Von Tbilisi sind es gute 300km, für die wir jedoch sechs Stunden gebraucht haben – zu sechst in einem Opel Astra mit Gepäck im Kofferraum und auf dem Dach. Am Samstagmorgen (11.10.14) ging es in aller Frühe um halb sechs Uhr los. Wir – d.h. meine Gastfamilie bestehend aus meinen Gasteltern, deren 20-jähriger Tochter Tamta und deren 15-jährigem Sohn – haben erst noch einen Onkel abgeholt und sind dann gen Westen aus der Stadt gefahren mit der aufgehenden Sonne im Rücken. Es ging ins obere Radscha, in das Dörfchen Kwaschchieti, wo die Großeltern väterlicherseits leben. Die Strecke bis Borjomi kannte ich schon, nur war dieses Mal viel klarere Luft, sodass man zur Rechten die Ausläufe des Großen Kaukasus gut sehen konnte. Dann mussten wir uns rechts, d.h. nördlich, halten und sind kurz vor Kutaisi in die Berge abgebogen. Dort haben wir bereits das zweite Mal getankt, denn der Tank des Autos ist irgendwie nur so klein, dass da nicht genug für eine so lange Fahrt rein passt. Zum Glück gibt es in Georgien viele Tankstellen. Die folgenden ca. 120km waren wieder einmal sich die Berge hochwindende Bergstraßen, nur war ihr Erscheinungsbild dieses Mal angenehmerweise nicht durch Schlaglöcher geprägt. Doch so voll beladen wie das Auto war – meine Gastschwester lag übrigens hinten quer über unseren Schößen – haben wir recht lange für die Strecke gebraucht. Am Tkibuli See haben wir einen ersten Halt gemacht und was gefrühstückt. Meine Gastschwester zeigte dann auf eine Felswand in der Ferne und meinte, da müssen wir rüber. Ich hab erst gedacht, das wär ein Scherz, aber eine halbe Stunde später hatten wir diese tatsächlich passiert und haben auf ein weites Plateau geblickt, in das sich ein weiterer See einbettete und wo sich in der Ferne schneebedeckte Gipfel emporreckten. Der See und die Kulisse waren viel zu schön, um einfach vorbeizufahren und so haben wir auch dort kurz gehalten. Himmelblaues Wasser, ein hellbrauner Ufersaum, vom Herbst gelb-rot überzogene Hügel, im Hintergrund eine weiß bestäubte gezackte Bergkette und über all dem unendliches Blau. Die Straße führte uns noch eine Weile weiter durch diese atemberaubend schöne Landschaft bergauf. Unterwegs haben wir die Kirche in Nikorzminda angeschaut und etwas später auch die zwischen den Hügeln an einem Fluss liegende Kirche Barakonis. Beide sehr schön.
Schließlich mussten wir die gute Straße verlassen und haben das Auto die letzten 3km einen holprigen Weg hoch gequält. Dann lag vor uns ein schmiedeeisernes Tor und dahinter war ein großer „Garten“. Walnuss-, Apfel-, Birnbäume und zu meiner großen Überraschung und Freude Quittenbäume! Und mitten drin stand ein kleines Häuschen mit einer Veranda á la Astrid Lindgren! Die Oma selbst war Astrid Lindgren – oder zumindest so ähnlich wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Wir wurden super herzlich empfangen und es gab direkt selbstgebackenes Lobiani und Chatchapuri! Tamta und ich haben uns danach erst mal hingelegt, gelesen und geschlafen. Der Abend war dann sehr typisch georgisch: es gab allerlei leckeres Essen, z.B. Aubergine mit Walnusssauce, Hühnchen, Maisbrei, georgischen Käse, wieder Lobiani und Chatchapuri, die Männer haben geräumige Mengen Rotwein getrunken und Trinksprüche ausgetauscht, während die Frauen herum geflitzt sind und sie versorgt haben. Die traditionellen Rollenbilder sind hier noch sehr fest in den Köpfen – die Frau für Herd und Kinder, der Mann zum Geldverdienen.
