Ich weiß, ich hinke hinterher mit Blogeinträgen die sich mit dem alltäglichen Leben oder meinen Ausflügen in andere rumänische Städte beschäftigen, aber auch heute möchte ich über etwas anderes schreiben. Es geht um die Volkstrauer und das sichtbare Mitgefühl, dass ich hier in Rumänien als überwältigend und von einer ganz neuen Qualität kennengelernt habe.
Viele von euch werden von dem Brand in einem Bukarester Nachtclub gehört haben( Der Link für alle, die nochmals nachlesen möchten ). Hier war diese Tragödie das Thema, welches das Tagesgespräch am Wochenende und auch heute noch bestimmte. Der Grund warum ich diesen Eintag verfasse ist der, dass ich heute sehr berührt worden bin durch eine Mahnwache, die in Zalau ins Leben gerufen wurde.
Um der Toten und den Verletzten zu gedenken, wurde dazu aufgerufen eine Kerze auf dem Marmorplatz im Stadtzentrum anzuzünden.
Schon heute Morgen war mit Kreide ein Herz auf den Platz gemalt und darin Blumen niedergelegt worden. Am späten Nachmittag wurde dann eine Platte mit den Namen der Verstorbenen aufgestellt und es kamen unzählige, insbesondere junge Menschen zusammen um eine Kerze anzuzünden und zu trauern.
Diese Art der öffentlichen Trauer und Sympathiebekundung ist auf eine Art und Weise berührend, wie ich sie nicht beschreiben kann und deswegen sehr gerne mit euch teilen wollte. Ich möchte nicht sagen, dass es in Deutschland keine öffentliche Trauer gibt oder dass zu wenig Mitgefühl ausgedrückt wird, aber durch die Selbstverständlichkeit dieser kleinen Gesten wird glaube ich der Unterschied in den emotionalen Qualitäten deutlich. Hier möchte ich anmerken, dass ich keinesfalls die Gefühle von Einzelnen beschreiben möchte, sondern den Umgang der Vielen mit einem Thema. Das führt natürlich zwingend zur Verallgemeinerung, die hier als Versuch gelten soll einen Eindruck zu vermitteln. Über das was so „anders“ ist, am rumänischen Lebensgefühl.
Ganz stumpf gesagt würde ich behaupten, dass die Art der Trauer eine öffentlichere ist, dass die Sympathiebekundungen hier keine leeren Floskeln sind, sondern gelebt werden. Rational betrachtet muss es keinen Sinn ergeben, ich empfinde es als sehr beruhigend und angenehm, so viele Leute zu sehen die einen Moment ihres Lebens darauf verwenden sich im Namen der Verstorbenen und Verletzten zu besinnen.
Ich verstehe, wenn das nicht jedem so geht.
Monthly Archives: November 2015
Impressionen: Trauer
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