Archiv für den Monat: Oktober 2016

Momentaufnahmen

Tropf, tropf, tropf.
Ich drehe den Wasserhahn leicht nach rechts.
Pause.
Tropf, tropf, tropf, tropf.
Ich drehe den Wasserhahn weiter nach rechts. Das Wasser kommt erst in einem dünnen, dann je weiter ich den Wasserhahn drehe dicker werdenden Strahl heraus. Das ist wohl eine tolle neue Erfindung, egal in welche Richtung man den Wasserhahn dreht, immer kommt Wasser heraus. Gerade für Morgenmuffel, die nicht ganz wissen wo rechts und links ist (oder allgemein Leute, die damit Schwierigkeiten haben :D) ist es sehr praktisch.
Tropf, tropf, tropf.
Mich nervt es aber gerade ziemlich. Und das im ohnehin schon stillen Wohnheim, das an Wochenenden mit seinen vier leeren Stockwerken wie ein Geisterhaus dasteht, und in dem abends nur drei Fenster erleuchtet sind. Außer mir ist noch noch die spanische Freiwillige anwesend und größtenteils ein Sicherheitsmann unten am Eingang, doch die sonstigen Geräusche der bulgarischen Schüler fehlen.
Tropf, tropf, tropf.
Ich binde einen Bindfaden um den Wasserhahn um zumindest kurzzeitig das Tropfgeräusch zu unterbinden.

Zeitsprung.

„How far is it?“, neben mir höre ich ein Keuchen. Es ein warmer Herbsttag, einer der letzten. Die Sonne fällt durch die Blätter der langsam gelb, rot, orange und braun werdenden Bäume. Der Waldboden ist noch leicht nass vom Regen am morgen. Ich nehme an einem Ausflug des Erasmusprogramms der Uni teil und bin nahe der der Klosteranlage Bachkovo etwa eine halbe Stunde von Plovdiv entfernt. Mit insgesamt 70 anderen, größtenteils Erasmusstudenten wandere ich den leicht ansteigenden Waldweg zu einem Wasserfall in der Nähe des Klosters den Berg hinauf. Von hinten hört man „Guacamoli, Guacguacamoli..“, (ja, nicht nur mein liebstes Schwersterchen kennt dieses Lied, das zwar im ersten Moment witzig ist, aber nach 3 Tagen Ohrwurm zur Qual werden kann. Anbei ein Link für alle die dieses wunderbare Werk der Lernmusik für Kinder noch nicht kennen: https://www.youtube.com/watch?v=JNsKvZo6MDs). Alle Teilnehmer des Ausflugs sind in vier Gruppen eingeteilt worden und haben eine Reihe von Bildern und Aufgaben bekommen, die sie auf dem Gelände suchen und fotografieren sollten. Nachdem unser wunderbar kreativer Name „Team Red“ (alle Gruppenmitglieder haben rote Armbänder bekommen) durch „Meltingpot“ ersetzt wurde wurde auch direkt Guacamoli mit samt Tanz als Teamlied auserkoren (weltweit bekannt, vorgeschlagen wurde es von einer Stundentin aus England). Der Ausflug ist toll, zwar stellt sich heraus, dass der Wasserfall ausgetrocknet ist, was ich trotzdem als Sensation abstempeln würde, denn wie viele von euch haben schonmal einen Wasserlosenwasserfall gesehen? Aber endlich lerne ich auch andere englischsprechende Menschen in etwa meinem Alter kennen. Die Studenten aus Brasilien, Frankreich, Tschechien, England, Griechenland und und und stellen sich als unglaublich nett heraus. Mit 3 von ihnen habe ich mich direkt für die nächste Woche verabredet.

Auf dem Weg zum Wasserfall

Auf dem Weg zum Wasserfall

 

Der Wasserlosewasserfall

Der Wasserlosewasserfall

bachkovo

Team Meltingpot

Team Meltingpot

Zeitsprung.

