Nach einer dezenten Verspätung von über einem Monat hier nun mein Bericht über meine glorreiche Reise:
Wie so manch einer vielleicht weiß, habe ich die Osterferien dazu genutzt ein wenig in der Weltgeschichte herumzureisen und dachte das könnte vielleicht den ein oder anderen interessieren.
Wer schon mal mit mir Eis essen war weiß, ich habe ernsthafte Entscheidungsschwierigkeiten, das war auch bei der Wahl meines Reiseziels nicht wirklich anders. Insbesondere weil ich im Alleingang reisen wollte musste ich eigene Entscheidungen treffen, etwas das mir definitiv zu wider ist.
Was macht man also?
Richtig, man fährt überall hin.
Für mich hieß das konkret es sollte zuerst nach Iasi, einer Stadt in Rumänien gehen, dann weiter nach Chisinau in der Republik Moldau und zum Schluss noch nach Odessa in der Ukraine. Obwohl drei Städte in 10 Tagen jetzt nicht direkt eine Weltreise sind muss ich persönlich zugeben, dass das ganze doch schnell in Stress ausarten kann. Warum genau fragt man sich jetzt? Gut, dann fangen wir mal an:
Ich stieg dank eines Jazz-Festivals und einem kleinen „Freiwilligen-Meet&Greet“ in Cluj (wie immer ermöglicht dank Jule, die glaube ich kein Wochenende ohne Besuch ausharren darf) gut gelaunt gegen 1 Uhr in der Nacht in den Zug nach Iasi. Die meisten Passagiere in diesem Zug hatten das Privileg schon 10 Stunden unterwegs zu sein. Zur weiteren Reise muss ich nicht viel sagen, höchstens, dass es sich durchaus lohnt in Rumänien mal ein wenig mehr zu bezahlen für die 1. Klasse.
Was ich natürlich nicht getan habe, um ganz authentisch in einem Abteil eingeklemmt zu sein mit Menschen die auch 6 Uhr morgens als völlig angemessene Zeit für ein wenig Manele (traditionelle rumänische Musik; klingt für mich wie Helene Fischer mit mehr Beat & Balkan) halten. Aber für so knappe 9-10 Stunden ist das ja völlig akzeptabel. Iasi ist eine wirklich schöne Stadt und wenn die Reise nicht so ewig lange dauern würde wäre ich sehr gerne häufiger dort. Es ist für mich mit Timisoara vergleichbar, bietet viele Studenten und sehr viele eindrucksvolle Kirchen und Gebäude. Allen voran wohl der „Kulturpalast“, der etwa 2 Tage nach meiner Abreise nach jahrelanger(?) Restauration seine Pforten wieder geöffnet hat und die größte Kunstsammlung Rumäniens beinhaltet.
Das nennt man dann wohl Timing.
Nach nur zwei Tagen ging es für mich dann weiter nach Chisinau in die Republik Moldau, die mir als „kleineres und ärmeres Rumänien“ beschrieben wurde. Nach einigen Schwierigkeiten einen Bus zu bekommen ging es dann los und nach einer von der Länger her sehr angenehmen Busfahrt (4 Stunden) bei der allerdings eine Scheibe im Bus komplett zersprungen ist (kann ja mal passieren) kam ich in Chisinau an einem der 3 oder 4 Busbahnhöfen an. Dieser lag praktischerweise direkt am größten Straßenmarkt der Stadt und so konnte ich direkt jeglichen Kulturschock überwinden. Pinkelt da halt einmal eine Frau direkt vor der Bus und schon denkst du dir nachher nur noch selten „huch, wo bin ich denn hier?“.
Wer übrigens dachte Taxi fahren wäre in Rumänien billig, dem lege ich auch die wunderschöne Hauptstadt Moldaus ans Herzen. selbst die „Abzocker“, deren Taxameter leider grade nicht funktioniert liegen im Allgemeinen mit ihren Preisen unter 5€, für eine Fahrt die im regulären Taxi etwa 1,50€ kostet. Und in Deutschland etwa 36€.
Außerdem gibt es nichts schöneres als ein gutes Gespräch mit dem Taxifahrer. Am liebsten natürlich mit einem, den man nicht versteht und der sich deshalb in der Pflicht sieht Google Translate um Hilfe zu bitten. Nichts gibt einem das Gefühl von Sicherheit wie in einem Taxi ohne Sicherheitsgurte zu sitzen, mit einem Fahrer der bezaubernd in dein Gesicht lächelt während er zielsicher in sein Handy tippt, und das Ganze in einem Verkehr den ich wirklich nur als molochartig beschreiben kann. Aber: Es ging um lebenswichtige Information.
„Do you have a Boyfriend in Germany?“
Öhhhhhhhhhhhh.
Chisinau ist eine wirkliche schöne Stadt mit vielen sehr gepflegten Grünanlagen, ein paar Museen (deren Ausstellungen von wirklich interessant und informativ zu lieblos und zusammengewürfelt variieren, also so wie eigentlich überall auf der Welt) und ist Zuhause meiner liebsten Kaffee-Kette. Falls ihr einmal das Glück habt euch in Chisinau, Bukarest oder Brasov zu befinden sucht das nächste Tucano-Café auf und fühlt euch gut.
Eine weitere Empfehlung ist mit Sicherheit das Tapok-Hostel in dem ich geschlafen habe und das dank seiner Gäste und fantastischen Mitarbeiter definitiv sehr einladend war.
