Tja, wie soll ich jetzt 8 Tage Türkei (davon 5 Tage kulturweit-Zwischenseminar) in einem Blogeintrag verarbeiten? Möglichst so, dass ihr alle beim Lesen nicht einschlaft… Ich hab keine Ahnung (wie immer), werd aber mein Bestes geben (auch wie immer).
Angefangen hat die ganze Reise vorletzten Freitag, 4.45 Uhr jordanischer Zeit, als auf wundersame Weise direkt (!) vor meiner Haustür ein Taxi stand, dessen Fahrer mich auch bereitwillig zu dem Treffpunkt gebracht hat, der mit den Mädels vom Goethe-Institut, mit denen ich zusammen gefahren bin, ausgemacht war.
Blöd nur, dass ich 20 Minuten zu früh da war und natürlich auch in der Dunkelheit mit meinen zwei Koffern reichlich Aufmerksamkeit erweckte. Alle Taxis hupten, hielten an und fragten, wo ich hin wolle. Und auch die ein oder anderen Insassen eines Privat-PKWs haben sich großmütig angeboten, mich mitzunehmen. Keine besonders schöne Situation. Wäre es in Deutschland aber auch nicht gewesen.
Der Rest der Reise war recht unspektakulär und vom Flug hab ich nicht viel mehr mitbekommen als das Frühstück und die Landung. Den Rest hab ich einfach verschlafen.
Unsere Ankunft in der Türkei war für außenstehende Beobachter bestimmt sehr unterhaltsam. Nachdem wir zunächst lange durch lautes Diskutieren untereinander versucht haben, den aktuellen Wechselkurs zur Türkischen Lira zu ermitteln, um eine entsprechende Menge Geld abzuheben und ziemlich ratlos vor den Automaten standen, welche die Tickets für die Straßenbahn verkaufen, war es wohl das Highlight, wie wir uns in der Tram verhalten haben…
Allein schon die Tatsache, dass es öffentliche Verkehrsmittel gibt, und man sich nicht mit den Taxis rumärgern muss, hat uns aufs Äußerste begeistert. Als wir dann mit unserem Gepäck die erste Straßenbahn bestiegen hatten und losfuhren, verfielen wir endgültig in kindliche Verzückung. Bei jedem Baum, Wasserlauf und bei jeder Grasfläche fingen wir an wie wild mit dem Finger darauf zu zeigen, damit die anderen beiden dieses Wunder der Natur auch ja nicht verpassten, und lautstark unserer Freude kund zu tun. Muss ein sehr erheiterndes Bild gewesen sein. Auch die sauberen Straßen und die verschiedenfarbigen Häuser konnten helle Begeisterung entfachen.
„Hier ist es wie zu Hause!“ Solche Sätze kommen dann, wenn man Sachen sieht, die daheim selbstverständlich sind, im Einsatzland aber eine wirkliche Rarität.
Eine sehr lange Fahrt in einer zweiten, vollkommen überfüllten Tram später, kamen wir etwas entnervt an der Endhaltestation an. Aber hey, immerhin gibt es öffentliche Verkehrsmittel! Unser Hostel, das sich in unmittelbarer Nähe zur Hagia Sophia und Blauen Moschee befand, war dann auch irgendwann gefunden. Und wir konnten unser 6-Bettzimmer beziehen. Da! …genau. Wer hat’s bemerkt? Wir waren nur zu dritt. Hatten aber ein Zimmer für 6. Und das auch nur, weil uns die Hostelleitung upgegraded hatte von unserem ursprünglichen 10-Bettzimmer. Wer mich kennt, weiß, dass man diesen Teil der Geschichte auch mal wieder unter „Wie sich Freya selbst überwindet“ verbuchen könnte. Vor allem, da das Bad auch noch auf dem Flur lag. Wann bin ich eigentlich so ein Weichei geworden?! 😀
Aber Gott sei Dank (arab.: hamdulillah) waren die Leute vom Hostel sehr freundlich, das Zimmer und Bad sauber und die Mädels in unserem Zimmer wirklich nett. So konnten wir dann – leider unter Schlechtwetterbedingungen (das war in Amman eindeutig schöner) – unsere Sightseeing-Tour starten. Von Freitag bis Sonntag haben wir so die Blaue Moschee (und noch 2 andere Moscheen), die Hagia Sophia, die Zisterne und den Topkapi-Palast besucht. Wir sind am Wasser entlang spaziert, haben die obligatorische Bosporus-Bootstour gemacht und waren in Taksim. Wir haben diverse Suqs und Geschäfte von innen gesehen, weil man quasi nicht daran vorbeigehen kann, da einen die Händler mehr oder weniger in die Läden „zwingen“ – auch gerne unter Zuhilfenahme der Deutschkenntnisse. Aber drinnen fanden sich auch fast immer wundervolle Kleinigkeiten, die sich super als Mitbringsel eigneten. Natürlich waren wir auch auf der großen, modernen Istiklal-Straße unterwegs und haben die Menschenmassen bestaunt.
