen es uns. Kleine Flasche für 8 Grywnja. 30 Cent.
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Schlafmaske auf, Ohrstöpsel rein, Schlaf nachholen.

Aufgewacht nach einer halben Stunde in Wladimir-Wolynskij.

Es steigen Menschen hinzu, jedoch reichen die Sitzplätze nicht. Ein Mann steht im Gang.
Setzt er sich oder nicht? Fragen wir uns. Aber er steht.

Ich habe keine Lust mehr auf weitere vier Stunden Busfahrt. Langweilig und die Straßen nerven mich.

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Nowowolynsk. Noch mehr Menschen steigen ein. Und ja, immer noch keine Sitzplätze. Der ganze Gang ist mit stehenden Passagieren gefüllt. Und so fahren wir weiter.

Platten grau in grau, Besonderheit: es gibt Hügel!! In mitten grauer Plattenbauten erscheint plötzlich eine orthodoxe Kirche mit goldenen Kuppeln. Kontrastreich.

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Die Dörfer ziehen an uns vorbei. Gelb-blaue Bushaltestellen, Gelander, Statuen vor Städten mit gelb-blau angestrichenen Städtenamen. Der Busfahrer hat Musik angemacht, in der laut das Land mit liebevollen Worten besungen wird.

Wenigstens ist die Straße besser und wenigstens haben wir Sitzplätze. Oh, mal wieder goldene Kuppeln (welche man selbst aus der Ferne erkennt) und Hühner und Gänse!

Irgendwie ist mein Unmut über die Busfahrt vergangen. Fasziniert gucke ich mal wieder aus dem Fenster.
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20km bis zur Ankunft. Mal wieder etliche Flaggen und gelb-blaue Details.

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Angekommen. In der Vorstadt, gefühlt irgendwo im Nirgendwo. Erstmal eine Marschrutka ins Stadtzentrum. Ich habe jetzt schon den Eindruck zu merken, dass der Charakter der Stadt anders sein wird als jeder anderen Stadt in Belarus. Die Menschen gucken uns zwar an (den Rucksäcken sei Dank), aber nicht so heftig wie in Belarus. Wie schön.

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Diese Stadt ist so schön. Ich bin verliebt. Frisch gemacht gehen wir gleich essen und zum Stadtspaziergang.

Auf drei wunderschöne, kapitalistische Tage in Lviv.

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Nachtrag: Weiterhin übermäßige Präsenz von gelb-blauen Flaggen