It's Ghana be great

Meine Zeit am Goethe-Institut in Accra

Mach das, was du liebst und mach es oft

Es ist Sonntagnachmittag, eine leichte Brise weht, die Sonne neigt sich langsam ihrem Untergang zu und ich sitze hier im Wohnzimmer auf meinem Sessel, höre den lieblichen Gospelgesängen der Kirchenband von nebenan, die genauso gut hier im Wphnzimmer sein könnten, der Lautstärke nach zu urteilen. Aber ich höre gern zu, sie sind sehr talentiert, das Schlagzeug macht alles poppiger, ein Radio braucht man hier am Sonntag nicht. Das ist der Soundtrack, den ich immer mit meiner Zeit hier verbinden werde. Ich würde gerne einmal rüber gehen und fragen, ob ich denn mitsingen dürfte. Habe nur Angst vor sektenmäßigem Christenverhalten. Erwähnte ich bereits, dass Ghana das religiöseste Land der Welt ist? Zumindest laut meinem Twi-Lehrer Chambas. Hier wird eher die Nase gerümpft, wenn man, so wie ich das gerne ausdrücke, schlichtweg daran „glaubt, dass alles gut wird und dass es Kräfte gibt, die wir physikalisch noch nicht erfassen können“. Auf den meisten Autos finden sich entweder auf Englisch oder Twi irgendwelche Jesus- oder Gottanspielungen, selbst die Waschsalonbroschüre bedankt sich und fügt „God bless you“ hinzu. Für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Aber nächsten Sonntag würde ich doch gerne mal vorbei schauen. Seitdem ich nämlich „Sister Act“ gesehen habe, wollte ich immer gerne in so einen richtig coolen, leidenschaftlichen Gospelchor.

Übrigens habe ich jetzt meine offizielle Postanschrift herausgefunden! Wenn mir jemand ganz urig Brief- und Kartenpost zukommen lassen möchte, so sende er diese bitte an folgende Adresse:
Elisa Teichmann
c/o Maxwell Amponsah
G13 Manet Ville DTD
East Airport (5km)
GHANA

Jemand kann das ja mal spaßeshalber ausprobieren, nur um zu sehen, ob es klappt. Was zum Beispiel diese 5 km da zu bedeuten haben – mir völlig schleierhaft. Aber gut, wir werden sehen.

Zwei Wochen sind bereits seit meiner Ankunft vergangen und die Zeit vergeht mal wieder wie im Fluge. Das wird wahrscheinlich noch forciert werden, wenn man sich so mein Wunschprogramm der nächsten Wochen ansieht. Max, Kathi und ich haben gestern mit unserem „Insanity Programme“ angefangen (Das erinnert mich schmerzlich daran, dass man in seinem Leben an einen Punkt kommt, an dem man jemandem so dringlich gern etwas erzählen möchte und feststellen muss, dass das nicht möglich ist, einfach so, weil man selbst Schuld ist. Vielleicht?), es ist hart und es ist Drill und Schweiß und Seitenstechen, aber oh, es fühlt sich so gut an, wenn man dann unter der kalten Dusche steht, die man längst als selbstverständlich ansieht, und sich selbst auf eine neue Körperform und ein neues, wohl noch nie dagewesenes, Fitnesslevel zusteuern sieht. Wir sind dafür übrigens freiwillig am Samstag um 7 Uhr aufgestanden. So wollen wir das jetzt jeden Samstag, Dienstag und Donnerstag handhaben. Unter der Woche allerdings ab 6 Uhr. Das ist ein gutes Stichwort, denn für Montag, Mittwoch und Freitagmorgen haben Kathi und ich ein neues Projekt: einen Französischkurs an der Alliance Francaise. 45 Stunden, an den drei Tagen zwischen 6 und 7.30 Uhr morgens. Ich sage ja, es wird hart, ich weiß auch noch nicht ganz genau, ob wir das zeitlich und kräftemäßig wirklich gut getaktet kriegen, aber wir sind hoch motiviert und voller Vorfreude auf unser Knüpperknüllerprogramm. Morgen wollen wir also erstmal hin, um uns zu registrieren und ich muss auch noch einen Einstufungstest ablegen (auf den ich mich am Wochenende auch reichlich vorbereitet habe, um wenigstens in einen fortgeschrittenen A2 Kurs zu kommen). Wir haben nämlich zufällig beideeinen Partner mit französischer Muttersprache. Jetzt wollen wir uns mal in Richtung dieses Niveaus bewegen.