Montagfrüh bin ich dann alleine Richtung Seminarort aufgebrochen. Schließlich waren wir ja nicht (nur) zum Spaß in der Türkei. Die beiden anderen Mädels wollten noch einmal Souvenirs kaufen gehen, worauf ich keine Lust hatte und mich deshalb alleine mit der Tram zum Busbahnhof gesetzt hatte. Dort angekommen, hatte ein (wortwörtlich) äußerst zuvorkommender Busfahrer auf meinem Notizzettel den Vermerk gesehen, der angab, wo ich hin wollte, mich kurzerhand auf türkisch davon überzeugt, dass sein Bus da jetzt hinfährt, meinen Koffer im Gepäckraum desselbigen verstaut und mich in das Fahrzeug geschoben. Schade. Denn eigentlich wollte ich mich am Busbahnhof noch mit 2 anderen kulturweit-Freiwilligen treffen, um gemeinsam zu reisen. Naja, der Zug/ Bus war jetzt abgefahren und ich alleine auf’m Weg zum Seminarort.
Eine ziemlich lange Busfahrt durch Istanbul und seine Outskirts später war ich an meiner Zielhaltestelle angekommen und ziemlich überrascht von der Tatsache, wie weit ich in Jordanien doch mit meinem 3 Worten Arabisch komme. Zumindest im Vergleich zu hier, wo ich mich noch nicht mal ansatzweise auf Türkisch ausdrücken konnte… Auch nicht in dem Taxi, das mich zur Unterkunft bringen sollte. Den Fahrer hab ich einfach nur freundlich angelächelt und ihm den Zettel mit dem Namen des Hotels gezeigt. Tja, und wie fragt man jetzt auf Türkisch, was das kostet?! … Das hätte ich zumindest auf Arabisch noch hinbekommen. In der Türkei blieb mir nix anderes übrig als einfach zu sagen: „Lira?“ … Blöde Touristen. Man stelle sich vor, in Deutschland in ein Taxi zu steigen und statt „Entschuldigung, wie viel wird die Fahrt kosten?“ einfach „Euro???“ zu fragen. Fabelhaft!
Aber auch dieses Rätsel konnte gelöst werden und ich kam etwas abgekämpft im Hotel an und freute mich wahnsinnig, zwei vertraute, deutschsprachige Gesichter dort zu entdecken. Nach und nach trudelten dann auch die anderen ein und wir konnten unser Seminar nach Plan starten.
Rückblickend betrachtet hat mir das Seminar sehr viel gebracht. Sowohl hinsichtlich der Reflexion der bereits vergangenen Zeit als auch hinsichtlich dessen, was noch vor mir liegt. Immerhin ist nächste Woche schon Halbzeit. Außerdem hat es sehr gut getan, sich mit den anderen Freiwilligen mal auszutauschen und auch die Situationen vergleichen zu können. Unsere Teamerin war echt super und ich denke, wir hatten eine wirklich tolle Woche.
Anfangs war ich außerdem über den Tapetenwechsel ganz froh. Zum Schluss hab ich mich aber auch wieder auf „zu Hause“ gefreut.
Schon putzig, wie sich Dinge mit einer bestimmten Perspektive ändern. Von der Türkei aus war am Ende der Woche Amman mein zu Hause. Anders herum war die Türkei von Amman kommend wie zu Hause, da es im äußeren Erscheinungsbild eher Europa ähnelt als Jordanien dies tut.
Naja, also es ist schön, wieder hier zu sein. Es war sehr schön in der Türkei. Und ich bin mir sicher, es wird auch schön sein, nächstes Jahr wieder bei euch und zu Hause zu sein!