Mein Gesamteindruck von dem Land und den Menschen ist ein sehr positiver und ich hätte nicht erwartet so viele Unterschiede zu dem mir langsam immer bekannteren Rumänien ausfindig machen zu können. Auch hier wäre ich viel lieber noch viel länger geblieben, alleine weil die Umgebung mit berühmten Klöstern und dem längsten Weinkeller der Welt lockt (der wenn ich mich richtig erinnere 42km lang und mit dem Auto befahrbar ist). Auch hätte ich sehr gerne Tiraspol einen Besuch abgestattet, der Hauptstadt des mehr oder weniger unabhängigen (sie sagen ja, allen anderen sagen nein) Transnistrien. Ich habe mich bei der Reiseplanung dagegen entschieden, weil ich mich vom auswärtigen Amt habe einschüchtern lassen,aber mittlerweile habe ich so viele sehr positive Erfahrungen anderer Reisender gehört, dass Transnistrien auf meiner Liste definitiv Platz gefunden hat.
Wieder nach zwei Tagen ging es für mich schon weiter in die Ukraine. Hier war der Grenzübergang deutlich langwieriger und ein wenig einschüchternder. Das lag allerdings nur an den Uniformen und Gewehren der Grenzschützer, persönlich hatte ich bei der Einreise und auch während meiner Zeit keine negative Erfahrung mit der Staatsgewalt machen müssen.
Ich habe die Ukraine als faszinierendes, schönes und kulturell sehr interessantes Land kennengelernt und kann auch hier nur meine Begeisterung betonen.
In Odessa habe ich dann das Wochenende verbracht, viele nette Menschen kennengelernt, ich war in der Oper um mir Schwanensee anzuschauen, ich habe Muscheln gegessen (das erste Mal in meinem Leben) und natürlich mein persönliches Highlight, das Meer genossen! Wie man so schön an dieser Kurzaufzählung merkt habe ich jetzt wirklich keine Lust mehr zu schreiben.
Was mir von diesem Trip deutlich und ich hoffe auch sehr lange in Erinnerung bleiben wird ist die Herzlichkeit der Menschen denen ich begegnet bin. Sei es der nette Hausmeister der mich trotz Renovierungsarbeiten in die geschlossene Kirche lässt, die Dame namens Larissa an der Gepäckabgabe am Busbahnhof in Chisinau die mir ein Osterei schenkt und mich für mein Rumänisch lobt oder die netten Menschen die sich die Zeit genommen haben mich durch die Stadt zu führen und mit denen ich diese Reise und diese Städte hoffentlich noch sehr lange in Verbindung bringen werde. Ich hab auf jedenfall genug gesabbelt und obwohl ich sicherlich noch mehr zu erwähnen hätte (wie den Besuch von meinem Papa, oder den von meiner Freundin Franzi, oder den Abschluss der 12.Klässler oder oder oder..)
lasse ich jetzt noch ein paar Bilder sprechen
Reisebericht: Iasi, Chisinau, Odessa
Frühlingsgefühle
Den Mangel an Blogeinträgen habt ihr also nur meiner notorischen Faulheit zu verdanken, genug Material zum Erzählen hat sich in den vergangenen Monaten sicherlich angestaut. Mittlerweile allerdings ist mein Bergfest vorüber und die zweite Hälfte meiner Zeit hier ist angeklungen. Das würde mich langsam aber sicher deprimieren, aber zum Glück habe ich im Moment keine Zeit zum wehklagen. Wie man aus dem Titel schon schließen kann, ist der Frühling angebrochen. Konkret äußert sich das nicht nur in der aufblühenden Natur sondern in den 27 Grad, die das Thermometer auf meinem Rückweg von der Schule heute anzeigte. Schon am Wochenende hat sich das Wetter von seiner charmanten Seite gezeigt und offenbart so eine ganz neue Seite Rumäniens. Mit jedem warmen Tag werden die öffentlichen Parks und Straßen belebter. Ich würde am liebsten nur noch herumreisen und mir den Sonnenuntergang an jedem erdenklichen Ort ansehen, aber natürlich habe ich auch ein paar Verpflichtungen hier in Zalau und langsam aber sicher rückt die Zeit nach dem Freiwilligendienst immer mehr in den Fokus. Was man in der ersten Hälfte noch als „weit weg“ abtun konnte wird rückt gefährlich nah.
Aber bis zum August bleibt mir noch einiges an Zeit um die schönsten Jahreszeiten zu genießen. Die Sonnenstrahlen machen auf jeden Fall Lust auf Sommer und so finde ich mich immer öfter, egal ob wie dieses Wochenende bei Jule in der Wg-Küche oder alleine vor dem Laptop, in Reiseplänen für die Oster- und Sommerferien schwelgend. Ich hoffe, dass ich in der Zwischenzeit öfter mal ein kleines Update zu meinem Leben hier verfassen werde oder auch größere Berichte über das Reisen abtippe, aber was kann ich sagen:
Ich bin und bleibe unverbesserlich und deswegen gibts keine Versprechen.
Liebste Grüße an alle, die gerne welche hätten.
Posted in »kulturweit« Blog, Allgemein
die Highlights der letzten Woche
Hallo ihr Daheimgebliebenen.
Es ist schneller Winter geworden als gedacht und die Zeit fliegt nur so dahin. Kein Wunder also, dass das Zwischenseminar in Sibiu anstand. Für mich läutet dieses zwar erst ein, dass ein Viertel und nicht etwa schon die Hälfte meiner Zeit in Rumänien vorbei ist, aber einen Schrecken jagt es einem damit auch ein.
Weil ich so unfassbar schreibfaul bin und etwa genauso unfassbar viel erlebt habe in der letzten Zeit konzentriere ich mich hier auf ein paar wenige Highlights. Bei näherem Interesse dürft ihr gerne nachfragen, denn ab dem 19. Dezember bin ich für eine Woche wieder im guten alten Bad Oeynhausen an der Glühweinbude meines Vertrauens zu finden.
