Wir haben Babies! Gleich fünf Stück an der Zahl und eins ist süßer, als das andere. Hatte ich erwähnt, dass unsere liebe Hündin Shyga in den letzten Tagen ob ihres runden Kugelbauches nur noch so vor sich hin wobbelte? Jetzt sind die kleinen Minihundewunder auf dieser Welt und können sie noch nicht mal sehen, weil ihre Äuglein noch verschlossen sind.
Gestern Nachmittag gegen 16 Uhr ging es los, 3 süße Mädchen und 2 stramme Burschen hat unsere tapfere Neu-Mami zur Welt gebracht, unter angestrengtem Knurren und leider auch dem Verlust ihrer zwei Erstgeborenen. Ich hoffe so sehr, dass die fünf kleinen Wimmerer jetzt durchkommen. Sie sind ja so, so, so wunderschön, ein Mädchen ist ganz hübsch braun und die anderen vier sehen aus wie kleine Kuhfleckenwesen. Shyga ist jetzt wohlauf und verdient völlig erschöpft, aber wenn sie einen mit ihren treudoofen, schüchtern dreinblickenden Augen so ansieht, dann möchte man meinen, da sind große Freudenkrokodilstränen in ihren Augen. Wenn ich heute nach Hause komme, dann hoffe ich, dass die Mami mich mal zu sich und ihren Babies lässt. Sie ist da nämlich noch sehr streng und restriktiv in der Besuchsordnung.
So, diese Eilmeldung musste gleich zu Beginn mal raus. Dabei ist ja seit Montag noch mehr passiert. Eigentlich hatte ich auch schon vor, gestern Abend zu schreiben, als die Euphorie noch ganz brühwarm war, aber brühwarm war mir leider auch im Kopf zumute. Der zehnte Arbeitstag in Folge begann nun sichtlich, an mir zu zehren, ich habe mir eine ordentliche Erkältung eingefangen und wollte dann einfach nur noch liegen. Gestern war ich nämlich Eventfotograf beim DAAD Alumnitreffen zum Thema „A world without hunger“. Warum wird dazu nicht ein 10-tägiges Seminar gemacht? Das würde sich nämlich mal richtig lohnen. Das Thema ist extrem wichtig und spannend, aber auch eins, was viele Leute nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. Die gebrachten Ansätze waren auch zumeist sehr produktiv und bereichernd, leider lasen jedoch viele Leute ellenlange Folientexte ab und stellten das dann als ihre Präsentation dar. Das wären aber damals bei Frau Müller höchstens 7 Punkte gewesen. Naja, der Stimmung im Konferenzsaal fehlte es also anfänglich an ein bisschen Pfeffer, der kam dann aber bei der Gruppenarbeit später. Ich habe mich über meine Fotos gefreut, der Job war wieder einmal ein sehr dankbarer und gutes Essen gab es obendrauf. Was will man mehr? Am Ende wurde ich im Taxi nach Hause gefahren und war auch darüber sehr dankbar, weil ich dann im Stau kaum mehr meine Augen offen halten konnte. Bis ich dann plötzlich eine Berichterstattung zum Thema Jürgen Klopp aus dem Ghanaischen Radio vernahm und mich kurz schütteln musste. Das passiert mir immer, ist so eine Art Assoziationsgeschichte. Bizarr und komisch war nur, dass man sogar hier noch von seinen Vergangenheitsgeistern aus alten deutschen Zeiten gejagt wird. So geht das vielleicht auch beispielsweise ehemaligen Mitarbeitern der Tischlerei Hanel in Pasewalk, die zufällig Accra besuchen und ihren alten Lieferwagen hier als Tro-Tro mit bis zu 20 Mann Besatzung wiederentdecken. Ob Bernhard Hanel das weiß? Mich jedenfalls überkam ein sehnsuchtsvolles Heimatsgefühl, als ich den alten Transporter auf Accras Straßen sah.
Bestimmt fragt sich der ein oder andere nun schon, wie denn meine Cinderella-Story beim Botschafter nun ausgegangen ist. Ich kann nur sagen: es war ein absolutes Highlight. „Die fancieste Party, auf der wir je gewesen sind“, darin stimmten wir Mädchen überein. Uniformierte Leute, die dir am palmenbestückten Einlass die Hand schütteln, Kellner, die die Silbertabletts mit kleinen Kanapees unter die Nase halten, wollen Sie Bier oder lieber Campari O?, eine Jazz-Lifeband, ein Pool und ungefähr 200 Leute, die im Garten des Botschafters sahen und gesehen wurden. Keine Frage, das war pure Berechnung und keiner außer uns hatte offenbar so richtig Spaß, aber es war so schön für uns, die wir das doch ganz unschuldig und optimistisch betrachteten. Als die Turmuhr 20:30 schlug, mussten unsere Cinderellas ihren Ball dann leider schon verlassen, nachdem sie nur kurz etwas getrunken, etwas gegessen und etwas Smalltalk mit Offizier Odendahl hielten, ach, ist das alles 50er-jahre-Weihnachtsfilmmäßig. Ich hätte gern mehr davon.
Übrigens habe ich jetzt, nachdem ich es seit Montag probiert hatte, endlich eine Dame von der Alliance Francaise an der Strippe gehabt, die mir mitteilte, dass sie auch nicht wüsste, warum ich nicht informiert wurde, mein Kurs hätte bereits begonnen. Klasse, Leute, merci beaucoup. Morgen werde ich dann also mal im Raum 13 vorbei schauen und hoffen, dass der Lehrer mich nicht gleich französisch in Grund und Boden schimpft. Putain. Das heißt also, Morgen so gegen 4:45 raus. Yay, da klatschen wir alle in die Hände. Na dann kann Papa Joe wenigstens mal so richtig laut singen oder schimpfen oder diskutieren oder was er sonst noch gerne laut machen möchte, ohne mich jedes Mal aus dem Tiefschlaf zu reißen. Ich träume um die Zeit meistens sowieso nur Gruseliges. Leute mit Batmanmasken, die mich im Auto überfallen und vor deren geladenen Waffen ich wegrenne.
Ich husche gleich mal zu Portia in die Bibliothek.
Macht’s gut und schaut mehr Videos von Hundebabies.
Okay, ich KANN das hier noch gar nicht veröffentlichen, weil der kulturweit-Blog einen neuen Server erhält. Na gut. Dann seht ihr das erst Morgen.
Hundebaby essen Sorgen auf
15. Oktober 2015