Team Meltingpot hat nun mittlerweile einen eigenen Facebookchat und sich für den Samstag um acht zum Essen gehen verabredet. Zehn Minuten nach acht stehen schon 22 der 36 zugesagten bibbernd vor Torro, einem großen Lokal in der Nähe der Innenstadt. Die Tischreservierung (trotz zweimaliger Nachfrage) muss irgendwie verloren gegangen sein und jetzt sind nur 16 Plätze frei(wie konnte das nur passieren? (diesmal ist eine Klammer in der Klammer nötig, denn für alle die dies nicht verstanden haben möchte ich an dieser Stelle ein imaginäres Ironieschild hochhalten und daran erinnern, dass die deutsche Bürokratie zwar manchmal nervtötend ist, aber man sie auch schnell vermissen kann). Noch ist die Stimmung ist ausgelassen, doch der Hunger und die Kälte fangen langsam an sie ein wenig zu untergraben. Zehn Minuten später sind die meisten eingetroffen, die Mitarbeiter des Restaurants teilen jedoch wieder holt mit, dass ihnen keine Reservierung vorliegt und sie wirklich keinen Platz haben. Nach einer kurzen Guacamolieinlage wird die Entscheidung getroffen einfach wo anders hinzugehen. Als wir uns gerade 25 Minuten nach 8 auf den Weg machen kommt einer der Kellner heraus und meint sie könnten vielleicht ja doch noch irgendwas hin und her rücken. Aaachsooo. Man muss jedoch sagen, dass das Essen sehr lecker war und auch der folgende Abend noch sehr vergnüglich.

Im Torro

Im Torro

Zeitsprung.

Ich sitze mit einem mehr als drei Pfund schweren Kohlkopf in meinem Zimmer. Ähhh ja, ihr habt richtig gelesen, um genau zu sein einem 1800g schweren Weißkohlkopf. Es war der kleinste in der Gemüseauslage. Vielleicht kurz wie es dazu gekommen ist: Als ich zwei Stunden zuvor nach einem halbstündigen Spaziergang das große rotweiße Kauflandschild hinter einer Kreuzung aufragen sah empfand ich ein merkwürdiges Gefühl von Zuhause. Nicht das ich so unglaublich viel Zeit meines Lebens bei Kaufland verbracht hatte oder es mein Stammgeschäft war, aber es hatte so etwas vertrautes, etwas vertraut deutsches. Ich mich fühlte als würde ich nur eben mal in der Innenstadt noch ein Stück Butter kaufen. Ok, ganz so extrem war es nicht, doch obwohl die meisten Schilder auf kyrrillisch waren und auch der Laden anders aufgebaut war fühlte es sich vertraut an. Vielleicht löste dieses Gefühl, der Hunger(geht niemals hungrig einkaufen!) und der Mann vor mir, der insgsamt(ich hab mitgezählt) 9 Kohlköpfe kaufte das Verlangen aus auch unbedingt einen Kohlkopf kaufen zu wollen. In meinem Kopf köchelte schon der erste Jägerkohl vor sich hin als ich die sperrliche Auslage betrachtete, die der Mann zurückgelassen hatte. In einer unterliegenden Kiste stieß ich jedoch noch auf einen kleinen, runden und gutaussehenden Kohlkopf. Als ich jedoch an der Kasse versuchte neben dem Kohlkopf auch noch die drei Gläser Apfelmus(der erste Laden in dem ich es endlich gefunden hatte, da musste man auf Vorrat kaufen, ne Mareile? :)), den Frischkäse, Joghurt, Müsli, Äpfel, Zwiebeln und Kekse unterzubringen kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es ja relativ viel war. Und jaa, auch die Tatsache, dass ich noch nicht super einschätzen kann welche Mengen man für eine und nicht 4 Personen kocht täuscht nicht darüber hinweg das dieser Kohlkopf schon ganz schön groß war. Ich glaube ihr könnt euch denken was es die nächsten Tage zu essen gibt, ein Viertel ist schon in Form einer vegetarischen Kohlcarbonara verputzt worden. Sehr lecker! Chefkoch sei dank.

Das erste Kohlgericht in meiner neuen Schüssel

Das erste Kohlgericht in meiner neuen Schüssel

Zeitsprung.

