So. Stellt euch mal vor ihr habt Hunger und den Wunsch endlich mal etwas selber zu kochen. Ihr wisst ihr habt Nudeln zuhause aber irgendwie sind Nudeln mit Ketchup nicht fancy genug. Ihr habt auch noch Pilze zuhause. Das wäre natürlich schon mal ein Anfang.
Vielleicht ein paar Nudeln in Pilz-Sahnesauce? Das klingt doch fast wie ein einigermaßen anständiges Gericht. Was macht man also? Man bewegt sich in den nächsten Supermarkt, der in Zalau nie weiter als 10 Meter entfernt ist. Egal ob Lidl, Kaufland, Profi oder die niedliche ABC-Märkte, die irgendwie wie die Kinder der Liebe von Späti und Tante-Emma-Läden sind: Alle sind sie immer in der Nähe und immer geöffnet. Oder immerhin 12 Stunden am Tag an jedem Tag der Woche.
Die Mission war Sahne kaufen. Nach stundenlangem Bummeln durch irgendwelche Regale („Hey hier gibt es ja sogar Weinrich-Schokolade!“) steht man dann ein wenig verwirrt und mit knurrendem Magen vorm Kühlregal. Äh ja ok, was soll davon jetzt Sahne sein? Logischerweise greift man auf eins der vielen Produkte zurück die irgendwie gut klingen. „Sana“ klingt ganz klar wie Sahne. Ist sogar eine Kuh auf der Packung, wird schon das richtige sein. Vor dem heimischen Herd, ein paar angebratene Champignons in einer Pfanne, die „Sana“ dazu…
Und herauskommt ein wirklich unappetitlicher Anblick. Irgendwie dickflüssig. Innerhalb von Sekunden geronnen. Schmeckt auch nicht besonders sahnig. Hätte man übrigens auch vorher probieren können, hat man aber nicht.
Was also ist Sana? Es war mir zu peinlich meine Gastschwester zu fragen, also googelte ich lieber und fand heraus, dass es eine Art verdickter Trinkjoghurt ist.
Warum ich so ausführlich darüber berichte wie ich koche und welche Missverständnisse es dabei gibt? Weil ich kaum dazu komme etwas selber zu kochen. Es fängt damit an, dass fast jeden Morgen in der Schule ein besonderes Ereignis ansteht und einer der Lehrer Kuchen, Kaffee und Kekse mitbringt. Sei es ein Geburtstag, der Schulanfang eines Kindes oder wie bei mir, der Einstand. Wobei ich keinen Kuchen mitgebracht habe (Bei der Menge an Lehrern gehen da mal locker vier oder fünf Topfkuchen durch, mindestens) sondern Beata sehr leckere Apfel-Quark-Taschen bei einer Konditorei bestellt hat. Wenn man dann „der besondere Grund“ ist, wegen dem es Kuchen gibt kommt die Hälfte des Lehrerzimmers um zu gratulieren oder wie bei mir sich vorzustellen. Sehr herzlich, jeweils mit einem Kuss auf beide Wangen. Ob da jemand schon den Puderzucker von den Apfeltaschen im Gesicht hat ist dabei wohl zu vernachlässigen.
Für mich war das natürlich eine sehr gute Gelegenheit um mich bekannt zu machen („Ach die neue Freiwillige für den Deutschunterricht. Und woher kommen Sie?!“ – „Oh und ich dachte die ganze Zeit Sie sind eine von den Neuntklässlern die nicht wissen wo sie hinmüssen.“).
Generell bin ich gerne im Lehrerzimmer. Gerade in der CNS (in der Eminsecu habe ich bis jetzt weniger Freistunden verbracht) bin ich gern gesehener Zeitvertreib. Beispielsweise für einen sehr netten älteren Rumänischlehrer, der für jedes normale Gespräch einen Dolmetscher braucht, dann aber auf einmal anfängt die Lorelei von Heinrich Heine zu rezitieren. Und zwar ziemlich perfekt.
Desweiteren darf ich sehr oft bei meiner Gastfamilie mitessen. Genaugenommen werde ich mittlerweile nicht mehr gefragt ob ich möchte. Egal ob meine Antwort Nein oder Ja lautet, meine Gastmutter kommt trotzdem mit einem Teller wirklich leckerer rumänischer Hausmannskost in mein Zimmer. Camelia begründet das damit, dass sie sich Sorgen macht weil ich so wenig essen würde. Ich habe glaube ich noch nie den Eindruck gemacht als würde ich verhungern, aber das ist wohl eher ein weiterer wunderbarer Teil der rumänischen Gastfreundschaft.
Vor allem die sehr süßen Kleinigkeiten die meine Gastmutter Claudia tut sind wirklich herzerwärmend. Zum Beispiel stellt sie mir jedes Mal Puschen hin wenn ich wieder Barfuß durch die Wohnung gehe. Oder sie backt mir(wieder beim Essen, ha) einen ganzen Teller Donuts.
Am Freitag war ich mit Camelia und ihren Freunden aus und als ich dann am Samstag gegen Mittag erwachte hatte sie ein schlechtes Gewissen, ob ich aufgewacht wäre weil sie so laut gekocht hätte. Und ob ich Hunger hätte.
Ja, das Ausgehen mit Cami war so eine Sache. Ich habe mich sehr gefreut, all ihre Freunde kennenzulernen und habe dafür auch gerne den Einstundenmarsch bis in die „Vororte“ Zalaus in Kauf genommen.
Sobald man etwas aus der Stadt heraus ist werden die Häuser kleiner, die Gärten größer (oder fangen überhaupt an zu existieren) und jedes einzelne Haus hat einen Hund. Um in Rumänien Hund zu sein braucht es nicht viel, die Grundvoraussetzung ist, dass man laut bellen kann. Und wird. Das gilt natürlich nur für die Haus- und Hofhunde und nicht für die, die in den Wohnungen gehalten werden.
So kam es, dass wir bis zu Camis Freundin spazierten und dabei an jedem Zaun kräftig angebellt und angeknurrt worden sind. Dabei ist es völlig egal ob auf der anderen Seite des Zauns ein Schäferhund oder ein Dackel sitzt, die machen alle kräftig krach.
In einer rumänischen Kneipe war ich auch. Fazit: Die 16-jährigen Mädels sind oft begeisterter über Jägermeister als jeder Heranwachsende den ich bisher getroffen habe (und das ist echt nicht leicht :D), es ist alles sehr verqualmt und die Klamotten riechen schrecklich(gewöhnt man sich jemals an kalten Rauch? Ich hoffe nicht) und es ist sehr sehr laut und voll. Achso und rumänisches Bier ist nicht schlecht, zumindest die drei verschiedenen Sorten die ich bis jetzt probiert habe.
Tatsächlich bin ich aber nicht nur zum Essen und zum Feiern hier. Ich bin in beiden Schulen unheimlich gerne und habe insbesondere die Kleinen in der Eminescu-Schule auch schon ziemlich lieb gewonnen. Die Deutschkenntnisse die diese Schüler an den Tag legen sind wirklich beeindruckend und manchmal frage ich mich, ob ich genauso schnelle Antworten auf manche Fragen geben könnte.
Ende dieser Woche bin ich mit meinen Mentorinnen zu einem Seminar nach Temeswar eingeladen worden. Ich freue mich schon sehr darauf, ein paar von den anderen Freiwilligen wiederzusehen und bin auch sehr gespannt auf die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit, zu denen wir wie viele andere Kulturweitfreiwillige auch eine offizielle Einladung vom Konsulat in Temeswar erhalten haben.
Noapte Buna!


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