die Highlights der letzten Woche

Hallo ihr Daheimgebliebenen.
Es ist schneller Winter geworden als gedacht und die Zeit fliegt nur so dahin. Kein Wunder also, dass das Zwischenseminar in Sibiu anstand. Für mich läutet dieses zwar erst ein, dass ein Viertel und nicht etwa schon die Hälfte meiner Zeit in Rumänien vorbei ist, aber einen Schrecken jagt es einem damit auch ein.
Weil ich so unfassbar schreibfaul bin und etwa genauso unfassbar viel erlebt habe in der letzten Zeit konzentriere ich mich hier auf ein paar wenige Highlights. Bei näherem Interesse dürft ihr gerne nachfragen, denn ab dem 19. Dezember bin ich für eine Woche wieder im guten alten Bad Oeynhausen an der Glühweinbude meines Vertrauens zu finden.
Schwesterherz kommt zu Besuch
Selbstverständlich zählt der Besuch meiner lieben Schwester Jana zu den Highlights der letzten Zeit und das nicht nur (aber auch) wegen der verfrühten Geburtstagsgeschenke, die sie im Gepäck hatte. Wir haben uns Zalau, Cluj und Sibiu angesehen, viel gegessen (unter anderem gab es extra für uns eine Geburtstagstorte) und es war sehr schön mal wieder Zeit mit ihr zu verbringen.
Leider konnte sie nur ein Wochenende bleiben, auf das allerdings schon das nächste Event folgte:
Das Zwischenseminar in Sibiu
Das Zwischenseminar war eine Woche voller wunderbar lieber Menschen und einer Menge Input, wie man es von Kulturweit-Seminaren mittlerweile gewohnt ist. Das Beste hier war neben der 2 Liter Plastikflasche Bier als Geburtstagsgeschenk wohl der erste Schnee, der pünktlich zu meinem Geburtstag das erste Weihnachtsfeeling aufflackern ließ. Dazu passte der schnuckelige Weihnachtsmarkt in Sibiu ebenso perfekt wie das Stück „Die Goldberg Variationen“, das wir uns im deutschen Theater ansahen.
Der Weg von Sibiu nach Brasov
Da es alle so brav erwähnt haben ( hier einmal: Anke und hier: Alexandra) muss es bei mir natürlich auch noch einmal vorkommen. Durch eine relativ spontane Entscheidung sind Anke, Alexandra, Christoph und ich von Sibiu nach Brasov getrampt. Natürlich nicht ohne die vorherige Vorbereitung gehörig zu unterschätzen. Ein hastig gekritzeltes Schild mit „BV“ musste ausreichen und nur dank freundlicher Passanten standen wir irgendwann an einem zum Trampen geeigneten Ort. Insgesamt standen wir nie länger als eine Viertelstunde bis wir mitgenommen wurden und waren trotz einem schönen Zwischenstopp in Fagaras etwa zwei Stunden vor den anderen Freiwilligen, die den Zug genommen hatten, in Brasov.
Brasov
Wenn man nur eine Stadt in Rumänien besichtigen will, empfehle ich (natürlich nach Zillenmarkt 😉 ) Brasov, denn Brasov hat alles was man in Rumänien will und mehr. Eine wunderschöne Berglandschaft umher, eine zuckersüße Altstadt, wunderschöne Kirchen und ja, das etwas überbewertete aber dann doch irgendwie dazugehörende Schloss Bran oder auch Schloss Dracula ist auch nicht allzu fern. Ich habe die Zeit dort unheimlich genossen und werde sicherlich dorthin zurückkommen.
Der Weg von Brasov nach Zalau
Kein Highlight im positiven Sinne, aber dennoch erwähnenswert war wohl der Rückweg von Anke und mir. Für diesen hatten wir uns ausgerechnet den 1. Dezember und damit den Nationalfeiertag der Rumänen auserkoren. Nachdem es uns nicht einmal möglich war einen Platz im Bus zu reservieren hofften wir auf unser Glück und fuhren mit einer super lieben Mitfahrgelegenheit von Blablacar, die uns mit ihrer Art von Kofferraum-Tetris einen Einblick verschafft hat, wie viel Gepäck wirklich in einen Backofen passt immerhin bis nach Sibiu.
Dort am Bahnhof angekommen trafen wir witzigerweise auf ein paar bekannte Gesichter, die ebenfalls auf der Suche nach einem Weg in Richtung Heimat waren. Leider kam alles anders als geplant und wir konnten keinen Sitzplatz im heiß ersehnten Bus ergattern. Da der nächste Zug erst gegen Mitternacht gefahren wäre blieb uns dieses Mal keine Alternative zum Trampen. Not macht erfinderisch und so wurde wiedermal ein eher notdürftiges Schild, dieses Mal mit der Hilfe von Lippenstift, gebastelt.
Tatsächlich standen die liebe Anke und ich, so völlig verfroren und vielleicht auch ein bisschen verloren wie wir vermutlich aussahen,keine fünf Minuten bis sich die erste Mitfahrgelegenheit anbot. So erschöpft wie wir nach dieser kleinen Odyssee waren fielen wir beide am Dienstag direkt ins Bett und Anke trat am frühen Morgen ihre restliche Heimreise an.