Schwesterherz kommt zu Besuch
Selbstverständlich zählt der Besuch meiner lieben Schwester Jana zu den Highlights der letzten Zeit und das nicht nur (aber auch) wegen der verfrühten Geburtstagsgeschenke, die sie im Gepäck hatte. Wir haben uns Zalau, Cluj und Sibiu angesehen, viel gegessen (unter anderem gab es extra für uns eine Geburtstagstorte) und es war sehr schön mal wieder Zeit mit ihr zu verbringen.
Leider konnte sie nur ein Wochenende bleiben, auf das allerdings schon das nächste Event folgte:
Das Zwischenseminar in Sibiu
Das Zwischenseminar war eine Woche voller wunderbar lieber Menschen und einer Menge Input, wie man es von Kulturweit-Seminaren mittlerweile gewohnt ist. Das Beste hier war neben der 2 Liter Plastikflasche Bier als Geburtstagsgeschenk wohl der erste Schnee, der pünktlich zu meinem Geburtstag das erste Weihnachtsfeeling aufflackern ließ. Dazu passte der schnuckelige Weihnachtsmarkt in Sibiu ebenso perfekt wie das Stück „Die Goldberg Variationen“, das wir uns im deutschen Theater ansahen.
Der Weg von Sibiu nach Brasov
Da es alle so brav erwähnt haben ( hier einmal: Anke und hier: Alexandra) muss es bei mir natürlich auch noch einmal vorkommen. Durch eine relativ spontane Entscheidung sind Anke, Alexandra, Christoph und ich von Sibiu nach Brasov getrampt. Natürlich nicht ohne die vorherige Vorbereitung gehörig zu unterschätzen. Ein hastig gekritzeltes Schild mit „BV“ musste ausreichen und nur dank freundlicher Passanten standen wir irgendwann an einem zum Trampen geeigneten Ort. Insgesamt standen wir nie länger als eine Viertelstunde bis wir mitgenommen wurden und waren trotz einem schönen Zwischenstopp in Fagaras etwa zwei Stunden vor den anderen Freiwilligen, die den Zug genommen hatten, in Brasov.
Brasov
Wenn man nur eine Stadt in Rumänien besichtigen will, empfehle ich (natürlich nach Zillenmarkt ) Brasov, denn Brasov hat alles was man in Rumänien will und mehr. Eine wunderschöne Berglandschaft umher, eine zuckersüße Altstadt, wunderschöne Kirchen und ja, das etwas überbewertete aber dann doch irgendwie dazugehörende Schloss Bran oder auch Schloss Dracula ist auch nicht allzu fern. Ich habe die Zeit dort unheimlich genossen und werde sicherlich dorthin zurückkommen.
Der Weg von Brasov nach Zalau
Kein Highlight im positiven Sinne, aber dennoch erwähnenswert war wohl der Rückweg von Anke und mir. Für diesen hatten wir uns ausgerechnet den 1. Dezember und damit den Nationalfeiertag der Rumänen auserkoren. Nachdem es uns nicht einmal möglich war einen Platz im Bus zu reservieren hofften wir auf unser Glück und fuhren mit einer super lieben Mitfahrgelegenheit von Blablacar, die uns mit ihrer Art von Kofferraum-Tetris einen Einblick verschafft hat, wie viel Gepäck wirklich in einen Backofen passt immerhin bis nach Sibiu.
Dort am Bahnhof angekommen trafen wir witzigerweise auf ein paar bekannte Gesichter, die ebenfalls auf der Suche nach einem Weg in Richtung Heimat waren. Leider kam alles anders als geplant und wir konnten keinen Sitzplatz im heiß ersehnten Bus ergattern. Da der nächste Zug erst gegen Mitternacht gefahren wäre blieb uns dieses Mal keine Alternative zum Trampen. Not macht erfinderisch und so wurde wiedermal ein eher notdürftiges Schild, dieses Mal mit der Hilfe von Lippenstift, gebastelt.
Tatsächlich standen die liebe Anke und ich, so völlig verfroren und vielleicht auch ein bisschen verloren wie wir vermutlich aussahen,keine fünf Minuten bis sich die erste Mitfahrgelegenheit anbot. So erschöpft wie wir nach dieser kleinen Odyssee waren fielen wir beide am Dienstag direkt ins Bett und Anke trat am frühen Morgen ihre restliche Heimreise an.
Es ist verrückt wie viel ich schon wieder erzählen könnte, von Vertretungsstunden und Adventskalendern, Wochenenden in Cluj und dem ungarischen Theater.. Aber ich kann mich so selten dazu aufraffen alles was mir Aufregendes passiert festzuhalten. Mit Sicherheit kann ich sagen ich freue mich schon sehr, die Gelegenheit zu haben euch alles haarklein persönlich zu berichten.
Das ist wohl mein Schlusswort, ich wünsche allen einen wunderbaren zweiten Advent.
Posted in »kulturweit« Blog, Allgemein, Ausflug, Erlebnis, Freiwillige, Reise
Impressionen: Trauer
Ich weiß, ich hinke hinterher mit Blogeinträgen die sich mit dem alltäglichen Leben oder meinen Ausflügen in andere rumänische Städte beschäftigen, aber auch heute möchte ich über etwas anderes schreiben. Es geht um die Volkstrauer und das sichtbare Mitgefühl, dass ich hier in Rumänien als überwältigend und von einer ganz neuen Qualität kennengelernt habe.
Viele von euch werden von dem Brand in einem Bukarester Nachtclub gehört haben( Der Link für alle, die nochmals nachlesen möchten ). Hier war diese Tragödie das Thema, welches das Tagesgespräch am Wochenende und auch heute noch bestimmte. Der Grund warum ich diesen Eintag verfasse ist der, dass ich heute sehr berührt worden bin durch eine Mahnwache, die in Zalau ins Leben gerufen wurde.
Um der Toten und den Verletzten zu gedenken, wurde dazu aufgerufen eine Kerze auf dem Marmorplatz im Stadtzentrum anzuzünden.
