Oder wie man in Deutschland so schön sagt: „Altweibersommer“. Eine Periode warmen Wetters zwischen Oktober und November erwärmt derzeit Plovdiv und Umgebung und es ist unglaublich schön, ohne Jacke oder sogar nur im T-Shirt durch die herbstliche Stadt zu laufen.
So haben auch andere Freiwillige dieses supertolle Wetter ausgenutzt und mich an zwei Wochenenden in Plovdiv besucht. Neben der Stadtrundführung und einer Erasmusstudenten-party ging es für Anna aus Sofia und mich dann auch noch mit dem Bus ins benachbarte Bachkovo zu einem wunderschönen Kloster, dem zweitgrößten Bulgariens.
Während wir in dem alten Kloster (1083 gegründet) wie typische Touris rumstiefelten kam uns ein alter Mönch entgegen, der uns fragte woher wir denn kommen (Anna sieht mit ihren hellblonden Haaren nicht wirklich bulgarisch aus). „ Ot Germanija.“ Der Mönch kam dann kurze Zeit später mit Bonbons und Armbändern mit der heiligen Maria wieder. Meins war allerdings so eng, dass er das mit Gewalt über meine Hand ziehen musste und ich das dementsprechend ohne Schere nie wieder ab bekomme .. Aber Anna und ich waren sehr begeistert von diesem lieben Mann.
Nach dieser Begegnung gingen wir noch einen kurzen Wanderweg entlang zu einem großen Wasserfall in den Bergen. Es war sehr schön dort, jedoch konnten wir nicht so lang bleiben, da es aufgrund der Zeitumstellung schon um ca 17 Uhr anfängt dunkel zu werden.. Wir hatten leider irgendwie nicht daran gedacht direkt in Plovdiv Busfahrkarten vom Kloster zurück nach Hause zu kaufen, denn dort an der Haltestelle gab es keine Karten und, wie so oft in Bulgarien, keinen Busfahrplan. Es wurde immer dunkler und es kam und kam kein Bus. Also hielten wir das nächste Auto an. Ein netter Mann nahm und dann auch direkt mit nach Plovdiv. War sehr gut, so hatten wir es warm und nette Unterhaltung.
Um das wundervolle Wetter noch einmal richtig auszunutzen bevor der Winter kommt, entschied ich mich vorletztes Wochenende (mal wieder ein langes Wochenende) relativ spontan dazu nach Athen zu fahren. Am Donnerstag kaufte ich die Karte für den Bus (diesmal direkt mit Rückfahrt). Freitag Mittag ging es dann los. Ganz alleine, da die anderen entweder schon Pläne hatten, Besuch aus Deutschland da war, Athen schonmal besichtigt wurde oder die Busfahrt einfach zu lang war. Nunja, 15 Stunden Busfahren ist nicht jedermanns Sache, aber ich mag das irgendwie. Ja, manchmal frage ich mich was mit mir nicht stimmt.. Wie auch immer, um kurz nach 5 Uhr morgens kam ich dann in Athen an, die Akropolis leuchtete schon von fern und ich konnte es nicht mehr erwarten endlich Athen zu besichtigen. Jedoch hielt der Bus irgendwo in der Stadt und ich hatte absolut keine Orientierung (ok, das ist nichts Neues). Ich fragte den nächsten Menschen, der mir begegnete, wo ich denn bin, bzw. wie ich in die Nähe der Akropolis komme. Aber statt zu antworten nahm er mich an der Hand und zog mich quer durch eine enge Gasse auf eine größere beleuchtete Straße. Bevor ich irgendwie protestieren konnte sagte er nur: „Die Gegend ist gefährlich für kleine Mädchen, viele Flüchtlinge.“ Oookey. Danke. Ich habe mich dann an einem anderen Hügel orientiert, dem Lykavittos, wie sich später herausstellte, den ich am Abend noch bestieg und den Sonnenuntergang über Athen ansah. Ich lief also durch die Stadt, vorbei an der Nationalbibliothek, der Universität, vielen Palmen und Mandarinenbäumen und weißen Häusern, bis ich ein Schild mit der Aufschrift „Panathenaic Stadium“ sah.
Ich steuerte mein neues Ziel an, landete jedoch erstmal vor dem Ministerhaus, vor dem Wachen in den traditionellen Gewändern auf und ab liefen. Es sah wirklich sehr seltsam aus .. Die Männer in Strumpfhose und Faltenrock, mit Buschel auf den Schuhen und Fäden vor dem Auge.
Ein Mann von der Army (Leonidas), der den Wachen Befehle erteilte, hielt mich an und wir redeten sehr lange. Er erklärte, dass der rote Hut der Wachen Blut symbolisiert, die Fäden vor dem Auge Tränen und die 400 Falten im Rock für 400 Jahre türkische Herrschaft stehen (Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr). Leonidas sagt mir : „Meine Wachen sind die besten. Sie sind immer ernst und lachen nie. Im Notfall können sie das Gewehr ohne Weiteres benutzen.“ Dann flüsterte er mit griechische Befehle und ..nunja… Phrasen ins Ohr, die ich der Wache jetzt zurufen durfte. Ja, was soll ich sagen, seine immer ernsten Wachmänner waren nicht mehr in der Lage irgendeinen Befehl auszuführen, sondern kugelten sich vor lachen. Muss sich unglaublich dämlich angehört haben.. ich kann mich nicht an die griechischen Wörter erinnern, aber es waren „Macht schon- Gewehr hoch“ und „ Fahr zur Hölle, Kumpel“. Also so viel zum Thema seine besten Wachen..