Sonntag. Ich stehe hinter einem Stand mit drei riesigen Kisten Scones. Selbstgebackener Scones. In 14stündiger Arbeit. Jedoch nicht von mir, ich bin nur dort um zu helfen die Scones mit Marmelade oder Nutella zu bestreichen. Ja gut, auch um zu helfen die Scones zu verputzten (ich möchte ja nicht angeben, aber darin war ich wirklich nicht schlecht). Aber nun wie es zu dieser Situation gekommen ist. Ich war mit Shireen, Lisa und Angelos, drei der Medizinstudenten die ich beim Bachkovoausflug kennengelernt habe zum Kapanafest verabredet. Kapana ist, wie in einem früheren Blogartikel schon beschrieben, ein Stadtteil von Plovdiv, auch bekannt als das Künstlerviertel, in dem von Freitag bis Sonntag in unterschiedlicher Weise gefeiert wurde. Tagsüber reihten sich Stände mit handgemachtem Schmuck, Honig und Taschen, kleine Bühnen, Essensständen aus unterschiedlichen Bereichen der Welt und Getränkewagen quer durch das verwinkelt Viertel aneinander. Ich hörte die ein oder anderen deutschen Wortfetzen, was wirklich sehr irritiernd war. Den Abend zuvor hatte ich mir mit Shireen, Lisa, Angelos und noch einigen anderen zu erst ein Teil eines Metalkonzertes angeguckt und war dann noch mit ihnen durch die Stadt gezogen, bzw. als es zu kalt wurde zu dem Cousin von Angelos nach Hause gegangen. Sonntag stellten sich nun einige Stände von der Universität mit unterschiedlichen Nationalitäten hinter kleine Tische und verteilten gegen Spenden ihre Speisen. Und da sie dort versprochen haben zu helfen bin ich ihrer Einladung ich solle doch einfach mitkommen gefolgt und stand nun neben Brian, einem Engländer und Schöpfer dieser Scones, verteilte fließig und lauschte dem Gesang und Gitarren der drei Italiener am Nachbartisch, die ihre(ich glaube nicht ganz selbstgemachte Pizza) lautstark in den Pausen der Lieder anpriesen.

Zeitsprung.

„Und ich flieg, flieg, flieg, wie ein Flieger, bin so stark, stark…“. Vor mir stehen 26 Jugendliche, die ihre Arme zur Seite ausgebreitet haben und wie ein Flugzeug durch die Klasse fliegen. Aus dem CD-Player dringt sehr laut die Stimme von Tim Toupet, der nun alle dazu auffordert zu springen und zu schwimmen. Nach einigen etwas spontanen und nicht immer so erfolgreichen Vertretungsstunden habe ich mich dieses Mal besser vorbereitet. Die Idee habe ich von meiner Vorgängerin und auch in dieser 8. Klasse ist das Lied ein voller Erfolg. Zwar haben die 14jährigen anfangs nichts verstanden, doch noch einigen Zeichnungen an der Tafel, Bewegungen und der Hilfe des Wörterbuchs wurde auch der Inhalt dieses Liedes abgenickt bzw. wie in Bulgarien üblich mit dem Kopf abgeschüttelt (so oder so ähnlich sagt man das). Eine der 8Klässlerinnen interpretiert die Schwimmsektion anders als die anderen und beginnt in der Luft zu kraulen. Ich begnüge mich mit Brustschwimmen und auch wenn in der ganzen Klasse nur 6 Leute der Aufforderung „Und ich nehm dich an der Hand, weil ich dich mag“ nachkommen (unglücklicherweise sitzt jeweils ein Mädchen neben einem Jungen) kann ich Tim nur zustimmen. Heut ist so ein schöner Tag, lalala.

Ich hoffe euch hat mein etwas anderer Blogeintrag gefallen, ich dachte ich probiere mal etwas neues aus und gebe ich kleine Einblicke in mein Freiwilligendienst. Auch wenn es immer nur einzelne „Schnappschüsse“ sind hoffe ich das es euch gefallen hat! Ich hoffe das ihr auch einen schönen Tag habt!

