Als ich aufgrund meines ungewöhnlichen „Höflichkeits-Visums“ als letzter durch die Passkontrolle aus dem Flughafen kam, erwartete mich schon meine Kontaktperson Cristina und lud mich ins Taxi. Ich wurde direkt zu meiner neuen Wohnung gefahren, die in dem Ort El Palomar, einem Vorort von Buenos Aires, liegt. Das Apartment im oberen Stock eines eingeschossigen Hauses ist für eine Person sehr groß und luxuriös. Ich habe hier einen eigenen Eingang, eine eigene Küche und Bad sowie – das allerbeste – eine Dachterrasse!!!:D!!!! Nach der positiven Überraschung meines neuen Lebensraumes sortierte ich mich erstmal ein wenig und machte mich nach der 29-stündigen Reise etwas frisch um dann anschließend gleich einen ersten Blick auf meine neue Arbeitsstelle zu werfen: Die Gartenstadtschule, eine von deutschen Einwanderern gegründete Privatschule. Schon auf dem Weg zur Schule fiel mir auf, dass die Umgebung stark von deutschen Einflüssen geprägt ist. Das Viertel in dem die Schule liegt, und nur fünf Minuten Fußweg von meinem Apartamento entfernt ist, heißt Ciudad Jardin – übersetzt Gartenstadt – und seine Straßen haben Namen deutscher Flieger. Der zentrale Platz heißt schlüssig „Plaza del avión“ und hat ein Flugzeug als Zierobjekt.
So führt mich mein täglicher Arbeitsweg absurderweise vorbei am netten „Kaffeehaus“, sowie netten „Fachwerk“-Häuschen und gestriegelten Vorgärten mit Gartenzwergen. Wie ich schon angedeutet habe, ist es auch keinerlei Problem „Warsteiner“ im Supermarkt zu kaufen, mit dem einzigen Unterschied, dass man Bier hier aus – da haben die Argentinier uns was voraus – ganzen anstatt halber Liter-Flaschen genießt. Trotz aller Vorwarnungen, Argentinien sei das europäischste Südamerikanische Land: Ich fühlte mich doch etwas perplex und peinlich berührt als ich auf der Suche nach dem „Neuen“, dem „Abenteuer“ im fernen und unbekannten Südamerika extra um den Globus reise um – ja, Gartenzwerge zu sehen. Gut, versuchte ich mich zu beruhigen, der Kontrast zu meinem bisherigen Umfeld in Kreuzberg ist immerhin ziemlich groß…
In dem Moment wurde ich überrascht vom plötzlichen Lärm über mir und blickte hoch. Schon in der nächsten Sekunde war all mein Zweifeln wie weggeblasen. Im Baum über mir saß ein Schwarm knallgrüner Papageien, die sich über die ersten Früchte des Frühlings hermachten, ein faszinierender Anblick.