Es ist verrückt wie viel ich schon wieder erzählen könnte, von Vertretungsstunden und Adventskalendern, Wochenenden in Cluj und dem ungarischen Theater.. Aber ich kann mich so selten dazu aufraffen alles was mir Aufregendes passiert festzuhalten. Mit Sicherheit kann ich sagen ich freue mich schon sehr, die Gelegenheit zu haben euch alles haarklein persönlich zu berichten.
Das ist wohl mein Schlusswort, ich wünsche allen einen wunderbaren zweiten Advent.

Impressionen: Trauer

Ich weiß, ich hinke hinterher mit Blogeinträgen die sich mit dem alltäglichen Leben oder meinen Ausflügen in andere rumänische Städte beschäftigen, aber auch heute möchte ich über etwas anderes schreiben. Es geht um die Volkstrauer und das sichtbare Mitgefühl, dass ich hier in Rumänien als überwältigend und von einer ganz neuen Qualität kennengelernt habe.
Viele von euch werden von dem Brand in einem Bukarester Nachtclub gehört haben( Der Link für alle, die nochmals nachlesen möchten ). Hier war diese Tragödie das Thema, welches das Tagesgespräch am Wochenende und auch heute noch bestimmte. Der Grund warum ich diesen Eintag verfasse ist der, dass ich heute sehr berührt worden bin durch eine Mahnwache, die in Zalau ins Leben gerufen wurde.
Um der Toten und den Verletzten zu gedenken, wurde dazu aufgerufen eine Kerze auf dem Marmorplatz im Stadtzentrum anzuzünden.
Schon heute Morgen war mit Kreide ein Herz auf den Platz gemalt und darin Blumen niedergelegt worden. Am späten Nachmittag wurde dann eine Platte mit den Namen der Verstorbenen aufgestellt und es kamen unzählige, insbesondere junge Menschen zusammen um eine Kerze anzuzünden und zu trauern.
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Diese Art der öffentlichen Trauer und Sympathiebekundung ist auf eine Art und Weise berührend, wie ich sie nicht beschreiben kann und deswegen sehr gerne mit euch teilen wollte. Ich möchte nicht sagen, dass es in Deutschland keine öffentliche Trauer gibt oder dass zu wenig Mitgefühl ausgedrückt wird, aber durch die Selbstverständlichkeit dieser kleinen Gesten wird glaube ich der Unterschied in den emotionalen Qualitäten deutlich. Hier möchte ich anmerken, dass ich keinesfalls die Gefühle von Einzelnen beschreiben möchte, sondern den Umgang der Vielen mit einem Thema. Das führt natürlich zwingend zur Verallgemeinerung, die hier als Versuch gelten soll einen Eindruck zu vermitteln. Über das was so „anders“ ist, am rumänischen Lebensgefühl.
Ganz stumpf gesagt würde ich behaupten, dass die Art der Trauer eine öffentlichere ist, dass die Sympathiebekundungen hier keine leeren Floskeln sind, sondern gelebt werden. Rational betrachtet muss es keinen Sinn ergeben, ich empfinde es als sehr beruhigend und angenehm, so viele Leute zu sehen die einen Moment ihres Lebens darauf verwenden sich im Namen der Verstorbenen und Verletzten zu besinnen.
Ich verstehe, wenn das nicht jedem so geht.

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