Alles Liebe eure Helli <3

Quer durch Bulgarien

Drei Wochen sind vergangen und irgendwie habe ich es schon geschafft einmal quer durch Bulgarien vom Westen aus Sofia hinüber nach zum Schwarzen Meer nach Burgas zu fahren. Dazu aber später.
So langsam gewöhne ich mich an meine neue Umgebung, die neuen Sitten und die Lebensweise.
Zwar fühle ich mich immer noch nicht ganz angesprochen, wenn jemand „Chelenna“ sagt (da es im Bulgarischen kein „H“ gibt, fällt es den meisten schwer meinen Namen auszusprechen, obwohl er in kyrillisch geschrieben schon ziemlich cool aussieht: хелена фин), aber ich lebe mich ein, nicke mir mit den Sicherheitsmännern in meinem Wohnheim freundlich zu und fühle mich im Supermarkt, beim Busbahnhof oder im Lehrerzimmer nicht mehr heillos ueberfordert. Ebenso haben sich meine Lebensstandards gebessert, ich habe ein Pfanne, bei der ich nicht bei jedem Kochvorgang Angst habe giftige Stoffe backen sich durch die zerkratzte Oberfläche in die Pfannkuchen mit ein. Außerdem konnte ich endlich zusammen mit Beatriz, der spanischen Freiwilligen, meine erste Wäsche in einem nahegelegenen Waschsalon waschen, denn auf meine Frage im Lehrerzimmer ein paar Tage zuvor kam nur ratloses Schweigen und die Antwort, ich sollte doch mal meine Vorgaengerin fragen, einen Waschsalon kennen sie auch nicht. Zum Glück bekam Beatriz mehr Auskunft!
Mittlerweile habe ich auch die Stadt weiter besichtigt, den Tsar Simons Garden und zwei weitere Berge erklommen und bei einer Stadttour, der „Free Plovdiv Tour“ mitgemacht.

Im Tsar Simons garden

Im Tsar Simons garden

Leider fing es gegen Ende an zu regnen, deswegen konnten wir die letzten Stationen nicht mehr besichtigen, trotzdem war es super interessant.
Hier ein paar Hintergrundinformationen über Plovdiv(Пловдив):
Plovdiv ist mit ersten Ansiedlungen um etwa 6000 v.Chr. eine der aeltesten Staedte Europas. Es liegt in der thrakischen Ebene zu beiden Seiten des Flusses Mariza (knapp 5 Minuten von mir entfernt).

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Das Stadtwappen Plovdivs

Ihr Stadtmotto „ancient and eternal“ wurde zurecht gewählt (auf dem Stadtwappen in bulgarisch – Древен и вечен). Die 7 Berge, die ebenfalls auf dem Stadtwappen zu erkennen sind haben sich im Laufe der Zeit dezimiert, da zwei der Berge für bauliches Material abgetragen und danach nicht mehr aufgebaut wurden. Für weitere Hintergrundinformationen müsst ihr selber nachlesen, mich besuchen kommen oder die Stadt zu einem späteren Zeitpunkt besichtigen(lohnt sich auf jeden Fall!).
Zurück zu meinen Aktivitäten, da am Donnerstag, den 22.09., bulgarischer Unabhängigkeitstag war, hatten Toni, Seline und Ich überlegt übers lange Wochenende ans Schwarze Meer zufahren. Gesagt, getan, Mittwochabend trafen beide mit dem Bus aus Blagoevgrad und Sofia bei mir ein, damit wir alle zusammen am nächsten Morgen nach Burgas fahren konnten. Die Busse fuhren leider nur um 6:10,6:45 und 14:30 und da die Busfahrt etwa 4h dauern sollte entschlossen wir uns den frühen Bus um 6:45 zu nehmen. Trotz des Entschlusses wurde der Abend mit viel Erzählbedarf lang und die Nacht sehr kurz. Um 6 standen wir in der Dunkelheit und Kälte an der Bushaltestelle vor meiner Schule um den Bus zum Busbahnhof zunehmen. Zwar wurde uns gesagt, dass um 6 Busse fahren würden, doch Dank nicht existierender Buspläne und keiner Garantie für irgendwelche Ankunftszeiten wollten wir ein Taxi rufen. In der Theorie gut, praktisch stellte es sich als schwieriger heraus. Nachdem das erste Taxiunternehmen uns nach dem Satz „Do you speak english?“ einfach weggedrückt hatte verstand die zweite zwar wo wir waren und wo wir hinwollten, aber die Antwort war trotzdem „No Taxi“. Die letzte Option war eine TaxiApp, die total zuverlässig Taxis schicken und den Preis anzeigen sollte, doch als wir die Nachricht „Taxi arrived“ erhielten, war auf der menschenleeren Straße weit und breit kein Taxi zu sehen und so mussten wir uns wohl oder übel nochmal hinlegen und den Bus um 14:30 nehmen. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten unserer Reise erreichten wir gegen Abend Burgas und machten uns zu Fuß auf den Weg zu unserem schon gebuchten Hostel. Auch wenn das Hostel mehr oder weniger unseren Vorstellungen eines Hostels entsprach, unteranderem da das Frühstück vielleicht so ab neun bereit stehen sollte, es eher ein privates Haus war in dem der Besitzer ein Zimmer acht Menschen für die Nacht vermietete und bis abends um 4 noch laut Musik gespielt wurde, der Besitzer einen Tag einfach weg fuhr und uns direkt am Anfang versichert wurde, dass wir uns doch wie Zuhause fühlen sollten, konnte man für den Preis nirgends sonst ein Bett, Dusche, Frühstück und freies Wlan finden. Zusammengefasst war das Wochenende einfach nur entspannt, wir spazierten den Strand entlang, trafen uns abends mit Freunden von Toni und kochten zusammen, schlenderten durch die Fußgängerzone und stöberten durch Buchläden, aßen Cupcorns, das ist warmer Mais in Bechern, meistens mit Parmesan zubereitet, jedoch auch beliebig mit anderen Zutaten wie Schokosoße(wir haben es am zweiten Tag probiert, mein Fall ist es nicht, aber mit Parmesan, mhmm, köstlich!) und ließen auch eine nächtliche zum-ersten-Mal-im-schwarzen-Meer-bade-Aktion nicht aus.

