Irgendwo zwischen Asien und Europa – (M)ein Jahr in Georgien

Wann? von Mittwoch, 25.03. auf Donnerstag, 26.03.2015
Mittwoch, ein ganz normaler Schultag. Würde sich nicht im Gang vor der dritten Klasse ein seltsamer Berg türmen. Wie immer hängen an der Garderobe die Jacken. Doch darunter liegen Schlafsäcke, Isomatten und Taschen aus denen Schlafanzüge, Bücher und Zahnbürsten heraus luken. Man fragt sich, was das in der Schule zu suchen hat. Das wird man am Ende des Schultages erfahren. Um kurz nach sechs Uhr sind wie immer alle Kinder abgeholt – nein, nicht alle, noch neun Kinder hüpfen aufgeregt durchs Schulgebäude. Doch worauf warten sie so gespannt? AUF IHRE LESENACHT!

Nach ausgiebiger Planung die letzten Tage, konnte die Lesenacht gestern stattfinden. Anika war so freundlich, das Kochen zu übernehmen und stand für unser sehr leckeres Abendessen eine Dreiviertelstunde in der Schulküche. Währenddessen waren Tobias und ich mit den aufgeregten Drittklässlern oben und haben ihnen den geplanten Ablauf der Lesenacht vorgestellt. Mit knurrenden Mägen und vor lauter Vorfreude und Begeisterung ganz aufgedreht flitzen die Kids um sieben runter zum Essen. Es gab Nudeln mit einer leckeren Tomaten-Gemüse-Soße, die in Windeseile aufgefuttert waren. Dann war Zeit für Lesespiele wie z.B. mit einem Partner abwechselnd vorlesen oder die Lesekarteien aus dem Deutschunterricht. Tobias hat derweil den „Medienraum“, auch das rote Zimmer oder Kinoraum genannt, für den Film vorbereitet: Beamer und Computer hochgefahren, Film eingelegt und die Heizung angeschaltet. Dann gab‘s die erste Hälfte des schwarz-weiß-Film-Klassikers „Emil und die Detektive“ zu sehen. Warum nur die erste Hälfte? Weil Anika mitten drin aufgeregt erzählte, ihr Portemonnaie mit 400 Lari und etwas Kleingeld fehle. So viel Geld! Da musste der Film natürlich warten. Das Portemonnaie wiederzufinden, war erstmal wichtiger. Aber alles Suchen half nichts. Nirgends lag das Portemonnaie herum, es war nicht aufzufinden. Anika überlegte. Vielleicht hatte sie es ja gar nicht verloren, sondern es wurde ihr geklaut! Nur Tobias und ich hätten von dem vielen Geld, das sie bei sich hatte, gewusst. Und wir seien doch beide nur teilweise beim Film dabei gewesen. Vielleicht hätten wir es genau in der Zeit gestohlen, mutmaßte sie. Und da begann das große Rätselraten. Ein kurzer einleitender Brief erklärte, wie man vorzugehen habe. Daraufhin fanden sich nach und nach an den verstecktesten Orten im ganzen Schulgebäude Briefumschläge mit Quizfragen und Aufgaben, die es zu lösen galt. Die Detektive der dritten Klasse waren hellauf begeistert und knobelten sich durch alle neun Stationen wie echte Profis! Fragen zum Buch konnten sie problemlos beantworten, auch die Aufgaben zu den Namen der Detektiven (nämlich ihren eigenen) lösten sie blitzflott und die besondere Herausforderung, etwas pantomimisch darzustellen, wurde kreativ und schnell umgesetzt! Schließlich fanden sie Fußspuren, die sie zum Versteck des Geldes brachten. Stolz konnten sie Anika ihr Portemonnaie samt Geld wiedergeben! Alles war noch drin. Das Kleingeld durften die fleißigen Detektive als Belohnung essen, es war zur Freude aller aus Schokolade! Doch es stand immer noch die Frage im Raum, wer nun das Geld gestohlen hatte. Zu meinem Unglück wurde ich schnell anhand der Fußspuren als Dieb entlarvt. ;) Beim Zähneputzen, Betten aufbauen und umziehen kam langsam wieder etwas Ruhe in die Gruppe. Am Ende konnten wir den Film doch noch zu Ende schauen. Als alle in ihren Betten lagen, hat Anika noch etwas aus dem „Sams“ vorgelesen. Dann war Schlafenszeit angesagt. Doch bis auch das letzte Kind eingeschlafen war, sollte es noch dauern. Am Donnerstagmorgen begannen sich die ersten schon ab sieben Uhr zu räkeln, dann wurde es zunehmend lauter bis schließlich pünktlich um halb acht alle wach waren. Barbara (Mutter eines Kindes) hatte uns leckere Brötchen gesponsert, dazu gab es Honig und Marmelade. Während wir noch am Frühstücken waren, kam schon unser eifriger Hausmeister Axel und die ersten Schulkinder trudelten ein. Nachmittags habe ich als Abschluss dann noch Lesekönige mit einer kleinen süßen Überraschung „gekrönt“. Trotz teils wenig Schlaf haben die Kids den Schultag gut überstanden. Es war eine sehr gelungene Lesenacht, die den neun Kindern der dritten Klasse strahlende Gesichter bereitet hat. :)

    
Vorbereitungen für das Detektivspiel                           der Ablauf

   
Vorfreude :)                                            gemeinsames Abendessen

 
der Haufen unter der Garderobe…                           spannende Bücher

 
zwei Leseratten :)

  
nächtliches Rätselraten

   
meine verräterischen Spuren                  viel gute Laune :)