Da ich allerdings nur zweit Tage in Athen war hatte ich nicht den ganzen Tag Zeit die armen Wachen zu veräppeln, sodass ich weiter Richtung Stadium und Nationalgarten zog. Von dort aus ging es zum Tempel von Zeus und Hadrians Arch. Das war sehr beeindruckend. So riesig. Im Hintergrund konnte man schon die Akropolis sehen…
…jetzt könnt ihr euch denken, wo es dann hin ging ..Vorbei an der St. Nicholas Kirche, an weißen Häusern mit blauen Türen und durch enge weiße Gassen stieg ich nach oben in Richtung Akropolis.
Oben angekommen war die Aussicht gigantisch! Auch der Parthenon, Odeon Herodes Atticus, das Erechtheion und der Tempel der Athene Nike waren sehr beeindruckend, obwohl ich mir das alles etwas anders vorgestellt habe. Der kurze Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt.Anschließend besichtigte ich noch Agoa, wo viele Statuen und der Tempel des Hephaistos standen. (Ihr merkt schon, ich habe absolut keinen Plan von griechischer Geschichte, ist super spannend, aber ich kann mir nichts merken).Dort traf ich auch den Griechen Orion. Er fragte mich wohin ich denn gehe- ich will ins nationale archöologische Museum (damit wenigstens ein bisschen mehr Plan von griechischer Geschichte bekomme). Er war der Meinung, dass das viel zu weit zu laufen sein und bestand darauf, mich auf seinem Motorrad mitzunehmen.. Nunja, sehr begeistert war ich von der Idee erst nicht bei fremden Menschen mitzufahren. Aber ich fragte immerhin, ob er denn zwei Helme hatte. Da kommt das Deutsche in mir durch. Er hatte aber nicht mal einen Helm, nur eine Mütze. Und ich wollte wirklich ablehnen, als er sagte „Typisch deutsch. Wirf deine Prinzipien über Bord“. Naja.. in einer Großstadt mit einem fremden Mann ohne Helm Motorrad fahren.. Klar, warum nicht, ich bin in Griechenland. (Ich kann meine Eltern förmlich hören:“Oh Kind“..ja ich weiß schon.)Wie auch immer, er brachte mich sehr schnell zum Museum, da er in die Einbahnstraßen verkehrt herum einfuhr.. Da Museen nicht so sein Ding waren wurde ich ihn auch so schnell wie er gekommen ist wieder los..

Und der erste Tag ging schnell vorbei. Der leuchtende Haufen in der Mitte ist übrigens die Akropolis
Am nächsten Morgen ging es früh los zum Akropolismuseum, welches wirklich spannend (sofern Museen das sein können) war. Auf Anraten von Leonidas ging ich dann um 10:30 zur Wachablösung am Regierungsgebäude am Syntagma Square. Es war so ähnlich wie die Wachablösung in London, auch mit viel Musik, aber mit weniger Menschen.
Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mit dem Hop on hop off Bus durch Athen und Piräus zu düsen. So konnte ich das Meer alle Sehenswürdigkeiten noch einmal mit Informationen sehen. Außerdem hatte ich Plattfüße und Löcher in den Schuhen, sodass beim Laufen jetzt immer mein kleiner Zeh raus schaut.
Abends fuhr ich wieder 15 Stunden nach Hause.. aber das hat sich gelohnt!
Aber natürlich war ich nicht nur unterwegs. Ich war tatsächlich auch bei der Arbeit. Ich durfte unter Anderm sehr viel zu den 8 Klässlern, die sich selbst „die kleinen Monster“ nennen. „Elisa, du tust mir leid. Du bist in Bulgarien, das ist schade. Und dann musst du auch noch auf uns verrückte Kinder aufpassen..“ Nunja, so würde ich das nicht nennen, denn es macht wirklich großen Spaß.
Ich habe ihnen die Tiere, Farben und Sternzeichen beigebracht und etwas über Sankt Martin erzählt. Als sie dann auch noch mit mir das Martinslied singen sollten waren selbst die lauten „Monster“ lautstark am Singen. Im Gegenzug zum deutschen Lied brachten sie mir ein bulgarisches Chalga Stück bei: Bum von Fiki, ist wohl in etwa die Helene Fischer Bulgariens.. Sehr interessant. Und ich sollte Verben konjugieren. Auf bulgarisch natürlich. Wenn sie das auf deutsch können müssen, soll ich das von ihnen auch lernen.
Auch das Gedicht „Schnirkelschnecken“ ist jetzt in Bulgarien gekannt. Das anfänglich komische Wort (wie war das? Schmirgelschmeggen?) hat sich sehr schnell in der Klasse etabliert und kommt bei jedem Galgenmännchen Spiel oder bei der stillen Post mindestens einmal dran.
Wenn sie Wörter weder auf deutsch, noch auf englisch verstehen und Google Überstzer nichts brauchbares ausspuckt, dann müssen meine Zeichenkünste dran glauben. „Elisa, du kannst so schön malen.“ Ironie pur und die ganze Klasse lacht mich aus. Nunja.. damit kann ich leben. Und als Freiwillige kann man sich ruhig vor der Klasse zum Horst machen..
Ansonsten gibt es nicht viel Neues: Mein Zimmernachbar hat sich einen Dudelsack angeschafft, auf dem er besonders gerne abends rumtrötet. Und ich habe heute versucht zu kochen. Ja, leider nur versucht. Ich dachte Flädlesuppe schaffe selbst ich.. aber es war Teigmatsch mit Gewürz. Sehr schmackhaft. . Ich hätte öfter bei meiner Oma zuschauen sollen.. Ein Bild erspare ich euch an dieser Stelle..
Bis bald
Eure Elisa <3

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