Cupcorns mit Parmesan

Cupcorns mit Parmesan

Pippi Langstrumpf und James und der Riesenpfirsich auf bulgarisch

Pippi Langstrumpf und James und der Riesenpfirsich auf bulgarisch

Über den Dächern Burgas zusammen mit Seline, Toni und Hagen

Über den Dächern Burgas zusammen mit Seline, Toni und Hagen

Der Blick über Burgas ohne störende Menschen

Der Blick über Burgas ohne störende Menschen

Unser gemeinsam gekochtes Abendessen

Unser gemeinsam gekochtes Abendessen

Das Schwarze Meer (auf dem Bild relativ blau,aber das sieht nur so aus)

Das Schwarze Meer (auf dem Bild relativ blau,aber das sieht nur so aus)

Der Blick in die Ferne

Der Blick in die Ferne

Dies und die sehr zugige Rückfahrt im Bus nach Plovdiv hatten jedoch leider zu Folge, dass ich Montag erkältet im Bett lag. Dienstag ging es mir zum Glück wieder besser und die Woche verbrachte ich vormittags in der Schule, lernte einige Klassen kennen, machte mir einen Überblick über meine Aufgaben, begann die Pinnwände zu aktualisieren und korrigierte Mappen für die DSD-Prüfung aus der 11. Klasse. Die Nachmittage schaute ich mich weiter in Plovdiv um, entdeckte eine Markthalle, in der große Stände mit frischem Obst und Gemüse, Kräuter und Nüsse angeboten wurden, aß sehr empfehlenswertes Eis bei Afreddo, kochte und schlenderte durch Läden und Parks. Freitagnachmittag wollte ich zu einer Veranstaltung, die in der Erasmusfacebookgruppe angekündigt war, ich hatte mir allerdings nicht allzu genau durchgelesen worum es ging und als ich im großen Hörsaal zwischen vielen Studenten saß und zum Thema „Medicine meets archaeology“ abwechselnd etwas auf englisch und bulgarisch vorgetragen wurde fühlte ich mich etwas fehl am Platz. Zum Glück war das nicht der einzige Programmpunkt und nach einem (nach meinem Empfinden sehr langem Quiz über medizinische Artefakte und ähnliches) kam der kulturelle Teil. Zwei Chorgruppen sangen und drei Gruppen aus Indien, Nepal und Bulgarien tanzten. Danach gab es zum Abschluss ein großes Buffet mit Speisen aus aller Welt bei dem ich endlich drei sehr nette Studenten kennen lernte und einige Gerichte probierte, bei denen ich mich im Nachinein sehr ärgere, dass ich mir weder die Namen noch die Region aus der das Essen typischer weise stammte genauer angeguckt bzw. gemerkt hatte. Am nächsten morgen machte ich mich auch schon wieder auf nach Sofia um mein verlängertes Wochenende dort zu verbringen. Toni und ich quartierten uns wieder bei Seline ein und nutzen ihr Sofa in Sofia voll aus. Der Samstag wurde mit erneutem Picknick im Park, leicht verbranntem Apfelkuchen(trotzdem bis zum letzten Krümmel auf gegessen), Diskussionen über ulkige Wörter(ja, dieses Wort ist normal Seline!) und die richtige Aussprache von Käse und abendlichen Tanzeinlagen in der Küche, bei dem der Mülleimer nicht ganz so glimpflich davon kam, gefüllt.

