Kleinstadt bleibt Kleinstadt

Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich am 20.09.2015 frisch geduscht um Mitternacht alleine in einer rumänischen Wohnung sitzen würde, hätte ich mit den Schultern gezuckt. Immerhin hab ich alle Teile von Hangover gesehen und solche Situationen scheinen wohl öfter vorzukommen als man denkt.

Wenn man mir dann aber noch sagen würde, ich wäre satt und glücklich weil ich eine sehr leckere Süßkartoffel-Gemüse-Pfanne gegessen hätte… ja dann hätte ich wohl hysterisch gelacht.  Spaß beiseite, leider bleibt mir von meinem ersten Wochenende in Zalau nichts allzu Spannendes zu berichten. Am Freitag hatten alle Schulen frei, da es ein organisatorisches Problem gab. Für meine Gastschwester und mich natürlich ein Grund zum Feiern und auch der Anlass für meinen ersten und immer noch sehr präsenten Kulturschock:

Wir sind Pizza essen gegangen und dann kam der Schock: zu allererst gebracht wurden nämlich die Getränke und dann der Ketchup. Ich dachte ich hätte bei Camelias Bestellung nicht richtig aufgepasst und sie bekäme Pommes oder ähnliches. Aber nein, der Ketchup gehört in Rumänien zur Pizza. Nicht nur dazu, sondern darauf. Ich war schockiert darüber, dass Pizza hier so gegessen wird.Verstößt das gegen keine einzige Genfer Konvention? Weiß unser Stamm-Italiener davon?

Auf der anderen Seite war Camelia genauso schockiert als ich ihr erkläre, dass ich noch nie Pizza mit Ketchup gegessen habe. Ist aber tatsächlich gar nicht so schlecht.

Am nächsten Tag (an dem ich übrigens die Reste der Pizza esse, mit Ketchup!) sind Cami und ich dann durch ein paar der Läden in Zalau geschlendert. Ich wollte sehr gerne einen Blazer und ein paar hohe Schuhe haben. Tatsächlich muss ich leider zugeben mich total in die Schuluniformen an den beiden Schulen verknallt zu haben und jedes Mal ein wenig neidisch zu sein. Auch wenn viele Schüler die Regeln eher großzügig auslegen und mal mehr und mal weniger Teile der Schuluniform tragen, wirkt die gesamte Atmosphäre gleich ein wenig formeller.

Und genau da kam mein Wunsch nach anderen geeigneteren Schuhen als meinen knallpinken Nikes zum Tragen. Also ja ich habe auch andere Schuhe mit, aber tatsächlich nichts mit Absatz. Die haben zum einen nicht in den Koffer gepasst und zum anderen fiel mir auch keine richtige Situation ein in denen ich hätte welche gebrauchen können. 

Nunja, Pustefix. Man würde ja denken, in einer Stadt in der ein Großteil der weiblichen Bevölkerung hohe Schuhe trägt wäre es einfach an ein Paar geschlossene schwarze Schuhe zu kommen, richtig? 

Nein, nicht richtig. Denn es gibt hier eine für eine kleine Stadt große Auswahl an kleineren Bekleidungs- und Schuhgeschäften, aber die führen am allerliebsten wohl Pumps. wirklich schöne, wirklich hohe Pumps. Jeder der mich schon mal gehen gesehen hat weiß, dass das sogar Barfuß irgendwie wackelig aussieht. Deswegen so

Mir ist während des Schreibens aufgefallen, dass ich gar nicht Carrie Bradshaw bin und keine ganzen Absätze übers Schuhe kaufen verfassen muss. Mein Fazit aus dem Freitag ist, dass mir einige Geschäfte in Zalau sehr gut gefallen und ich schöne neue Schuhe und einen sehr hübschen Blazer gekauft habe.

So nun ist aber schon Samstag und ich habe den Tag damit verbracht ein wenig in der Stadt herumzulaufen, Lebensmittel einzukaufen und mir etwas nettes zu kochen. Und dann habe ich einen Fernsehsender entdeckt, der fast jeden Abend Folgen von „Gossip Girl“ mit rumänischen Untertiteln sendet. Ich glaube es gibt wenig langweiligeres als mein erstes Wochenende in Zalau und genau deswegen fühle ich mich noch ein bisschen mehr wie Zuhause. Was habe ich vor einem Jahr an einem Wochenende in Bad Oeynhausen gemacht? Im Zweifelsfall saß ich Zuhause und hab mich gelangweilt. Was mache ich dieses Jahr in Rumänien? Ja, sehr richtig.  Okay, das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich bis auf meine Gastschwester und die Menschen aus der Schule wirklich niemanden kenne der in der Nähe ist. Aber dieses Alleine sein wird mich wohl auch noch ein wenig begleiten. Ob ich jetzt lieber mit Freunden irgendwo ein Bier trinken würde? Als an diesem Samstag „Gossip Girl“ zu gucken, ganz bestimmt. Als in Rumänien zu sein? Ganz bestimmt nicht.

Meine erste Woche in Rumänien ist nun vorbei und ich hoffe, dass die, die folgen genauso ereignisreich, interessant und lehrreich werden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier so schnell so gut angekommen fühlen würde und hoffe, dass sich daran auch mit der Zeit nichts ändert.

Ich geh jetzt schlafen, immerhin ist es hier eine ganze Stunde später als in Deutschland und ich kämpfe immer noch mit meinem Jetlag.Bin einfach nicht für das #jetsetleben geschaffen.

xoxo,

Gina

(Hände hoch, wer dachte ich schreibe Gossip Girl?!)

 

One response to “Kleinstadt bleibt Kleinstadt

  1. Eva

    Liebe Gina,

    schön von dir zu hören 😉 und lass dich beruhigen: Ich bin hier in der Großstadt und kenne auch noch kaum jemanden – meinen Samstag habe ich im Museum verbracht 😉 So ist das eben! aber wir haben ja wirlich noch ne ganze Weile Zeit um uns andere Beschäftigungen als Serien-suchten für den Samstagabend zu suchen. Auch in deiner Kleinstadt gibt´s da was, da bin ich mir sicher. Wenn nicht kommst du einfach hier vorbei, dann gehen wir auf einem der Party-Boote deine dann neuen Absatzschuhe präsentieren!

    Liebe Grüße aus Belgrad,
    Eva

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