Ja, mein naives Ich dachte, ich könnte den Blog regelmäßig schreiben. Das ist ein wenig nach hinten losgegangen, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich entweder keine Zeit hatte oder – wenn dann doch Zeit war – mich lieber in mein Bett verkrochen habe. Somit kommt jetzt das Resümee der Geschehnisse seit dem 13. November.
1. Besuch von der Familie
Mitte November kamen meine Eltern und meine Tante nach Brest. Es war ihr erstes Mal „im Osten“. Sie waren aber sehr positiv überrascht (und genau das hat meine belarussischen Bekannten schockiert), da sie dann doch eine etwas andere Vorstellung hatten. Was in Erinnerung geblieben ist, sind herzliche Menschen, meine Wohnung, das Geld, die vollen Regale (jedoch trügt der Schein hier), die Uniformierten und natürlich das tolle Asia-Restaurant um die Ecke („Ohhh, ich vermisse es so sehr! Ich komme unbedingt nochmal nach Brest!“ – Mama) Brest als Stadt hat ihnen wider meiner Erwartungen gefallen, im Sommer ist ein erneuter Besuch geplant.
2. Zwischenseminar
Direkt nach der Abfahrt meiner Familie ging es für mich an den Brester Bahnhof. Ich begab mich in den Zug Brest – Moskau, musste aber leider in Minsk aussteigen, wo ich aber schon an unserem Lieblingsspot, dem Einkaufszentrum „Galileo“, auf Gina, Lea und Mariana traf. Mit dem Nachtzug ging es nach Riga, wo wir zwei Nächte blieben. Die Stadt war wunderschön, wir waren beeindruckt von den kleinsten Dingen (die vermisst man zwar nicht direkt hier in Belarus, aber wenn sie dann mal da sind, dann fehlen sie einem dann plötzlich doch), jedoch weniger von unserem Hostel. Stichworte: Solarium, komisch, 10€ für zwei Nächte. In Riga trafen wir auch auf andere Freiwillige aus dem Baltikum, mit denen wir abends ausgingen und später auch zusammen nach Tallinn zum Seminar fuhren. Das Seminar war ein einfach ein Genuss: wohlige Atmosphäre, gutes Essen, schöne Stadt. Und natürlich viel Spaß. Man hat gemerkt, dass wir Freiwilligen sehr ähnliche Gefühle und Erfahrungen durchmachen, was sich sehr gut anfühlt. Fast genauso schön war die Tatsache, dass es im Baltikum fast überall kostenloses W-Lan gibt, da dies in der Verfassung (Estland) seit 2000 (!) verankert ist.
3. Nachtzug fahren
Wer würde in Deutschland über das Wochenende insgesamt 28-29 Stunden im Zug verbringen, um dabei auch noch das halbe Land zu durchqueren, „nur“ um jemanden zu besuchen? Wahrscheinlich so gut wie niemand, nicht einmal bei belarussischen Preisen von max. 10€ (im Schlafabteil für 2 Personen für eine Strecke von ca. 800km) pro Person. Es ist aber eigentlich ziemlich bequem, ich bin sehr begeistert davon. Leider habe ich das in letzter Zeit so oft gemacht, dass ich jetzt erstmal genug habe. Aber man wird immer irgendwie nett angesprochen, die Belarussen sind in diesem Hinblick sehr aufgeschlossen. Wenn man Glück hat, wird man von den Mitfahrenden mit ukrainischem Gebäck gefüttert („Essen Sie bitte, sonst bringe ich das meinen Jungs und die essen alles auf! Die sind hausgemacht!“, es ging um kleine Mürbeteigteilchen mit Marmelade gefüllt, perfekt zum Tee) oder gefragt, ob man „mit Pässen arbeitet“ (1:1 Übersetzung aus dem Russischen), so wie ich gestern Abend, als ich nicht einmal 10 Minuten nach der Abfahrt des Zuges mein Bett gemacht habe. Aha, nur weil ich schnell mein Bett mache, soll ich bei der Passbehörde o.ä. arbeiten. Und die Belarussen schrecken nicht davor zurück, um 2 Uhr morgens sich laut zu unterhalten („Ahhh, ich verdiene nur 2 Millionen Rubel“) und mich dabei zu wecken. Es ist aber alles in allem eine tolle Osteuropaerfahrung, die Züge haben echt Flair, oder um meinen Papa zu zitieren: „Das ist ja der Orient-Express!“
4. Vitebsk
Nachdem der erste Adventssonntag in Vilnius (mit der lieben Gina) vorbei war, ging es am zweiten Adventswochenende nach Vitebsk, ganz im Norden des Landes, ca. 130 km von Smolensk (Russland) entfernt. Die Hinfahrt betrug 16,5h und die Rückfahrt 13h. Es hat sich aber sehr gelohnt, denn es war einfach total schön, eine neue Stadt mit meinen Mädels kennenzulernen. Nicht zu vergessen ist auch das „Schwarzwald-Café“ in dem man Shisha rauchen, aber auch Kaffee und Kuchen mit Knoblauchbrot genießen kann. Ja, wir wurden ein wenig merkwürdig angeschaut. Das ist aber jetzt schon normal bei uns. Vitebsk als Stadt ist schön, weil es auch einige ältere Häuschen hat, die eine sog. „Altstadt“ bilden.
5. Gomel
Dieses Wochenende bin ich zu Lea nach Gomel gefahren, wir waren aber nur zu dritt, da Mariana schon seit Freitag in Deutschland ist. Gomel ist die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am meisten kontaminierte Stadt, heute sollen die Werte aber bereits im Normalbereich liegen. Mal wieder wurde viel gelacht, lecker gegessen und „spazieren gegangen“, wie man das so schön hier nennt. Und gegomelt im dafür berühmten Park haben wir auch (kleiner Insider, hihi) Mal wieder ein gelungenes Wochenende, Gomel werde ich auf jeden Fall nochmal besuchen. Heute morgen bin ich dann in Brest angekommen.
6. Weihnachtsdeko
Die Weihnachtsdeko und der Kitsch kennen hier keine Grenzen, alles muss so bunt und blinkend wie möglich sein. Somit blinken alle Weihnachtsbäume, ob nun in Gomel oder wie heute morgen mein Brester Baum. Gleiches sieht man immer wieder in den Fenstern der Plattenbauten. Hauptsache, es blinkt.
Bilder gibt es hier, wenn mein Internet sich nicht mal wieder gegen mich stellt.
Пока! Tschüss!