Schon heute Morgen war mit Kreide ein Herz auf den Platz gemalt und darin Blumen niedergelegt worden. Am späten Nachmittag wurde dann eine Platte mit den Namen der Verstorbenen aufgestellt und es kamen unzählige, insbesondere junge Menschen zusammen um eine Kerze anzuzünden und zu trauern.
Diese Art der öffentlichen Trauer und Sympathiebekundung ist auf eine Art und Weise berührend, wie ich sie nicht beschreiben kann und deswegen sehr gerne mit euch teilen wollte. Ich möchte nicht sagen, dass es in Deutschland keine öffentliche Trauer gibt oder dass zu wenig Mitgefühl ausgedrückt wird, aber durch die Selbstverständlichkeit dieser kleinen Gesten wird glaube ich der Unterschied in den emotionalen Qualitäten deutlich. Hier möchte ich anmerken, dass ich keinesfalls die Gefühle von Einzelnen beschreiben möchte, sondern den Umgang der Vielen mit einem Thema. Das führt natürlich zwingend zur Verallgemeinerung, die hier als Versuch gelten soll einen Eindruck zu vermitteln. Über das was so „anders“ ist, am rumänischen Lebensgefühl.
Ganz stumpf gesagt würde ich behaupten, dass die Art der Trauer eine öffentlichere ist, dass die Sympathiebekundungen hier keine leeren Floskeln sind, sondern gelebt werden. Rational betrachtet muss es keinen Sinn ergeben, ich empfinde es als sehr beruhigend und angenehm, so viele Leute zu sehen die einen Moment ihres Lebens darauf verwenden sich im Namen der Verstorbenen und Verletzten zu besinnen.
Ich verstehe, wenn das nicht jedem so geht.
Posted in Allgemein, Erlebnis, Gastland, Gesellschaft, Lebensgeschichten, Menschen, Mentalität, Nachrichten, Privat
Anekdoten aus dem Unterricht
Oder auch: Was wirklich gegen Erkältung hilft
Hallo! Hier ein kleines Lebenszeichen von mir, nachdem ich lange nicht geschrieben habe.
Letztens durfte ich meine eigene Biologie-Stunde für die fünfte Klasse der deutschen Abteilung gestalten. Gesagt, getan:
Es ging um Heilpflanzen und ihre Wirkung, also ein ideales Thema wenn man wie hier mit Dauerregen und nie aufhörenden Erkältungen konfrontiert ist.
Zu Beginn der Stunde habe ich Teebeutel mitgebracht. Die Kinder sollten erraten, welche Pflanze dahintersteckt (Pfefferminze war’s) und mir sagen, wann sie am meisten Tee trinken. Die erwünschte Antwort „Wenn ich krank bin“ kam natürlich sofort.
Nur die Antwort auf die nächste Frage fiel anders aus, als erwartet. Ich wollte von den Kindern wissen, was für Tee sie denn bei welchen Beschwerden trinken oder ob ihnen noch andere Pflanzen einfallen, die helfen können wenn man krank ist. Dabei dachte ich bei der Vorbereitung an Kamille, Eukalyptus… und so weiter und so fort.
Aber nein, die einzige die in dieser Unterrichtsstunde etwas gelernt hat bin wohl ich. Denn die bevorzugten Hilfsmittelchen bei Erkältung und co. sind hier Zwiebel, Knoblauch und Rosmarin. Bei Erkältung einen Zwiebeltee, zur Entgiftung möglichst viel Knofi. An den Gedanken werde ich mich bei meiner Abneigung gegen eben diese Dinge wohl noch gewöhnen müssen.
Ein längerer Blogpost mit einem Bericht über den Besuch in Temeswar, der ja mittlerweile schon wieder zwei Wochen her ist gibt es bald hoffentlich hier zu lesen. Solange noch eine Geschichte für alle die meine charmant-lebensunfähige Art vermissen:
Ich wollte heute gegen 19:00 Uhr an Punkt A sein. Laut Google Maps sollte ich dafür 16 Minuten benötigen und ich, die ja immer großen Wert auf Pünktlichkeit legt (ähem) stiefelte sogar mehr oder weniger gut zeitlich abgestimmt gegen zwanzig vor aus der Haustür. Dann kaufte ich noch rasch im nächsten Laden eine Flasche Wasser und war quasi schon in Eile, als mir auffiel, dass ich den Weg nicht finde.
Und dass dann passenderweise mein Internet auf dem Handy nicht funktioniert. Dazu muss man sagen, dass der beliebte Prepaid-Anbieter Orange und ich in der kurzen Dauer meines bisherigen Aufenthalts eine Art Hassliebe entwickelt haben. Aus irgendeinem Grund funktioniert es momentan nicht mein Guthaben wieder aufzuladen – super anstrengend und natürlich in dem Moment bemerkt als ich versuchen wollte den Weg zu googeln. Aber selbst ist die Frau, also fragt sie fleißig Passanten. Die aber leider irgendwie auch alle keinen Plan zu haben scheinen und mich jedesmal wahlweise in eine andere Richtung oder immer weiter in die Walachei (haha, das ist witzig weil die Walachei nunmal in Rumänien ist. Lustig, gell?) wiesen.
Tatsächlich endete das ganze dann damit, dass ich anstatt am Zielort anzukommen etwa 1 1/2 Stunden durch die schönsten Wohnblock Siedlungen Zillenmarkts laufen durfte. Ich bin versucht das nächste Mal wenn ich einen Ort suche einfach ein Taxi zu nehmen, die sind hier sowohl günstig als auch ständig verfügbar. Oder natürlich ich würde mich im Voraus besser informieren.
Aber ganz ehrlich, wo bliebe dann da der Spaß?
Liebe Grüße an alle Daheimgebliebenen.
