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Top of Hungary

Eger, Busbahnhof, Samstag, 9 Uhr. Die Sonne strahlt, schönstes Herbstwetter, das bunt gefärbte Laub glänzt unter dem blauen Himmel. Ich ziehe die Jacke aus, denn es wird schon jetzt bei diesen Temperaturen zu warm: Zeit für meine erste richtige Wandertour in Ungarn!

Zusammen mit zwei meiner Lektoren-Freunde (in der Schule werde ich im Allgemeinen als „Lektor“ bezeichnet – „kulturweit-Freiwilliger“ wäre doch etwas zu kompliziert) mache ich mich mit dem Bus auf in das kleine Dorf Recsk am Fuße der Mátra, dem höchsten Gebirge Ungarns. Bevor wir dort einige Freunde aus Budapest treffen, die unseren Ausflug auf die Beine gestellt haben, haben wir noch etwas Zeit, uns in der Ortschaft umzuschauen.

Recsk, Ausgangspunkt unserer Wanderung

Recsk, Ausgangspunkt unserer Wanderung

Recsk ist ein typischer kleiner ländlicher Ort, eine Hauptstraße mit ein paar kleinen Bushaltestellen, ein Bahnhof, an dem schon seit Jahren kein Passagier mehr ein- oder ausgestiegen ist; eine freundliche und offenbar frisch sanierte Kirche am Ortsrand. Im Zentrum gibt es einen Lebensmittelmarkt, ein minimalistisches Elektrogeschäft, natürlich eine Dorfkneipe und einen kleinen Platz, auf dem an diesem Tag ein Markt stattfindet. Sofort treffen wir einen älteren Mann, der sogar ein wenig Deutsch spricht (nebenbei auch eine gute Gelegenheit, unsere noch recht begrenzten Ungarisch-Kenntnisse einzusetzen) und der uns an einem Stand eine große Tüte mit Äpfeln und anderen Snacks in die Hand drückt (was sich dahinter verbarg, dazu später mehr).

"Off the beaten path"

„Off the beaten path“

Etwas gestärkt geht es – immer noch bei schönstem Sonnenschein – los, unser Ziel: Kékestető, mit stolzen 1014 Metern der höchste Berg Ungarns! Nachdem wir noch jung und zumindest halbwegs fit sind, entscheiden wir uns für eine Route abseits der großen Touristenströme – und das lohnt sich. Zunächst müssen wir auf einem Fahrweg etwas Strecke machen, bis wir auf dem eigentlichen Wanderweg ankommen. Durch Wälder, über Wiesen, auf denen sich das heruntergefallene bunte Laub sonnt, durch mannshohes Gras, das den Weg schon beinahe verschlungen hat, und durch unzählige Dornsträucher und Brennnesseln, schlängelt sich unser Weg bis zu unserem ersten Pausenplatz. Wir sind auf dem Gebirgskamm angekommen, von wo aus wir eine tolle Aussicht auf unseren Ausgangspunkt Recsk und die umliegende Landschaft haben!

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Von nun an führt uns unser Weg weiter auf dem Kamm, es geht gefühlte 50-mal auf und wieder ab und ich bin froh, dass ich mir am Morgen in einer meiner Lieblingsbäckereien in Eger noch eine kakáos csiga (Kakaoschnecke) als Essens-Backup zugelegt habe. Die geniale Aussicht bleibt uns jedoch treu und wird mit jedem Aussichtspunkt schöner, die warme Herbstsonne scheint uns weiter ins Gesicht und es entwickeln sich tolle und interessante Gespräche den neuen Freunden aus Budapest.

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Aussicht auf die Weiten der Mátra

Nach gut 16 Kilometern und einem halben Tag Wanderung ist das Ziel unserer Tour in Sicht: Links von uns tut sich aus dem dichten Wald ein Fernsehturm hervor und nach wenigen Minuten erreichen wir erschöpft, aber glücklich unser Ziel. Natürlich ließen wir uns zur Belohnung die Aussicht vom Fernsehturm auf den Sonnenuntergang nicht entgehen.

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Auch wenn der Kékes sicher nicht zu den größten Herausforderungen in der Geschichte des modernen Alpinismus gehört, war ich doch ziemlich erstaunt, als ich auf dem Gipfel einen großen geteerten Parkplatz, viele Touristen-Stände und sogar zwei Skilifte antraf. Später erfuhr ich, dass man mit dem Bus und sogar mit dem eigenen Auto praktisch bis auf wenige Meter an den Gipfel heranfahren kann! Trotz dieses kleinen Schocks zum Ende :) war es ein rundum gelungener Ausflug und eine perfekte Möglichkeit, mit tollen Leuten das schöne Herbstwetter noch einmal richtig auszunutzen. Obwohl es heute am Nationalfeiertag bei 8° regnet, hoffe ich, dass das nicht die letzte Wandertour für dieses Jahr war.

Sonnenuntergang am höchsten Punkt Ungarns - 1014 m

Sonnenuntergang am höchsten Punkt Ungarns – 1014 m

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