It's Ghana be great

Meine Zeit am Goethe-Institut in Accra

Akwaaba!

Also mir reicht’s hier jetzt langsam mit diesem kulturweit-Blog-Server. Ich schreibe jetzt also alles in einem guten alten Word-Dokument nieder und warte auf bessere Internetzeiten.

Da bin ich also in Ghana und habe schon meinen ersten Arbeitstag hinter mir. Mein Kopf platzt vor Eindrücken, mein Herz vor Gefühlseisenbahnen. Aber mal janz von vorne.

„Akwaaba“ war das erste Twi-Wort, was mich am Flughafen in Accra offiziell auf dem Kontinent begrüßte. Nachdem der spanische Geschäftsmann neben mir in der letzten Reihe und ich beim Start schon unser letztes Gebet gesprochen hatten, als wir plötzlich einen Knall hörten und das Flugzeug dann sehr bedrohlich und unnormal wankte, fühlte man sich nun in der tropischen Abendschwüle so richtig geborgen und wohlbehalten. Nachdem ich also meine Gelbfieberimpfung nachgewiesen, brav mein Visum gezeigt und meine Fingerabdrücke hinterlassen hatte, begab ich mich zum Gepäckband, wo schon die meisten meiner Mitfluggäste warteten. Leider war der Zugang, der weitere Gepäckstücke auf das Band befördern sollte, geschlossen. Hmm. Allgemeines Herumwundern, zumal durch den beständig sich lüftenden Vorhang nun auch dem letzten Passagier klar war, dass da so schnell wohl kein neuer Koffer angerollt kommen würde. Ich fragte also mal einen jungen Mann in einer gelben Weste, der zuständig aussah. Untröstlich schüttelte er nur den Kopf „I don’t know“. Okay. Wer denn dann? Einige mitwartende ghanaische Frauen entrüsteten sich „They don’t know!“. Na gut. Ruhe bewahren, mein lieber Abholer Maxwell steht sicherlich (bitte bitte!) auch noch nach einer Stunde draußen und wartet auf mich. Nachdem dann von ein paar Angestellten ein paar mal auf dem Gepäckband herum gelaufen und fachmännisch geguckt wurde, kamen tatsächlich weitere Gepäckstücke angerollt, meiner war einer der ersten, geschnappt und ab durch die Mitte. Akwaaba. Ich sah einen Bankautomaten und nutze noch schnell meine Chance, 60 Cedi, umgerechnet 15 Euro, die für einen Adapter, ein Frühstück, zwei Flaschen Wasser, ein komplettes Abendbrot und zwei Tro-Tro-Fahrten reichten und ich glaube, ich hatte immer noch etwas übrig. Man kommt also ganz gut zurecht soweit. Na jedenfalls wollte ich dann noch gerne ein bisschen Wasser kaufen und fragte einfach mal im nächstbesten Flughafenladen nach, derer es nur diesen einen gab. Der freundliche Verkäufer holte ein Plastikpäckchen voll Wasser aus dem hinteren Abteil des Ladens und schenkte es mir einfach so. Also das war eine sehr freundliche Begrüßung. Ich war total geflasht. So ging ich raus in die warme Schwüle und erblickte sogleich meinen Namen auf einem weißen Blatt, dahinter der strahlende Maxwell, den die Wartezeit überhaupt nicht gestört zu haben schien. Ein herzensguter Kerl, genauso wie sein Kumpel Kobi, die mich zusammen in mein neues Zuhause hier in Osu brachten.

Hier lebe ich nun, mit Maxwell, Simba (ja, ich denke, er heißt wirklich so, alle Afrikaklischees beiseite lassend; sehr cooler Typ, Filmemacher, schneidet mit dem gleichen Programm wie ich, fand ich sofort sympathisch) und Papa Joe (ein mürrischer kleiner Opi xD). Bisher sind das zumindest dauerhafte Bewohner des Hauses, Michele habe ich nur einmal kurz gesehen (laut Kobi „always partying“) und Rebecca ist nur noch bis Morgen hier. Es sind wohl schon neuer Bewohner im Anmarsch und ich bin gespannt, wie die Stimmung im Haus so wird. Bisher ist es sehr angenehm. Von Maxwell wurde ich gleich am Sonntag zu meinem ersten ghanaischen Mittagessen eingeladen, Red-Red (eine Art scharfe Tomaten-Bohnensauce) mit Süßkartoffeln, Kochbananen und Banku, einem Mehl aus Manyok. Das haben wir zu dritt zusammen aus einer Schüssel gegessen auf der Veranda, das hatte was. Heute Abend hatte er wieder gekocht, Reis mit Palmnusssoße und Fisch, sehr lecker, aber extrem scharf. Mein Magen rebelliert ein wenig seit Sonntag. Frage mich, ob das eigentlich an der Malariaprophylaxe liegt.