Rumänische Lebensmittel und ihre Tücken
So. Stellt euch mal vor ihr habt Hunger und den Wunsch endlich mal etwas selber zu kochen. Ihr wisst ihr habt Nudeln zuhause aber irgendwie sind Nudeln mit Ketchup nicht fancy genug. Ihr habt auch noch Pilze zuhause. Das wäre natürlich schon mal ein Anfang.
Vielleicht ein paar Nudeln in Pilz-Sahnesauce? Das klingt doch fast wie ein einigermaßen anständiges Gericht. Was macht man also? Man bewegt sich in den nächsten Supermarkt, der in Zalau nie weiter als 10 Meter entfernt ist. Egal ob Lidl, Kaufland, Profi oder die niedliche ABC-Märkte, die irgendwie wie die Kinder der Liebe von Späti und Tante-Emma-Läden sind: Alle sind sie immer in der Nähe und immer geöffnet. Oder immerhin 12 Stunden am Tag an jedem Tag der Woche.
Die Mission war Sahne kaufen. Nach stundenlangem Bummeln durch irgendwelche Regale („Hey hier gibt es ja sogar Weinrich-Schokolade!“) steht man dann ein wenig verwirrt und mit knurrendem Magen vorm Kühlregal. Äh ja ok, was soll davon jetzt Sahne sein? Logischerweise greift man auf eins der vielen Produkte zurück die irgendwie gut klingen. „Sana“ klingt ganz klar wie Sahne. Ist sogar eine Kuh auf der Packung, wird schon das richtige sein. Vor dem heimischen Herd, ein paar angebratene Champignons in einer Pfanne, die „Sana“ dazu…
Und herauskommt ein wirklich unappetitlicher Anblick. Irgendwie dickflüssig. Innerhalb von Sekunden geronnen. Schmeckt auch nicht besonders sahnig. Hätte man übrigens auch vorher probieren können, hat man aber nicht.
Was also ist Sana? Es war mir zu peinlich meine Gastschwester zu fragen, also googelte ich lieber und fand heraus, dass es eine Art verdickter Trinkjoghurt ist.
Warum ich so ausführlich darüber berichte wie ich koche und welche Missverständnisse es dabei gibt? Weil ich kaum dazu komme etwas selber zu kochen. Es fängt damit an, dass fast jeden Morgen in der Schule ein besonderes Ereignis ansteht und einer der Lehrer Kuchen, Kaffee und Kekse mitbringt. Sei es ein Geburtstag, der Schulanfang eines Kindes oder wie bei mir, der Einstand. Wobei ich keinen Kuchen mitgebracht habe (Bei der Menge an Lehrern gehen da mal locker vier oder fünf Topfkuchen durch, mindestens) sondern Beata sehr leckere Apfel-Quark-Taschen bei einer Konditorei bestellt hat. Wenn man dann „der besondere Grund“ ist, wegen dem es Kuchen gibt kommt die Hälfte des Lehrerzimmers um zu gratulieren oder wie bei mir sich vorzustellen. Sehr herzlich, jeweils mit einem Kuss auf beide Wangen. Ob da jemand schon den Puderzucker von den Apfeltaschen im Gesicht hat ist dabei wohl zu vernachlässigen.
Für mich war das natürlich eine sehr gute Gelegenheit um mich bekannt zu machen („Ach die neue Freiwillige für den Deutschunterricht. Und woher kommen Sie?!“ – „Oh und ich dachte die ganze Zeit Sie sind eine von den Neuntklässlern die nicht wissen wo sie hinmüssen.“).
Generell bin ich gerne im Lehrerzimmer. Gerade in der CNS (in der Eminsecu habe ich bis jetzt weniger Freistunden verbracht) bin ich gern gesehener Zeitvertreib. Beispielsweise für einen sehr netten älteren Rumänischlehrer, der für jedes normale Gespräch einen Dolmetscher braucht, dann aber auf einmal anfängt die Lorelei von Heinrich Heine zu rezitieren. Und zwar ziemlich perfekt.
Desweiteren darf ich sehr oft bei meiner Gastfamilie mitessen. Genaugenommen werde ich mittlerweile nicht mehr gefragt ob ich möchte. Egal ob meine Antwort Nein oder Ja lautet, meine Gastmutter kommt trotzdem mit einem Teller wirklich leckerer rumänischer Hausmannskost in mein Zimmer. Camelia begründet das damit, dass sie sich Sorgen macht weil ich so wenig essen würde. Ich habe glaube ich noch nie den Eindruck gemacht als würde ich verhungern, aber das ist wohl eher ein weiterer wunderbarer Teil der rumänischen Gastfreundschaft.
Vor allem die sehr süßen Kleinigkeiten die meine Gastmutter Claudia tut sind wirklich herzerwärmend. Zum Beispiel stellt sie mir jedes Mal Puschen hin wenn ich wieder Barfuß durch die Wohnung gehe. Oder sie backt mir(wieder beim Essen, ha) einen ganzen Teller Donuts.
Am Freitag war ich mit Camelia und ihren Freunden aus und als ich dann am Samstag gegen Mittag erwachte hatte sie ein schlechtes Gewissen, ob ich aufgewacht wäre weil sie so laut gekocht hätte. Und ob ich Hunger hätte.
Ja, das Ausgehen mit Cami war so eine Sache. Ich habe mich sehr gefreut, all ihre Freunde kennenzulernen und habe dafür auch gerne den Einstundenmarsch bis in die „Vororte“ Zalaus in Kauf genommen.
Sobald man etwas aus der Stadt heraus ist werden die Häuser kleiner, die Gärten größer (oder fangen überhaupt an zu existieren) und jedes einzelne Haus hat einen Hund. Um in Rumänien Hund zu sein braucht es nicht viel, die Grundvoraussetzung ist, dass man laut bellen kann. Und wird. Das gilt natürlich nur für die Haus- und Hofhunde und nicht für die, die in den Wohnungen gehalten werden.