Die nächsten Tage waren super entspannend. Ich hab viel gelesen – in einer Hängematte unter einem der Apfelbäume -, mir von Tamta ein bisschen die Gegend zeigen lassen, die besonders durch den Herbst malerischen Berge und das „Dorf“, das eher eine verstreute Ansammlung von ein paar Hütten in einem Tal ist. Abends hab ich mitgeholfen frische dicke Bohnen aus ihren Schoten zu pulen. Denn auch die wachsen dort oben und die Großeltern hatten zwei Säcke, die gepult werden mussten. So saßen wir teilweise zu zweit oder dritt über die riesige Schüssel gebeugt und haben mechanisch Schote um Schote aufgedrückt. Das Geräusch der platzenden Schoten und das der in die Schale fallenden Bohnen zusammen mit der sich immer wiederholenden Bewegung der Hände hat etwas ungeheuer Meditatives. Und das Ergebnis sah schon ziemlich klasse aus.
Die Großeltern haben sich riesig gefreut, dass ich mitgeholfen habe und hatten genau wie die anderen Georgier ihren Spaß daran, zu sehen, wie ich mich an ein paar Worten Georgisch versucht habe. Teilweise wurde ich in Folge eines georgischen Satzes meinerseits mit einem Schwall Georgisch „belohnt“ und danach fragend angesehen, wo denn jetzt meine Antwort bliebe, wo ich dann nur bedauernd mit Händen und Füßen zu verstehen geben konnte, dass ich kaum etwas verstanden hatte. Aber es war wirklich sehr lustig. Nachdem wir am Montag noch Äpfel und Quitten gepflückt, d.h. am Baum gerüttelt und dann vom Boden aufgesammelt, hatten, wurde das Autodach mit Säcken voll Äpfeln etc. beladen und der Kofferraum mit unserem Gepäck und Kürbissen voll gestopft. Wer der Ansicht gewesen war, das Auto sei auf dem Hinweg bereits randvoll gewesen, durfte seine Meinung nun staunend revidieren. Dementsprechend lange hat aber auch der Rückweg wieder gedauert, obwohl wir uns ja nur bergab wälzen mussten.
Radscha, genauer gesagt Kwaschchieti, wie es da eingebettet in die Berglandschaft so verschlafen liegt, ist ein Paradies! Das Leben tickt dort oben noch so vollkommen anders! Es waren vier super erholsame, wunderbare Tage!
Liebe Grüße hinaus in alle Welt!


























Hi fenni, jetzt hänge ich mich mal mit in deinen block, hoffentlich kommt die Schreiberei auch an. Du weisst ja, die älteren Ladys haben manchmal etwas Schwierigkeiten mit technik und was weiss ich noch aslles.
Eine wunderschöne Tour hast du gemacht. Es ist wunderbar fremdes Land und die Leute dort kennenzulernen. geniesse jeden Tag in der Fremde. Aber ganz so fremd ist das ja alles nicht mehr für Dich. Pass gut auf dich auf, ich denke an Dich.
Herzlichst deine Marlen
Hallihallo Marlen,
die Schreiberei kommt an :) und ich freu mich riesig, was von dir zu hören!
Ja, die Tour war wunderbar! Das Land ist generell klasse und sehr vielseitig!
Ich versuch gut auf mich aufzupassen,
ganz viele liebe Grüße,
Fenja
Hi Fenna,
tolle Bilder und schöne Geschichten. Am besten hat mir gefallen, dass ihr ständig um die Männer herumflitzt – da freue ich mich nun noch mehr, wenn du wieder zurück bist ;-)
JCJ haben jetzt Urlaub, 10 Tage London, schön, aber nicht annähernd so spanend wie bei dir!
GlG,
Jens
Hi Jensi :)
heee, freu dich da mal nicht zu früh :P
Freu mich, was von euch zu hören. Genießt euren Urlaub! London ist super schön und bestimmt auch spannend!
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