Inzwischen sind nun schon 2 1/2 Wochen rum und das erste große Projekt ist zuende! Das Schulfest „EXPO ALEMANIA“, für das wir in den letzten Wochen viel Vorbereitungsarbeit geleistet haben, ist vorüber und die Arbeit hat sich gelohnt. Es hat allen viel Spaß gemacht und war ein voller Erfolg. Dazu später aber mehr. Erst einmal möchte ich einige Erlebnisse der letzten Zeit nachholen hier zu schildern.
Zug fahren
Bisher habe ich mich zwar erst zweimal auf den Weg in die Stadt gemacht. Jedesmal war es jedoch ein echtes Erlebnis. Schon kurz nachdem ich das erste mal von dem auf der anderen Seite von Ciudad Jardin gelegenen Bahnhof mit dem Vorortzug der Linie General Urquiza losfuhr, war es mir vergönnt das erste Mal den Klang eines Bandoneóns zu hören. Dieses etwas kleinere Akkordeon ohne Klaviertasten ist das wohl typischste Instrument des argentinischen Tangos und wurde von einem deutschen Herrn Band erfunden. Der etwa 80-jährige Mann, der dieses Instrument spielte, stand aufrecht am anderen Ende meines Waggons und sprach in einer für sein Alter erstaunlich durchdringenden Stimme von einem Thema, das mit dem gerade begonnenen Frühling zu tun haben musste. Denn „Primavera“ war das einzige Wort in dem für mich kaum verständlichen Lautschwall, das ich immer wieder ausmachen konnte und das jedesmal von einem herzlichen Lächeln begleitet wurde. Der Mann schien mich mit seinem trotz aller Freundlichkeit durchdringendem Blick hypnotisieren zu wollen, bis ich endlich begriff, dass der Mann blind war. Er hatte jedoch keinen Blindenstock oder ähnliches zur Hand. Klar, denn er musste ja Bandoneon spielen, was nur mit zwei Händen geht. Er spielte etwas tango-ähnliches, wobei es mir schwer fiel in dem Gespielten eine bestimmte Melodie oder einen Rhythmus wiederzuerkennen. Als er sich schließlich dazu aufmachte weiterzugehen, war ich zugegebenermaßen neugierig, wie der Mann sich orientieren würde, ohne einen Stock. Schließlich lief er einfach los, trotzdem er mehrmals irgendwo gegen stieß, bis andere Fahrgäste ihn am Arm hielten und ihn nach und nach behutsam durch das Abteil weiterleiteten. Dabei sah ich das dieser Mann es geschafft hatte, mit seiner positiven Art allen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und fast jeder legte ihm im vorbeigehen noch ein paar Münzen in seinen Becher.
Auf meiner zweiten Fahrt Richtung Stadt am vergangenen Woche sprach ich eine ältere Dame an, die neben mir am Bahnsteig saß. Ich hatte sie lediglich fragen wollen, ob es hier angebracht wäre, mein Bier, dass ich dabei hatte schonmal während der Zugfahrt zu genießen. Nachdem sie meine Frage verneint hatte, kam es zu einem Gespräch, denn die Dame war neugierig woher ich denn käme und was ich hier machen würde. Sie war von meinen in ausbaufähigem Castellano gegebenen Antworten offenbar sehr angetan und erzählte mir daraufhin einiges von sich und von Argentinien. Sie informierte mich zwinkernd darüber, dass die argentinischen „chicas“ sehr hübsch seien, ich aber sehr aufpassen müsse, da es viele von ihnen nur auf mein Geld absehen würden. Nach diesen und einigen weiteren nützlichen Überlebenstipps, musste sie allerdings leider schon aussteigen und verabschiedete mich nicht nur mit einem dicken Schwiegermutterschmatzer, der so dick war, dass mich eine junge Frau auf der Nebenbank schon augenrollend anschmunzelte, sondern winkte mir sogar noch vom Bahnhof aus zu, als wäre ich ihr lange verschollener Enkelsohn, der nun leider wieder in die Ferne müsste (das alles nach zwei Stationen gemeinsamer Fahrt wohlgemerkt). Ja, als Deutscher scheint man zumindest in dieser Gegend unerwartet willkommen zu sein…
Hunderitis
Also hier in meinem Viertel ist alles voll mit Hunden. Hunde hinter Zäunen und Hunde vor Zäunen, die die cooleren Hunde sind, da sie lässig an den sie anbellenden, hyperaktiven eingezäunten Hunden, die auch raus wollen, vorbeilaufen. Die Hunde vor den Zäunen müssen zwar Müll essen, sind aber immerhin frei. Die eingezäunten Hunde dürfen zwar auch manchmal raus, aber nur an der Leine und in 10er Gruppen, wenn sie vom Hundesitter abgeholt werden. Da frag ich mich, wozu die hier alle Hunde haben. Wahrscheinlich als Security/Statussymbol. Ach und dann gibt es noch einen Hund auf nem Dach eines leeren Hauses, der mich jeden Tag wieder erschreckt, wenn er mich auf dem Weg nach Hause von oben anbellt. Keine Ahnung warum der immer da ist. Katzen gibt es hier auch viele, die haben wahrscheinlich kein leichtes Leben…
„Expo Alemania“
Nun kurz zum Fest heute. In den nächsten Tagen füge ich noch Fotos hinzu.
Alles begann einigermaßen chaotisch, da für Generalproben keine Zeit war. Es musste halt einfach klappen. Nach Dekoration und einigem hin und her mit der Technik konnte es dann mit offiziellem Fahneneinlauf losgehen. Von Drei Chinesen mit dem Kontrabass über den Haustierrap bis hin zu einer wunderbaren Darbietung der 1. Klasse von Dornröschen wurde ein breites Spektrum deutscher Kultur geboten. Außerdem traten eine „Wolgadeutsche Tanzgruppe“ auf sowie ein Herr in Lederhosen, der mit beeindruckend vielseitiger Stimme Schlager, italienische Arien und brasilianische DiscoHits vortrug, bis schließlich die Schüler, Eltern und Lehrer in Polonaise die Bühne eroberten! Das sagenumwobene „Chukrut und Weisstwurt“, was sich als Sauerkraut mit Weißwurst herausstellte, schmeckte übrigens auch gut!
So, jetzt muss ich aber zu meinem ersten Tangokurs! Bis bald!











