Jedes Jahr im Oktober wird es ernst für die Zwölftklässler am Neumann-János-Gymnasium: Es wird lange und ausführlich über Drehbücher und Schnitttechniken diskutiert, ganze Tage und Nächte lang gefilmt; wochenlang jeden Nachmittag zwei Stunden länger in der Schule geblieben, um einen Tanz wieder und wieder bis zur Perfektion einzustudieren; über Essen gefachsimpelt und darüber, welches Programm man noch organisieren könnte, um am Ende möglichst viele Stimmen der anderen Schüler zu gewinnen.
Kurz: Die Schülertage stehen bevor. Über zwei Wochen lang herrschte auch diesen Oktober in den zwölften Klassen der Ausnahmezustand. Es gab in unseren Gesprächsrunden kaum noch ein anderes Thema als die Schülertage, denn auch die jüngeren Schüler warteten schon mit Vorfreude gespannt auf dieses Wochenende. Plötzlich mussten auch Stunden ausfallen, weil meine Schüler Drehbuch schreiben, ihren Tanz proben oder sogar mit der Kamera durchs Schulhaus rennen mussten. Und schließlich wurde ich sogar für eine kleine Nebenrolle in einem der Filme angeheuert, in dem ich ein von den Schülern kreiertes Bier anpreisen durfte (Anekdote am Rand: An den Schülertagen selbst wurde das Bier durch Apfelsaft ersetzt, da selbst der Verkauf von alkoholfreiem Bier strikt von der Schulleitung verboten wurde).
Nachdem ich aus meiner eigenen Schulzeit kein ähnliches Event kannte und ihr euch vielleicht schon die ganze Zeit fragt, was denn nun diese Schülertage eigentlich so sind, hier eine kurze Übersicht. An zwei Tagen treten alle zwölften Klassen der Schule (immerhin sieben Stück!) gegeneinander an, um am Ende die beste Klasse des Jahrgangs zu küren. Dabei gibt es vier Aufgaben: Jede Klasse muss einen eigenen Film mit 10 Minuten Länge drehen, eine Tanz-Choreographie entwickeln und aufführen, an einem büfé (Imbissstand) Essen verkaufen und weitere Programmpunkte organisieren – dabei war von Karaoke über eine „Riesen-Ice-Bucket-Challenge“ (bei der der Eimer spontan durch einen Feuerwehrschlauch ersetzt wurde) über Schüler-gegen-Lehrer-Fußball bis hin zu Konzerten alles dabei.
Zum Auftakt gaben die Zwölftklässler beim Einlaufen einen ersten Vorgeschmack auf ihre Performance – und die Aula war bis zum Erdrücken gefüllt mit 1000 Schülern und Lehrern, die ihnen von drei Stockwerken aus begeistert zujubelten. Anschließend wurden die beeindruckenden Filme der Schüler vorgeführt. Wahnsinn, wie unglaublich kreativ und professionell die Projekte in so kurzer Zeit geworden waren! Einige Klassen hatten sogar eine Menge Geld in die Hand genommen, um dem Sieg (der einzige Preis ist übrigens Ruhm und Ehre) ein Stück näher zu kommen.Am Freitagabend, zum Abschluss des Auftakttages, stand der Programmpunkt an, auf den sich viele Schüler aus den anderen Klassen am meisten gefreut hatten: Die große Schülerparty in der Aula der Schule!
Aber das war natürlich noch nicht das Ende der Schülertage: Am Samstag (um sich den Brückentag in der folgenden Woche zu verdienen, hatten die Schüler an diesem Tag sowieso Schulpflicht) war die ganze Schule mit großen Plakaten dekoriert, um den hungrigen Gästen den Weg zu den büfék zu weisen. Das Essen war übrigens genial, von lángos (mehr darüber demnächst) über palacsintá (Pfannkuchen) bis hin zu großen Kuchenbuffets war alles mit dabei. Zwei Englisch-Lehrer, die ursprünglich aus Großbritannien kommen, bereiteten sogar ein englisches Frühstück zu. Am Ende verließ ich also gut gesättigt und zusätzlich mit einem vollen Teller Kuchen, den mir eine zwölfte Klasse geschenkt hatte („Nimm ruhig, soviel du kannst“) glücklich die Schule. Auch das Programm war wirklich so gut, wie es sich angehört hatte, auch wenn leider so viel parallel lief, dass ich nicht einmal alle Hauptattraktionen sehen konnte.
Insgesamt war es ein tolles Wochenende und eine tolle Möglichkeit, diese einmalige Tradition an meiner Schule kennenzulernen!
![04-02-volles-haus[1]](https://kulturweit.blog/goeasteger/files/2014/11/04-02-volles-haus1.jpg)

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