So kam es, dass wir bis zu Camis Freundin spazierten und dabei an jedem Zaun kräftig angebellt und angeknurrt worden sind. Dabei ist es völlig egal ob auf der anderen Seite des Zauns ein Schäferhund oder ein Dackel sitzt, die machen alle kräftig krach.
In einer rumänischen Kneipe war ich auch. Fazit: Die 16-jährigen Mädels sind oft begeisterter über Jägermeister als jeder Heranwachsende den ich bisher getroffen habe (und das ist echt nicht leicht :D), es ist alles sehr verqualmt und die Klamotten riechen schrecklich(gewöhnt man sich jemals an kalten Rauch? Ich hoffe nicht) und es ist sehr sehr laut und voll. Achso und rumänisches Bier ist nicht schlecht, zumindest die drei verschiedenen Sorten die ich bis jetzt probiert habe.
Tatsächlich bin ich aber nicht nur zum Essen und zum Feiern hier. Ich bin in beiden Schulen unheimlich gerne und habe insbesondere die Kleinen in der Eminescu-Schule auch schon ziemlich lieb gewonnen. Die Deutschkenntnisse die diese Schüler an den Tag legen sind wirklich beeindruckend und manchmal frage ich mich, ob ich genauso schnelle Antworten auf manche Fragen geben könnte.
Ende dieser Woche bin ich mit meinen Mentorinnen zu einem Seminar nach Temeswar eingeladen worden. Ich freue mich schon sehr darauf, ein paar von den anderen Freiwilligen wiederzusehen und bin auch sehr gespannt auf die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit, zu denen wir wie viele andere Kulturweitfreiwillige auch eine offizielle Einladung vom Konsulat in Temeswar erhalten haben.
Noapte Buna!
Kleinstadt bleibt Kleinstadt
Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich am 20.09.2015 frisch geduscht um Mitternacht alleine in einer rumänischen Wohnung sitzen würde, hätte ich mit den Schultern gezuckt. Immerhin hab ich alle Teile von Hangover gesehen und solche Situationen scheinen wohl öfter vorzukommen als man denkt.
Wenn man mir dann aber noch sagen würde, ich wäre satt und glücklich weil ich eine sehr leckere Süßkartoffel-Gemüse-Pfanne gegessen hätte… ja dann hätte ich wohl hysterisch gelacht. Spaß beiseite, leider bleibt mir von meinem ersten Wochenende in Zalau nichts allzu Spannendes zu berichten. Am Freitag hatten alle Schulen frei, da es ein organisatorisches Problem gab. Für meine Gastschwester und mich natürlich ein Grund zum Feiern und auch der Anlass für meinen ersten und immer noch sehr präsenten Kulturschock:
Wir sind Pizza essen gegangen und dann kam der Schock: zu allererst gebracht wurden nämlich die Getränke und dann der Ketchup. Ich dachte ich hätte bei Camelias Bestellung nicht richtig aufgepasst und sie bekäme Pommes oder ähnliches. Aber nein, der Ketchup gehört in Rumänien zur Pizza. Nicht nur dazu, sondern darauf. Ich war schockiert darüber, dass Pizza hier so gegessen wird.Verstößt das gegen keine einzige Genfer Konvention? Weiß unser Stamm-Italiener davon?
Auf der anderen Seite war Camelia genauso schockiert als ich ihr erkläre, dass ich noch nie Pizza mit Ketchup gegessen habe. Ist aber tatsächlich gar nicht so schlecht.
Am nächsten Tag (an dem ich übrigens die Reste der Pizza esse, mit Ketchup!) sind Cami und ich dann durch ein paar der Läden in Zalau geschlendert. Ich wollte sehr gerne einen Blazer und ein paar hohe Schuhe haben. Tatsächlich muss ich leider zugeben mich total in die Schuluniformen an den beiden Schulen verknallt zu haben und jedes Mal ein wenig neidisch zu sein. Auch wenn viele Schüler die Regeln eher großzügig auslegen und mal mehr und mal weniger Teile der Schuluniform tragen, wirkt die gesamte Atmosphäre gleich ein wenig formeller.
Und genau da kam mein Wunsch nach anderen geeigneteren Schuhen als meinen knallpinken Nikes zum Tragen. Also ja ich habe auch andere Schuhe mit, aber tatsächlich nichts mit Absatz. Die haben zum einen nicht in den Koffer gepasst und zum anderen fiel mir auch keine richtige Situation ein in denen ich hätte welche gebrauchen können.
Nunja, Pustefix. Man würde ja denken, in einer Stadt in der ein Großteil der weiblichen Bevölkerung hohe Schuhe trägt wäre es einfach an ein Paar geschlossene schwarze Schuhe zu kommen, richtig?
Nein, nicht richtig. Denn es gibt hier eine für eine kleine Stadt große Auswahl an kleineren Bekleidungs- und Schuhgeschäften, aber die führen am allerliebsten wohl Pumps. wirklich schöne, wirklich hohe Pumps. Jeder der mich schon mal gehen gesehen hat weiß, dass das sogar Barfuß irgendwie wackelig aussieht. Deswegen so
Mir ist während des Schreibens aufgefallen, dass ich gar nicht Carrie Bradshaw bin und keine ganzen Absätze übers Schuhe kaufen verfassen muss. Mein Fazit aus dem Freitag ist, dass mir einige Geschäfte in Zalau sehr gut gefallen und ich schöne neue Schuhe und einen sehr hübschen Blazer gekauft habe.