Apfelkuchen(noch vor dem zu heißen Bräunungsvorgang)

Apfelkuchen(noch vor dem zu heißen Bräunungsvorgang)

Am Sonntag machten wir einen Ausflug auf den Berg Vitosha. Zum Aufstieg musste man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu Ikea fahren (ich fühlte mich fast wie Zuhause) und von da aus noch einen Kilometer quer über eine Wiese zur Gondel laufen.

Wer entdeckt Ikea?

Wer entdeckt Ikea?

Nach einem sonnigen Nachmittag mit ein bisschen wandern (die einen hatten mehr Freude daran als die anderen) und einem Nickerchen auf dem Berg mit anschließendem leichten Sonnenbrand hatten wir den Plan bei Seline auf dem Flachdach ihres Hauses zu grillen.

Der Ausblick vom Vitosha

Der Ausblick vom Vitosha

Wiedermal zeigte sich das der Plan sich weit besser anhörte als die Durchführung. Zwar hatten wir einen Grill, nötiges Zubehör und eine wundervolle Aussicht(überkrass!), doch als wir hungrig den Grill anzünden wollten klappte dies mehr schlecht als recht. Eine Packung Streichhölzer, vier verputzte Kräuterbaguettes und eine Packung Schupfnudeln, eine halbe Packung merkwürdig weichen Grillanzünder und vielen verbrannten Klopapierrollen später begann der Grill endlich zu glühen. Da wir aber alle nicht mehr so viel Hunger hatten und auch der Grill sehr lange brauchte diente er letztendlich nur als glühende Heizung auf dem Dach (und leider auch als unfreiwilliger Duftmaschine mit Raucharoma), auf dem wir noch lange Zeit saßen und uns fragten was wohl am nächsten Abend auf uns zu kommen würde.

Grillen bei Nacht

Grillen bei Nacht

Am Montag waren wir nämlich zum Empfang zum Tag der deutschen Einheit bei der deutschen Botschaft eingeladen. Seline hatte zum Glück noch von den Lehrern an ihrer Schule erfahren, das sich dort alle schick anziehen würden, denn als wir vor dem Eingang eines großen Gebäude mit einer Blaskapelle davor standen waren wir froh doch noch ein Kleid bzw. Rock angezogen zu haben. Die Verantstaltung war geschmückt mit deutschen Flaggen, wurde eröffnet mit der deutschen Nationalhymne und einer Rede und einem „deutschen“ Buffet mit Brezeln, Sauerkraut und Würstchen. Trotz anfänglicher Irritation hatten wir auf dem folgenden Sektempfang zwischen vielen in Anzug gekleideten Herren unseren Spaß. Nach drei Stunden wurde die Veranstaltung jedoch wieder aufgelöst und die vielen großen, teilweise verdunkelten Autos fuhren zurück. Auch ich machte mich am nächsten Nachmittag nach dem Kulturmittlertreffen und Mittagessen zurück auf den Weg nach Plovdiv. Während ich weg war hatte sich auch in der Schule einiges getan, eine der Lehrerinnen, die im Sommer neu angefangen hatte, hat aus heiterem Himmel gekündigt. Dementsprechend chaotisch war meine Rückkehr und mein vorraussichtlicher Terminplan für die nächste Woche, in der ich einige achte und neunte Klassen vertreten soll. Ich bin sehr gespannt wie das wird und werde euch natürlich ausführlich berichten.

Vielen Dank allen, die bis hierhin durchgehalten haben! Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr trotzt dem, wie ich hörte, eher kalten Wetter Deutschlands.

Alles Liebe!

Eure Helli <3