Dies sind die Abenteuer der Freya und da es hier in Jordanien mit Bus und Bahn ja bekanntlich nicht weit her ist und das schon gar nicht in Richtung Osten, haben ein Teil meiner Mitbewohner und ich für heute einen Fahrer organisiert, der uns zu den berühmten Wüstenschlössern im Osten Jordaniens bringen sollte. Man hätte auch ein Auto mieten können, aber wer will schon aktiv motorisiert an diesem Verkehr teilnehmen?!
Also stand heute früh pünktlich um 9 Uhr unser jordanischer Fahrer vor der Tür… naja, und wer war noch nicht so weit? Natürlich, die internationale Mitfahrgemeinschaft. Verkehrte Welt…
Irgendwann hatte dann aber die Besatzung doch ihre Plätze im Auto eingenommen (die kleine Freya selbstverständlich auf der Rückbank in der Mitte eingequetscht… da war es wenigstens nicht so schlimm, dass es keinen Anschnaller gab). Und so ging es gen Osten. Erst durch verschiedene Viertel in Amman. Dann in die offene Ebene und das Bild veränderte sich. Gefühlte Lichtjahre Unterschied.
Die Straßenschilder zeigten uns an, dass die Distanz zwischen unserem Auto und Saudi-Arabien / Irak beträchtlich zu schrumpfen begann, denn auf der Straße, die sich vor uns erstreckte, war fast nichts los (es ist Freitag!). Lediglich unzählige LKW, die in diesem Dreiländereck Güter hin und her transportieren, befuhren die Straßen. Aber auch diese stellten kein wirkliches Hindernis dar, nachdem sich links und rechts der Straße quasi das Nichts befand und man für alle Überholmanöver ausreichend Sicht hatte. Beängstigend war dabei lediglich, dass die Straße schon bei den heutigen 20°C zu flimmern begann und sich so leichte Verzerrungen im Straßenbild ergaben.
Wie gesagt, links und rechts der Straße befand sich nichts außer endloser Weite aus schwarzem Basaltstein sowie Staub, Erde und Sand in unterschiedlichsten Rot- und Brauntönen. Wunderschön anzusehen, zumindest wenn man sich mit genügend Wasser im klimatisierten Auto mit arabisch sprachigem Fahrer weiß und es nicht Sommer ist. Ab spätestens Mai muss diese Gegend wie die Hölle sein, denn das einzige, das Schatten spenden könnte, sind vereinzelte Strommasten, die ja bekanntlich eher in schlanker Form vorfindbar sind. Ansonsten sieht man in regelmäßigen Abständen besagte Straßenschilder, die schrumpfende Distanzen zu Ländern anzeigen, in denen man sich- durch deutsche Medien sozialisiert – nicht unbedingt aufhalten wollte. Ein seltsames Gefühl, wenn Dinge aus dem Fernsehen irgendwie auf einmal greifbar werden. Eine weitere potentielle Gefahr trug dann aber doch eher zur allgemeinen Erheiterung bei: Straßenschilder, die vor der Gefahr warnten, dass unkontrolliert Paarhufer in Form von Kamelen die Straße kreuzen könnten.
Am ersten Wüstenschloss angekommen, machte sich zunächst Enttäuschung breit. „Ganz schön klein!“ lautete das voreilige Urteil. Es stellte sich dann aber schnell heraus, dass man sich bei Dimensionen von Dingen, die einfach nur auf einer endlos weiten Ebene stehen, doch leicht verschätzen kann. Und so bestand beinahe die Möglichkeit, sich im ansonsten fast touristenleeren Schloss zu verlaufen. Schwer beeindruckt setzten wir unsere Fahrt Richtung Osten über die flimmernde Straße fort. Bis wir schließlich am zweiten Wüstenschloss ankamen. Dieses war – entgegen aller islamischen Regeln – mit entsprechenden, gut erhaltenen Fresken verziert, die den Besucher nicht schlecht staunen lassen.
Das dritte Schloss befand sich nicht wie die beiden anderen „in the middle of nowhere“, sondern viel mehr mitten in der kleinen Stadt Azraq. Die Bewohner dieser eher trist wirkenden Siedlung haben neben dem Schloss vollkommen unbeeindruckt ihre Hauptverkehrsstraße verlegt und so die perfekte Anbindung gesichert.
So haben wir uns vollkommen unbelastet von irgendwelche Katastrophen oder nennenswerten Schwierigkeiten drei wirklich sehenswerte Wüstenschlösser angesehen und uns durch endlos wirkende Weiten von schwarz/rot/braunem Stein/Staub/Sand-Gemisch wieder auf den Heimweg gemacht. (Memo an mich selbst: nächstes Mal wieder unkonventionelleres Transportmittel wählen – erhöht den Spaßfaktor)