Vor etwa zweieinhalb Wochen, am 18. November, ging es für mich in Richtung Rumänien, denn in Sibiu sollte dieses Jahr unser Zwischenseminar für alle Freiwilligen in Bulgarien und Rumänien, die im September diesen Jahres ausgereist waren, ab 23. November stattfinden.
Ich wollte das Seminar auch als Gelegenheit nutzen, um einmal zu sehen, wie unsere Erntehelfer in Csikrakos leben und um nach Bukarest zu kommen. So überlegte ich mir einen ..joa.. Masterplan. Allerdings kann man hier nicht wirklich viel planen und organisieren, denn direkte Bus oder Zugverbindungen von Plovdiv aus gibt es nicht. Also bestand der „Masterplan“ eher darin, von einer Busstation zur anderen Richtung Bukarest zu fahren, denn von dort aus kommt man sicher weiter. Irgendwie.
Ich schnappte nach dem Unterricht also meine Sachen, die ich für 10 Tage Rumänien brauchte und machte mich auf den Weg zum Busbahnhof Plovdiv, um ein Ticket nach Sofia zu kaufen, in der Hoffnung, dass es in Sofia noch Tickets für den Bus nach Bukarest gab.
Jedoch wurde aus dem Ticketkauf erstmal nichts, denn irgendein Spaßvogel hat wohl dafür gesorgt, dass es eine Bombendrohung am Busbahnhof Plovdiv gab (ja, sowas kommt außerordentlich gut direkt nach den Anschlägen in Paris). Die meisten Busse fuhren leer ab, der Bus nach Sofia war auch nicht wirklich voll.. aber er fuhr und ich konnte (nach einer Gepäckkontrolle) mitfahren. Den anderen Mitreisenden im Bus schien es allerdings wie mir nicht wirklich wohl zu sein und die 2 Stunden Fahrt wurden immer länger. Als dann der Bus auch noch anfing komisch zu riechen (was eigentlich sonst nicht ungewöhnlich ist.. ) wurde das aufgeregte Bulgarischgewirr noch wirrer. Glücklicherweise verstehe ich immer noch nichts, sodass mich das nicht noch nervöser machen konnte.
Am frühen Abend erreichte ich dann endlich Sofia und hoffte, dass ich auch noch früh genug für ein Ticket nach Bukarest da war. Und tatsächlich! Ganz problemlos kaufte ich mein Ticket nach Bukarest, war jetzt allerdings so früh dran, dass ich 5 Stunden auf den Bus, der um 00:30 ging, warten musste. Allerdings ging das nicht nur mir so, denn ein junger Mann, Andrew aus den Vereinigten Staaten, wartete auf den selben Bus, allerdings schon 2 Stunden länger.
Zufälligerweise saßen wir dann auch die ganze 8 stündige Busfahrt nebeneinander (Zufälligerweise? Man bekommt Platznummern im Bus und man erntet keine Sympathiepunkte, wenn man sich einfach woanders hinsetzt) und schauten fast die ganze Fahrt lang zusammen Filme auf seinem Laptop.
Als wir am nächsten Morgen gegen 8 Uhr endlich den Busbahnhof Bukarest erreichten, der laut des Taxifahrers aussieht wie „kommunistischer Bullshit“, beschlossen Andrew und ich auch den Tag zusammen zu bleiben, bis jeder in seiner Unterkunft aufkreuzen konnte. Andrew war schon mehrmals in Bukarest und konnte mir alles zeigen, was echt super war!