So nun ist aber schon Samstag und ich habe den Tag damit verbracht ein wenig in der Stadt herumzulaufen, Lebensmittel einzukaufen und mir etwas nettes zu kochen. Und dann habe ich einen Fernsehsender entdeckt, der fast jeden Abend Folgen von „Gossip Girl“ mit rumänischen Untertiteln sendet. Ich glaube es gibt wenig langweiligeres als mein erstes Wochenende in Zalau und genau deswegen fühle ich mich noch ein bisschen mehr wie Zuhause. Was habe ich vor einem Jahr an einem Wochenende in Bad Oeynhausen gemacht? Im Zweifelsfall saß ich Zuhause und hab mich gelangweilt. Was mache ich dieses Jahr in Rumänien? Ja, sehr richtig. Okay, das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich bis auf meine Gastschwester und die Menschen aus der Schule wirklich niemanden kenne der in der Nähe ist. Aber dieses Alleine sein wird mich wohl auch noch ein wenig begleiten. Ob ich jetzt lieber mit Freunden irgendwo ein Bier trinken würde? Als an diesem Samstag „Gossip Girl“ zu gucken, ganz bestimmt. Als in Rumänien zu sein? Ganz bestimmt nicht.
Meine erste Woche in Rumänien ist nun vorbei und ich hoffe, dass die, die folgen genauso ereignisreich, interessant und lehrreich werden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier so schnell so gut angekommen fühlen würde und hoffe, dass sich daran auch mit der Zeit nichts ändert.
Ich geh jetzt schlafen, immerhin ist es hier eine ganze Stunde später als in Deutschland und ich kämpfe immer noch mit meinem Jetlag.Bin einfach nicht für das #jetsetleben geschaffen.
xoxo,
Gina
(Hände hoch, wer dachte ich schreibe Gossip Girl?!)
Posted in »kulturweit« Blog, Allgemein
Angekommen – die Zweite
Ich will nicht lügen – es mag beweilen vorkommen, dass mir Stumpfsinnigkeit vorgeworfen wird. Von manchen eventuell als Beleidigung doch wer mich kennt hat diese hoffentlich auch schätzen oder zumindest zu ertragen gelernt.
In den letzten vier Tagen habe ich persönlich die Stumpfsinnigkeit als Charaktereigenschaft lieben gelernt. Denn ihr schreibe ich zu, wie wohl ich mich in meiner neuen Umgebung fühle. Anders kann man sich das nach so wenigen Tagen wohl nicht erklären. Oder aber doch?
Ganz bestimmt sogar mit den netten Menschen die mich umgeben.
Wie zum Beispiel meiner wunderbaren Gastmutter die trotz der Sprachbarriere kapiert, dass ich nicht kapiere. Nämlich wie man einen Gasherd benutzt. Ja das sind die Praxiskompetenzen unserer Jungabiturienten. Nein ich will natürlich nicht für alle sprechen, alle anderen hätten dieses „Hindernis“ wahrscheinlich nur belächelt. Aber endlich: Heute gab es das erste Mal selbstgekochte Nudeln, trotzdem wird die Mikrowelle erstmal mein Favorit der heimischen Küche bleiben.
Die zwei „ersten“ Tage in den beiden Schulen haben mich sehr beeindruckt und mir auch Lust auf mehr gemacht. Am Montag durfte ich bei der Eröffnungsrede zum neuen Schuljahr dabei sein und obwohl ich nichts verstanden hab – nicht nur weil rumänisch gesprochen wurde (durchaus logisch) sondern weil die etwa eintausend fröhlich plaudernden Schüler dann doch lauter waren als eigentlich alles andere. Dann aber mein großer Moment: Meine Mentorin und ich dürfen nach vorne und sie stellt mich allen auf Deutsch vor. Irgendwie doch ein bedeutsamer Moment – leider hat kaum jemand hingehört.
Dann geht die Zeremonie weiter, Luftballons werden in den Himmel steigen gelassen und kleine neu eingeschulte Fünftklässler gehen symbolisch durch ein Tor aus Blumen von der Grundschule in die höhere Schule. Ich bin immer noch begeistert von der Symbolträchtigkeit dieser Geste. Und ja, ich bin mir der Kitschigkeit dieses Satzes bewusst, danke.
Das war natürlich erst der Anfang des Tages. Es ging weiter zu einem wohl typisch-rumänischem Frühstück mit vielen Fleischspezialitäten und sehr süßem Kuchen. Daraus konnte ich mich dank meiner Mentorin schon früher verabschieden und endlich ihre Klasse kennen lernen. An der Eminescu und ich meine auch an anderen Schulen gibt es die sehr schöne Tradition den Lehrern zu Beginn des Jahres Blumen und Schokolade zu schenken, daher ging Elisabeth zu Anfang der Stunde förmlich in Blumen unter. Ich durfte auch einen Blumenstrauß behalten und bekam eine Schachtel Schokolade geschenkt – herzlicher kann man wohl einen ersten Schultag nicht beginnen.
Leider war nur Zeit den Stundenplan zu besprechen, aber trotzdem freue ich mich schon auf die ziemlich aufgeweckt wirkenden Siebtklässler. Eine Zeit in der ich wirklich alles getan hätte, außer eine Fremdsprache zu erlernen. Danach wurde ich den einzelnen Deutschlehrerinnen vorgestellt. Ich freue mich besonders auf die Stunden die ich in der Grundschule verbringen darf, sehe dort aber auch die größten Schwierigkeiten mich einzubringen. Außerdem hab ich jetzt eine rumänische Nummer (bei Bedarf gerne nachfragen) mit der ich zwar noch einige Probleme hab was das mobile Internet angeht aber immerhin bin ich jetzt erreichbar und habe auch die Möglichkeit jemanden zu erreichen.
Den Rest meines Montages hab ich dann im Bett verbracht um meine Erkältung endlich auszukurieren.