Max tanzt hier gerade ganz fröhlich durch’s Wohnzimmer, weil er gleich auf eine kleine Gartenparty geht, die von einem seiner Oboruni-Hockeykumpels ausgerichtet wird. Mit dem hatten wir gestern auch das Vergnügen, als wir zum Hockeyspiel mitkamen und zusahen. Ich hasse jeglichen Teamsport aus vollstem Herzen, aber ich sehe den talentierten und konzentrietern Sportlern gern zu und analysiere dann gern bestimmte Gestiken und Mimiken. Da spielten dann gestern Kanadier, Schweden, Ghanaer, Griechen, Deutsche und ich weiß nicht wie viele Nationalitäten zusammen Hockey in der untergehenden Sonne und wir drei Mädchen schauten zu und freuten uns am Spiel. Oh, ich habe ja noch gar nicht die liebe Beatriz erwähnt! Das ist unsere neue Mitbewohnerin aus Spanien, die bis Ende Januar hier an der Spanischen Boschaft zum Praktikum eingesetzt ist. Kathi und ich haben sie sofort ins Herz geschlossen und jetzt sind wir schon ein stabiles Mädchen-WG-Team. So waren wir dann gestern auch gleich zusammen aus, da kamen noch Max und der gute Prof. Ken mit, Papa Joe blieb zu Haus, dann waren da noch drei andere Kerle, die sagten, sie seien Brüder, aber hier ist man immer Bruder, wenn man nicht genau nachfragt. Eigentlich waren sie nämlich Cousins. Zumindest zwei davon. Sind mir nicht direkt vorstellig geworden, habe mit dem einen dann getanzt, der hatte ein weißes Hemd und war recht höflich. Aber Jérémy ist das nicht. Dann wende ich meinen Blick eher ab, aber strahle höflich in die Kamera und denke doch nur an meinen Jungen aus Xouaxange. Natürlich gab es wieder Wengeze, diesmal machten wir eine Art Club-Hopping, durch vier verschiedene Locations, ich muss sagen, Accras Nachtleben kann sich sehen lassen.

Ein weiteres Highlight gestern stellte das traditionelle Fufu-Essen dar. Dazu zerdrückt man Kochbananen und gekochte Kasawa mit einem großen Mahlstock in einer Holzschüssel, draußen im Garten, einer steht und stampft, der andere sitzt und fügt benannte Zutaten hinzu. Das fertige Produkt erinnerte dann an – unseren guten alten, seidenen Kartoffelkloß. Allerdings wurde der dann in roter Soße getränkt, obendrauf noch etwas Rind und Fisch, man aß mit den Fingern. Ich bestellte zwar bei Max die „milde Soße“, aber leider kennt man das hier nicht. Auch bei der milden Variante brannte mir nach ein paar Bissen der komplette Mundraum, inklusive Speiseröhre. Es war lecker, ich aß nicht viel, ich wollte etwas, um alle möglichen Troublemaker-Bakterien in meinem Körper abzutöten und dann war ich zufrieden. FDH wird einem hier leicht gemacht. Als Lunch-Gäste empfingen wir Lisa und ihren Freund Sammy und Talitha. Es war herrlich, da auf unserer Veranda in der Sonne. Ich sollte noch mehr Fotos hochladen! Kommen sofort.

Am Freitagabend führte uns Max zur Schneiderin seines Vertrauens, hinten in der Straße. Es war bereits dunkel und ihr Laden war geschlossen, aber dennoch öffnete die sehr liebenswürdige und tüchtige Frau ihr Privathaus für uns, schloss ihren Laden auf, hörte sich unsere Wünsche an und nahm unsere Maße. Ihr eigenes Kleid, was sie selbst geschneidert hatte, saß wie angegossen. Sie war sehr herzlich und arbeitete schon jetzt mit einer unglaublichen Präzision, Hingabe und Expertise. Wir waren uns eigentlich sicher, dass wir unsere Stoffe in gute Hände gegeben hatten. Jetzt sind wir gespannt auf nächsten Sonntag, wenn wir unsere ersten, maßgeschneiderten Kleider abholen können.

Am Freitag machten Becky und ich uns auf, die von mir entworfenen Flyer für den Deutschen Tag in der Stadt zu verteilen. Dazu „mieteten“ wir ein Taxi, was uns für die nächsten anderthalb Stunden durch Accra fahren sollte, um die Flyer in Supermärkten, Partnerinstitutionen und Bars zu verteilen. Ich stieß auf die Kaya Bar, die ich unbedingt ausprobieren muss. Und ich will ins Kino und ins Nationaltheater. Ich will alles und zwar…nicht sofort, sondern innerhalb der nächsten, knapp 5 Monate. Als wir dann Becky beim Haus ihrer Mutter abgesetzt hatten, die ich noch schnell kennenlernen durfte, genauso wie ihre kleine Tochter Debbie, fuhr ich alleine im Taxi ins Institut zurück und war sehr zufrieden. Meine zweite Arbeitswoche war vorüber und ich hatte das Gefühl, dass ich mit dieser Stelle einen Traumjob abgegriffen hatte, in dem ich bereits jetzt eine echte Stimme hatte, die ernst genommen und gewürdigt wurde. Übrigens ist Becky wieder schwanger, ich erfahre Morgen, wei weit sie ist. Vielleicht bin ich ja dann am großen Tag noch hier. Auch unsere „schwangere Mieze“ wie ich unsere trächtige Haushünden gerne nenne, kriegt in der kommenden Woche ihre Babies. Ohhh, da gibt es Welpen, Welpen, Hundebabies! Ich will die Kamera zücken und euch mit den Bilder VERzücken.

Zum Schluss möchte ich euch noch einen wunderschönen Motivationsspruch mitgeben, der in dem Club gestern an eine Wand geschrieben war:
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Hört, hört.

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