Am Nachmittag trennten sich dann unsere Wege und ich machte mich auf den Weg, mein Hostel zu suchen. Das dauerte allerdings länger als gedacht, denn eine Karte von Bukarest hatte ich nicht, hätte auch nichts genützt, denn ich habe mir dummerweise die Adresse des Hostels nicht aufgeschrieben und mein Handy hatte mal wieder keinen Akku mehr, deshalb existieren auch nur etwa 5 Fotos von Bukarest (soviel zu meinem Masterplan). Ich fragte sämtliche Leute nach dem „Umbrella Hostel“, aber das war den Meisten kein Begriff. Andere schauten mich verwirrt an und fragten, ob ich kein Handy besitze und nachschauen könnte (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Hilfe). Nein, versucht zu helfen haben wirklich alle und ich habe dann irgendwann auch (so etwa 3 Stunden später, immerhin habe ich so die ganze Stadt zickzack durchquert) die Unterkunft finden können. Ich stellte meine Sachen im 8er Zimmer ab und ging wieder in die Stadt, denn ich wollte eigentlich Bukarest bei Nacht sehen..eigentlich.
Ich wurde etwas überrumpelt von einem Rumänen, Christian, der mich auf rumänisch vollquatschte, bis er bemerkte, dass ich nichts verstehe. Dann fing er nochmal auf englisch an: „Ich hab dich hier noch nie gesehen (achnee, wie kann das denn sein?!), lass und was trinken gehen.“ Und so weiter, das restliche Geschleime erspare ich euch. Also ging es in eine Bar, denn ich wurde ihn einfach nicht los. Nach einem Getränk ging ich dann auch wieder (schnell und unauffällig) zurück ins Hostel. Dort traf ich dann auf meine Zimmergenossen für die eine Nacht: der Deutsche, der alle Deutschen hasst und das auch lautstark allen in der Unterkunft mitteilte.. Na prima. „ Hey, woher kommst du? öh.. Schweiz!“ Er hat das trotzdem verstanden, dass ich aus Deutschland komme und ich hatte die Ehre ewige endlose Diskussionen über „Die Deutschen“ zu führen. Klasse. Immerhin habe ich trotzdem ein Kompliment von ihm bekommen: „Du bist gar nicht so scheiße, wie die Anderen aus Deutschland. Du bist echt lieb.“ Oh. So ein schmeichelhaftes Kompliment bekommt man selten. Und der zweite Zimmergenosse, denn wir waren tatsächlich nur zu dritt in unserem Zimmer: Lee aus Manchester, der seit 7 Monaten auf Europareise ist. Wir gingen dann kurz später alle zusammen was trinken (mal wieder). Es war wirklich lustig und ich habe von Lee sehr viele neue Ideen bekommen, was ich nach dem halben Jahr in Bulgarien machen könnte: einfach reisen ohne Plan.. bzw. mit Masterplan, so wie immer.
Zurück im Hostel erzählte der „Deutschhasser“ von seiner Leidenschaft für Horrorfilme (wohl das Einzige was wir gemeinsam haben). Er war ganz aus dem Häuschen, dass ich diese Art von Filmen auch liebe. So wollte er mir unbedingt einen sehr gruseligen Horrorfilm zeigen, dessen Name ich schon wieder vergessen habe – so gut war er. Also setzten wir 3 uns auf mein Bett und schauten den Film auf seinem Mini-Handy. Er war weder gruselig, noch spannend, der Einzige, der gekreischt hat wie ein Mädchen, war…der Spinner. Lee und ich schliefen schon nach einer halben Stunde oder so, was am nächsten Morgen erstmal meinen persönlichen Horrorfilm verursachte, als ich neben dem bärtigen Engländer aufwachte, der es offensichtlich nicht mehr in sein Bett schaffte (nein, nicht so, wie jetzt einige denken. Alles ganz harmlos).
Das war dann also die zweite Nacht, in der ich wunderbar schlafen konnte, nicht. War aber auch egal, ich hatte noch eine 5 stündige Zugfahrt von Bukarest nach Miercurea Ciuc vor mir, während der ich schlafen wollte, mich dann aber wieder mit sämtlichen Leuten verquatschte.
