Eignungstest ;-)

Ein typisches georgisches Restaurant. Laute Musik, teilweise live. Tanzende, essende und trinkende Menschen jeden Alters. Platzeinweiser, die wie Bodyguards aussehen, livrierte Kellner, die die Gänge bevölkern und Geburtstagstorten balancieren. Dazwischen drei Deutsche. Der Prüfungsvorsitzende und seine Kollegin. Eine ahnungslose junge Freiwillige wird auf ihre Tauglichkeit getestet.

Man lässt sich einen Tisch zuweisen, setzt sich und weist ihr den Platz mit Blick auf Tanzfläche und „Bühne“ zu. Die laute Musik nimmt einem das Problem, kein Gesprächsthema zu haben. Wie in Georgien üblich werden verschiedene kleinere Gerichte bestellt, die man sich dann teilt. Kurze Zeit später bringt einer der livrierten Kellner eine Karaffe Wein, aus der auch sogleich ausgeschenkt wird. Leere Gläser? So etwas kennt man in Georgien nicht. Alsbald bringt der Tamada (~Tischleiter, in diesem Fall der Prüfungsvorsitzende) den ersten Trinkspruch aus. „Auf …“, daraufhin trinkt jeder sein Glas (ganz!) aus. Die junge Freiwillige spürt die kühle, herb-saure, erstaunlich gelbe Flüssigkeit ihren Hals hinunterlaufen. Ob das jetzt wohl den ganzen Abend so weitergeht?
Das Essen wird nach und nach gebracht. Man nimmt sich. Die junge Freiwillige – mit den Sitten noch nicht vertraut – beobachtet ihre Prüfer und tut es ihnen gleich. Als nächste Herausforderung stellen sich die Chinkali (runde Teigtaschen mit einer Füllung) heraus, die gegessen werden müssen, ohne dass sie tropfen. Unter Beobachtung der beiden Prüfer versucht sich die junge Freiwillige daran. Mit mittelmäßigem Erfolg. Das übrige Essen ist genauso lecker, aber leichter zu essen, sodass sich die junge Freiwillige eine Basis für den noch zu erwartenden Alkoholkonsum schaffen kann.
Währenddessen wird sie trotz der Musik mit Fragen über ihr Abi, ihre Hobbies, Stärken und Schwächen, etc. gelöchert. Und parallel wird sie darauf getestet, wie viel sie verträgt. Nach vier Gläsern Wein, einem Eindruck georgischer Musik und Tänze, die sie im Übrigen fasziniert und begeistert haben, und gutem Essen im Magen, verlässt man das Restaurant und wechselt in eine, in einem Hinterhof versteckte Bar, die mit wenig Mitteln sehr stilvoll eingerichtet ist. Dort lässt man den Abend in Gesellschaft internationalen Publikums ausklingen. Ohne das Ergebnis des „Eignungstests“ erfahren zu haben, trennt man sich und die junge Freiwillige schleppt sich unter geringen Koordinationsschwierigkeiten mit der Prüfungskollegin nach Hause (alles gut!).

So ging ihr zweiter georgischer Abend zu Ende. Den von den Prüfern erwünschten Kulturschock hat die junge Freiwillige übrigens gut überstanden.

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House of Chinkali – das Restaurant
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die DIVE-BAR