Jetzt hab ich so lang nichts mehr geschrieben, dass ich kaum eine Chance sehe, das alles aufzuholen. Es ist so unglaublich viel passiert – scheinbare Kleinigkeiten, Situationen in der Schule oder auf der Straße genauso wie Wochenendsausflüge oder das einwöchige Zwischenseminar… oder die Dummheit, dass ich jetzt nicht nur den Verlust meines Portemonnaies und meines Handys zu beklagen habe, sondern auch noch meiner Kamera, die ich irgendwo verloren habe, womit nun leider auch ziemlich viele Bilder futsch sind…
Deshalb lass ich den November jetzt einfach mal unter den Tisch fallen und widme mich einer der schönsten Zeiten im Jahr: der Weihnachtszeit! So etwas wie die Adventszeit gibt es hier in Georgien nicht wirklich. Adventskränze und –kalender, Lichterketten und das typisch deutsche Plätzchenbacken kennt man hier nicht. Das hat uns sechs Georgien-Freiwillige aber nicht davon abgehalten, ein bisschen deutsche Weihnachtstradition hierher zu bringen: Wir haben uns z.B. selbst einen Adventskalender organisiert, bei dem jeder für jeden anderen ein paar „Türchen“ gefüllt hat, sodass am Ende alle 24 kleine Aufmerksamkeiten hatten. Das war super schön! Man hat sich jeden Morgen gefreut, ein kleines Geschenk auszupacken! Dann haben wir zusammen Plätzchen gebacken und mit hier aufgetriebenen Dekoartikeln ausgiebigst verziert :) Außerdem haben wir uns einen mini Adventskranz (eher ein Adventsnest) für unsere WG gebastelt und vier Teelichter reingesetzt.


Aber die Adventszeit hat auch Einzug in unsere Einsatzstellen erhalten. Bei mir in der Schule haben wir beispielsweise Papiersterne gebastelt und damit die Klassenräume verziert, wo die Kinder mit Feuereifer dabei waren! Dann kam der Nikolaus am 5. Dezember (der 6. war ein Samstag) zu uns und hat jede Klasse kurz besucht, die Kinder gelobt oder getadelt (hauptsächlich ersteres ;) und im Anschluss kleine Schokonikoläuse verteilt. Mit dem gesamten Kollegium hatten wir eine großartige Weihnachtsfeier, es wurde viel gegessen, getrunken, gelacht und getanzt! In der letzten Woche haben wir mit zwei Klassen eine riesige Plätzchenbackaktion gestartet! Alles drehte sich ums Plätzchenbacken! Zuerst musste die 4. Klasse die Mengen ausrechnen, die man für das 20-fache Rezept bräuchte. Dann wurde eingekauft, der Teig gemischt, geknetet, ausgerollt, eifrig über eine Stunde lang ausgestochen und zuletzt haben eine der Lehrerinnen und ich zwei Stunden lang ein Backblech nach dem anderen in den Ofen rein und wieder raus befördert (dabei musste sich natürlich einer verbrennen – in diesem Fall war ich die Unglückliche). Aber das Ergebnis war überragend! 552 Plätzchen hatten wir am Ende! Nein, wir haben sie nicht gezählt :D Wir haben für die ganze Schule kleine Tütchen befüllt, insgesamt 69 Tütchen mit je acht Plätzchen. Daher wissen wir wie viele es gewesen sein müssen. Die Freude der Kinder war riesig, als wir die Tütchen am letzten Schultag (19.12.) nach der kleinen Weihnachtsfeier verteilt haben. Die Musiklehrerin hatte Weihnachtslieder mit den Kindern eingeübt, es wurden Hausaufgabenprofis geehrt, vier 5.-Klässler haben das Gedicht, das ich mit ihnen eingeübt hatte, vorgetragen und es gab noch eine kleine Tanzvorführung von drei Mädels. Dann waren Ferien. Allerdings nur für die DEUTSCHE Schule. Hmm… Glück gehabt.




Ungefähr ab dem 10. Dezember begannen hier in Tbilsi aber auch die Weihnachtsvorbereitungen. Die großen Hauptstraßen wurden mit unzähligen Lichterketten, Lichtengeln, Palmwedeln (???) und überdimensionierten abstrahierten Kronleuchtern geschmückt, in die Läden wanderte eine unglaubliche Auswahl an Plastiktannenbäumen, deutsche Leckereien wie Lebkuchen und Dominosteine fanden ihren Weg in die Regale der großen Supermärkte (Spekulatius leider nicht) und überall laufen seitdem die altbekannten englischen Weihnachtslieder. Bei Nacht ist die Innenstadt nun ein einziges Lichtermeer. Noch schöner sähe das vermutlich aus, wenn Schnee läge, aber davon müssen wir bislang noch träumen. Ende November war es eine Woche schon mal so richtig kalt, aber seitdem sind hier zwischen 5 und 12 Grad und die Sonne scheint. Auch nicht schlecht, fühlt sich nur nicht so richtig nach Winter an.
In den Läden gab es die letzten Wochen überall Sonderangebote, bevor es nach Neujahr vor dem georgischen Weihnachtsfest so richtig teuer werden wird. Und inzwischen sieht man an den Metrostationen sogar echte Tannenbäume zum Verkauf stehen.




Wir jedenfalls haben in unserer WG einen 1,20m hohen Kunsttannenbaum stehen, den Fiona und ich am 24. mit allerlei Selbstgebasteltem, Plätzchen und ein paar gekauften Dingen geschmückt haben. Fiona hat am 22. ihre beiden Geschwister in Empfang genommen, die für Weihnachten und Silvester hier bei uns zu Besuch sind. Am 24. haben wir vier zusammen mit unserem Mitbewohner ausgiebig und super lecker gefrühstückt. Später haben wir einen Großeinkauf gemacht und dann hier zusammen gekocht, typisch deutsch: als Vorspeise hatten wir eine Kürbissuppe, dann gab‘s einen leckeren Braten (allerdings eher untypisch: Huhn) mit Rotkohl und Kartoffelklößen und dazu einen Salat. Den Nachtisch haben wir uns gespart, denn während der Bescherung – die wie immer sehr lange währte – standen noch Tschurtschchela (eine georgische Spezialität, Nuss in mit Mehl eingedicktem Traubensaft), Plätzchen und Schokolade auf dem Tisch. Die übliche Weihnachtsfülle hatte sich also schon sehr bald eingestellt :D Unser bunter Mix aus unseren eigenen verschiedenen deutschen Weihnachtstraditionen und der georgischen Umgebung hat den Heiligen Abend ganz neu geprägt. Es war sehr schön.




Euch allen nachträglich noch FROHE WEIHNACHTEN und EIN FROHES UND GESUNDES JAHR 2015 !





Klingt super :)
Danke :) <3