Am Bahnhof angekommen, holte mich unser Erntehelfer Bela ab. Er zeigte mir sein Dorf, Csikrakos, ich half beim Kühe melken und Schweine füttern und genoss es sehr, mal wieder auf dem Land zu sein (Laaandei). Abends hat dann Belas Frau, Piroska, für mich gekocht. Frisches Huhn und Hase, sowie ein Teller voller.. Innereien. Es wäre so unhöflich gewesen nichts von alledem zu essen, obwohl ich wirklich am liebsten schreiend rausgerannt wäre und mich im Kuhstall versteckt hätte. Aber da musste ich durch. „ Schmeckts?“ „jaja. Klar“ (Versuchte dabei nicht auf den Teller zu brechen). Zack, lag die zweite Ladung auf meinem Teller. Ich war aber sooooo satt (höhö), dass ich glücklicherweise nichts mehr essen musste, so lieb es auch gemeint war. Abends kam dann noch ein Freund von meinem Papa, einer aus meiner Heimat, zu Bela. Viel mit ihm reden konnte ich nicht, da sich spätestens jetzt mein Schlafmangel bemerkbar machte.
Also fuhr ich mit Belas Sohn und dessen Frau zu ihnen nach Hause, denn dort schlief ich die 2 Nächte, da hier mehr Platz war.
Ich war am nächsten morgen früh wach, denn es war ein Ausflug mit Belas ganzer Familie geplant. Belas Sohn empfing mich in der Küche mit den Worten „Guten Morgen. Kannst du uns bitte helfen den Hund zu essen?“ … Nach der Innereien-Begegnung vom Vortag wusste ich jetzt nicht genau, was ich davon halten sollte und blickte ihn wohl etwas verstört an. „Nee, den Hund essen will ich wirklich nicht. Tut mir Leid.“ Ich war wirklich sehr erleichtert, dass er nur meinte, ob ich helfen kann den Hund zu füttern. Na das ist natürlich was anderes. Mich erwartete ein wuscheliger Welpe. Einfach zuckersüß!
Im Laufe des Tages machten wir dann, wie eben schon erwähnt, einen Ausflug. Wir fuhren zuerst zum Lacu Rosu, dem Mördersee, der durch eine Talverschließung entstand. Der Legende nach sind dabei ein Schäfer und seine Schafe gestorben, daher der Name. Aus dem See schauen noch die Baumspitzen heraus.
Dann fuhren wir weiter zur Schlucht Békás szoros und zum Stausee, der die Elektrizität im Umkreis liefert (oder so.. hat wohl nicht so funktioniert, denn Strom gab es in den Tagen, in denen ich zu Besuch war nur ganz kurz, aber Kerzenromantik hat ja auch was). Ich lass hier einfach mal die Bilder für sich sprechen.
An meinem letzten Tag in Csikrakos bestand Bela darauf mich mit in die Kirche zu nehmen, sollte ungefähr 40 Minuten dauern.. ja blöd, da war grad irgendein rumänischer oder ungarischer oder was-auch-immer-Feiertag und der Gottesdienst ging fast 2 Stunden. Im Anschluss gingen wir alle Erntehelfer besuchen, was sehr interessant war und mich natürlich gefreut hat, alle wieder zu sehen.
Um 3 Uhr nachts ging dann auch schon mein Zug nach Sibiu zum Seminar, wo ich bereits um 9 Uhr eintraf und noch genug Zeit hatte die wunderschöne Stadt anzuschauen, da das Seminar erst um 13:30 begann.
Es folgten 5 spannende Seminartage mit vielen lieben Menschen, in denen wir Themen wie Kritisches Weißsein, Alltagsrassismus, Gadje Rassismus, Flucht und Asyl und Korruption behandelten. Die Abende gestalteten wir unterschiedlich: wir waren zusammen im Kino, im Theater, auf dem Weihnachtsmarkt (der ist echt richtig schön) und in Bars.
Nach Seminarende am Freitag fuhren fast alle Freiwilligen mit dem Zug nach Brasov. Der Bummelzug brauchte allerdings 5 Stunden für 140km und war restlos überfüllt, sodass wir die erste Stunde mit unserem dicken Gepäck standen. Endlich angekommen wollten wir uns 4 Taxen zu unserer Unterkunft nehmen, die versuchten allerdings uns abzuzocken und so zogen wir eine Straße weiter und riefen von dort aus ein Taxi, das 1/6 des vorherigen Preises kostete (jaja, die deutschen Sparfüchse).