Heute war bereits mein erster Arbeitstag und ich bin hellauf begeistert. Meine Stimmung hat sich von gestern auf heute um 200 % verbessert. Gestern noch von Heimweh und Gefühlseisenbahnen und –achterbahnen zerschüttelt, hielt ich mich die meiste Zeit im Bett auf und sah mir auf Youtube mit einer 140 p-Qualität alte „Berlin, Berlin“-Folgen an. So was kann ich übrigens nur empfahlen, macht was, was euch nicht nur ablenkt, sondern euch ein Stück Heimat mitgibt. Abends schälte ich mich dann aus dem Bett für eine Tour mit Simba und Rebecca zum „Ivorian“, wo wir herrlichen Avocadosalat und gegrillten Fisch mit den Fingern aßen. Ich liebte das. Danach ging es mir schon mal besser. Stabilisierung eingeleitet. Heute Morgen wurde ich nicht nur von emsigem Stimmgewirr vor meinem Fenster geweckt, sondern auch von krampfartigen Magenschmerzen. Wat is dat hier nur mit diesen Unverträglichkeiten ständig…aber alles halb so wild, nach keinem Frühstück (ist hier nicht so angesagt, habe mir heute aber dennoch mal Müsli und Milch geholt) brachte mich Maxwell zur Tro-Tro-Station und erklärte mir, wie ich von der Endstation zum Goethe-Institut käme. Als ich endlich da war, fand ich mich an einem paradiesischen Ort wieder, mit prachtvollen Blumen, strahlenden Menschen, einer freundlichen Atmosphäre und einer sonderbaren Drucklosigkeit. Ich mochte es dort auf Anhieb. Ich lernte zuerst meine sehr liebe Praktikantinkollegin für die Sprachabteilung, Lisa, kennen. Meine Chefin Becky führte mich durch das Institut und stellte mich persönlich jedem Mitarbeiter vor. Es wird sich hier geduzt (Yes!). Ich habe mit Lisa zusammen ein wundervolles Büro mit Balkon und Badezimmer, es wirkt viel zu schön, um tatsächlich wahr zu sein. Meine Arbeit bestand am ersten Tag darin, mit Becky ein Konzept für die große Feier zum Tag der Deutschen Einheit zu gestalten und administrativ zu organisieren. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Manchmal spukte so ganz leicht ein kurzer innerer Vergleich zu „Klinik unter Palmen“ oder ähnlichen „Ich habe den allerschönsten Arbeitsplatz“-Konzepten hervor. Man wird mit allem Möglichen an Deutschland erinnert (da gibt es sogar die Riesenmärchenbücher mit den schönen Bildern, die wir als Kinder hatten, eine Sprachlern-CD hat heute was über „Sie machen eine Stadtrundfahrt in Potsdam“ erzählt und hinter mir hängt groß die Deutschlandkarte), hat aber das tropische Wetter, die Sonne, die Gelassenheit der Leute und das extrem gute und frische Essen direkt vor der Nase. Das ist eine sehr reizvolle Mischung.

Ich glaube, ich habe jetzt erstmal genug geschrieben. Mal sehen, was der Server sagt. Ich möchte mich jetzt in mein Himmelbettchen kuscheln, ja, ein Prinzessinenbettchen, mein Mosquitonetz hängt, meine Bilder auch, mein kleines 5qm-Reich wird zu einer richtigen, anheimelnden Wohlfühlbude. Morgen beginnt mein Twi-Kurs. Mal sehen, was ich danach so zu erzählen habe. Höhö.

 

Haut Rhin! Ist eine Region in Frankreich. <3

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