Den Dienstag konnte ich frisch und fröhlich beginnen. Zum Teil weil ich soviel Schlaf nachholen konnte, aber auch weil ich erst um neun anfangen musste. Das CNS ist in einem sehr eindrucksvollem Gebäude, trotzdem musste ich erstmal nachfragen ob ich jetzt vor dem richtigen Eingang stehe oder nicht. Die Einteilung in Lehrer- und Schülereingang ist für mich noch etwas ungewohnt, das Privileg durch den Lehrereingang gehen zu dürfen aber doch irgendwie ziemlich cool (Und ja es kam ein „Das ist der Haupteingang, aber nur für Lehrer. Sollen wir dir den anderen Eingang zeigen?“).
Denn damit sind wir schon beim nächsten Punkt: Ich bin einfach zu jung. Naja, zu jung ist vielleicht etwas zu harsch, aber doch ja. Ich bin so alt wie viele der Schüler, es würde mich nicht wundern wenn einige älter sind. Damit bin ich als Respektsperson schon mal raus, aber ich glaube das war ich von Anfang an.
Trotzdem bin ich von den Schülern vollends begeistert. Sie schienen interessiert und freundlich. Und was will man mehr? Außer natürlich gutes Wetter, was hier dank fast dreißig Grad und ständigem Sonnenschein auch super angenehm ist.
Das einzige was ich noch besser finde ist das „Schulradio“, was außer Neuigkeiten der Schule in den Pausen insbesondere laute Popmusik aus den Lautsprechern laufen lässt. Mit sowas lässt sich wohl jede Pause aushalten – genauso wie mit rumänischem Kaffee, der sich wohl als Espresso in Tassen beschreiben lässt.
Ein wenig unpassend kam ich mir an beiden Tagen trotzdem vor. Nicht nur wegen des „Schüler-im-Lehrerzimmer“-Gefühls, sondern auch weil ich beeindruckt und auch eingeschüchtert bin von dem chic den die Schuluniformen und die scheinbare Arbeitskleidung der Lehrer an den Tag legt. Da werde ich meine bunten Nikes wohl erstmal nur für Erkundungstouren durch die Stadt nutzen können und mir vielleicht sogar in nächster Zeit den ein oder anderen Blazer zulegen wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Doch solange müssen die Lehrer und Schüler mich in meiner schrecklichen Alltagsklamotte erleben. Ich hoffe das führt zu keinem Unmut, aber meine liebe Gastschwester Camelia hat sich schon bemüht meine Bedenken zu zerstreuen: „I think they look after whether the students wear their uniforms or not, but most of the students change after the passed the teachers. And some of the teachers even wear shirts or shorts in the summer.“
Na was mache ich mir für Gedanken, manche tragen sogar Shorts.
Heute werde ich mich wohl nur noch in mein erstaunlich bequemes Bettsofa kuscheln (als wäre ich das von zu Hause nicht gewohnt) und mich in den Stoff der Lesefüchse vertiefen. „Zeit der grossen Worte“ von Herbert Günther ist einer von vier Romanen die Schüler im Rahmen des Lesefüchse- Programms lesen und besprechen sollen. Ich hoffe auf guten Lesestoff, der auch als guter Gesprächsstoff geeignet ist.
Da bis hierhin eh nur meine Mama gelesen hat möchte ich sie hier an dieser Stelle einmal herzlich grüßen.
Posted in Allgemein, Arbeit mit Kindern, Bildung, Freiwillige, Gastland, Mentalität
erster Tag – erster Beitrag
So, da bin ich nun. Im sehr schönen und zu meiner Überraschung sehr sonnigen Zalau (Man hätte ja auch mal den Wetterbericht ansehen können, der sagt immerhin über 30 Grad für die nächste Woche voraus). Aber zum Glück habe ich ja für alle Eventualitäten gepackt oder bilde mir das zumindest am zweiten Tag noch ein. Bei meiner Ankunft am Flughafen in Cluj war ich mehr als froh, dass meine beiden Mentorinnen sich bereit erklärt hatten mich abzuholen. Denn mit meinem Gepäck wäre jede Busfahrt wohl zu einer niemals endenden Odyssee geworden. Auf der Fahrt von Cluj nach Zalau bin ich leider eingeschlafen und konnte nur wenig von der Stadt sehen. Das wenige was ich gesehen habe war vor allem eine weitläufige und wunderschöne Landschaft, die sich sehr gut fürs Wandern eignen soll. Normalerweise nicht meine erste Wahl der Freizeitbeschäftigung, aber: Öfter mal etwas Neues.
Ich habe meinen ersten Tag direkt verschlafen, was ich gerne auf den Stress der letzten Tage schieben würde, aber wahrscheinlicher erstens mit meinem generellen Bedürfnis nach 20 Stunden Schlaf am Tag zusammenhängt und zweitens mit der Tatsache, dass ich mich auf dem Vorbereitungsseminar ordentlich erkältet habe. Ich bin sehr froh am Samstag geflogen zu sein und heute diesen kleinen Puffer zwischen Ankommen und Schule zu haben. Trotzdem könnte ich nicht aufgeregter sein am Montag meinen ersten Tag an einer meiner Einsatzstelle zu erleben.
Gleich ist meine Gastschwester so nett mir ein wenig die Stadt zu zeigen. Ich bin sehr froh über die zentrale Lage der Wohnung, aber auch über meinen schon immer sehr guten Schlaf. Denn diese Stadt scheint für seine immerhin über 50.000 Einwohner ziemlich laut zu sein. Mit mehr als ersten Eindrücken kann ich leider nicht dienen, da ich bisher nicht mehr als die zwei Meter vom Parkplatz zur Wohnung auf rumänischem Boden gewandelt bin.
Aber so gesehen: Dafür habe ich ja jetzt auch noch fast ein ganzes Jahr Zeit.
Posted in »kulturweit« Blog, Allgemein
Neueste Kommentare