Abends gingen wir zusammen etwas trinken (was auch sonst) und ließen den Tag ausklingen. Am nächsten Morgen starteten wir mit einer Stadtführung. Die Stadt ist bisher eine der Schönsten in der ich während meines FSJs war. Was vielleicht auch an der Jahreszeit liegt: auf den umliegenden bewaldeten Hügeln lag Schnee und der Nebel bewegte sich langsam über die Baumspitzen.
Im Anschluss gingen Cosima, Nora (Freiwillige in Rumänien) und ich zu Schloss Bran, auch bekannt als Schloss Dracula. Das war wirklich toll. Das düstere Schloss, umgeben von Nebel und vielen Marktständen.
Hastig gingen wir, als wir alles gesehen hatten, zurück zum Hostel, holten unsere Sachen und fuhren mit dem Zug zurück nach Bukarest (Cosima, Lydia, Serra, Lisanne und ich), denn von dort aus wollten wir nach Ruse, einer Stadt in Bulgarien an der Donau, die auch „kleines Wien“ genannt wird. Alles klappte wunderbar. Wir erreichten rechtzeitig einen Bus von Bukarest nach Ruse und waren sehr froh, denn Lydia und Lisanne hatten ein Zimmer in Ruse gebucht. Allerdings nur für 4 Personen, wir waren aber 5.. Als wir dort ankamen war es schon nach 22Uhr und die Hosteldame hatte glaube ich schon gar nicht mehr mit uns gerechnet. Dass wir eine Person mehr waren störte sie nicht. Sie organisierte kurzer Hand ein Klappbett und stellte es in unser Zimmer. Glück gehabt, denn alle anderen Hostels waren ausgebucht, das haben wir auf der Zugfahrt schon geschaut. Um das Ritual der letzten Tage fortzuführen gingen wir noch etwas trinken.
Morgens erkundigten wir in Ruhe die Stadt, gingen an die Donau und im Laufe des Nachmittags fuhren wir alle wieder in verschiedene Richtungen in unsere „Heimatstadt“ in Bulgarien.
Mit dem Bus fuhr ich 7 Stunden über Sofia nach Plovdiv, wobei während der 5stündigen Fahrt nach Sofia ein seltsamer Opa neben mir saß. Er betatschte meine Haare und machte sich so fett, dass ich nur noch mit einer Pobacke auf dem Sitz saß. Umsetzten war leider nicht möglich, denn der Bus war komplett voll. Na super. Dann irgendwann zeigte er mir noch den Inhalt seines kleinen Koffers: 3 Plastikspinnen. Oh wunderbar. Der wurde mir immer sympathischer, dass ich kaum etwas verstand schien ihn auch nicht zu stören, er plapperte einfach munter vor sich hin bis ich irgendwann einfach ganz unhöflich anfing Musik zu hören (auch da hat er noch weiter geredet, aber das war mir dann auch egal). Ich war auf jeden Fall sehr froh, als ich in Sofia in einen anderen Bus umstieg und dann 2 Stunden später endlich zu Hause war.
Aber diese 10 Tage Rumänien waren wirklich sehr, sehr toll!
Ach ja, es gibt übrigens auch hier in Plovdiv einen Weihnachtsmark.. so ungefähr 10 Stände .. aber sehr gemütlich. Und die ganze Stadt leuchtet weihnachtlich. Nur Schnee, wie es ihn in Rumänien gab, gibt es hier nicht, ist auch im Moment nicht in Sichtweite..
Oh und an meiner Schule sind gerade die DSD-Prüfungen. Die schriftliche war am Dienstag, die mündlichen Prüfungen sind kommende Woche. . Die armen Schüler sind sehr nervös.
Ich bin für das Etikettieren der Prüfungen, das Schreddern, Schokolade verteilen, Mappen sortieren und austeilen und so weiter verantwortlich.
BILD PLOVDIV
Bis ganz bald
Eure Elisa <3




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